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Noch ein Tag bis zu den Ferien... und aktuell klarer Fall von "zu viele Köche sind nicht so das Wahre für die Suppe"... Himmel hilf, war ich genervt heute :-meinung
ninakatharina
08.10.2015, 22:33
Ich liebe meinen Job, die Patienten sind (in beiderlei sinne) anspruchsvoll, aber meistens sehr compliant.. Ich habe für meinen AusbildungsStand viel Verantwortung und bekomme regelmässig reflektiert dass ich meine Sache gut mache, auch von ganz oben.. Aber in letzter Zeit fällt mir echt die Decke auf den Kopf.. Ich könnte wegen Kleinigkeiten schon heulen und teilweise passierts auch und fühle mich auch körperlich nicht besonders (Kopfschmerzen, Kreislauf, blubb) - wie geht ihr mit solchen Phasen um? Wie baut ihr den stress wieder ab?
Aber in letzter Zeit fällt mir echt die Decke auf den Kopf.. Ich könnte wegen Kleinigkeiten schon heulen
Ich schaue aus gegebenem Anlass gerade zum ersten Mal in diesen Thread und schon erkenne ich mich in einem Post wieder. Gerade heute habe ich mit meinem Freund darüber gesprochen, dass als ich Anfang des Jahres meinen ersten Job angefangen habe, eine damalige Kollegin die Fachrichtung gewechselt hat, weil sie genau das mit dem "heulen" gesagt hat - und ich jetzt merke, dass es mir genau so geht.
Die Frage ist: Ist das vorübergehend oder liegt es an der Abteilung/den Arbeitsbedingungen in der Abteilung? Ich fürchte in meinem Fall letzteres, weshalb sich immer mehr der Plan verfestigt, dass ich zum Ablauf des ersten Arbeitsjahres die Klinik wechseln muss... Unter den Bedingungen glaube ich nicht, dass es besser wird...
Mein Problem ist nur, dass ich zum ersten Mal völlig überfordert damit bin, zu entscheiden, wie der berufliche Weg weitergehen soll. Ich bin völlig durcheinander. Mag mein jetziges Fachgebiet eigentlich, weiß aber, dass ich nicht Jahre lang unter diesem Zeitdruck und mit so vielen Überstunden leben kann... Ich brauche einen Plan - möglichst schnell, da ich mich bald mal wegbewegen müsste...
Ich liebe meinen Job, die Patienten sind (in beiderlei sinne) anspruchsvoll, aber meistens sehr compliant.. Ich habe für meinen AusbildungsStand viel Verantwortung und bekomme regelmässig reflektiert dass ich meine Sache gut mache, auch von ganz oben.. Aber in letzter Zeit fällt mir echt die Decke auf den Kopf.. Ich könnte wegen Kleinigkeiten schon heulen und teilweise passierts auch und fühle mich auch körperlich nicht besonders (Kopfschmerzen, Kreislauf, blubb) - wie geht ihr mit solchen Phasen um? Wie baut ihr den stress wieder ab?
Kommt drauf an, ob es zum Dauerzustand wird, oder ob man einfach nur zwischendurch gargekocht und urlaubsreif ist.
Ich versuche in solchen Phasen mir ein verlängertes Wochenende (oder auch zwei) zu organisieren. Wenn die Arbeit grundsätzlich Spaß macht und die Arbeitswoche mal kurz ist, kann das schon viel Druck rausnehmen. Sonst natürlich auch mal richtigen Urlaub, den kann man ja nur leider oft nicht so spontan einreichen.
Als ich an meiner letzten Stelle merkte, dass ich einfach nur noch ungerne zur Arbeit ging und ich zunehmend auch gesundheitlich angeschlagen war, hab ich gekündigt. Das war allerdings nach 5 Jahren WB. Da fällt es doch leichter, zumal ich für den FA eh noch in die Psychrotation musste. War - auch im Nachhinein gesehen - für mich die richtige Entscheidung.
Manchmal sind es ja auch nicht die Arbeitsumstände, sondern das Leid der Patienten, das einem psychisch zu schaffen macht. Dass man plötzlich bei Kleinigkeiten anfangen muss zu weinen ist jedenfalls gar kein gutes Zeichen. Um welches Fach geht es denn @ninakatharina?
WackenDoc
09.10.2015, 14:15
Kurzfristig: Versuch in der Freizeit den Kopf frei zu bekommen. Mach normale Freizeitaktivitäten, Sport, kulturell oder einfach mal am Wochenende Party machen. Irgendwas, dass dir sonst Spass gemacht hat.
Und dann mal schauen, wie es sich entwickelt
Grundsätzlich würde ich sagen, daß es wohl in fast jeder Fachrichtung zeitweise mal Bocklosigkeit/Genervtheit/Stressgefühle/psychische Überforderung gibt. Manchmal hilft einem das ja auch, wenn man hört, daß es anderen auch mal so geht, und die nicht viel stressresistenter und immer total motiviert sind. Manchmal stehen mir auch Tränen in den Augen bei Patienten auf ITS, meist steck ich das problemlos weg (ist halt bisweilen doof, aber wir können dafür ja nichts).
Man muß halt gucken, dass das nur zeitweise so ist und ein gewisses Maß nicht überschreitet. Ausgleich ist super wichtig, manchmal muß man aber einfach was verändern :-top
superbescheuert, daß bei uns innerhalb von zwei Tagen superdoofe Zwischenfälle passiert sind. Ich war nicht als Person schuld, aber als Team haben wirs verbockt, und ich trag ja doch die Verantwortung als Arzt, man kann zwar nicht immer alles überprüfen, aber trotzdem bleibt ein doofes Gefühl.
Bei der zweiten Situation bin ich als Rea-Team-Arzt in ne total beschissene abteilungsfremde (da interne) Unkollegialität reingeraten mit sehr beschissenem Ausgang. Mußte ich dann halt dokumentieren und leider auch prophylaktisch den Chef informieren -und der will jetzt ein Riesenfass aufmachen :-oopss
WackenDoc
09.10.2015, 18:16
Wenn Patienten wegen irgendwelchen Zickereien zu Schaden kommen, dann erwartet man vom Chef an sich auch, dass er da nen Fass auf macht.
teletubs
09.10.2015, 18:46
Die erste Woche mit vier Arbeitstagen überstanden :-sleppy Mal schauen wie die nächsten werden...vom Wissen bringt es mir sehr viel. Man verdummt doch so ein bissl, wenn man ein Jahr was anderes macht. Und davor war ich auch etwas raus durch die Anästhesie-Rotation, die im nachhinein doch sehr lehrreich war. Nun ja...ich bin zumindest die letzten beiden Tage Profi in der Postexpositionsprophylaxe geworden :-wow Manoman...manchmal sind Patienten seltenst dämlich.
Und zum Thema: Fehlverhalten durch Unkollegialität/Zickerein: Geht gar nicht und irgendwer muss sich den Hut aufziehen. Und ich bin immer froh, wenn man mir direkt ins Gesicht sagt, was Sache ist und nicht Tage oder Wochen später!!!
Kackbratze
09.10.2015, 19:33
Oder wenn am nächsten Tag eine Beschwerde beim Chef eingeht, verfasst von einem FremdOA der nicht mal dabei war.
ninakatharina
09.10.2015, 20:21
Manchmal sind es ja auch nicht die Arbeitsumstände, sondern das Leid der Patienten, das einem psychisch zu schaffen macht. Dass man plötzlich bei Kleinigkeiten anfangen muss zu weinen ist jedenfalls gar kein gutes Zeichen. Um welches Fach geht es denn @ninakatharina? Hämatologie. Auf meiner Station (eine wirklich tolle Station..) vor allem Lymphome & autologe Stammzelltransplantationen. natürlich auch palliative Patienten mitunter...
Ich bin prinzipiell eher näher am Wasser gebaut, dass muss ich schon einräumen. und hatte die letzten Wochen auch sehr viele wochenenddienste..--> noch weniger freizeit und ich möchte immer, dass alle sehr gut versorgt sind und nichts übersehen wird und schleppe diese Gedanken dann auch mit heim. Bald ist ne Woche Urlaub, da muss ich mich regenerieren. danke jedenfalls für euren zuspruch und Anmerkungen!
Ich hab den Chef der Notaufnahme (Internist) auch direkt angesprochen, weil ich ihn auf dem Weg zurück traf. Er hat auch zugeben, daß es ein abteilungsinternes Problem sei und geklärt werden würde.
Habe den Chef nur am Tag darauf angerufen und informiert, weil ich halt auch nicht wollte, daß er bei einer möglichen Beschwerde völlig unwissend ist (kommt ja auch nicht gut) und kommt ja auch besser, wenn man offen über so etwas spricht und nicht den Anschein erweckt, man würde unangenehme Vorfälle eher vertuschen wollen.
P.S. Ich weiß nicht, wie meine Kollegen das so machen, ich habe manchmal das Gefühl, ich gerate öfter in solche Katastrophen (ohne direkt Auslöser zu sein) und melde häufig so was (also keine Kleinigkeiten). Aber ich hatte mich ja hier auch schon mal über mangelnde Kommunikation über Fehler oder unschöne Vorkommnisse gewundert bzw. beschwert.
Auf der anderen Seite rufen Kollegen wegen jedem Scheiß den Hintergrund an. Selbst Fachärzte, aber keine Entscheidung selber fällen :-nix ich versteh das nicht so wirklich. Bei kniffeligen Problemen oder schwierigen Situationen mit Angehörigen/ anderen Abteilungen, keine Frage...aber sonst, wenn man so überhaupt keine Verantwortung übernehmen kann bzw. eher möchte :-dagegen
Sebastian1
10.10.2015, 19:20
Verstehe ich auch nicht. Klar, je jünger man beruflich ist, desto mehr braucht man den fachlichen Backup, aber irgendwann muss man auch selbst schwimmen. Wobei - es gibt gewisse Fragestellungen, bei denen meiner Meinung nach der zuständige OA einfach hinzugezogen werden muss, weil er die Entscheidung ja auch mit verantwortet, auch wenn ich als FA im Vordergrund da alleine rumfuhrwerke - also zB Entscheidung über grundsätzliche Therapieentscheidungen (Patient polymorbide, alt und so schlecht, dass man mit der Therapie aufhören will zB), oder aber die Initiierung sehr kostspieliger Therapien (extrakorporaler Lungen- oder Leberersatz zB)....
ja, klar, das sind auf jeden Fall Dinge, für die auch Rücksprache halten würde oder im Vorfelde besprechen würde...aber ansonsten muß man auch mal Eier haben :-meinung
Sebastian1
11.10.2015, 20:33
Ich habe übrigens meinen Chef letzte Woche gefragt, ob ich für die Intensivstation einen Geigerzähler bestellen dürfe. Es kam ein etwas verständnislos-fragender Blick zurück. Ich musste allerdings für eine Versicherung bescheinigen, dass ein Patient nicht in mittelbarem oder unmittelbarem Zusammenhang mit atomarer Verseuchung verstorben sei... also man kann ja nie ganz sicher sein :-))
Ich glaube, das war ein Highlight bürokratischen Unsinns...
Ich habe übrigens meinen Chef letzte Woche gefragt, ob ich für die Intensivstation einen Geigerzähler bestellen dürfe. Es kam ein etwas verständnislos-fragender Blick zurück. Ich musste allerdings für eine Versicherung bescheinigen, dass ein Patient nicht in mittelbarem oder unmittelbarem Zusammenhang mit atomarer Verseuchung verstorben sei... also man kann ja nie ganz sicher sein :-))
Ich glaube, das war ein Highlight bürokratischen Unsinns...
Wow - gab es denn einen Anlass, eine atomare Verseuchung als ursächlich zu sehen?
Sebastian1
11.10.2015, 21:02
DAS musst du vermutlich die Versicherung fragen....(nein, Patient ist an einem Malignom gestorben).
WackenDoc
11.10.2015, 21:06
Siehste- da ist die Frage, ob das nicht von ner Verstrahlung kommt, gerechtfertigt :-P
Nessiemoo
11.10.2015, 21:09
Hätte man es nicht von der Strahlentherapie "ausleihen" können? :-))
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