Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Ich muss das was gerade passiert ist, mit euch teilen. Ich habe Dienst und stand gerade 4h im OP (aufwändige Olecranon-Fx, bleischürze!) war froh, als das vorbei war. Dann war kleinzeug, Udk-Anlage auf Station, OP-Aufklärung... Dann rufen mich Schwestern von einer Station: ein Patient würde schütteln, er hätte zwar 36,0 T, Vitalwerte ok, aber er sähe gräulich aus und ihnen sei das nicht geheuer. Naja, dachte ich, kann ja mal ein atypischer Herzinfarkt oä sein und bin gleich hin.
Ergebnis: dem Patient war kalt und er hatte sich durch Anziehen eines Joggingsanzugs bereits selbst therapiert....
Feuerblick
10.08.2016, 20:01
Nee, oder????? :-wand
Lieber so rum, wie dass die Station anruft, weil "sie mal eine Nadel bräuchten". Ich sag also meinen Standardspruch auf (Bitte Name und Zimmernr auf Viggopflaster, ich komme sobald ich Zeit habe), wird bestätigt und gut. Ich geh ca. 30 Minuten später hoch und finde eine kotzende, schwitzende und völlig fertige Patientin vor, deren Kreislauf schon dermaßen im Eimer war, dass ich nach 3 vergeblichen Versuchen (passiert mir echt nicht oft), dann doch schnell den Dienstarzt dazu holen musste. Das ist mir auf der gleichen Station schonmal mit einer sich vor schmerzen windenden Patientin passiert. Da frag ich mich schon, wieso man das nicht einfach dazu sagen kann. Die Naht in der Notaufnahme hätte auch noch ein bisschen warten können...
Sowas würde hier glaube ich nicht passieren, hier wird eher immer zuviel erzählt am Telefon (in dem Sinne, dass ich ja eh kommen muss und mir vor Ort ein Bild mache). Und ich komme echt immer oder schicke den Kollegen, wenns gar nicht geht.... Aber bei der Sache eben.... Naja... Kopf gegen Wand passt da schon gut. Das doofe ist: du darfst dann ja auch nichts zu den Schwestern sagen, nachher ist wirklich mal was und die holen dich nicht, weil sie sich unsicher sind und du schonmsl gemeckert hast.
tragezwerg
10.08.2016, 20:31
Ja, das ist schwierig...ich fand auch immer gut, zu schmerzgeplagten Patienten auf Station zu kommen mit dem gut gemeinten Hinweis: "Der ist kaltschweißig, das is ne Sepsis!"
7,5 mg Piritramid später war die Sepsis dann kuriert. :-oopss
Aber besser als wenn es übersehen wird...gerade bei den alten und dementen Patienten wird zu oft ne Sepsis falsch eingeschätzt und zu spät erkannt.
Kackbratze
10.08.2016, 22:52
Das doofe ist: du darfst dann ja auch nichts zu den Schwestern sagen, nachher ist wirklich mal was und die holen dich nicht, weil sie sich unsicher sind und du schonmsl gemeckert hast.
Das ist nicht doof, sowas ist IMHO ultrabekloppt. Die Schwestern sehen die Patienten am Tag und in der Nacht als Erstes während Du in der Ambulanz gerade Leute abarbeitest oder im Dienstzimmer die Achselhaare epilierst. Klar sind nicht alle mit dem medizinischen Hintergrundwissen gesegnet von dem wir träumen, aber wenn Du gerufen wirst, dann geh hin.
Ich kenne 2 Kollegen, die entweder nicht hingegangen sind (wurde gegangen) oder hingegangen sind und es nicht ernst genommen haben (Pat 3h später tot, Kollege jetzt ohne Patientenkontakt in anderem Fachbereich), auch wenn man als Arzt nur wenige Momente hat, wo man Leben retten kann wie im Fernsehen....gerade in der Nacht sind diese Momente und man sollte die nicht verpassen. Ist schlecht fürs Karma und das eigene Seelenheil.
:-meinung
Nee das stimmt. Deswegen gehe ich auch immer, gerade wenn eine Schwester sagt: "der ist irgendwie komisch" geht bei mir erstmal der Alarm im Kopf an.
Den letzten den ich reanimiert habe, da hieß es "Das ist doch jetzt kein normales Umkippen, oder?" :-D
Christoph_A
11.08.2016, 10:35
Ist aber auch schwer von der betreffenden Schwester abhängig, würde das nicht pauschalisieren. Nach vielen Jahren in einem Haus und sehr vielen gemeinsamen Nächten kennt man seine Pappenheimer in und auswendig und damit auch die Schwestern, bei denen man zuhören sollte und die, wo man schon beim Anruf auf Durchzug stellen kann. Wenn dann Schwester Tunicht -Guta wieder den hochnotfallmäßigen Verstopfungspatienten dramatisiert, kann man getrost noch seine Serie aufm Tablet zu Ende schauen, wenn es jemand ist, bei dem man genau weiß, die ruft nur an, wenns wirklich brennt, dann wird's Zeit für den schnellen Trab auf Station.
Und bis man die Erfahrung nicht hat=>auch zu Tunicht - Guta rennen!
Nachts aufstehen ist nie toll. Aber dann Schwestern/ Pfleger anmachen, ist auch kein guter Zug. Frag mich schon manchmal, was bei denen manchmal so passiert, daß die sich schon entschuldigen, wenn man auf der Station ankommt. Klar, manchmal sind es Lappalien, wirklich, manchmal sind es aber auch nur Lappalien für einen selbst, für die Pflege aber halt nicht bzw. nur von mir lösbar. Manchmal reicht ja schon ne telefonische Anweisung, aber muß halt und die dürfen vieles halt nicht entscheiden.
Und man kann ja in jedem Fall respektvoll miteinander umgehen :-) Man ist kein besserer Arzt, nur weil man mal ordentlich rummeckert.
Und wie schon gesagt, man muß sich ja auf die Pflege verlassen können -ich bin ja drauf angewiesen, dass die mir bescheid sagen, wenn irgendwas nicht mehr rundläuft -ich kann auf ITS (halt meine Station) nicht alle Pat. so im Auge haben und bin da total auf gute Zusammenarbeit angewiesen. Das ist totaler Mist, wenn jemand von der Zeitarbeit (mal so als Bsp., die sind ja nicht alle schlecht) Dir erst zur Morgenbilanz sagt (wenn überhaupt), daß der (für mich bis dato total unauffällige) Patient die ganze Nacht nicht ausgeschieden hat, hänge ich schon echt hinterher und werd das Problem bis zur Visite eher nicht mehr lösen können -doof!
Sebastian1
11.08.2016, 18:38
Im Großen und Ganzen gebe ich dir da Recht, Miss, aber es gibt so Highlights, bei denen ich durchaus berechtigt meckerte in der Vergangenheit...
Entbindung um 5 Uhr morgens. Um 2 Uhr nachts (Also 21 Stunden später...) Anruf, der PDK würde die Patientin stören, Dez müsste sofort raus. Bei Befragung der Patientin stellte sich raus, das sie das schon seit 7 Uhr morgens mehrfach gesagt hatte.... (am nächsten Morgen wäre er bei der Visite eh rausgeflogen, aber wenn er seit so langer Zeit stört, warum hat man dann nicht den kompletten Tag genutzt?).
PCA wird mitten in der Nacht von der Schwester manipuliert, weil sie meint, Dez Patient brauche die nicht mehr. Einfach ab oder einfach nicht mehr benutzen bis zur Visite wäre kein Problem gewesen, ohne Schlüssel solang dran Spielen, bis es Alarm gibt, dagegen schon...
Dergleichen Dinge sind dann einfach nur doof... Ansonsten versuche ich eigentlich auch banale Anfragen freundlich abzuarbeiten, aber bei offensichtlicher Blödheit kann ich durchaus auch mal unfreundlich werden.
Christoph_A
12.08.2016, 08:36
Auch ein Klassiker aus der Nachtdienstschublade: 4 Uhr morgens Anruf => XY hat Fieber. Replik: Gib mal Perfalgan. 5 Uhr morgens Anruf: Jetzt ist das Fieber weg :-wand
Und ja, da wurds dann schon mal lauter, seh das wie Sebastian1, bei Blödheit muß auch mal meckern kommen. Wir sind nicht nachts da, um den Kasperle für die Pflege zu spielen.
Ich kann durch meine persönliche Erfahrung sagen; das es wirklich auf das Pflegepersonal ankommt das Nachtdienst hat.Ich habe das Glück, viele Pfleger und Schwestern zu haben (gerade auch die aus dem Dauernachtdienst) die absolut kompetent sind, ein sehr breitgefächertes wissen haben und wissen was sie tun.
Allerdings ist es bei diesen genannten Pflegekräften in der Tat so, das wenn einer von denen anruft, es wirklich brennt und die Kacke am Dampfen ist! Da heisst es dann wirklich; flott auf Station!!!
altalena
12.08.2016, 15:32
Bei meiner aktuellen Stelle rufen die Schwestern im Dienst nachts auch echt nur an, wenn ambulante Notfälle sind oder eben wirklich was "schwerwiegendes" mit stationären Pat. ist. Wenn nachts der Kreißsaal boomt und gleichzeitig ambulante Patienten auf der Gyn aufkreuzen, sagen die denen auch immer schon, dass es länger dauern wird bis der/die Arzt/Ärztin kommt. Manchmal erledigen sich diese Sachen dann auch "von selbst" :-))
Bei uns gibt's ja den Intensivdienst. Der ist praktisch die ganze Nacht wach. Das hält sich aber auch sehr in Grenzen, wenn dir Peripherie da anruft. Und der Hausdienst wird nur angerufen, wenn der auf Intensiv länger beschäftigt ist und keine Zeit hat.
Bei uns hält sich die Pflege nachts sehr zurück,was das anrufen angeht.
Tagsüber dafür gar nicht. Das ist aber ok.
Ja tagsüber ist hier in den Diensten echt immer viel los. Wir haben schon überlegt, ein dienstmodell vorzuschlagen, bei dem es noch einen dritten Diensthabenden bis 18 oder 20 Uhr gibt.
Wir haben aber auch irgendwie ne doofe Aufgabenverteilung. Jeder Zugang, der in der Notaufnahme schon von mindestens einem Arzt gesehen wurde, muss auf Station nochmal von mindestens einem Arzt gesehen werden. Wenn das jemand zum operieren ist, macht das auch Sinn, aber ein Schädel-Hirn-Trauma, das nur überwacht werden muss, ist da eher lästig-vor allem weil es Pfade gibt, definierte Anordnungen, die die Schwestern befolgen müssen. Eigentlich würde es reichen, wenn die sich melden, wenn der Patient auffällig wird...
Elena1989
13.08.2016, 13:54
Z.n. Dienst = müde!
1,5 Stunden Schlaf sind irgendwie doch ein bisschen wenig
Hier auch. War zwar im Grunde genommen ruhig, aber wenn der einzige Einsatz in der Nacht genau um 3 Uhr kommt, dann reicht es weder vorher noch nachher...
Und wie zum Teufel kommt man nachts um drei Uhr dazu, 20 Tabl. Zopiclon einzuwerfen...
Nachts zwischen drei und vier ist immer unangenehm - da gabs selten was gutes!
Und wie zum Teufel kommt man nachts um drei Uhr dazu, 20 Tabl. Zopiclon einzuwerfen...
Schlaflosigkeit...?! ;-)
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