Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
WackenDoc
09.02.2015, 08:00
Arbeiten im Ausland zeigt einem immer wieder, wie gut es uns in Deutschland (oder auch Westeuropa im Allgemeinen) geht:
Patient mit chronischem Reflux bei bek. Hiatushernie- im ganzen Land keine gescheite OP-Möglichkeit. Nimmt seit ca. 10 Jahren Omeprazol und hat weiter Beschwerden. Evtl. lässt er sich in Indien operieren.
Patientin wo schon die Anamnese die Diagnose zu 90% enthüllt hat. Kurz das Sono drauf- Cholezystolithiasis. Mal schauen, ob sich jemand findet, der es operiert.
Und: 60% aller Medikamente die im Land verfügbar sind, sind gefälscht. Im günstigen Fall haben sie einfach keine Wirkung, im schlechtesten ist Gift drin.
Ich hab Bilder von nem "Waschraum" vor nem OP gesehen- also Schweineställe in Deutschland sind in einem hygienisch besseren Zustand.
Achso- falls jemand nen C-Bogen über hat, ich hab hier ne Klinik, die Bedarf hat. Wird von ner evangelischen Bruderschaft geführt.
Sagt mal, gibt es bei euch auch so furchtbar Oberarzt-Machtkämpfe?
Bei uns dieses We wieder extrem. Freitag setzt die Stations-OÄ das Behandlunsregime fürs We fest, bespricht das mit dem Stationsassi und dokumentiert alles in den Kurven. Soweit so gut. Sie macht eine Übergabe an den Wochenend-OA und der ruft eine Stunde später bei uns an und schmeißt alles über den Haufen. Antibiotika (gerade von der OÄ festgelegt: Kombi für mind 10 Tage), jetzt Monotherapie oder bei anderen Patienten alles absetzen...
Als Assistent weiß ich genau, dass am Montag die OÄ zurück ist und ausflippen wird, abgesehen davon, dass ich das Absetzen teils sehr riskant finde. So oder so sitzen wir zwischen Fronten und einer ist immer beleidigt. Wie im Kindergarten....
Hoppla-Daisy
09.02.2015, 11:04
Sowas ist ja wohl das Hinterletzte! Ich glaub, sowas würd ich im Team ansprechen. Die beiden Parteien müssen mit dem Dilemma konfrontiert werden, dass die Assistenten da echt ein Problem mit hätten, dass Behandlungsregimes ständig umgeworfen würden.
So, ich bin für ne weitere Woche aus dem Verkehr gezogen. Tut mir leid für meine Kollegen, aber es geht wirklich nicht. Ich bin ja schon froh, wenn ich hier die Treppe hochkomme (wenn ich mich denn mal aus dem Haus bewege)! Danach ist erstmal Abschnaufen und Aushusten auf der Couch angesagt.
Ja, so sehe ich das auch. Habe mit den anderen Kollegen gesprochen, die schon länger in der Abteilung sind als ich, aber es war wohl schon immer so (weil die beiden echt so verschieden sind "Typ hypermegavorsichtig" gegen Typ "ach lass man, die Kinder machen das schon"), allerdings habe es sich in der letzten Zeit schon zugespitzt...
Aber beide fahren die Schiene, "so lange ich hier der Chef bin, wird gemacht, was ich sage"... Ich bin mir nicht sicher, ob es sinn macht, das beim Team-Meeting anzusprechen. Im Moment ist es halt so, dass wir Assis eben genau dokumentieren, wann welche Ansage von wem kam und warum.
Es ist ja nicht unbedingt so, dass einer von beiden völlig falsch liegt... Aber keiner ist bereit, sich -wenigstens mal über das Wochenende- auf den Weg des anderen einzulassen... Grrr.
@Daisy: gute Besserung :-keks
Hoppla-Daisy
09.02.2015, 13:13
Ich würde es dennoch mal in einer Team-Sitzung ansprechen :-meinung. Ob es in eurem Fall Sinn ergibt, keine Ahnung, aber ihr habt dann wenigstens alles versucht. Es muss ja nicht rüberkommen à la "wir finden es scheiße, dass....", sondern vielmehr eher so nach dem Motto "wir würden eine klare Linie befürworten, so dass auch ein Lerneffekt da ist" und auf jeden Fall die eigene Verunsicherung dabei auch betonen. Gerade als Assistent in der Weiterbildung ist es doch wichtig, dass Konzepte erarbeitet und dann auch befolgt werden. Diese ständig umzustoßen, ist dafür echt Gift.
Es wäre für alle (!) das entspanntere Arbeiten. Dokumentation ist eh unerlässlich, aber gerade in solchen Fällen megawichtig! Wenn ich eine Anordnung meines Vorgesetzten nicht nachvollziehen kann oder ein sehr schlechtes Gefühl dabei habe, schreib ich dann auch gerne mal "nach Rücksprache und Anordnung des OA/der OÄ".
Ach ja, Danke :-)
Moorhühnchen
09.02.2015, 16:58
Ich bin frustriert und doch nicht frustriert... mein Montag fing heute schonmal so an:
Erster Pat. im Saal für ne Radiusosteosynthese und ne Famulantin seit heute (1. Famu, noch nie in der Anä gewesen).
- "So, hier können wir es uns einfach machen und ne LAMA legen"
1. Versuch, Pat. ist nicht drüber zu beatmen, noch 2 Versuche ergaben keine Änderung. Ok, also doch intubieren. Reingeschaut, Cormack 4 - "Bitte Führungsstab" - schon beim blind reinschieben gemerkt, daß es ösophageal sein muß, also gleich wieder raus.
Mein Pfleger fragt mich, ob ich nen McCoy-Spatel will (von dem es letzte Woche noch hieß, sowas gäb's im OP net). Auch damit nix gesehen, aber mit etwas Hilfe ging's blind intubieren.... Hurra!
Reingefahren, Chirurg fragt, warum's gedauert hat - "War schwierig zu intubieren." - "Warum habt ihr denn keine LAMA geschoben?" - Achja...... aber für die Famulantin war's glaub ich ganz spannend! :-))
Später PDK im Kreißsaal, hab ich ja länger nicht gemacht. Der letzte war schon schwierig und ich mußte meinen Chef dazurufen, der es erst im 6. Versuch schaffte. Heute dann bei leicht skoliotischer Patientin kein Durchkommen, ich schon total frustriert, daß ich es schon wieder nicht hinbekomme........ :-wand
Und dann kommt Cheffe und bricht nach 3 weiteren Versuchen ab. Meine Ehre ist wieder gerettet!
Nächser Auftrag: Braunüle auf chir. Station legen. Die Assis dort haben es jeweils schon 5x versucht. ZVK von letzter Woche hielt genau eine halbe Stunde, dann wurde er von der Patientin gezogen. Pat. kurz vor präfinal, ißt und trinkt nicht mehr, schon der Stauschlauch verursacht Hautschäden und nach einmaliger RR-Messung suppt es, ein Versuch, natürlich auch kein Glück gehabt. Nun soll besprochen werden, ob nochmal ein ZVK-Versuch gemacht werden soll, oder ob noch andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen (subkutante Flüssigkeitsgabe???) oder ob die Patientenverfügung alles weitere ausschließt.
Also irgendwie kein Glück gehabt heute, irgendwie demotivierend, aber die Chancen standen irgendwie schlecht für mich und es tröstet mich, daß der Chef den PDK auch nicht legen konnte.
Hühnchen, das hatte ich in den letzten Wochen irgendwie auch häufiger. Am vorletzten Wochenende zwei frühchen, die ziemlich eingelagert hatten (mit cpap inklusive Mütze, sodass die Kopfhaut ausfiel, ein ehemaliges Frühgeborenes das Antibiotika i.v. brauchte (bei diesen drei Kindern hat aber auch die Oberärztin jeweils mehrere versuche benötigt) und jetzt am Samstag meine beiden Frühchen-Aufnahmen - dabei treffe ich sonst am ersten Lebenstag immer direkt, da sind sie ja noch so schön polyglobul. Naja, durften sich Nachtdienstkollegib und Chef noch dran austoben. ;-) Aber irgendwie habe ich da gerade eine Pechsträhne...
LG
Ally
Komme heute zur Arbeit, von 6 Kollegen bleiben 3 zuhause. Zwei sind krank, einer ist am Wochenende Vater geworden. Arbeiten macht echt Spaß, wenn die Hälfte der Assistenten krank ist.
Außerdem will ich wieder in einem richtigen Krankenhaus arbeiten und nicht in so einem Saftladen :-wand
ja Hühnchen, nix ist frustrierender, wie wenn man sich mit sowas abmüht und dann kommt der Oberarzt und versenkt die Nadel von der Tür aus :-D
Kackbratze
09.02.2015, 17:12
und n Doppelpost noch dazu ;-)
oder n Bug in meinem Browser?!?
Heerestorte
09.02.2015, 17:14
und n Doppelpost noch dazu ;-)
oder n Bug in meinem Browser?!?
Ich zähle drei :-))
nein das hat schon beim Posten gesponnen, wundert mich jetzt irgendwie net^^
löschs raus, Muri :-)
solche Phasen sucken, gell.. ;-)
morgen Kindernarkosetag für mich :-love :-love :-love
(ich liebe sowas ja)
Moorhühnchen
09.02.2015, 18:24
Ja, nicht treffen und ein anderer macht's blind ist natürlich noch schlimmer. Aber ich verzweifel grad an der Tatsache, daß ich demnächst nachts ganz allein im Haus bin und dort noch kein PDK geklappt hat (ok, bei 2 Versuchen halt... :-oopss)
@ Lava: kannst ja nun langsam mal wieder die Umschau nach attraktiveren Arbeitsplätzen starten! :-)
Irgendwo wird's doch auch für Dich ein nettes Plätzchen geben.
Ich war mal so frei, Meuli. ;-)
LG
Ally
@ Meuli
So war das bei meiner Spinalen.. der Assi hat 5x probiert, dann kam CA und hat mit einem Stich alles erledigt ^^
Wobei dieser Arzt meine EINZIGE positive Erinnerung an den KH Aufenthalt rund um die Geburt ist (denn das war echt grauenvoll alles) denn er kam am Tag danach zu mir und hat sich entschuldigt, dass es nicht geklappt hatte durch ihn und er dabei dann ungeduldig geworden ist. Das fand ich sehr toll von ihm.
Ich vermisse meine alte Klinik und meine alte Stadt wahnsinnig :-?
Moorhühnchen
09.02.2015, 18:48
Ich vermisse meine alte Klinik und meine alte Stadt wahnsinnig :-?Kein neuer Chef dort in Sicht? Manchmal sind neue Chefs ja auch schnell wieder weg.... In HU mehrfach erlebt... ;-)
Sebastian1
09.02.2015, 18:59
Nächser Auftrag: Braunüle auf chir. Station legen. Die Assis dort haben es jeweils schon 5x versucht. ZVK von letzter Woche hielt genau eine halbe Stunde, dann wurde er von der Patientin gezogen. Pat. kurz vor präfinal, ißt und trinkt nicht mehr, schon der Stauschlauch verursacht Hautschäden und nach einmaliger RR-Messung suppt es, ein Versuch, natürlich auch kein Glück gehabt. Nun soll besprochen werden, ob nochmal ein ZVK-Versuch gemacht werden soll, oder ob noch andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen (subkutante Flüssigkeitsgabe???) oder ob die Patientenverfügung alles weitere ausschließt.
Ich hatte neulich auf WDR5 ein interessantes Interview mit einem Palliativmediziner gehört, der als Beispiel die bald ja schon "rituellen" Gaben von O2 und Flüssigkeit bei sterbenden Patienten als unsinnig bezeichnet hat. Hat er recht, dann bräuchte die Patientin zumindest zu diesem Zweck keinen Zugang (erst recht keinen ZVK).
Weiss dazu ein palliativmedizinisch bewanderter unter uns mehr?
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