Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
][truba][
02.04.2017, 20:47
Ätztag. Man man, ich brauch mehr Erfahrung
Elena1989
02.04.2017, 20:50
Eine Woche Urlaub ist viel zu kurz! Ich mag morgen nicht wieder arbeiten...
Hoppla-Daisy
02.04.2017, 21:25
[truba][;1989397']Ätztag. Man man, ich brauch mehr Erfahrung
Geduld du haben musst, junger Chirurg....
Die Erfahrung kommt von janz allein, aber nicht direkt in den ersten Monaten ;-).
Kackbratze
02.04.2017, 21:58
Geduld du haben musst, junger Chirurg....
Geduld und Demut.
Oder Du lässt dich impfen, dann bekommst Du sowas erst garnicht.
][truba][
03.04.2017, 05:02
Geduld, Demut oder Erfahrung? Wogegen gibt´s die Impfung? ;-)
Ja, ich weiß es ja.
Boah was ein ätzender Dienst. 24h allein in der Notaufnahme, gefühlte 100 Freizeitsportler, darunter kompliziert kindliche Frakturen, einmal Messer im Bauch, mehrere multimorbide Eier (es wird Ostern!) mit ausufernden internistischen Diskussionen, nachts um 3 zwei Polytraumatisierte. Und dann noch 2h Visite-Frühbesprechung-Fortbildungskram im Anschluss.
Bah.
Ein Patient hat mir beim Nähen seiner Schnittwunde erzählt, er arbeite in der Landwirtschaft, er würde fröhlich den ganzen Tag Traktor fahren. Seine Lehrerin hätte gesagt, er solle Abi machen, aber er hatte keine Lust und fährt schon sein 10 Jahren jeden Tag Traktor.
Das kam mir auf einmal sehr beneidenswert vor.
Pampelmuse
03.04.2017, 09:16
Hm... jetzt habe ich diesen herrlich Sonntag mit meiner ollen Doktorarbeit zugebracht. Dabei sind seit Beginn der Weiterbildungszeit die Wochenenden eh schon so kurz :/
Geht mir auch so. Hätte ich diese besch... Diss doch nur vor dem Berufsstart fertig bekommen. :-((
Wobei ich gestern ja nicht mal was für die Doktorarbeit machen konnte, sondern noch meinen Vortrag für heute fertig machen musste.
Da ist ja was los bei euch, Fr Pelz! Bei uns gibts selten Polytraumatisierte :-? Dafür sind wir die Geriatrie der Stadt. So viele 100-jährige wie in den drei Monaten hab ich in Freiburg nicht in 3 Jahren gesehen.
Mein Spätdienst gestern war auch recht knackig. Viele Frakturen, viele Gipse.
Und ich glaube, ich habe vielleicht ein Leben gerettet :-party Echt kurioser Fall: der Rettungsdienst bringt einen Patienten, der bei der Arbeit zusammen gesackt war und leichte Hüftschmerzen hatte. Eine Übergabe vom Rettungsdienst habe ich nicht bekommen, die Anmeldung hat ihn aufgenommen, ihn als "grün" (also Stufe 4 von 5, wenig dringlich) eingestuft und mit in die Liste "Hüftschmerzen" geschrieben. Nach ungefähr 2 oder 3 Stunden hab ich mir den Patienten erstmals angesehen und festgestellt, dass er eine komplette Paraplegie der unteren Extremitäten hatte mit erloschenen Reflexen. Sensibilität war noch vorhanden. Schmerzen hatte er übrigens keine, Pulse waren alle tastbar. Ich hab nur gedacht, der hat irgendwas Schlimmes, und das hat nichts mit Unfallchirurgie zu tun. Als erstes hab ich mal schnell die Neurologin herbei geholt, die nochmal den gleichen Befund erhoben hat. Ich kam dann auf die Idee, ob es nicht irgendwas an der Aorta sein könnte. Die Neurologin stand eigentlich die ganze Zeit nur da und hat "hm" gesagt, so richtig fiel ihr nichts ein. Hab dann noch den Allgemeinchirurgen angerufen, der im Dienst auch die Gefäßchirurgie macht, und dem die Sache geschildert, und zu dritt waren wir uns einig, mal ein Angio CT Der Aorta zu machen. Der erste Befund war "alles in Ordnung" und die Neurologin wollte den Patienten auf die Stroke aufnehmen. Eine Viertelstunde später rief der Radiologe nochmal an, er sieht da mehrere PAUs (keine Ahnung, was das ist, musste ich erstmal nachgucken) oder doch eine gedeckte Ruptur und bespricht das nochmal mit seiner Chefin. Wenig später haben die Gefäßchirurgen ihn das operiert oder ihm einen Stent eingesetzt oder was weiß ich. Werde ich heute mal nachforschen.
Wie gut stehen die Chancen, dass er nicht querschnittsgelähmt bleibt? Vom Ereignis bis zur OP sind sicher 7 Stunden vergangen :-?
Kackbratze
03.04.2017, 10:15
Wenn durch das Aneurysma die Blutversorgung des Myelons flöten gegangen ist war es das.
Lava, das ist echt gruselig.
Wir hatten letztens einen Anruf aus dem Herzzentrum, dass wir chirurgisch mitbetreuen, es hieß ein möglicherweise blutendes PAU. Alle haben die Hände hochgerissen und waren schon in Bereitschaft, einen Saal zu stoppen für eine Notfall-OP... die Kollegin ging hin und rief kurze Zeit später an, sie kommt mal mit dem Patienten rübergelaufen... ich hab das nicht recht verstanden, warum sie nicht entweder gleich am Telefon Entwarnung gegeben hat, oder den Patienten halt akut schnell mit ner Trage rübergefahren hat.
Es stellte sich heraus, dass der Patient NICHTS an der Aorta hatte, die Kollegin das am Telefon aber nicht so sagen konnte, weil neben ihr der Oberguruherzchirurg saß, der sich sicher war, dass da was sein müsste. :-oopss
Rettungshase
03.04.2017, 18:57
Geht mir auch so. Hätte ich diese besch... Diss doch nur vor dem Berufsstart fertig bekommen. :-((
Wobei ich gestern ja nicht mal was für die Doktorarbeit machen konnte, sondern noch meinen Vortrag für heute fertig machen musste.
Ja, ich denke mir auch öfter, dass ich das besser mal früher gemacht hätte. Allerdings hab ich noch mal einen kleinen Motivationsboost bekommen, dass mich kürzlich mein Oberarzt mit "Dr. Rettungshase kümmert sich jetzt um Sie" dem Patienten vorgestellt hat und ich dann sagte: "Tag, ich bin besagte Frau Rettungshase" :p.
War dein Vortag wenigstens interessant?
FirebirdUSA
03.04.2017, 18:58
Wenn durch das Aneurysma die Blutversorgung des Myelons flöten gegangen ist war es das.
Jupp. Hört sich nach spinaler Ischämie an. Eure Neurologen sind ja echt fit... unklare Paraparese ist bei uns schon seit langem der Notfall wo sogar nachts schon vor 10 Jahren ein MR gemacht wurde, bei dem befund gar nix zu sagen... Danach wäre dann vermutlich das CT Aorta mit Frage Dissektion gefolgt (bei Nachweis spinaler Ischämie).
Aber du hattest ja den richtigen Riecher / Bauchgefühl (zum Glück für den Patient)
Bzgl PAU: https://www.google.de/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://radiopaedia.org/articles/penetrating-atherosclerotic-ulcer&ved=0ahUKEwipr4uw7ojTAhUqCMAKHdEODqsQFggpMAE&usg=AFQjCNGPhpWOPEU5hBAD6MxmVLQUe-m_mA&sig2=QtGc36YQd7mCX5iOwXYhKA
Als es erstmal hieß, das CT sei unauffällig, meinte die Neurologin, sie würden ein MRT der Wirbelsäule machen. Hab das dann auch dem Radiologen so angekündigt, als ich zufällig mit ihm gesprochen habe. Der hat nur gelacht und gesagt "Haha, aber nicht heute Nacht! Das können wir hier nicht leisten."
Weiß nicht, ob die Neurologen bis zum nächsten Morgen gewartet hätten oder das MRT in einem anderen KH gemacht hätten. Aber hätte hätte Fahrradkette, es kam ja anders.
Die Gefäßchirurgen hatten heute übrigens noch zwei akute Aorten zu versorgen. Den anderen mitgerechnet waren das also drei an einem Tag. Der berühmte Dreierpack :-))
"Mein" Patient wurde heute jedenfalls an ein Rückenmarkszentrum verlegt. Mal sehen. Ich habe einen Bekannten, der eine Aortendissektion mit Parese der Beine hatte und der hat sich wieder so erholt, dass er laufen und Auto fahren kann. Aber der kam auch SOFORT in den OP. Vernichtungsschmerz -> hat seine Vermieterin angerufen, die hat den Rettungsdienst gerufen -> Uniklinik gleich um die Ecke -> kam sofort auf den OP Tisch, alles gut gegangen.
FirebirdUSA
04.04.2017, 18:35
Ist ja meist so, dass MR nachts/am WE nur in großen Häusern läuft. Bei einer akuten Paraparese muss ich den Patient dann halt verlegen und bekomm ihn im schlimmsten Fall nach MR zurück. Nur wenn da etwas auf das Myelon drückt (Tumor, sponantes EDH spinal, o.ä.)hast du nur wenige Stunden bis Schaden irreversibel ist.
Ich weiß gar nicht, wie das bei uns ist. Im Tagdienst kann man glaube ich notfallmäßige MRs bekommen, aber wie das nachts ist, weiß ich nicht.
Für Kniegelenksdistorsionen mit Vd Meniskusschaden gibts die auf keinen Fall nachts, was mir am Sonntag den Zorn eines Fußballspieles eingebracht hat. :-))
In meinem ersten Haus gabs auch nachts ein MRT. Wir als Unfallchirurgen haben das natürlich selten gebraucht. Am ehesten mal für Kinder (wenn man kein CT machen will) oder bei bestimmten Wirbelsäulenverletzungen als Ergänzung zum CT.
Mein jetziges Haus ist so mittelgroß und wir haben immerhin ne Neuro mit ner Stroke. Braucht man da nicht eigentlich rund um die Uhr ein MRT?
Pampelmuse
05.04.2017, 10:05
Hier kommt in letzter Zeit auch alles im Dreierpack: Ileus, Magenperforation, Appendizitis...
Der Montag war echt ein heftiger Tag in der Notaufnahme. Wir waren alle nonstop beschäftigt. Ich musste alle, wirklich alle Patienten, die ich gesehen habe, stationär aufnehmen und für den OP am selben oder kommenden Tag anmelden. :-((
konstantin
05.04.2017, 17:42
[truba][;1989397']Ätztag. Man man, ich brauch mehr Erfahrung
Word!
Hier war auch ein Ätztag. Zuwenig OP-Schwestern, zuwenig mobile C-Bögen im OP, ich durfte um 14 Uhr starten mit 4 Ports. Schon der erste lief mistig, also OA dazu geholt. Den zweiten hat der OA aufgrund der fortgeschrittenen Zeit selbst gemacht- lief genauso mistig. Den Rest musste dann der Dienst machen. Das allerbescheuerteste war aber, dass ich mich bis 14 Uhr ganz schön gelangweilt habe, um dann Überstunden zu machen.
Bin jetzt neu auf der Station, da kommt man viel zum Operieren- mit dem Nachteil, dass man selten pünktlich gehen kann. :-(
Rhiannon
05.04.2017, 19:06
Dito Ätztag.... bis Mittag immer nur so Kleinkram, aber hat einen trotzdem aufgehalten. Und mittags parkte dann offensichtlich ein Bus vorm Kreißsaal mit vorzeitigen Blasensprüngen und Frauen unter Wehen. Anders kann ichs mir nicht erklären. Dann dreimal um die eigene Achse rotiert, noch nebenher zig Sachen erledigt, die eigentlich von der Kollegin längst hätten erledigt sein sollen und dann erst um halb sieben raus gewesen.
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