Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Moorhühnchen
09.02.2015, 19:25
Mir wurde das ganze so verkauft à la: "Wir brauchen noch einen Zugang für AB und Flüssigkeit, damit wir die Zeit überbrücken können, bis die Verlegung ins Heim gebahnt ist und sie dort sterben kann."
Schwester der Pat. und die Tochter waren bei meinem Viggoversuch im Zimmer und ehrlich gesagt, hatte ich nach dem mißlungenen Versuch auch keinerlei Hemmungen mal das Thema Patientenverfügung und baldiges Ableben anzusprechen. Sehr häufig kommt man ja so besser weiter, als die hundertste ZVK-Anlage mit Angehörigen durchzukauen.
Meine Oma durfte 2013 im gnädigen Alter von 93 Jahren auch endlich gehen und wer weiß, was da noch alles gemacht worden wäre, wenn ich meiner Mutter nicht ständig erzählt hätte, daß die ganzen guten Dinge (ZVK, Port, PEG, SPF), die man in einen alten Menschen noch reinbasteln KANN, gut geeignet sind, ein Leiden unnötig in die Länge zu ziehen.
Von daher stehe ich der angesprochenen subkutanen Flüssigkeitsgabe sehr kritisch gegenüber. Irgendwann ist doch mal Schluß!
Ich bin jetzt kein Experte, aber unser Palliativchef sagte immer, es reiche die SChleimhäute feucht zu halten (Wasser, Getränke/Geschmäcker, die der Pat. mag). Das Durstgefühl entstehe durch trockene Mundschleimhäute. Flüssigkeit, die bei uns in der Neuro noch gegeben wurde, haben die Pallkollegen abgesetzt.
Relaxometrie
09.02.2015, 19:39
Ich hatte neulich auf WDR5 ein interessantes Interview mit einem Palliativmediziner gehört, der als Beispiel die bald ja schon "rituellen" Gaben von O2 und Flüssigkeit bei sterbenden Patienten als unsinnig bezeichnet hat.
Das habe ich auch gelesen. Entweder bei "de Ridder" oder bei "Borasio". Beides lesenswerte Intensiv- und/oder Palliativmediziner.
Wobei mir - wenn Analgesie nötig wäre - so eine sub cutane Infusion lieber wäre, als regelmässig Morphin sub cutan zu spritzen. Die liegt, stört nicht und meine Mischung Morphin ad NaCl kann friedlich tröpfeln...
Sebastian1
09.02.2015, 20:20
Stimmt, Borasio war's auch im Interview. Hatt vorher noch nichts von ihm gehört, im Interview kam er sehr authentisch und sympathisch daher. Was die inhaltlichen Aussagen natürlich noch nicht wertet.
Aber die Begründung zu der Flüssigkeitsgabe war die, die abcd genannt hat.
Und Opiate kann man zB auch transdermal geben, per os, solange es noch geht, oder s.c....
Relaxometrie
09.02.2015, 20:22
Und Opiate kann man zB auch transdermal geben
Funktionieren die Pflaster auch bei sehr kachektischen Patienten? Ich habe mal gehört, daß das nicht der Fall sei? Oder ist das Mumpitz?
Meiner Meinung nach gibt es Situationen, wo sie nicht so gut funktionieren (Kachexie, zentralisiert etc). Und präfinal bringt ja auch nix mehr damit anzufangen. Dann lieber die sub cutane Infusion mit Morphin drin in der Situation. Vorher sind Pflaster sicher eine gute Sache!
Absolute Arrhythmie
09.02.2015, 20:46
Wie ist das mit diesen Fenta-Lollies? Würde das funktionieren?
hatte ich schon erwähnt, dass ich grad palli-fobi mache und es echt super ist!!! ;-)
Moorhühnchen
09.02.2015, 21:05
Wie ist das mit diesen Fenta-Lollies? Würde das funktionieren?In diesem Fall nicht, denke ich. Die Patientin würde auch das nicht mehr hinbekommen.
Hoppla-Daisy
09.02.2015, 21:12
Aber diese Schmelztabletten, unter die Zunge oder in die Wangentasche gelegt, funktionieren eigentlich auch recht gut zum Kupieren der Schmerzspitzen. Ansonsten bin ich ja dann ein Freund von MSI
EDIT: Fehler meinerseits, Sevredol ist keine Schmelz- sondern eine Filmtablette, die die noch vorhandene Schluckfähigkeit voraussetzt.
Ich hatte neulich auf WDR5 ein interessantes Interview mit einem Palliativmediziner gehört, der als Beispiel die bald ja schon "rituellen" Gaben von O2 und Flüssigkeit bei sterbenden Patienten als unsinnig bezeichnet hat.
Aber das ist doch nicht neu! Das habe ich schon vor 10 Jahren an der Uni in einem Palliativseminar gelernt...
Hier bei mir im Kreis gibt es eine sehr gute ambulante Betreuung durch den palliativmedizinischen Konsiliardienst, die geben so gut wie alle Medikamente subcutan, das ist überhaupt kein Problem und wirkt völlig ausreichend. Viggoquälerei muss in der Situation echt nicht sein.
Hoppla-Daisy
09.02.2015, 21:49
Wär auch noch ne Fortbildung, die ich gerne machen würde. Also Grundzüge des palliativmedzinischen Managements. Auf jeden Fall sehr sinnvoll!
Sebastian1
10.02.2015, 03:59
Aber das ist doch nicht neu! Das habe ich schon vor 10 Jahren an der Uni in einem Palliativseminar gelernt...
Gut, aber schau doch mal, was ausserhalb der Palliativ passiert: i.v-Zugang und Flüssigkeit...immer.
Und da ich selbst nicht in der Palliativ arbeite (es aber auf intensiv umso öfter mit solchen Patienten zu tun habe) wollte ich mal wissen, wie es dort tatsächlich gehandhabt wird.
Fenta geht doch auch noch nasal, oder? Wir haben mal Besuch von den Dattelnern gehabt, weil die ein palliatives Kind von uns übernommen haben und da haben sie uns gezeigt, wie der Applikator funktioniert.
LG
Ally
Ja, geht super. Wobei wir für Palliation Morphin bevorzugen wegen der längeren Halbwertszeit. Für palliative 23. Wochen nehmen wir es z.b. auch falls notwendig, dann aber per Abbocath in die Nase.
Gut, aber schau doch mal, was ausserhalb der Palliativ passiert: i.v-Zugang und Flüssigkeit...immer.
Und da ich selbst nicht in der Palliativ arbeite (es aber auf intensiv umso öfter mit solchen Patienten zu tun habe) wollte ich mal wissen, wie es dort tatsächlich gehandhabt wird.
Ich arbeite überwiegend psychotherapeutisch und weiß diese palliativen basics, wieso wissen es dann viele Organmediziner nicht?
In psychiatrischen Diensten (auf der Geronto) kommt es gelegentlich vor, daß ich alles "herausreiße" und auf Morphin s. c. umstelle....
Weil Du toll bist, wie wir ja immer wieder feststellen dürfen.
Ja, geht super. Wobei wir für Palliation Morphin bevorzugen wegen der längeren Halbwertszeit. Für palliative 23. Wochen nehmen wir es z.b. auch falls notwendig, dann aber per Abbocath in die Nase.
Sind das Kinder, die im Kreißsaal bleiben und gar nicht von Euch weiter versorgt werden? Denn Kinder, die Ihr aufnehmt, aber nicht maximaltherapiert, werden ja wahrscheinlich einen Zugang haben und das Opioid darüber bekommen, oder nicht?
LG
Ally
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