Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
aschenputtel1977
14.07.2017, 06:13
Also ich konnte mich über die bisher erlebten PJler bis auf einen (der auch nur einfach nassforsch vor und deswegen irgendwie unangenehm) überhaupt nicht beschweren. Und die anscheinend auch über uns nicht (ich hoffe, es war immer ehrlich). Wir rekrutieren recht regelmässig fähige Kollegen aus dem Kreis der "Ehemaligen". :D
Echinococcus
14.07.2017, 07:09
Ich bin immer noch der Meinung für die Motivation im PJ wäre es ganz nett, wenn man wirklich "seine" Disziplin im Wahltertial auch machen darf und nicht fest an Innere und Chirurgie gebunden wäre...wobei mir auch klar ist, dass solides Grundwissen in diesen Disziplinen eben für jeden Arzt wichtig ist. Es ist nicht ganz einfach, ein schlüssiges Lehrkonzept zu konzipieren, denke ich.
Trotzdem bleibe ich fest bei der Meinung, dass Wahltertial eben "Wahl"tertial sein sollte und damit auch ALLE Disziplinen umfassen muss. Hätte mir z.B. auch echt gut getan, schon vorher Erfahrung zu sammeln, dann wäre die Einarbeitung SEHR viel schneller gegangen.
WackenDoc
14.07.2017, 09:39
Wenn in den Pflichttertialen wenigstens eine Lehre stattfinden würde, mit dem der Student auch was anfangen kann, auch wenn er später nicht in dem Gebiet arbeiten will.
Was bringt es mit wenn ich in der Chirurgie bei der hundertste Hüfte, bei der ich weder was sehen kann noch erklärt bekomme, den Haken halten kann und aus Zeitgründen nicht einmal die Wunde tackern darf.
Oder es einfach heisst- "Mach mal die Verbände auf Station bis du im OP gebraucht wirst" ohne dass man irgendwas zu den Verbänden erklärt bekommt.
Wenn man auf der Inneren für eine Nachbarstation eine Akte kopieren und irgendwo hin faxen soll.
Wenn man die Hälfte der Visiten nicht mitbekommt, weil man noch die 100ste Blutentnahme machen soll und dann noch vom Stationsarzt angemault wird, wenn man nach dem 3. Versuch bei der 90-jährigen Patientin mit Cortisonhaut nichts bekommt.
Wenn die Pflege sich weigert, mal den Arm des unruhigen Patienten festzuhalten, weil man sonst kein Blut abnehmen kann.
Oder im Gyn-Blockpraktikum erst Blut bei einer "infektiösen" Patientin abnehmen soll- ohne dass einem jemand erklärt, in wiefern sie infektiös ist und welche Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Man dann im OP angemault wird, warum man so spät kommt- weil man nun mal nicht hellsehen kann, dass man überhaupt dort hin soll und dann warten muss, bis einen jemand rein lässt, weil man als Student keinen Schlüssel bekommt und die Klingel keinen interessiert. Nur um dann die x. Titte zu halten- ohne dass einem irgendjemand was erklärt.
Irgendwann hat man einfach keine Lust mehr.
juke5489
14.07.2017, 20:22
studenten müssen in solchen fällen einfach knallhart ihre lehre einfordern. auch wenn engagierte pj-ler gold wert sind, ist das pj nicht als arbeitsmaßnahme gedacht, in der alles an anfallenden sklaventätigkeiten durch den kleinsten in der nahrungskette abgearbeitet wird, sondern eine langfristige unterrichtsmaßnahme.
wenn kein teaching passiert, dann wird eben die arbeit verweigert. so ist das. gepaar mit einer entsprechenden beschwerde beim pj-verantwortlichen und ggf im dekanat. ob das irgendeine form von erfolg bringt, ist im einzelfall natürlich nicht immer sicher, ich hatte allerdings diverse kommilitonen, die diesen weg gewählt haben und damit teils erfolg hatten (versetzung zu anderer pj stelle, aberkennung der möglichkeit pj studenten auszubilden -> war allerdings eine praxis).
in den blockpraktika war ich persönlich einfach konsequent. wenn es nichts interessantes zu tun gab, niemand zeit hatte etwas zu erklären, hab ich mir meinen zettel unterschreiben lassen und mich verabschiedet. lernen kann man auch zuhause, wenn sich niemand gemüßigt fühlt einem etwas beizubringen.
Absolute Arrhythmie
14.07.2017, 20:46
in den blockpraktika war ich persönlich einfach konsequent. wenn es nichts interessantes zu tun gab, niemand zeit hatte etwas zu erklären, hab ich mir meinen zettel unterschreiben lassen und mich verabschiedet. lernen kann man auch zuhause, wenn sich niemand gemüßigt fühlt einem etwas beizubringen.
Amen!
Ich seh das echt gar nicht ein irgendwo meine Zeit abzusitzen, wo niemand Bock hat mir was beizubringen. Da hab ich sinnvolleres mit meiner Zeit zu tun... Ich freu mich extrem wenn mal jemand Bock auf Lehre hat, aber das ist leider die absolute Ausnahme.
Also da muss man sich zum Teil nicht wundern dass Studis keine Lust haben, so wie man an manchen Ecken behandelt wird...
Rettungshase
14.07.2017, 22:09
Gott sei Dank ist die Woche vorbei.
So ein blöder Schnupfen hat mir das Arbeitsleben echt schwer gemacht. Nicht genug, um krank zu Hause zu bleiben, aber zu 100% leistungsstark war ich auch nicht. Dazu noch eine hohe Schlagzahl an Narkosen bei ganz schön alten, relativ kranken Patienten.
Das pj ist aber auch die letzte Chance, ärztliche Tätigkeit zu üben. Ich empfinde auch blutabnehmen nicht als sklavenarbeit.das gehört bei uns halt auch dazu. In der Ecke sitzen und mal ne Woche immer 30 min zu spät zu kommen, wenn die halbe Visite rum ist, erzeugt einfach auch keine große Motivation, was zu erklären. Schon gar nicht im wahlfach. Wenn ich was erklären soll, kann ich wohl wenigstens physische Anwesenheit erwarten....
Nessiemoo
15.07.2017, 01:06
Und wenn man mir Sachen wie Viggos abnimmt, dann habe ich auch danach mehr Zeit um was zu erklären...
Ich sage den Pjlern immer, dass wir uns die BEs und Zugänge auch teilen können. Dann sparen wir beide Zeit und viele können das auch schon gut, wenn sie zu tun kommen, der jetzige PJler ist ehemaliger Intensivpfleger, der muss zB nicht mehr üben. Aber wir haben momentan eh nicht soviele.
Gestern hatten wir einen Lymphompatienten, der von den Onkologen aus in seinem Aufenthalt bei uns eine "Durchflusszytometrie" bekommen sollte. Und anscheinend haben schon in meinem urlaub alle inkl Oberärzte gerätselt was das sein sollte. Gestern sollte er entlassen werden und mir ist aufgefallen, dass das noch ausstand. Mein Kollege meinte dann, dass aber niemand wisse, wo man das im Orbis anmelden soll...
Ich habe dann vorsichtig geäußert, dass ich glaube, dass das für uns nur eine Blutentnahme bedeutet. So wars auch, der Patient konnte danach entlassen werden und ich hab mich gefreut, dass das Studium doch was gebracht hat :-))
MissGarfield83
15.07.2017, 06:11
Heute letzter Dienst und damit Arbeitstag auf der alten Stelle. Ich hoffe das Dienstkarma ist mir heute hold.
juke5489
15.07.2017, 11:25
Das pj ist aber auch die letzte Chance, ärztliche Tätigkeit zu üben. Ich empfinde auch blutabnehmen nicht als sklavenarbeit.das gehört bei uns halt auch dazu.
klar gehört das mit dazu. aber blutentnahmen und venenverweilkanülen legen sind so ziemlich das, was den armen studenten bereits während seiner gesamten famulatur und pj-zeit begleitet. das sind die ersten tätigkeiten, die garantiert immer gefordert wurden.
gerade im pj sollte der fokus auf anderen dingen liegen. wie du schon sagst, es ist die letzte chance ärztliche tätigkeiten zu üben.
mein eindruck war häufig, auch während meines eigenen pjs außerhalb meines wahltertials, dass für die ärzte denen ich zugeteilt war diese profansten aller ärztlichen tätigkeiten die haupttätigkeiten für den pj-ler waren.
ich persönlich finde andere dinge wichtiger. ein pj-ler sollte im rahmen der stationsarbeit grundlegende dinge wie briefe schreiben (bitte aber auch nicht den ganzen tag), visitenführen, indikationsstellung für die anmeldung von untersuchungen, sinnvolle laboranmeldung und -befundung sowie die auswertung der grundlegenden diagnostik (röntgenbilder, ct) draufhaben. halt alles, was er braucht, wenn er ab tag 1 für eine station da ist. operativ wäre es wichtig (da gehe ich jetzt von meinem fachbereich aus), dass er selbständig das op-gebiet abwaschen und abdecken kann, dass er in der lage ist lokale betäubungsverfahren (oberst'sche leitungsanästhesie, mittelhandblock, handblock (letzteren eher in der theorie)) selbst zu stechen, dass er einfache wundversorgungen und wundverschlussverfahren kennt und beherrscht und bezüglich der indikationsstellung hochakute von weniger akuten operationsindikationen unterscheiden kann. kleine operationen sollen unter anleitung funktionieren. das anlegen von gipsschienen wäre gut oder zumindest in der theorie zu wissen was, wann, wie.
wenn ich die sachen während eines vollständigen tertials halbwegs vermittelt bekomme (alles ist höchstwahrscheinlich nur bei sehr engagierten und interessierten PJs drin), dann ist das ein erfolg für die lehre. wenn der pjler das tertial verlässt und schlicht seine kenntnisse in sachen blutentnahme gestärkt hat, dann war das pj für den allerwertesten. letztlich muss auch gesagt sein: klar gibt es desinteressierte und miese pjler, aber auch jemand, der kein interesse am entsprechenden fachbereich hat, kann mit einer guten lehre zu einem wertvollen mitarbeiter werden. und hilfreicher werden pjler, je mehr sie wissen. und da liegt es an den ärzten das entsprechend zu fördern.
Um mal eine Sache klarzustellen:
Ein PJler bedeutet für mich keine Entlastung, sondern Mehrarbeit.
BEs macht der BE Dienst. Viggo leg ich nebenbei auf Visite.
PJ-Briefe muss ich redigieren, im Sono/Echo/Endo verlangsamen PJler eher den Durchsatz...
Nicht falsch verstehen, ich mache gerne Lehre - aber die Mega Hilfe ist ein Student jetzt nicht.
Um mal eine Sache klarzustellen:
Ein PJler bedeutet für mich keine Entlastung, sondern Mehrarbeit.
BEs macht der BE Dienst. Viggo leg ich nebenbei auf Visite.
PJ-Briefe muss ich redigieren, im Sono/Echo/Endo verlangsamen PJler eher den Durchsatz...
Nicht falsch verstehen, ich mache gerne Lehre - aber die Mega Hilfe ist ein Student jetzt nicht.
In der Zeit in der dein PJler aber den Brief diktiert hat, den du natürlich nochmal lesen, aber wenigstens nicht mehr diktieren musst, hattest du Zeit, die Nadel zu legen ;) Ansonsten hättest du erst den Brief diktieren müssen, dann die Nadel legen und dann ja trotzdem den Brief nochmal probe lesen müssen um Fehler der Schreibkraft auszuschließen. Ein PJler der die Visite mitdokumentiert, eine Anamnese schon mal zu Papier bringt, Patienten aufnimmt und (vor)untersucht, der selbstständig Untersuchungen anordnen kann (in Absprache mit dem Stationsarzt), nimmt meiner Meinung nach natürlich auch Arbeit ab. Und zwar so Kleinigkeiten, die der Arzt natürlich auch schnell (vllt schneller) erledigt hätte, aber die halt in den Arbeitstag auch irgendwie mit reingequetscht werden müssen. Wenn in der Ambulanz der Brief bzw Aufnahmebogen quasi schon fertig ausgefüllt ist und der Arzt dann ggfs nur noch was ergänzen muss, kannst du mir nicht erzählen, dass dir das keine Zeit spart. Immer vorausgesetzt natürlich, dass der PJler einigermaßen fähig ist und da nicht nur Schmarrn reinschreibt ;)
aschenputtel1977
15.07.2017, 12:48
Meiner Meinung nach ist ein PJler maximal eine Woche Mehrarbeit. Ich erlebe nämlich die meisten motivierter als meine Kollegen :) und die haben alle ziemlich viel drauf. Nun ist die Allgemeinpädiatrie sicherlich sehr übersichtlich und man kann ne Menge Spaß haben. Aber nach ziemlich kurzer Zeit konnten "meine" PJanes tolle Briefe diktieren und haben sich mehr mit differentialdiagnostischen Überlegungen beschäftigt als so manch anderer. Wir haben nicht soooo viele PJs, aber doch immer mal wieder welche. Ich würde gern strukturierteren PJ-Unterricht anbieten, klappt nur aufgrund der dünnen Personaldecke nicht. Also Einzelunterricht "learning by doing". Und wenn wir dann einen "also wahrscheinlich Innere oder Allgemeinmedizin" zur Pädiatrie umdrehen können, bin ich hochzufrieden. Ich muss dazu sagen, dass die allermeisten meiner ärztlichen und auch schwesterlichen Kollegen genauso denken, so dass jeder sein Scherflein beträgt dazu. Läuft allermeist gut (hoffe ich).
Gast26092018
15.07.2017, 12:50
Naja, wenn man in einem kleinen Puffhaus arbeitet, dann nehmen sie vielleicht nicht viel Arbeit ab. Aber Pjler in Unikliniken nehmen bei dem hohen Patientenaufgebot dort viel Arbeit ab! Ich habe als Pjler Blut abgenommen, Viggos gelegt, Patienten aufgenommen, Kurven/Briefe geschrieben. Auf der Hämatoonko habe ich auch Chemos angehängt, Ek`s/Throm K transfundiert, auf Gasto Aszites punktiert etc. Ich mein es kommt drauf an wo man arbeitet und was man delegieren kann.
Wir haben eigentlich zu 95% sehr gute PJler, interessiert, mitarbeitend, nett - und doch, die nehmen einiges an Arbeit ab. Ich finde aber, dass das Wissen der PJler durch das schriftliche Examrn VOR dem PJ deutlich besser im PJ ist als zu den Zeiten, wo beides erst nach dem Examen geprüft worden ist.
Philip_MHH
15.07.2017, 13:06
Naja, wenn man in einem kleinen Puffhaus arbeitet, dann nehmen sie vielleicht nicht viel Arbeit ab. Aber Pjler in Unikliniken nehmen bei dem hohen Patientenaufgebot dort viel Arbeit ab! Ich habe als Pjler Blut abgenommen, Viggos gelegt, Patienten aufgenommen, Kurven/Briefe geschrieben. Auf der Hämatoonko habe ich auch Chemos angehängt, Ek`s/Throm K transfundiert, auf Gasto Aszites punktiert etc. Ich mein es kommt drauf an wo man arbeitet und was man delegieren kann.
und warum sollte das in einem "Puffhaus" anders sein? weil sich die Ärzte da den ganzen tag die Eier schaukeln weil ja eh nichts zu tun ist? oder weil PJler die in periphere Häuser gehen blöder sind als welche die in die tolle Uniklinik gehen?
in meinem PJ haus (übrigens eins der "Puffhäuser") damals haben wir Pjler viel gemacht, viel gedurft und waren den Ärzten durchaus eine Hilfe und wir waren nicht die bloßen blutentnahmesklaven...
EDIT Ergänzung:
mein jetziges haus ist leider kein akad. Lehrkrankenhaus, ich würd mich freuen Studenten zu haben und ihnen was zu zeigen, ihnen was beizubringen, theoretisch wie praktisch, auch wenn es dann vielleicht bei den ersten tagen etwas länger dauert. aber nur so gewinnt man motivierten und fähigen Nachwuchs, nicht durchs stundenlange Blutabnehmen schicken
WackenDoc
15.07.2017, 13:21
Ich werde wohl auf der neuen Stelle keine Praktikanten oder Studenten bekommen :-(
Vielleicht hab ich mal wieder jemandem aufm NEF- darf ja bald wieder fahren.
Maxi, warum sollten PJler in einem kleinen Haus weniger Arbeit abnehmen?
Und ich hoffe, du hast das alles unter Aufsicht oben gemacht und nicht selbstständig. Das hätte dich die Approbation kosten können. Transfusionen sind nicht delegierbare Aufgaben.
Rettungshase
15.07.2017, 13:31
Für Innere kann ich nach meinen Erfahrungen ein gut ausgewähltes Krankenhaus in der Schweiz immer nur empfehlen.
Powered by vBulletin™ Version 4.2.3 Copyright ©2024 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.