Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Pampelmuse
17.11.2016, 08:52
Von der Fachärztin bekam sie dann übrigens ihre Infusion, kommentiert war Folgendes: "Frau xxx schwebte während und nach der Ferlecit-Infusion in absoluter Glückseligkeit."..... Na dann...
:-)) :-)) :-))
Wo ist die Grenze, das Jugendamt einzuschalten, wenn ein Kind krank wird aufgrund nicht vorhandener Impfungen und vielleicht noch Mangelernährung?
Anderes Thema: hab von einem Kollegen von einer tollen Fortbildung erfahren, einem OP Zugangskurs. Der geht eine ganze Woche! Man macht echt viel, von Hacke bis Nacke sozusagen, alles auch mit praktischen Übungen an Leichen. Als ich die Kursgebühr überwiesen habe, lese ich "Zielgruppe 1. bis 5. Jahr auf dem Weg zum Facharzt Orthopädie/Unfallchirurgie". Jetzt fühle ich mich schlecht :-oopss
Ich hatte eine 25-jährige Patientin, die a) auch gegen alles allergisch ist, b) Veganerin ist, c) psychosomatisch alles mitnimmt, was man so mitnehmen kann und d) ja schon alle möglichen Therapien ausprobiert hat (bei genauerem Hinterfragen dann alles Homöopathische und Anthroposophische. Ach ja, schwerst schwermetallvergiftet ist sie laut Heilpraktiker auch.
Von mir forderte sie dann (ja, fordern, nicht bitten) einen genauesten Laborcheck incl. aller Vitamine und Spurenelemente. Diesen Gefallen konnte ich ihr leider so detailliert auf Kassenleistung nicht tun, da wurde sie das erste Mal sehr sauer und ausfallend, wofür zahle sie schließlich schon ihr ganzes Leben in die Krankenversicherung???
Die Hutschnur völlig durchgebrannt ist ihr dann, als ich ihren an der unteren Norm angesiedelten Eisenspiegel in Form von Tabletten anheben wollte. Sie braucht eine Eiseninfusion, und zwar jetzt sofort, da sie sonst sterbe. Und ich wäre dann schuld, das wäre unterlassene Hilfeleistung etc...
Sämtliche Versuche der Beschwichtigung bzw. Aufklärung sind komplett verpufft. Nachdem sie sich mit einem hysterischen Anfall vom Feinsten weigerte, mein Zimmer zu verlassen, war ich dann doch froh, sie als Assistentin an einen Facharzt bei uns verweisen zu können.
Das war schon mein zweiter Fall eines völligen Austickens bei verweigerter Eiseninfusion.
Von der Fachärztin bekam sie dann übrigens ihre Infusion, kommentiert war Folgendes: "Frau xxx schwebte während und nach der Ferlecit-Infusion in absoluter Glückseligkeit."..... Na dann...
Auf den ersten Blick pragmatische Lösung. Auf den Zweiten nicht:
- wie schon geschrieben unkollegial und unehrlich in der Pat.-Führung
- das Inakzeptable Verhalten wird gratifiziert
- bei allerg. Reaktion hätte ich als Gutachter Fragen...
Genau DAS sind die Pat. die wenn was passiert vor den Kadi ziehen!!
Matzexc1
17.11.2016, 18:14
Wo ist die Grenze, das Jugendamt einzuschalten, wenn ein Kind krank wird aufgrund nicht vorhandener Impfungen und vielleicht noch Mangelernährung?
Anderes Thema: hab von einem Kollegen von einer tollen Fortbildung erfahren, einem OP Zugangskurs. Der geht eine ganze Woche! Man macht echt viel, von Hacke bis Nacke sozusagen, alles auch mit praktischen Übungen an Leichen. Als ich die Kursgebühr überwiesen habe, lese ich "Zielgruppe 1. bis 5. Jahr auf dem Weg zum Facharzt Orthopädie/Unfallchirurgie". Jetzt fühle ich mich schlecht :-oopss
Kannst du mir sagen wo und wieviel?
Meine Güte, wir können momentan echt schlecht arbeiten, weil die uns behilflichen Disziplinen, namentlich Anästhesie und Radiologie so dermaßen aufm Zahnfleisch krebsen personaltechnisch. Wir sollen uns jetzt alle mal umhören, ob wir denn keine Radiologen kennen, die nach Brandenburg wollen- ein radiologischer Facharzt würde sogar bei uns in der Chirurgie eingestellt werden. Kein Scherz!
wischmopp
18.11.2016, 08:31
Auf den ersten Blick pragmatische Lösung. Auf den Zweiten nicht:
- wie schon geschrieben unkollegial und unehrlich in der Pat.-Führung
- das Inakzeptable Verhalten wird gratifiziert
- bei allerg. Reaktion hätte ich als Gutachter Fragen...
Genau DAS sind die Pat. die wenn was passiert vor den Kadi ziehen!!
Sehe ich genauso. Bin ja aber nur eine kleine Assistentin...
Naja. Wegen unterlassener Impfung kann man ja nicht vor das Jugendamt ziehen.
Aber bei Mangelernährung verursacht durch die Eltern sehr wohl.
Hatten da auch eine Mutter. Da ist das Kind an der Brust verhungert, die Mutter hatte keine Milch mehr. Und hat jegliche Kunstnahrung verweigert.
Das endete dann mit dem Jugendamt. Aber auch das hat es dann mit solchen Eltern nicht einfach.
Wobei man hier ja kurz einwerfen muss, dass vegane Ernährung, auch von Kindern nicht zwangsweise Mangelernährung bedeutet. Halt nur mehr Aufwand und Supplementierung.
RocuRoNium
18.11.2016, 16:10
Und was ist, wenn das Kind sich nicht vegan ernähren will? Und die Eltern darauf beharren? Würde mich mal interessieren...
Und mal ein kleines Gedankenspiel:
Ein Kind/Jugendlicher ist nicht geimpft, da die Eltern Impfgegner sind, hört in der Schule von den Vorteilen und will jetzt geimpft werden und marschiert zum Arzt. Darf der dann das Kind impfen? Und wenn nicht, kann das Kind dann irgendwie trotzdem an die Impfungen kommen?
Kinder wollen auch mal gerne alleine wohnen, nur Schokolade essen, nicht zur Schule gehen oder nicht aufräumen. Und die Eltern beharren drauf. Was passiert dann? Richtig, die Eltern entscheiden weil's Kind ein Kind ist.
Gleiches für die Impfung. Am Ende geht es um die Einsichtsfähigkeit und Mündigkeit des Jugendlichen. Als Kind ist das einfach und recht klar. Im Jugendlichen-Alter (≥ 14 Jahre) wird das schon schwieriger, da ist es von der Tragweite der Entscheidung und dem Eindruck des betreffenden abhängig.
Sebastian1
18.11.2016, 17:48
Wobei man hier ja kurz einwerfen muss, dass vegane Ernährung, auch von Kindern nicht zwangsweise Mangelernährung bedeutet.Und genau das glaube ich nicht. Es mag sein, das man hinreichend supplementieren könnte (wobei die Frage ist - woraus werden die Supplemente denn hergestellt?) - aber dazu müsste man den Bedarf halt schon gut kennen. Und weder unter- noch übersupplementieren.
Und ich glaube, dass eine vegane Ernährung einfach nicht für den sich entwickelnden menschlichen Körper geeignet ist (sonst müsste man auch nicht supplementieren).
Ich halte das für ein verbrämtes Weltbild, was dann wohlmeinend den Kindern übergestülpt wird. Ähnlich auch bei den Impfungen - das man nicht nur die eigenen, sondern auch fremde Kinder gefährdet, wird hier gern übersehen.
Ich wäre hier sehr für verpflichtende Impfungen. Oder, wenn dies nicht umsetzbar ist, Ausschluss aus öffentlichen Einrichtungen. :-meinung
Der Gesetzgeber unterscheidet bei Minderjährigen zwischen vorteilhaften Rechtsgeschäften und Rechtsgeschäften, auf die das nicht zutrifft. Demselben Gedanken folgend könnte man auch hier sagen, dass die Entscheidung der Kinder gelten sollte, wenn diese objektiv mit einem besseren erwarteten Ergebnis einhergeht...
Und genau das glaube ich nicht. Es mag sein, das man hinreichend supplementieren könnte (wobei die Frage ist - woraus werden die Supplemente denn hergestellt?) - aber dazu müsste man den Bedarf halt schon gut kennen. Und weder unter- noch übersupplementieren.
Aber bei omnivoren Kindern hast du die exakt gleiche Problematik. Du kochst halt das, was du für einigermaßen gesund hältst, aber tatsächlich kennst du weder den aktuellen, individuellen Bedarf deiner Kinder noch die genaue Nährstoffzusammensetzung deiner Zutaten. Gerade bei Naturprodukten mit z.T stark schwankenden Zusammensetzungen. Und DANN hast du vielleicht immer noch das Problem, dass dein Kind deine Gemüsesuppe mit Biofleischeinlage nicht essen will, sondern nur Nudeln ohne alles. Reinzwingen kannst du es ja nicht.
Ich denke, dass der menschliche Körper tatsächlich sehr viel angepasster an schwankende Nährstoffzufuhr ist, als wir denken. In unseren Breitengraden müsste man vermutlich gerade bei Kindern zb sehr viel häufiger Vit D supplementieren. An Regentagen, eingepackt bis aufs Gesicht kommt doch niemand auf die empfohlene Sonnenlichtzufuhr und trotzdem ist Rachitis keine Epidemie.
Das soll jetzt keine Werbung für vegane Ernährung sein, aber ein Hinweis darauf, dass man auf Veganer immer mit dem alten Nährstoffmangelargument anspringt, wo man eigentlich viel breiter ansetzen müsse (man denke nur an die Cola-und-Toast-Mitbringer in der Schule...)
Und ich glaube, dass eine vegane Ernährung einfach nicht für den sich entwickelnden menschlichen Körper geeignet ist (sonst müsste man auch nicht supplementieren).
Aber das ist halt kein Argument, in Zeiten wo man supplementieren kann.
Kackbratze
18.11.2016, 22:01
Ernährung. Der Ersatz für die klassischen Glaubenskriege mit dem Schwert.
Wusstet ihr, dass man bei jeder Religion fehlende Passagen, die einem das tägliche Leben erschweren könnten, da man nicht weiss, wie man reagieren soll, entsprechend supplementieren kann?
Der menschliche Geist ist da sehr Anpassungsfähig, was das geistliche Angebot anbetrifft, weswegen man an keiner Stelle von einer absoluten Lösung des Problems sprechen kann und jeden nach seiner Art glücklich werden lassen sollte....selbst wenn Andere darunter leiden müssen? Man kann ja schließlich supplementieren, wenn es nicht passt.
Und gerade Leute die Glauben wollen ja auch dann andere Dinge supplementieren, ne? Oder?
Irgendwie ist gerade eine komische Zeit. Es hagelt bei uns gerade Uveitiden, die allesamt ziemlich therapieresistent sind. Wir haben gerade gleichzeitig fünf Patienten, die Steroide topisch, systemisch, subconjunctival und parabulbär bekommen, ohne dass es irgendetwas Nennenswertes machen würde. Dann innerhalb von wenigen Wochen drei endogene Endophthalmitiden, zwei davon durch Pilze, die alles andere als häufig sind, sowie vier postoperative, Gott sei Dank außerhäusig operiert. Die aber auch bei verschiedenen OPs, Operateuren und mit unterschiedlichen Keimen. Alles jedenfalls komisch und ziemlich unbefriedigend.
Aber bei omnivoren Kindern hast du die exakt gleiche Problematik. Du kochst halt das, was du für einigermaßen gesund hältst, aber tatsächlich kennst du weder den aktuellen, individuellen Bedarf deiner Kinder noch die genaue Nährstoffzusammensetzung deiner Zutaten. Gerade bei Naturprodukten mit z.T stark schwankenden Zusammensetzungen. Und DANN hast du vielleicht immer noch das Problem, dass dein Kind deine Gemüsesuppe mit Biofleischeinlage nicht essen will, sondern nur Nudeln ohne alles. Reinzwingen kannst du es ja nicht.
Das ist aber genau der Punkt, warum ich niemals ein Kind vegan ernähren würde. Ein Kind wird sich niemals so optimiert ernähren wie ein Erwachsener, der genau weiß, wie er sein Nahrung zusammen stellen muss. Selbst wenn du supplemetierst wirst du niemals eine Supplemetation optimal und engmaschig steuern können. Gerade weil die Entwicklung nicht immer kontinuierlich gleich verläuft und es auch Phasen höheren Bedarfs gibt. Zumal die aus Algen synthetisierten VitaminB12 Supplemente nur schlecht bis gar nicht vom menschlichen Körper verwertet werden können. Daher halte ich eine rein vegane Ernährung von Kindern und Schwageren nachwie vor für keine gute Idee. Ich würde das Risko einer verzögerten Entwicklung des ZNS einfach nicht eingehen wollen.
Ich ernähre meine Kinder auch nicht vegan, aber das Nährstoffargument ist halt scheinheilig, weil man mit omnivorer Ernährung eben auch nicht immer alle Nährstoffe gemäß Empfehlungen zusammenkriegt, gerade bei "picky eater"- Kindern.
Genau deswegen verstehe ich Eltern auch nicht, warum sie meinen, ihre vergane Ernährung durchziehen zu müssen.
Nein, dieses Argument ist nicht scheinheilig. Bei ausgewogener Ernährung kann es manchmal vorkommen, dass man nicht alle Nährstoffe bekommt. Bei veganer Ernährung hingegen ist es ein systemimmanentes Problem: Man bekommt nie alle Nährstoffe. Deshalb muss man dann eben Krücken (aka Ergänzungsmittel) verwenden. Was daran natürlich sein soll, wissen wohl nur Veganer.
Ich ernähre meine Kinder auch nicht vegan, aber das Nährstoffargument ist halt scheinheilig, weil man mit omnivorer Ernährung eben auch nicht immer alle Nährstoffe gemäß Empfehlungen zusammenkriegt, gerade bei "picky eater"- Kindern.
Nochmal: Du hast bei Kindern einen wesentlich höheren Bedarf. Eine Supplementation ist dadurch deutlich schwieriger steuerbar als beim Erwachsenen, weil sie nicht kontinuierlich gleich verläuft und Kinder ernähren sich zusätzlich eher Lustorientiert als optimiert. Das macht eine vegane Ernährung alles andere als empfehlenswert für Kinder. Was ist bitte daran scheinheilig?
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