Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Sebastian1
04.08.2015, 17:41
Werte um 105 hab ich ein paarmal gesehen, tiefer nie (intravital). Heute mal zufällig ein Zieve-Syndrom dagehabt (nicht deswegen auf ITS sondern wegen Trauma), aber Triglyceride von 4500 mg/dl fand ich schon sportlich. Die Leberwerte sind auch *hust* unschön.
Coxy-Baby
04.08.2015, 17:48
Hier gabs schon mal einen mit unter 100 (so um die 95) den das Rea Team auf der Psychiatrie weggesammelt hatte, initiale Aufnahme bei "Vigilanzminderung"...
Jemand schonmal einen Patienten mit einem Natrium von 111 gehabt? :-oopss
92 - TURP-Syndrom...
Sebastian1
04.08.2015, 19:57
2 kg Prostata? Ist ja irre... meistens bekomme ich TUR-Syndrome zum Glück mit deutlich höheren Werten zum Ausgleich und zur Überwachung (110-115 so meistens)
2 kg Prostata? Ist ja irre... meistens bekomme ich TUR-Syndrome zum Glück mit deutlich höheren Werten zum Ausgleich und zur Überwachung (110-115 so meistens)
Das war extrem unerklärlich, weil das auch superschnell kam... Ausgangswert war normal. Kam ziemlich verwirrt in den AWR (der bei uns auch IMC ist) und hat sich nach zügiger Substitution schnell erholt. Meine Annahme war, dass die da richtig Mist mit der Höhe in der die Spülbeutel hingen gebaut haben. Aber wie immer wollte es hinterher keiner gewesen sein... die Urologen haben so getan als hätten sie noch nie was von TURP-Syndrom gehört...
Das war extrem unerklärlich, weil das auch superschnell kam... Ausgangswert war normal. Kam ziemlich verwirrt in den AWR (der bei uns auch IMC ist) und hat sich nach zügiger Substitution schnell erholt. Meine Annahme war, dass die da richtig Mist mit der Höhe in der die Spülbeutel hingen gebaut haben. Aber wie immer wollte es hinterher keiner gewesen sein... die Urologen haben so getan als hätten sie noch nie was von TURP-Syndrom gehört...
Magst du das genauer erklären bitte?
Sebastian1
04.08.2015, 21:51
Ich bin zwar nicht gnuff, erklär's aber trotzem. Bei der TUR (insbesondere der Prostata) wird mit einem Elektrokauter gearbeitet und daher eine elektrolytfreie Spüllösung verwendet. Bei der OP werden uU auch Venenplexus geöffnet, durch die die Spüllösung in den systemischen Kreislauf gelangen kann. Die Menge variiert nach Dauer der OP, Wundfläche (beides oft abhängig von der Ausmaß der Prostatagröße, Erfahrung des Operateurs) und eben auch Höhe des Aufhängens der Spüllösung (je höher, desto mehr Druck, desto...).
Macht in der Summe akute Elektrolytverschiebungen, führend eine meist stark ausgeprägte Hyponatriämie mit entsprechender Klinik. Therapie durch rasche Beendigung der OP und Elytkorrektur.
LostSoul
04.08.2015, 21:53
Das war extrem unerklärlich, weil das auch superschnell kam... Ausgangswert war normal. Kam ziemlich verwirrt in den AWR (der bei uns auch IMC ist) und hat sich nach zügiger Substitution schnell erholt.
Wie zügig? :eek:
Sebastian1
04.08.2015, 22:01
Ich vermute: zügig. Im Gegensatz zu anderen Hyponatriämien, die ja meist langsam entstehen, kann man hier bei ja rasch einsetzender Klinik auch rasch ausgleichen ohne die Gefahr einer pontinen Myelinolyse.
Ich bin zwar nicht gnuff, erklär's aber trotzem. Bei der TUR (insbesondere der Prostata) wird mit einem Elektrokauter gearbeitet und daher eine elektrolytfreie Spüllösung verwendet. Bei der OP werden uU auch Venenplexus geöffnet, durch die die Spüllösung in den systemischen Kreislauf gelangen kann. Die Menge variiert nach Dauer der OP, Wundfläche (beides oft abhängig von der Ausmaß der Prostatagröße, Erfahrung des Operateurs) und eben auch Höhe des Aufhängens der Spüllösung (je höher, desto mehr Druck, desto...).
Macht in der Summe akute Elektrolytverschiebungen, führend eine meist stark ausgeprägte Hyponatriämie mit entsprechender Klinik. Therapie durch rasche Beendigung der OP und Elytkorrektur.
Danke :)
Hoppla-Daisy
05.08.2015, 08:06
Ich kann mich erinnern, bisher in all den Jahren nur ein einziges Mal ein TUR-Syndrom gesehen zu haben :-nix. Es ist extrem selten geworden, nicht zuletzt durch bessere Spüllösungen.
Moorhühnchen
05.08.2015, 21:26
Gelegentlich kann so ein Einschwemmsyndrom ja zB. auch bei operativen Hysteroskopien, zB. Polypabtragungen, Endometriumablationen etc. vorkommen. Nur so nebenbei, weil man es ja häufig nur als TURP-Syndrom kennt und da vielleicht nicht dran denkt! :-)
Im gestrigen Dienst mußte ich mich zügig zwischen "maximale Therapie" und "gehen lassen" entscheiden. Der chirurgische Hintergund sah keine Chance für einen guten Ausgang der OP (bei Va. Hohlorganperforation und freier Luft) und nahm Abstand von einer operativen Versorgung. Ich habe den Patienten um 21:50 Uhr kennengelernt, septisch und hoch arterenolpflichtig, mit einem syst. Druck von 65 mmHg, aber noch kontaktierbar. Aufgrund seiner multiplen Vorerkrankungen (tracheotomiert, schwerst pflegebedürftig) signalisierte er, daß er keine OP möchte.
Ich fand es schwer ihm zu erklären, daß er innerhalb kürzester Zeit versterben wird, aber er nickte......... ich kann hier nicht alles erzählen, aber die Angehörigen schafften es gerade noch zu ihm, bevor er ca. eine Viertelstunde später ging...... da "kannte" ich ihn nichtmal anderthalb Stunden.
Einen so gut kontaktierbaren Patienten in so desolatem Zustand habe ich noch nie erlebt und natürlich frage ich mich, ob ich etwas anders oder besser hätte machen können. Aber ich hoffe, daß ich wirklich in seinem Sinne gehandelt habe! Nächster Schritt wäre nämlich Arterenol pur gewesen und ich glaube nicht, daß es dadurch besser geworden wäre. :-?
Ich bin zwar nicht gnuff, erklär's aber trotzdem...
Danke! Bin grad erst heimgekommen... einmal Nordskandinavien rund, 1600km in 8h...
Ich kann mich erinnern, bisher in all den Jahren nur ein einziges Mal ein TUR-Syndrom gesehen zu haben :-nix. Es ist extrem selten geworden, nicht zuletzt durch bessere Spüllösungen.
Das war mehr so ein "old-school"-Problem...
Im gestrigen Dienst mußte ich mich zügig zwischen "maximale Therapie" und "gehen lassen" entscheiden. Der chirurgische Hintergund sah keine Chance für einen guten Ausgang der OP (bei Va. Hohlorganperforation und freier Luft) und nahm Abstand von einer operativen Versorgung. Ich habe den Patienten um 21:50 Uhr kennengelernt, septisch und hoch arterenolpflichtig, mit einem syst. Druck von 65 mmHg, aber noch kontaktierbar. Aufgrund seiner multiplen Vorerkrankungen (tracheotomiert, schwerst pflegebedürftig) signalisierte er, daß er keine OP möchte.
Ich fand es schwer ihm zu erklären, daß er innerhalb kürzester Zeit versterben wird, aber er nickte......... ich kann hier nicht alles erzählen, aber die Angehörigen schafften es gerade noch zu ihm, bevor er ca. eine Viertelstunde später ging...... da "kannte" ich ihn nichtmal anderthalb Stunden.
Einen so gut kontaktierbaren Patienten in so desolatem Zustand habe ich noch nie erlebt und natürlich frage ich mich, ob ich etwas anders oder besser hätte machen können. Aber ich hoffe, daß ich wirklich in seinem Sinne gehandelt habe! Nächster Schritt wäre nämlich Arterenol pur gewesen und ich glaube nicht, daß es dadurch besser geworden wäre. :-?
Alles richtig gemacht! Die Angehörigen waren noch da, er konnte sich verabschieden und hat selbstbestimmt gesagt, was er will und was nicht. Insofern: :-top
Und für Dich: :knuddel: :troest:
@ Moorhühnchen: ich kann keinen qualifizierten Beitrag schreiben, der über den von Brutus hinausgeht und auch von mir :knuddel:
WackenDoc
06.08.2015, 11:10
Ich finde das auch schwierig, wenn vorher noch relativ viel Leben im Patienten war und es dann plötzlich geht. Erst recht, wenn man dann noch entscheiden muss, ob man noch irgendwas versucht oder dem Leben einfach seinen Lauf lässt.
In dem Fall hast du natürlich die richtige Entscheidung getroffen- der Patient hat seinen Willen geäußert und konnte sich von seinen Angehörigen verabschieden.
@ moorhühnchen:
Nicht du hast entschieden, wie oder wann es zu Ende geht, sondern der Patient selbst. Du hast ihm nur die Chance gegeben, das auch wirklich entscheiden zu können. Von daher: Alles richtig gemacht, auch wenn es in so einem Fall besonders hart ist. :knuddel:
Moorhühnchen, ich würde auch sagen, dass du alles richtig gemacht hast. Was ja nicht automatisch bedeutet, dass es einem leicht fällt. Aber Patientenwille ist Patientenwille, und der wird ja sowieso oft genug ignoriert.
:-top:knuddel:
Moorhühnchen
06.08.2015, 16:02
In diesem Falle fand ich es eben besonders schwierig zu entscheiden, da in unseren Aufnahmeunterlagen ein "frühkindlicher Hirnschaden" dokumentiert war und es trotz längerer Pflegebedürftigkeit keine Patientenverfügung gab, der Patient aber noch keine 60 Jahre alt war. Er konnte meiner Meinung nach aber meinen Fragen und leicht verständlichen Ausführungen folgen und der gesetzliche Betreuer war natürlich nicht erreichbar (Band: "Montags von 9 bis 12 Uhr....." :-wand).
Ich selbst hatte die Angehörigen nicht informiert, das hatte schon der chirurgische Kollege erledigt und daher waren sie für Fragen für mich nicht erreichbar, solange sie auf dem Weg in die Klinik waren. Ich hätte mir halt einfach etwas mehr Zeit gewünscht, meine Entscheidung zu überdenken, auch wenn sie letztendlich für mich richtig erscheint. Arterenol zu steigern, nur weil ich mehr Zeit brauche, kam für mich in der Situation aber auch nicht infrage.
Ich behaupte, mit bestimmten Oberärzten in meiner alten Klinik wäre die Situation anders ausgegangen. Ich bin mir sicher, daß wir das Arterenol weiter gesteigert hätten, bis.... ja keine Ahnung, bis was eigentlich? Argumentationspunkt wäre sicherlich gewesen, daß ein Patient mit frühkindlichem Hirnschaden nicht selber entscheiden könne (dürfe??) - sowas hat mich immer geärgert und ich bin trotz aller Unsicherheiten, die man ganz allein im Dienst machmal so hat, froh darüber mich nachts nicht mehr für meine Entscheidungen rechtfertigen zu müssen, sondern es nur noch mit mir und meinem Gewissen ausmachen zu müssen! Sicher werden da auch noch ein paar "falsche" Entscheidungen folgen, aber diese war es bestimmt nicht.
Ich erinnere mich an einen Dienst, wo ich nachts eine Patientin auf der ITS meiner alten Klinik hatte, die wegen einer hämatologischen Erkrankung eine sehr eindeutige Patientenverfügung verfasst hatte. Nun war sie aber wegen eines unfallchirurgischen Problems bei mir und der RR schwächelte etwas. Mein OA ordnete einen Arterenolperfusor an, in dieser Klinik standardmäßig mit 0,1 mg/ml - der lief auf 0,5 ml/h (oh mein Gott!!). Und weil die Patientin nun ja arterenolpflichtig war, sollte ich auch noch nen PiCCO legen..... mit Hinweis auf die Patientenverfügung habe ich das abgelehnt, mein OA wurde daraufhin wirklich grantig und raunte "Dann mach ich es eben selbst". Ich habe es daraufhin mehrfach versucht, den Anlageversuch in der Leiste aber nach mehrfachen Fehlpunktionen abgebrochen mit der Folge eines ausgeprägten Hämatoms. Mein OA kam dann wutentbrannt auf die Intensiv, brauchte selbst mehrere Versuche bis zur erfolgreichen Anlage. Von der Sterilität will ich da gar nicht reden und das Hämatom war's auch nicht wert - aber nun hatten wir ein PiCCO, welches uns sagte, daß die Versogung eigentlich optimal war. Ein paar Stunden später konnte das Arterenol abgestellt werden und die Patientin wurde am Folgetag in eine andere Klinik mit hämatologischer Abteilung verlegt.
Ich war mit der Geschichte lange Zeit sehr unzufrieden!! Vor allem, da ich den OA sonst wirklich sehr geschätzt habe und immer gut mit ihm zurecht kam. Aber solche Dinge lassen mich an der Sinnhaftigkeit mancher Therapieentscheidungen zweifeln. Ebenso wie das Vorgehen bei einer 92jährigen Patientin mit ausgeprägtem Mediainfarkt mit Einblutung, die mit Mo-Perfusor in die Neuroreha verlegt werden sollte, weil der Enkel Rechtsanwalt war..... sie hat meinen Dienst auch nicht überlebt, ich kann so jemanden nicht guten Gewissens reanimieren.
Und dann gab es da noch die Geschichte von einem Mitte 40jährigen Patienten, der von einem Heuballen gefallen war und sich dabei den Radius gebrochen hatte. Der kam zur Versorgung zu uns und erlitt nach der OP auf Station eine fulminante Lungenembolie, wurde lysiert und unter Reanimation ins CT gefahren. Dort zeigte sich eine so ausgedehnte Verlegung der Gefäße des kompletten linken Flügels sowie eine Beteiligung der rechten Lunge mit "Halbmondzeichen" (der Radiologe kommentierte dies eigentlich als fast sicheres Zeichen des Todes) und der anwesende OA wollte die Rea eigentlich abbrechen. Ein ITS-Pfleger weigerte sich aber in Hinblick auf die laufende Lyse.
Resultat war: der Patient war lange an der ILA und beatmet und keiner rechnete mit einem guten Ausgang. Nur 3 Wochen später lief der Patient mit Unterstützung über die ITS und lachte. Wäre es in diesem Dienst meine Entscheidung gewesen.... wer weiß......... vielleicht sehe ich in solchen Situationen auch zu schwarz?
So, das mußte ich mir jetzt mal von der Seele reden. Intensiv wird nie meins werden.
15 Minuten von "oh super, ich darf eine Knie-TEP operieren" zu "toll, Plan wurde geändert, der Oberarzt operiert selbst". Ich hätte mal wieder vor Wut und Trauer schreien können. Das vierte Mal in Folge jetzt. Hab seit bestimmt 3 Monaten keine Prothese mehr operiert. Ich komme mir langsam verarscht vor. Wie wär's, wenn ich mir in Zukunft keine Mühe mehr gebe? Im Dienst jedes Mal anrufe, wenn ich eine Frage habe? Röntgenbilder und Blutentnahmen vor OP vergesse? Aufklärungen vergesse? Schei* Briefe schreibe?
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