Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Kackbratze
24.02.2017, 09:23
Die Frage ist auch, wie der Patient auftritt. Zwischen absoluter Verunsicherung bei fehlendem medizinischen Wissen und kotzbrockiger Arroganz als Dr.Google-Nutzer gibt es ja auch noch Bandbreitenunterschiede.
Zn. Sturz vor 6 Tagen auf das Kinn. Nun zunehmende Kopfsx und Vorstellung -> CCT -> subduralhamatom. Zwischen Sturz und CT ist der Herr auch seiner Tätigkeit als Prof nachgegangen. Ich bin da selber bei zunehmendem Kopfsx zumindest vorsichtiger wegen solcher Kasuistiken.
Der war aber vermutlich auch älter als 20. So wie die Dame bzw. ihre Mutter das geschildert hat, hätte ich eher an eine beginnende Erkältung gedacht bzw. die Kopfschmerzen hat sie wie Spannungskopfschmerzen beschrieben. Aber meine Erklärungen wollten sie ja nicht mehr hören. Hat mir nur leid getan, dass sie wahrscheinlich noch einem anderen Kollegen in der Stadt nachts deswegen auf den Geist gegangen sind.
chipirón
24.02.2017, 17:30
Dennoch haben diese Menschen einen emotionalen Leidensdruck und zu einem professionellen Auftreten gehört auch diese Menschen ab zu holen, ernst zu nehmen und auf zuklären, dass das die Angst völlig unbegründet ist.
Schonmal in der vollen Notaufnahme mit mehreren akut schwer erkrankten Menschen und nem klingelnden Telefon, durch dass die Schwester sagt, denen auf Station gehe es auch besch***en, gearbeitet?
Die völlig übertriebene Versorgungsmentalität vieler Menschen heutzutage, die Nachts ins Krankenhaus laufen, einfach weil sie Angst haben "es könnte ja was Schlimmes sein" (obwohl es ihnen gar nicht schlecht geht), ist ein Riesenproblem, und auch überhaupt nicht gerechtfertigt. Sie stehlen uns die Zeit, uns mit den wirklich Kranken zu befassen.
Kann mich nur oben Gesagtem anschließen: Wenn man sich nichtmal hier im Forum mit sowas auskotzen kann, siehts schlecht aus. Verrückte Patienten, die einem sowas als angebliche mangelnde Kompetenz auslegen, gibts schon genug.
Das soll jetzt nicht zu harsch dir gegenüber klingen. Ich hab auch Mitgefühl für die ernsthaft Besorgten, die sich nach den Worten "is nix Schlimmes, gehen sie nach Hause", bedanken. Aber Lava schildert einfach die typischen Zeitstehler, die einen Nachts wahnsinnig machen.
Ich finde es, wie Relaxometrie, auch sinnvoller, da kurz zu erklären als zurückzuschießen. Denn ein Arzt, der erklärt, nimmt dem Patienten die Angst und erzeugt durch Multiplikator-Effekte (über Verwandte und Bekannte) viele weitere potenzielle Patienten, die in Zukunft besser einschätzen können, was dringlich ist und was nicht. Außerdem trägt man so zur Patientenzufriedenheit und zu einem guten Ansehen des Berufes bei.
Dass man auf höherer Ebene noch viel mehr tun könnte, um den Unterschied zwischen ÄBD und Notaufnahme besser zu erklären (z.B. nach britischem Vorbild), ist auch klar.
Feuerblick
24.02.2017, 18:19
Grau ist alle Theorie... eher erzeugst du viele ähnlich sinnlose Vorstellungen, weil der Arzt beim letzten Mal ja sooooooooo nett und verständnisvoll war....
Das wäre mal ein Forschungsprojekt: Bei jedem Patienten entscheidet ein Pseudozufallsgenerator, ob man den Patienten, der unnötigerweise in die Notaufnahme gekommen ist, erklärend oder abweisend behandelt. Und dann prüft man die Zahl der ZNA-Besuche in den darauffolgenden fünf Jahren :-)) :-p
Um wieder etwas ernster zu sein: Gerade bei Kopfschmerzen kann ich das ja noch viel eher verstehen als z.B. bei Rückenschmerzen oder Gelenkschmerzen oder so...
Das ist ja ein Aufruf zur Unfreundlichkeit, das finde ich falsch und gefährlich kann es auch sein.
Feuerblick
24.02.2017, 18:32
Wieso ist es unfreundlich, den Patienten zu fragen, was genau er erwartet?????
Wahrscheinlich hat sie das Forschungsprojekt gemeint. Dass das nicht ernst gemeint war, ist hoffe ich klar :-))
Elena1989
24.02.2017, 18:39
Hab ich auch schon getan, auch wenn unsere Notfallvorstellungen etwas anders aussehen.
Hatte aber tatsächlich mal eine Vorstellung am 26.12., wenige Tage vorher erst bei der ambulanten Behandlerin bei uns im Hause gewesen, während der Vorstellung mehrfach betont, dass sie keine stationäre Aufnahme für die Tochter wollen, schon gar nicht auf unsere geschlossene Station.
Da habe ich dann auch gefragt, was sie denn dann nun genau von mir möchten....
FirebirdUSA
24.02.2017, 18:42
Zn. Sturz vor 6 Tagen auf das Kinn. Nun zunehmende Kopfsx und Vorstellung -> CCT -> subduralhamatom. Zwischen Sturz und CT ist der Herr auch seiner Tätigkeit als Prof nachgegangen. Ich bin da selber bei zunehmendem Kopfsx zumindest vorsichtiger wegen solcher Kasuistiken.
Deswegen wird ja ab 50 auch das CCT empfohlen.. eine 20jährige hat kein cSDH mit "nur" Kopfschmerzen in der Regel
Hab ich auch schon getan, auch wenn unsere Notfallvorstellungen etwas anders aussehen.
Hatte aber tatsächlich mal eine Vorstellung am 26.12., wenige Tage vorher erst bei der ambulanten Behandlerin bei uns im Hause gewesen, während der Vorstellung mehrfach betont, dass sie keine stationäre Aufnahme für die Tochter wollen, schon gar nicht auf unsere geschlossene Station.
Da habe ich dann auch gefragt, was sie denn dann nun genau von mir möchten....
Ja... gut... aber im psychiatrischen Bereich ist das ja nochmal was ganz anderes. Und bei KJP erst recht. Dass es dort sehr viele Patienten und Eltern mit einer sehr ambivalenten Einstellung gegenüber jeder Art von Behandlung gibt, und sehr viele Konflikte zwischen Patienten und Familienangehörigen, liegt in der Natur der Sache. Das ist in diesen Fächern einfach Teil des Jobs. Das ist IMHO schon anders zu werten als wenns um Schmerzen egal welcher Art geht.
Ich sag nur "beim Sport umgeknickt" und "Notaufnahme"- meine absolute Hass-Kombi. Ich kann da auch ehrlich gesagt nicht den Ehrgeiz entwickeln rauszufinden, welches Band da jetzt distendiert ist, sondern sage den Patienten, dass dies eine NOTaufnahme ist, dass noch niemand an nem verknacksten Sprunggelenk gestorben ist und dass sie zum ambulanten Kollegen gehen können. Der muss ja eh weiterbehandeln und im Zweifelsfall ein MRT machen.
Nessiemoo
24.02.2017, 19:16
Hm, ich bin aber auch schon mit umgeknickten Fuß in die Notaufnahme gegangen - wenn man in der Nacht da gar nicht mehr auftreten kann und Angst hat, dass da eine Fraktur ist :-nix
Rhiannon
24.02.2017, 19:17
Hm, ich bin aber auch schon mit umgeknickten Fuß in die Notaufnahme gegangen - wenn man in der Nacht da gar nicht mehr auftreten kann und Angst hat, dass da eine Fraktur ist :-nix
Dito. Mein Knöchel war binnen 5 Minuten dick und rot-blau und Belastung ging gar nix mehr. Da war am WE halt die Notaufnahme das einzige. Da hätte ich nicht bis Montag warten wollen. Beim zweiten Mal wars weniger ausgeprägt, aber dafür BG-lich, also blieb auch nix als die UChi-Ambulanz der Uni.
Das Risiko einer SG-Fraktur beim bloßen "Umknicken" ist aber ohne Osteoporose sehr gering.
Absolute Arrhythmie
24.02.2017, 19:29
Das Risiko einer SG-Fraktur beim bloßen "Umknicken" ist aber ohne Osteoporose sehr gering.
Und das weiß der Laie woher nochmal? ;-)
Habe heute um halb sechs einer Dame am Telefon erklärt, dass das aua Auge bei Z.n. Finger (gestern wohlgemerkt...) eine Hornhauterosio sei, die schweineweh tut aber nicht schlimm ist und was sie tun soll. Bestanden hat sie auf ein Anschauen. Habe dann jetzt freundlich aber dennoch eindeutig ein "wie ich es Ihnen schon gesagt hatte" und "Hütte das machen, was ich ebenfalls schon gesagt hatte" mit auf den Weg gegeben. Aber unfreundlich anpampen werde ich trotz allen Ärgers, dass ich deswegen jetzt reinfahren musste, dennoch nicht.
Rhiannon
24.02.2017, 19:31
Das Risiko einer SG-Fraktur beim bloßen "Umknicken" ist aber ohne Osteoporose sehr gering.
Gut, das hätte ich jetzt allerdings mit 18 auch nicht gewusst.
Aber aus Interesse: wie ist das, wenn man eben nicht bloß auf ebener Fläche umknickt sondern ne Kante (so ca 2-3cm) runter?
Gut, das hätte ich jetzt allerdings mit 18 auch nicht gewusst.
Aber aus Interesse: wie ist das, wenn man eben nicht bloß auf ebener Fläche umknickt sondern ne Kante (so ca 2-3cm) runter?
Ich denke, da ist die Chance auf einen Bänderriß größer ;-)
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