Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Relaxometrie
06.11.2017, 16:10
War jetzt nicht auf den Thread hier gemünzt.
Ok, dann ist alles paletti.
Wenn ich mich da allerdings an manche Kollegen erinnere ..... "ich hab doch schon Kreuzblut abgenommen, und das wird ja alles noch und nöcher kontrolliert. Man kann auch alles übertreiben"
Das ist in der Tat krass und zeugt von wenig Sicherheitsdenken.
Hoppla-Daisy
06.11.2017, 16:11
Das sind so Leute, wo man eigentlich nur drauf wartet, dass denen mal was Heftiges passiert.
WackenDoc
06.11.2017, 16:23
Eine mögliche Begründung warum man es auch vor 0 neg. -Gabe macht- Es ist eine Maßnahme die man IMMER macht. Macht man es auch vor der 0 neg.-Gabe ist es fest im Ablauf verankert und wird sonst auch in der Hektik nicht vergessen. Und es gibt dann kein "Ich hab gedacht, das wäre schon gemacht"-Problem wenn die richtigen gegeben werden.
Quasi wie die routinemäßige BZ-Bestimmung bei jedem bewusstseinsgetrübten Patienten und jeder Viggo (also im RD, nicht jede Viggo auf Station)
Relaxometrie
06.11.2017, 16:27
Eine mögliche Begründung warum man es auch vor 0 neg. -Gabe macht- Es ist eine Maßnahme die man IMMER macht. Macht man es auch vor der 0 neg.-Gabe ist es fest im Ablauf verankert und wird sonst auch in der Hektik nicht vergessen. Und es gibt dann kein "Ich hab gedacht, das wäre schon gemacht"-Problem wenn die richtigen gegeben werden.
Quasi wie die routinemäßige BZ-Bestimmung bei jedem bewusstseinsgetrübten Patienten und jeder Viggo (also im RD, nicht jede Viggo auf Station)
DAS lasse ich als Begründung gelten :-D
Genau DAS sind meine Gedanken, warum ich den verpflichtenden Bedsidetest vor notfallmäßiger 0-neg.-Gabe rein fachlich (machen würde ich den Bedsidetest selbstverständlich trotzdem, da er verpflichtend ist) nicht verstehe.
Erstens hat er keine Konsequenz für die notfallmäßige Gabe. Zweitens nehme ich vor der Notfall-0-neg.-Gabe Kreuzblut ab. Und so wie ich es verstehe (vielleicht liegt hier aber auch mein Denkfehler) wird dieses Kreuzblut dann dazu verwendet, erstens die bereits gegebenen, ungekreuzten Konserven nachzukreuzen und zweitens die Blutgruppe des Patienten zu bestimmen und dann -mit erfolgtem Antikörpersuchtest- sichere (da normal gekreuzt) Konserven für weitere Transfusionen herauszugeben.
Gut, dann stell Dir mal vor, ICH liege auf Deiner Intensiv. Aus irgendeinem Grund brauche ich eine Massivtransfusion als Notfalltransfusion. Mein Hb sei mal knapp über 2g/dl. Jetzt nimmst Du Kreuzblut und den Bedsidetest ab. Im Labor und auf der Metrokarte wirst Du meine Blutgruppe mit A bestimmen. Das Labor zusätzlich noch A neg. K neg, etc...
Jetzt fängst Du an, mich mit den 0 neg. Notfallkonserven aufzufüllen. Nach 2 Stunden erfährst Du vom Labor, dass die von Dir angeforderten 6 Konserven für mich jetzt gekreuzt sind. Allerdings habe ich ja schon 4 Konserven 0 neg. intus und bin mittlerweile wieder leidlich stabil mit einem Hb von 6,3. Aus irgendeinem Grund soll ich aber noch 2 Konserven aus dem Labor bekommen. Die sind für mich kompatibel mit A neg. gekreuzt. Du machst einen erneuten Bedside-Test und TADAAA: ich bin 0 neg. Und jetzt? Dürftest Du mir die A neg. nicht mehr geben. Obwohl das MEINE Blutgruppe ist. Wenn Du allerdings VOR Anfang der Transfusionen mit 0 neg. einen Bedside-Test gemacht hättest, dann würdest Du meine BG ja richtig bestimmt haben. ;-)
Was ich aus dem vor der Notfallgabe von 0-neg.-Konserven durchgeführten Bedsidetest für Informationen erhalte, erschließt sich mir nicht. Ich rufe ja nicht im Labor an und sage:" Hey, ich habe hier einen Notfall. Brauche insgesamt sicherlich 20 Konserven. Ich fange schonmal mit 0-neg.-Gaben an. Laut Bedsidetest vor EK-Gabe hat der Patient Blutgruppe B. Bringt mal schnell ein paar B-Konserven."
Siehe oben: Wenn Du solange 0 neg. gibst, bis die Kreuzprobe durch ist, dann kann es halt passieren, dass Du bei dem DANN erst durchgeführten Bedside-test / Identitätstest eine 0 neg. bekommst und dann hast Du das Problem, dass zwar das Labor die richtige BG gekreuzt hat, Du das aber trotzdem nicht geben darfst, weil DEIN Identitäts- / Bedside-Test ein "falsches" Ergebnis liefert...
WackenDoc
06.11.2017, 16:53
Ahhhh- jetzt hab ich´s verstanden.
Relaxometrie
06.11.2017, 17:14
Danke für die Erläuterungen, Brutus :-)
Jetzt habe ich es verstanden und bin froh, so penetrant nachgefragt zu haben :-D
Denn sonst hätte ich es nur halbherzig verstanden, bzw. den vor-Notfall-0-neg.-Gabe-Bedsidetest als fachlich sinnlos abgestempelt.
Moorhühnchen
06.11.2017, 17:43
Von Onkel Brutus kann man immer noch was lernen! :-top
So wird darauf wirklich ein Schuh.
Erster Dienst und noch keine Minuten gepennt, obwohl nichts los ist. Ich verfluche diesen Pieper neben meinem Kopfkissen! ;)
Kackbratze
07.11.2017, 05:05
Du nimmst deine neuen Kumpels gleich mit ins Bett?!?
MissGarfield83
07.11.2017, 06:20
@brutus : Danke :) Ah, jetzt hab ichs auch verstanden - ich revidiere meine Aussage bezüglich unsinnig. Macht doch Sinn ...
Wir hatten gestern eine klassische Palacosembolie. Schon die zweite, die ich miterlebt habe, allerdings diesmal mit tödlichem Ausgang. Mal wieder reanimieren geübt :-(
tragezwerg
07.11.2017, 12:56
Wir hatten gestern eine klassische Palacosembolie. Schon die zweite, die ich miterlebt habe, allerdings diesmal mit tödlichem Ausgang. Mal wieder reanimieren geübt :-(
Hab ich auch schon mehrfach gesehen mittlerweile (davon auch einmal mit Todesfolge). Gruselig!
Sagt mal, nervt euch dieses Entlassungsmanagementgedöns auch so? Ich weiß nicht, was jetzt der große Vorteil davon sein soll, das meiste davon haben wir vorher schon gemacht und der Rest ist überbürokratischer Mist. Uns wurde heute nochmal eindeutig vorgeschrieben, dass wir zusätzlich zur Epikrise in der alle Medikamente mit Dosierung und Einnahmevorschrift vermerkt sind, noch einen gesonderten Medikamementenplan ausdrucken sollen, auf dem alles nochmal steht. Papierverschwendung lässt grüßen.
WackenDoc
08.11.2017, 10:29
Der Medikamentenplan müsste für den Patienten sein. Aber der Hausarzt erstellt ja eh nochmal einen neuen Plan für den Patienten und da soll sich der Patient zeitnah vorstellen.
Sinnvoll wäre eine Software, die das direkt aus dem Arztbrief generiert.
MissGarfield83
08.11.2017, 10:32
Unser KISS ( ORBIS ) kann das noch nicht - es soll aber zeitnah implementiert werden ... Zwar nicht so wichtig für die ITS, aber letztlich wenn man mal nen C2er entlässt oder jemanden in die Reha verlegt ganz brauchbar ...
Ich mach jetzt erst einmal alles so wie immer, außer dass ich bei Entlassungen an Feiertagen den Beipackzettel für neu verordnete Medikamente mitgebe.
Der Medikamentenplan müsste für den Patienten sein. Aber der Hausarzt erstellt ja eh nochmal einen neuen Plan für den Patienten und da soll sich der Patient zeitnah vorstellen.
Sinnvoll wäre eine Software, die das direkt aus dem Arztbrief generiert.
Unser Orbis macht das sogar - aber warum? Der Patient bekommt seine Epikrise wo schon alles drin steht, der Hausarzt bekommt seine. Wenn der jetzt sogar nochmal einen neuen Plan macht, ist es, solang er nichts verändert, sogar doppelte Papierverschwendung.
WackenDoc
08.11.2017, 14:12
Naja- das mit dem Medikamentenplan ist eine gesetzliche Vorgabe. Es gibt auch Patienten die es erstmal nicht geregelt bekommen, zum Hausarzt zu gehen oder der Hausarzt macht keinen ordentlichen Plan. Solange sich nichts ändert (keine anderen Handelsnamen, keine Ersatzpräparate), muss der HA auch keinen neuen ausstellen.
viel wichtiger fände ich so aus präklinischer Sicht aber, dass bei relevanten Erkrankungen der Patient eine Kopie des Entlassungsberichtes bekommt, nicht nur der Hausarzt. Und an die hausärztlichen Kollegen- gebt den Patienten die Krankenhausberichte in Kopie und sagt ihnen, dass sie sie auffindbar lagern sollen.
Eine Liste relevanter Erkrankungen, Allergien, relevante Fachärzte auf dem Medikamentenplan ist auch sinnvoll. Dann haben wir Retter gleich alles auf einem Blick (die neue Regelung ist da aber schon recht hilfreich)
Ich finde so einem Medikamenten-Plan auch sinnvoll. Viele ältere Menschen lesen sich doch so einen mehrseitigen Arztbrief nicht durch, bzw. schauen nicht explizit nach dem Medikamenten-Plan. Wenn man dann einmal alles auf einen Blick hat finde ich das v.a. für ältere Personen und mit vielen Medikamenten wirklich hilfreich. Außerdem erleichtert es uns allen die Arbeit bei der Patienten-Aufnahme. Dass die jetzt in der Anfangszeit den nicht immer mitbringen oder nicht wissen was sie damit anfangen soll ist leider nicht zu vermeiden. Und mal ehrlich - das sollte mit jedem KIS ohne relevante Extra-Arbeit gehen (wenn die Krankenhäuser und EDV-Firmen die Notwendigkeit realisieren...).
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