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vanilleeis
19.02.2016, 11:36
Macht Du das Pj in Deutschland? Dass hier einem Studenten bei fehlendem Titer die HepB nicht bezahlt wird, kann ich mir nicht vorstellen.
Sebastian1
19.02.2016, 11:48
Wobei da der Betriebsmediziner der Uni zuständig ist - über den bekommt man das auch eigentlich alles problemlos.
Gestern hatte ich irgendwie "Psycho"-Tag. Eine Jugendliche mit Erkältung, Bauch- und Kopfschmerzen entpuppte sich ganz unerwartet als suizidal. Mit vollem Wartezimmer sich da gut zu kümmern, war eher unmöglich, aber am Ende hatte ich eine von der Mutter im Arm gehaltene Jugendliche, die zusammen bereit waren, in die KJP zu fahren. Am Anfang fand die Mutter das alles total bescheuert. Sie hat leider ihre Große vergessen, da sie nur um das Einjährige herumscharwenzelt. Und die Mutter hat sich schon 2x (seit gestern!) gemeldet und berichtet. Also scheint das Vertrauen zu uns ok zu sein, juchu!
Währenddessen schrie draußen ein Kind die ganze Zeit. als ich es endlich dran nehmen konnte, waren es unerträgliche Ohrenschmerzen mit vorgewölbtem Trommelfell und einer total prallen Blase drauf. Ich hätte am liebsten reingestochen, um die Schmerzen zu lindern. Aber ich kann das nicht und weiß nicht mal, ob sowas heute noch gemacht wird?! So blieb mir Paracetamol, denn Ibuprofen war noch nicht lang genug her.
Dann hatte ich eine 7jährige, die sich bei der Untersuchung dermaßen voller Angst zeigte, dass ich doch mal nachfragte. Und die Mutter berichtete dann von extremen Ängsten in jeder Situation, die sie meist total blockiere. Mutter war total genervt davon. Sie hat noch 3jährige Zwillinge, davon eins mit Down Syndrom (mit schwerem hämodynamisch relevanten VSD, Op erst vor kurzem, PEG-Ernährung wegen Gedeihstörung, Z.n. Sepsis wegen Gastrostoma-Infektion, usw.), die Große lebt quasi bei Oma und es ist keine Zeit dafür, dass sie auch Probleme macht. Nun haben sie einen ambulanten Termin beim KJP, aber ich denke, dass dieses Kind einfach eine anwesende Mutter braucht.
Solche Tage brauche ich nicht mehr. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, niemandem gerecht zu werden und meine Arbeit schlecht zu machen.
Autolyse
19.02.2016, 12:09
Und die Polos werden über die Klinik gewaschen? Das kenn ich ja so gar nicht.
Ich finde, man müsste dann auch bei den Studenten schon anfangen, denen Wäsche zur Verfügung zu stellen. Als ich studiert habe, habe ich das erste Mal im PJ kostenfreie Kleidung bekommen. Vorher musste ich immer selber waschen (und Kittel kaufen) bei Blockpraktika, Famulaturen oä
In Famulaturen meine eigenen Klamotten tragen? Ich habe mir immer irgendwo Poolwäsche der Pflege organisiert. Ich laufe doch nicht in meinen eigenen Sachen da rum. Soweit kommt's noch...
Der Betriebsarzt des PJ-Krankenhauses kann aber sehr wohl zuständig sein. Es wird zwar immer wieder betont, dass das PJ keine Arbeit sei, wenn das PJ-Haus einen jedoch mit Arbeitsvertrag anstellt (war bei mir der Fall), dann ist man Arbeitnehmer dieses Betriebes und damit ist auch der Betriebsarzt zuständig, da sich dessen Zuständigkeit auf alle Arbeitnehmer erstreckt.
@ annekii
:knuddel:
Das klingt sehr anstrengend!
Sebastian1
19.02.2016, 12:46
@annekii: So anstrengend das für dich bestimmt war, wenigstens sind die Eltern mit ihren Kindern bei dir gelandet und du hast die Probleme erkannt und an die richtigen Adressen weitervermittelt. Das ist doch absolut sinnvoll :-top
Macht Du das Pj in Deutschland? Dass hier einem Studenten bei fehlendem Titer die HepB nicht bezahlt wird, kann ich mir nicht vorstellen.
Ja geht um Deutschland. Im PJ-Arbeitsvertrag wird explizit bei den Impfungen auf den Hausarzt verwiesen und auch, dass Hepatitis A und B nur bis 18 von den Kassen übernommen wird. Der Betriebsarzt empfiehlt nur Impfungen. Persönlich vor Ort war ich bei diesem nicht, war ja schon bei mir an der Uni.
Sebastian1
19.02.2016, 14:42
Wie gesagt -> Betriebsmediziner der Uni.
vanilleeis
19.02.2016, 15:55
Ich meine, es gäbe eine Verpflichtung der Unis, den Impfschutz zu gewährleisten. Da muss ich heute Abend aber mal in Ruhe schauen.
Annekii: Du kümmerst Dich. Du hast ein Gespür für Deine Patienten. Das ist doch das Wichtigste! Dass die Zeit bei der momentanen Erkrankungswelle sicherlich oft fehlt, glaube ich gerne. Trotzdem ist es doch erstmal essentiell, dass die Probleme wie zb bei der suizidalen Jugendlichen überhaupt erkannt werden. Da hast Du alles richtig gemacht!
Ist für Dich die wirkliche Arbeit durch wohl begrenztes Spektrum und wenig Interdisziplinarität (gibt es das Wort) :-D) das Problem oder doofe Sprüche, Bevormundungen und mildes Lächeln von außen?
Mein konkretes Problem war eine Patientin, die dringend ein CT gebraucht hat und die Tatsache, dass wir am Wochenende kein CT haben. Unser Schwesterkrankenhaus hat eins, aber da waren die Kollegen alle im OP. Die Uniklinik meinte aber, das sei kein Argument, irgendwer in diesem Krankenhaus würde ja wohl das CT anmelden können. Anmelden ja, aber was, wenn es der Patientin mit SHT unter oraler Antikoagularion vielleicht doch plötzlich schlechter geht? Soll sich dann der Internist drum kümmern? Oder der diensthabende Gynäkologe? Für mich gehörte die Patientin ganz klar in die Uni und nicht zu uns, wenn wir gerade Schwierigkeiten haben, sie anständig zu überwachen, während wir sie für die Diagnostik auch noch quer durch die Stadt gondeln müssen.
Toll ist auch immer, was einem so als urologisch verkauft wird. Wenn es halt doch kein simpler Harnwegsinfekt oder eine Nierenkolik ist, sehe ich da auch ganz schnell alt aus. Einmal hab ich ne Vierquadrantenperitonitis bei Hohlorganperforation als Harnverhalt verkauft bekommen.... Unsere Internisten jammern auch, wie häufig ein Ileus zu spät erkannt wird, weil wir kein CT haben und keine Chirurgen im Haus.
Bei uns im Krankenhaus wird gerade überlegt die Arztkittel abzuschaffen. Mich regt das auf. Hört sich vielleicht komisch an, aber für mich ist es ein Statussymbol das für die Patienten Komptenz und Vertrauen ausstrahlt. Zudem ein Eigenschutz. Gibt es eigentlich eine Studie die beweist, dass du Arztkittel mehr Infektionen übertragen werden?
Ich trage meinen eigentlich nur, wenn mir kalt ist, dann auch nur mit hochgekrempelten Armen. Ständig bleibt man irgendwo hängen mit dem Teil. Und wenn ich die schwarzen Dreckränder an den Ärmeln so macher Chef- und Oberärzte sehe, hinkt das Hygieneargument nämlich gewaltig. Gerade wegen der großen Taschen und dem einfachen Weghängen bezweifel ich, dass Kittel so regelmäßig gewechselt werden, wie die Kleidung, die direkt am Körper getragen wird.
Als Frau bist du eh die Schwester, egal was du machst oder anhast^^
Das ist mir egal. Wird man wenigstens nicht in so anstrengende Gespräche verwickelt und nur nach den Blumenvasen gefragt. Es gab durchaus Situationen, da hab ich das nicht aufgeklärt :-D
Btw: Wir haben übrigens im ärztlichen Dienst Polos als gestellte Dienstkleidung, mit Brusttasche für 2-3 Stifte und Stempel.
aschenputtel1977
19.02.2016, 17:44
Wir auch, die Dinger sind aus quasi semidurchsichtigem Waffelpique, breiter als länger. Und dazu gibt's Karottenhosen. Ein Träumchen. Dafür dass ich die Klamotten den grössten Teil meiner Woche trage: nein, danke. Ich nehme Kasack und habe mir passende Arbeitshosen gekauft. In der Kombi blau-weiß sehe ich zwar aus wie das Triage-Personal der Notaufnahme, aber egal. An manchen Tagen ist es mir sehr recht, nicht gleich und überall als Ärztin erkannt zu werden.
Kittel trage ich nur wenn s kalt ist. Meistens hängt er im Arztzimmer am Schrank…. In der Pädiatrie sind die Dinger ja eh nicht sehr beliebt. :)
Und Langarmshirt unterm Kasack verbietet sich aus hygienischen Gründen genau wie Kittel!
Wird das bei euch nicht geahndet, "private Dienstkleidung" zu tragen?
davon abgesehen, dass es mir zu mühsam und zu eklig ist, die Arbeitssachen zu Hause zu waschen.
Wie gesagt -> Betriebsmediziner der Uni.
Das kam ja vom Betriebsarzt der anderen Uniklinik. :-nix War auch nichts spezielles für Externe. Da ich eh alle Impfungen habe, war's mir auch egal, aber es war mir aufgefallen. Bei der Untersuchung in Göttingen kurz vorm Physikum wäre es auch nicht von der Uni bezahlt worden, aber da ging es ja auch nicht ums PJ, vielleicht deshalb.
Sebastian1
19.02.2016, 18:21
Uni. Nicht Uniklinik ;-)
Heute war mal wieder ein Tag, an dem ich gemerkt habe: ich mag meinen Job! :D
Erst 2 Kindernarkosen. :-) :-love
Dann ein Bypass, eine URS, einen ISK und einen Plexus.
Dabei auf einen WBA "aufpassen" und zwischendurch die Regionalen für die anderen Säle stechen. :-)
Und sehr schön der Spruch von einer OÄ, die in einem Monat in Rente geht: "Ach, ich bleibe hier im Saal, stechen Sie lieber den Plexus, das übt ja auch!" :D :-)) ;-)
Nachdem ich wochenlang auf ITS nur extern intubierte bekommen habe und meine Pat. immer geNIVt werden konnten, habe heute endlich mal wieder ein Lungenödem intubiert. Yay!
Also doch nicht nur CVVHD-Überwachungschef, EKG-Kosmetikinstitut und Pillendreher 😉
Moorhühnchen
20.02.2016, 10:02
Patientin, der ich letztes Jahr nen Plexus gestochen hab, war jetzt zur ME da - zum Zeitpunkt der OP in der 37. Schwangerschaftswoche kam sie spätabends im Dienst mit ner ziemlich komplizierten Ellenbogenluxationsfraktur und der Plexus saß entgegen aller Erfahrungen, die ich bisher bei EB-Operationen damit gemacht hatte, bombig.
"Sie sind meine Heldin des Jahres 2015!" :-)) :-love
Ah, das tut gut. Gibt's das irgendwo als Bodylotion zur täglichen Anwendung??
Gestern einen Sehr miesen Dienst gehabt, für jeden fertigen Patienten kamen 2 neue. Und mitten im Chaos erschien der LOA (mein Kollege hatte ihn als Hintergrund reingerufen) und nimmt mich auf dem vollen Notaufnahme-Flur zwischen Patienten "beiseite" um mit mir über die WB-Rotation zu sprechen.
Und zwar wolle er mir und der anderen Jungen Mutter im Stan ermöglichen, pünktlich nach Hause zu kommen und hat mich für die septische Chirurgie vorgesehen.
Das sind 10 Betten, wo kaum geplant operiert wird (was bedeutet, dass ich kaum in den OP komme) und es eigentlich nur um Wundversorgung geht, was hauptsächlich die Schwestern machen.
Ist zwar ne nette Idee und ich kann sicher einiges lernen, aber
1. kann ich auf jeder Station pünktlich gehen. Ist ja meine Sache ob ich Überstunden mache oder nicht
2. sind die Kinder jetzt 1,5J - wie lange will der mich auf der Station parken?
3. würde ich gern mit der operativen WB weitermachen, ich war nicht mehr regelhaft im OP seit Sommer 2013! ( wegen Elternzeit und Rotation)
Werde mir am Montag einen Termin für ein WB-Gespräch mit CA und LOA machen.
WackenDoc
20.02.2016, 11:28
@Moorhühnchen: Sowas finde ich klasse, wenn man später erfährt,dass man dem Patienten wirklich helfen konnte.
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