Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Schonmal in der vollen Notaufnahme mit mehreren akut schwer erkrankten Menschen und nem klingelnden Telefon, durch dass die Schwester sagt, denen auf Station gehe es auch besch***en, gearbeitet?
Ja, und? Es wäre genauso unprofessionell den Druck der Überbelastung im Dienst an Patienten weiter zu geben. Auch in der Ambulanz hindert es trotzdem keinen nach Relevanz zu priorisieren. Dann kommt der mit wenig bis keiner Akuität später dran. Dennoch sollte jeder Pat gleich objektiv und fachlich behandelt werden und genauso als Patient ernst genommen werden wie jeder andere Notfall auch. Da bricht man sich keinen Zacken aus der Krone... ehrlich nicht...
Rhiannon
24.02.2017, 19:41
Ich denke, da ist die Chance auf einen Bänderriß größer ;-)
Aber hinsichtlich Frakturgefährdung macht das bei normalen Knochen keinen Unterschied?
Ich bin ja UChi unbewandert (alles vergessen), aber dafür spezialisiert auf eigenen OSG-Distorsionen (mittlerweile 6 oder 7 mal, davon nur 3mal nen Arzt gesehen). Deshalb die blöden Fragen.
Wieso ist es unfreundlich, den Patienten zu fragen, was genau er erwartet?????
Lava hat es bewusst darauf angelegt, dass es negativ aufgefasst wird...
Mir war bewusst, dass die Frage "Und was genau erwarten Sie jetzt von mir?" als negativ aufgeschnappt wird. Das war auch durchaus meine Absicht.
Naja, je höher die "Fremdeinwirkung" also Sturz von der Kante, desto höher die Frakturgefahr. Und mit ausgeleierten Bändern ist dein OSG vermutlich auch nicht allzu stabil. Trotzdem ist das Risiko einer Fraktur immer noch gering. Ich hab zumindest noch keine gesehen (und aus forensischen Gründen muss man die ja dann doch immer röntgen), die wirklich nur durch Umknicken passiert wäre. Aus 20 oder 30cm Sturz ja, und "unsicheres vom Fahrrad Absteigen" in Kombi mit Osteoporose auch, aber alleiniges Umknicken, auch beim schnellen Laufen nicht.
Ich hatte ja heute den ersten Tag post-Urlaub von 9 Tagen und hab mir schon gedacht, dass ich auf der gefäßchirurgischen Station bestimmt ein Drittel der Patienten noch kenne -es war aber über die Hälfte. Diese treuen Seelen :-D
Rhiannon
24.02.2017, 19:47
Danke für die Antwort!
Feuerblick
24.02.2017, 19:58
Lava hat es bewusst darauf angelegt, dass es negativ aufgefasst wird...
Ja, und? Ich fasse es aber nicht negativ auf, weil zwischen pampig sein und einfach fragen, was der Patient jetzt genau erwartet, liegen wirklich Welten.
Wenn nachts ein junger Mann mit einem halb offenen und einem geschlossenen roten, tränenden Auge in der Notaufnahme aufschlägt, mir erzählt er habe ohne Brille geschweißt und er habe das schon ein paarmal gehabt, finde ich es völlig legitim, zu fragen, was genau er jetzt von mir erwartet. Denn er weiß dann (auf Nachfrage wurde das gerne auch bestätigt), dass außer rezeptfreien Schmerzmitteln, rezeptfreier Augensalbe und Augen zu eh nix hilft und dass man die Nacht irgendwie überstehen muss. Da würde ich halt schon gerne wissen, ob er nun Lokalanästhetika erwartet (gibts nicht) oder nur ne AU-Bescheinigung will, die er auch am nächsten Tag hätte holen können.
Wenn ich auf meine Frage hin mitbekomme, dass der Patient nicht weiß, warum ich das frage, mime ich gerne den Erklärbär. Aber der Versorgungsanspruchshaltung mancher Leute komme ich gewiss nicht entgegen.
Außerdem bin ich immer noch Mensch und nur weil ich mal Arzt gelernt habe, heißt das nicht, dass ich alle meine Emotionen gefälligst zu unterdrücken habe. Wenn ich was nicht verstehe, äußere ich das auch. Und wenn der Patient dann beleidigt abdampft... tja, Pech für ihn, Glück für mich, denn ich kann wieder ins Bett. Dieses Gefühl, man müsse für alle da sein und immer den Erklärbär spielen, nutzt sich irgendwann ab. Dann wird man pragmatisch... aber noch lange nicht pampig. Pampig werde ich nur, wenn MICH jemand anpampt. Dann darf er die heiligen Hallen aber auch gerne verlassen.
Ich finde Lavas Angenervtheit bei Spät-und-Nachtlappalien menschlich, verständlich und damit auch grundsätzlich in Ordnung. Wir sind nicht im Diensteistungsgewerbe "Freundliche Flatrate 24h Beratung und Hilfe in allen Lebenslagen mit uneingeschränkter Garantie" angestellt und haben das auch nicht studiert... Nicht mal die McDonalds Mitarbeiter sind nachts im 3:00h zu mir immer nett. Aber Darüber gibt es idR. keine Artikel in der Zeitung. Wenn mündige Bürger (!!) es versäumen sich mit den Basics der eigenen Gesundheit auseinander zu setzen, nervt das. Punkt. Besonders wenn man parallel noch Verantwortung für wirklich kranke Menschen hat. Klar kann man sagen "strukturelles Problem", Dienste anders besetzen usw... Gegenfrage: Muss "ich"/ ein Haus Strukturen schaffen um gesellschaftliche Defizite zu kompensieren? Ich bin mir da nicht so sicher... Aber alle tun es.
Nicht ok wäre es, wenn man/Lava unprofessionell behandelt hätte... Das ist aber nicht der Fall gewesen, denke ich.
Letztlich muss Arzt aber auch Mensch bleiben dürfen.
Relaxometrie
24.02.2017, 21:48
Vielleicht hat Lava die Begebenheit auch ungenau oder verkürzt geschildert. Für mich kam es aber so rüber, als ob Lava als allererstes gefragt hätte, was sie denn jetzt tun solle. Wenn dem so war, finde ich das nach wie vor eine völlig unangemessene Reaktion. Die Patientin und ihre Mutter schienen ja keine "Dr.-Google-Patienten mit enormer Anspruchshaltung" gewesen zu sein. Wenn doch, hat Lava er hier ungeschickt dargestellt.
Daß die Erwartungshaltung einiger Patienten (bzw. leider wirklich zu vieler Patienten), rund um die Uhr mit pillepalle-Beschwerden in eine Notaufnahme kommen zu können, dramatisch ist und schlicht und ergreifend personell nicht zu leisten ist, bestreite ich in keinster Weise. Daß ein Arzt auch Mensch ist und wütend werden darf, ist auch nur richtig.
Aber bei dem von Lava vorgetragenen Fall wurde mir anhand der Schilderung der Patientin nicht deutlich, warum man unfreundlich oder ungehalten werden müsste.
Der Threadtitel heißt "Treffpunkt für gestresste Assistenzärzte" und nicht "Differenzierte Darstellung eines Sachverhaltes" ;-)
So ein bisschen Musi in der Darstellung muss scho sein zur allem. Unterhaltung und für den emotionalen Mülleimer Effekt...
Relaxometrie
24.02.2017, 22:01
Okeokeokeeee :-)
WackenDoc
25.02.2017, 02:01
Nachts um kurz nach 2. 13. Einsatz oder so. Meine Klamotten stinken wie ne Bahnhofskneipe. Straßen sind glatt. Befindlichkeitsstörung. Meine Empathie hält sich langsam auch in Grenzen.
Und ich hätte nichts dagegen, wenn Kippen das doppelte kosten würden.
@Wacken: hab im letzten NEF-N8-Dienst morgens um 4:00 jemand der wegen kolikartiger Flankenschmerzen anrief aber auf KEINEN Fall ins Kh wollte gesagt, dass ich ihn auch gern ins künstliche Koma legen könne...
Da war nix mit Empathie...
Alternativ wäre eine Kh-Aufnahme gewesen..
Er hat sich dann für die Aufklärung bis zum Tod und zu Hause bleiben entschieden.. War für mich in dem Moment auch ok.
Und ich hätte nichts dagegen, wenn Kippen das doppelte kosten würden.
Ich auch nicht. Und Alkohol sehr teuer wäre.
Matzexc1
25.02.2017, 13:50
Ich auch nicht. Und Alkohol sehr teuer wäre.
Bei letzterem erhebe ich Einwände bezüglich Bier, Wein und Whisky.
Alkopops wie in Frankreich 15€ die Flasche fände ich gut
Bier erzeugt sicher mehr langfristige Problemfälle als Alkopops.
Und mit der Cannabis-Epidemie erzeugen wir, befürchte ich, etliche zukünftige Psychotiker.
Ist trotzdem immer die Frage, wieviele Freiheiten intelligente Menschen aufgeben müssen sollen, nur weil manche Leute ihr Leben nicht auf die Reihe kriegen.
Absolute Arrhythmie
25.02.2017, 14:24
Cannabis-Epidemie? Gekifft wurde doch schon immer.
Der Konsum ist in Deutschland stark angestiegen. V.a. unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der intensive Konsum erst recht.
Da wartet in ein paar Jahrzehnten ein böses Erwachen auf uns.
Absolute Arrhythmie
25.02.2017, 14:36
Ich frage mich woher genau irgendwer wissen will, wann wieviel gekifft wurde :-))
Gibt ja wenige offizielle Verkaufsstellen ;-)
Was sicherlich richtig ist, ist dass der Gehalt an psychogenen Inhaltsstoffen gestiegen ist.
Aber die Generation meiner Eltern hat schon gekifft wie blöde, und unsere Großeltern wohl auch, wenn man sich die Alt-68er anschaut.
Ich glaube schon daran, dass Alkohol deutlich mehr Schäden und Kosten verursacht.
Colourful
25.02.2017, 14:49
Nee, Alkohol verursacht mehr Schäden, trinken ja einfach auch viel mehr Leute.
Und die Leute, die eine drogeninduzierte Psychose haben, die haben meistens nicht nur THC konsumiert.
Ich habe nie bezweifelt, dass Alkohol mehr Probleme als Cannabis verursacht.
Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass auch ein anderes Problem so richtig stark gestiegen ist, man aus Studien weiß, dass dieses Problem langfristig das Schizophrenie-Risiko erhöht, und man trotzdem sehr locker (IMHO viel zu locker) damit umgeht.
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