Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Uah das hört sich auch eklig an.
Unser Patient ist auch etwas verwahrlost und etwas sparsam verdrahtet, sein Bein ist völlig aufgetrieben, er konnte natürlich gar nicht mehr laufen, aber auf die Frage, warum er nicht eher gekommen sei, sagt er, er wusste nicht, dass es so schlimm sei, er wäre ja kein Arzt.
Aber es geht ihm besser. Der anderen auch, also beide Male keine NF gewesen.
-Julchen-
29.08.2016, 20:37
Schrecklicher Tag heute... Zweimal angepflaumt worden für Dinge für die ich nix kann und die Angehörife hat mit dem Anwalt gedroht. Dabei hatte ich den Patienten gerade mal seit 10 Minuten von der Intensivstation übernommen und konnte rein garnichts dafür dass er nichtmehr auf seine alte Station zurückkonnte weil der Chef das Bett in der Frühbesprechung anderweitig vergeben hatte... Und dass ich zu der Zeit als die Funktionsschwester anrief um mich zu fragen ob ich noch ne zusätzlich Ergo übernehmen könne, gerade in der OA-Visite war und zum allerersten Mal überhaupt gesagt hab ich kann NICHT kommen, dafür kann ich auch nix. Alles doof heute. Und dann konnt ich wegen den vielen Neuaufnahmen und Problemchen die ich heut hatte auch noch zu allem nicht in den Sportkurs am Abend. Alles doof heute:-keks
Moorhühnchen
29.08.2016, 21:02
Hatte zur Abwechslung auch mal nen "anstrengenden" Dienst gestern, ein Patient mit Ileus, der die OP seit Freitag ablehnt, insgesamt 4 Sectios, eine davon Notsectio, eine weitere in VN bei unkooperativer Patientin und quasi unmöglicher Spinaler, 2 Kinder wurden vom Baby-NEF abgeholt.
Als um 3 Uhr der Sectio-Spuk vorerst vorbei war, sollte ich dann bei einer genitalverstümmelten Somalierin einen PDK legen - wohlgemerkt, das CTG war auch nicht so wirklich schön. Die Patientin war dann aber erstmal verschwunden, ihr Mann, der vielleicht hätte übersetzen können, war heimgegangen. Gegen halb 4 wurde die Patientin im Patientenzimmer wiedergefunden, wo sie sich einfach in ein Bett gelegt hatte. Mit Deutsch und Englisch kam ich nicht weiter, also habe ich die PDK-Anlage abgelehnt, mit dem Hinweis, daß ich bei einer notwendigen Sectio sofort auf der Matte stehe.
Ich durfte dann zumindest bis 7 Uhr schlafen, bis ich wieder wegen der Patientin angerufen wurde - man (= die Hebamme) habe den Mann nun telefonisch erreicht und die Patientin sei nun mit einer "spinal injection" einverstanden. Anamnese weiterhin nicht möglich, Ehemann aber nochmal an der Strippe gehabt - schlechtestes Englisch, Anamnese so à la: "Was willst Du eigentlich von mir, ich hab doch gesagt, die Tussi ist gesund" und (wenn ich es wirklich richtig verstanden habe) "Can you make, that she doesn't get pregnant any more..." WHATTTTT???? Und nochmal in die Klinik würde er nicht kommen, weil er "too tired" sei. :-notify PDK also erneut abgelehnt. Immerhin haben mir die Kollegen beigepflichtet, daß sie es ebenso gehandhabt hätten. Trotzdem tat mir die Patientin irgendwie leid.
Ich mit so nem Hals nach Hause, kurz gepennt, zum REWE getappt - nur schnell für den Nachmittagsbesuch einkaufen wollen. Stehen da so ein paar Kerle vom ASB vorm Markt und wollen Spenden für's Baby-NEF. DAS war leider der absolut falsche Zeitpunkt mich anzusprechen!!!!!!!!!!!!!!!
Aber sagt mal, stimmt es tatsächlich, daß gewisse Dinge nicht mehr von den Kassen übernommen werden? Der eine Typ sagte zum Beispiel, daß die Federung für das Baby-NEF und verschiedenes Equipment selbst getragen werden muß??
ehem-user-11022019-1151
29.08.2016, 22:00
Aber sagt mal, stimmt es tatsächlich, daß gewisse Dinge nicht mehr von den Kassen übernommen werden? Der eine Typ sagte zum Beispiel, daß die Federung für das Baby-NEF und verschiedenes Equipment selbst getragen werden muß??
Da ein Baby NAW kein offizielles Fahrzeugs des Rettungsdienstes ist, wird das im Normalfall nicht von den Krankenkassen übernommen, sondern muss selbst getragen werden bzw. wird durch Spenden finanziert.
Abgesehen davon würde ich trotzdem keinem dieser Leute glauben, die um Spenden und Beitritt für/in eine Hilfsorganisation bitten, denn meistens werden irgendwelche abstrusen Argumente ausgefahren ("wenn Sie nicht Mitglied sind, müssen Sie einen RTW-Einsatz selbst zahlen").
Edit: Moorhühnchen, das hört sich wirklich nach einen richtig stressigen Dienst an. Hoffentlich konntest du dich bisschen erholen.
Viele dieser Spendenrekrutierer sind nicht viel anders als Drückerkolonnen und arbeiten auf Provisionsbasis. Manchmal haben die mit den Hilforganisationen selbst überhaupt nichts am Hut. Ich fand dass schon als ich noch Ehrenamtlicher beim DRK war immer befremdlich, dass trotz lokal initierten Förderverein unser OV immer einem von denen alles (samt Auto) zur Verfügung stellen musste, damit der nochmal fröhlich von Haus zu Haus ziehen konnte, um Spender zu akquirieren...
Moorhühnchen
30.08.2016, 21:34
Vielen Dank für Eure Infos! :-)
Aber ganz ehrlich: dann spende ich lieber mal so was, als daß ich mich vorm Supermarkt von so unseriös wirkenden Leuten ansprechen lasse....
Die Somalierin hat dann von einer anderen Kollegin doch noch einen PDK bekommen, nachdem der Mann sich zum Übersetzen aufraffen konnte...
Mann ey, ich bin nur noch genervt von dieser Station und zähle die Arbeitstage bis zu meinem Urlaub (16) Und danach bin ich auf einer anderen. Ich bin vor allem genervt vom Oberarzt, heute war mal wieder die Merkel an allem Schuld, von seinen stundenlangen Lamentos wird mir echt schlecht. Aber dann bin ich auch genervt von den Internisten, die uns einen kranken Patienten, der schon 10 Wochen (!) bei uns ist, nicht abnehmen, obwohl er nichts chirurgisches mehr hat. Mir wurde heute wirklich durch die Blume gesagt,. dass wir ihn entlassen sollen, damit die ihn neu aufnehmen können und einen neuen stationären Aufenthalt abrechnen können. Aber dem nierentransplantierten Patienten gehts nicht gut, seine Medikation hat nicht hin, er wird immer anämer , verwirrter und kriegt Ödeme. So kann man ihn schlecht entlassen, also behandeln wir ihn tot. :-kotz
Sebastian1
31.08.2016, 21:42
Ich hab in solchen Fällen einfach mal andere Kliniken nach Übernahmekapazitäten gefragt und das ganz ungeniert kommuniziert. Manchmal hilft es ja nicht, wenn man nicht mal ungeniert auf die Füße pinkelt ;-)
Das wäre mal ne Option, aber übernimmt die Kasse in solchen Fällen die Kosten für die Verlegung? Würden die nicht zu Recht sagen, dass das Krankheitsbild auch hier behandelt werden kann? Nachher bleibt der Patient auf den Transportkosten sitzen. Und dann ist die nächste Klinik, der ich das zutraue und die schnell dialysieren kann auch ne ganze Ecke weg.
Verlegungstransporte zahlt das abgebende Krankenhaus!
Da hat die Krankenkasse nix mit zu tun. Von daher sollte die eigene Klinik schon ein Interesse daran haben, dass der Patient bei Euch bleibt. Zum Einen, um den Transport zu sparen, zum Anderen, um ggf. noch ein paar Zusatzentgelte (DIALYSE!!!) abzugreifen. ;-)
Kackbratze
31.08.2016, 22:17
Meist muss man nur einen Transport zahlen, alle weiteren Transporte erledigen sich dann von selber.
Neben Übernahme gibt es ja die Möglichkeit einer Konsiliar-Behandlung...
Oder einfach jeden Tag ein neues Konsil anlegen oder einfach direkt mal mit der Nephro/Dialyse Praxis plaudern und dem dortigen Kollegen die Situation schildern - manchmal lässt sich so eine Übernahmekaskade von innen heraus provozieren...
Der Forensik halber solltest du gut dokumentieren!
PS: Bekommt/Bekam der Kerl auch mal ne Tüte von euch? Irgendwann kann man mit Epo und Eisengabe an der ren. Anämie auch nix mehr drehen... Den Ödemen tut es auch gut...
Relaxometrie
01.09.2016, 08:18
Bekommt/Bekam der Kerl auch mal ne Tüte von euch? Irgendwann kann man mit Epo und Eisengabe an der ren. Anämie auch nix mehr drehen... Den Ödemen tut es auch gut...
Hast Du dazu eine Studie? Hasch gegen Anämie und Ödeme?
*scnr*
Ich hab in solchen Fällen einfach mal andere Kliniken nach Übernahmekapazitäten gefragt und das ganz ungeniert kommuniziert. Manchmal hilft es ja nicht, wenn man nicht mal ungeniert auf die Füße pinkelt ;-)
Find ich zwar auch legitim (so rein von der Logik her)...allerdings muss man bedenken, dass die Klinik bei externer Verlegung die komplette DRG verliert...damit hätte man nicht nur die Internisten angepinkelt sondern womöglich auch noch den eigenen Chef :-(
easy-bisy
01.09.2016, 09:05
Hi Fr.Pelz- das Lamentieren mit den internistischen Übernahmen kenn ich auch. Bei deinem geschilderten Fall fragt man sich als Außenstehender aber schon, ob der Patient jetzt wirklich noch von einer internistischen Übernahme profitiert. Wenn die auch keine neuen Ideen für ne Therapie haben, gehts dem ja auch nicht automatisch besser, wenn er auf ner internistischen Station liegt. Dialyse und ggf. EKs können ja tatsächlich auch gut ambulant laufen, die Dialysepraxis freut sich.
Soll doch der zuständige Internist gerne noch mal ein schriftliches Konsil mit Name drunter machen, das besagt der Patient soll in die ambulante Weiterbehandlung entlassen werden. :-peng
Sebastian1
01.09.2016, 19:16
Find ich zwar auch legitim (so rein von der Logik her)...allerdings muss man bedenken, dass die Klinik bei externer Verlegung die komplette DRG verliert...damit hätte man nicht nur die Internisten angepinkelt sondern womöglich auch noch den eigenen Chef :-(Naja, das macht man halt auch nicht so oft. Aber dieses Geturfe um der DRG willen mach ich nicht mit. Bin ich übrigens auch nicht drüber aufgeklärt oder eingewiesen. Ich hab immer noch Medizin studiert und nicht BWL.
(Jetzt mal provokant gesprochen. Das meiste lässt sich ja mit ein wenig good will einvernehmlich regeln. Aber wenn man meint, verarschen zu können, dann muss man halt mal zeigen, dass das nicht funktioniert. Der Patient ist immer noch Patient und nicht die Cash Cow.)
Neben Übernahme gibt es ja die Möglichkeit einer Konsiliar-Behandlung...
Oder einfach jeden Tag ein neues Konsil anlegen oder einfach direkt mal mit der Nephro/Dialyse Praxis plaudern und dem dortigen Kollegen die Situation schildern - manchmal lässt sich so eine Übernahmekaskade von innen heraus provozieren...
Der Forensik halber solltest du gut dokumentieren!
PS: Bekommt/Bekam der Kerl auch mal ne Tüte von euch? Irgendwann kann man mit Epo und Eisengabe an der ren. Anämie auch nix mehr drehen... Den Ödemen tut es auch gut...
Ja, die Nephrologin hat den Patienten alle 2 Wochen gesehen, dazwischen gab es Telefonate und 1,2 schriftliche Stellungnahmen, denen man ewig hinterhertelefonieren musste. Da ging es dann um Feinheiten der Immunsuppressiva. Dann hat uns die Neurologin aufgeschrieben, was wir noch bestimmen sollen (Osmolalitäten, Aldosteron etc, also Fremdwörter für Chirurgen) Wir alles fein bestimmt, dazu hat sich die Nephrologin aber nicht geäußert.
Und was meinst du mit Tüte? Transfusionen? Ja, die hat er auch bekommen.
Die Neurologin war da, weil er komische Myoklonien hatte, (oder ein raumgreifenden Tremor?) CCT und EEG haben nichts ergeben, aber ob das eventuell von den 20 Medis kommt? Ich finde schon, dass ein Internist das besser beurteilen kann und auch mal eher versuchsweise was weglassen kann, was wir uns nicht so trauen. Naja, wir entlassen den heute und dann wird er halt neu in die Internie aufgenommen. Echt blöd, alles.
Hatte gestern Dienst und war bis 22 Uhr gut beschäftigt- und dann war nichts mehr. Null! Ich bin zweimal nachts aufgewacht, weil mein Pieper so ruhig war :-))
Oh Mann, anstelle dass Patienten dankbar sind, dass wir an vier Tagen der Woche freie Sprechstunde , an zweien davon an beiden Standorten, anbieten, so dass eben keine monatelangen Wartezeiten auf einen Facharzttermin für "ich könnte mal kontrollieren lassen" entstehen, wird rumgekeift, das sei unmöglich und schlimmer als unter Ceausescu damals und man werde sich ans Handelsblatt wenden und der Frau Merkel schreiben. Ich bin es Leid.
vanilleeis
02.09.2016, 12:45
Oh Mann, anstelle dass Patienten dankbar sind, dass wir an vier Tagen der Woche freie Sprechstunde , an zweien davon an beiden Standorten, anbieten, so dass eben keine monatelangen Wartezeiten auf einen Facharzttermin für "ich könnte mal kontrollieren lassen" entstehen, wird rumgekeift, das sei unmöglich und schlimmer als unter Ceausescu damals und man werde sich ans Handelsblatt wenden und der Frau Merkel schreiben. Ich bin es Leid.
Worüber beschweren sich denn die Leute? Lange Wartezeiten?
Auch eine freie Sprechstunde hat nun mal begrenzte Kapazitäten. Wenn meine Kollegin und ich zu zweit sind, können wir nicht 100 Leute in vier Stunden anschauen. Aber das kapiert keiner. Dadurch, dass eben uU nicht alle an dem Tag angenommen werden können, beginnt ein Kampf ums früheste Erscheinen, um ja auch angenommen zu werden. Das betrifft übrigens nur diese Termine wie neue Brille, Jahreskontrollen für Diabetiker, die es sonst verbaselt haben, sich feste Termine zu machen oder Routinekontrollen von Leuten, die nix haben. Glaukomkontrollen, AMD-Patienten oder sonstwelche, die wir zu Kontrollen wofür auch immer einbestellen, bekommen selbstverständlich einen festen Termin, ebenso akute Beschwerden, da reicht auch schon das Jucken und Brennen... Und klar, wenn dann um halb acht 30 Leute da stehen, können nicht alle 30 um viertel nach acht wieder draußen sein, auch das wird nicht verstanden.
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