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Feuerblick
16.02.2018, 20:34
Ich würds trotzdem reklamieren. Betrug ist und bleibt Betrug.
][truba][
16.02.2018, 20:51
Sagt mal, ich habe eine Frage bzgl. der Weiterbildung Chirurgie.
Es gibt ja die Basisweiterbildung (Common Trunk). In Berlin steht "24 Monate mit 6 Monate Notfallaufnahme, 6 Monate Intensivmedizin in der Chirurgie oder in einem anderen Gebiet, 12 Monate im Gebiet Chirurgie, davon können - 6 Monate im ambulanten Bereich abgeleistet werden"
Wenn ich jetzt nach 18 Monaten die Stelle, z.B. in die Urologie wechseln würde, könnte ich mich nie mit "abgeschlossenem Common Trunk" woanders bewerben, selbst wenn ich dort 6 Monate Notaufnahme zusammenbekommen würde (weil es keine chirurgische NA ist, richtig?). Wenn ich 6 Monate auf einer Intensiv arbeiten würde, würde es gehen, richtig?
(Ich weiß, genauere Aussagen immer über die Ärztekammer. Bin nur grad am überlegen. Ist also nur eine Verständnisfrage).
Sebastian1
16.02.2018, 21:22
Ich würds trotzdem reklamieren. Betrug ist und bleibt Betrug.
Da kam dann bei uns mal eine Rechung seitens der Anästhesie eines einst gewählten Hauses bei Entbindung. Da standen dann Possen drin von wegen EKG-Monitoring, besonderes Monitoring bei Rhythmusstörung (ventrikuläre Extrasystolie)....
Daraufhin gab es dann einen Brief, denn:
- die einzige Leistung war eine PDA unter Geburt
- das Monitoring bestand ausschliesslich aus einer Überwachung der SpO2, nicht einmal RR (was bei PDA indiziert gewesen wäre)
- es war zu keinem Zeitpunkt eine EKG-Elektrode aufgeklebt.
Was ich daran bedenklich finde: Die Durchschnittspatientin kann dazu gar nix sagen, gibt das an seine Versicherung weiter und gut ist. Und ist bei Entbindung irgendwo meistens 20-40 Jahre alt. Und will dann eine Lebensversicherung, BU oder ähnliches. Und beantwortet die Frage des gesundheitschecks nach bestem Wissen und Gewissen.
Und ein paar Jahrzehnte später werden dann Leistungen ausgeschlossen, weil man ja "dokumentierte" Rhythmusstörungen nicht angegeben hat oder wie?....
Die Frage ist, wer interessiert sich denn für sowas? Ärztekammer, Staatsanwaltschaft?
Ich hab in meinem Leben eine einzige Arztrechnung kontrolliert und auch wehement angefochten: ein besonders tüchtiger Zahnarzt wollte mir für 3 Termine a 30min für Füllungen über 4000€ abknüpfen.
Der hat so spaßige Dinge gemacht wie:
- Faktoren von fast 7 angesetzt (3.5 ist Höchstsatz)
- Mehr Füllungen abgerechnet als erbracht
- Für fast 1000€ chirurgische Prozeduren berechnet die er 1) niemals erbracht hat und die 2) nach Aussage von 2 verschiedenen Gutachtern bei mir auch in keinstem Fall indiziert gewesen wären
- An jedem Behandlungstag Anästhesieleistungen für alle Zähne des Quadranten abgerechnet plus wegen "schwere" und "nachinjektion" jeweils doppelt (natürlich immer Faktor 3.5) ~200€ Anästhesieleistungen pro Termin(!) (Interessanterweise stand in der Freitext Dokumentation die realistische Anästhesieleistung - also 47 48 infiltriert, berechnet wurden aber 12 oder 16 Stück)
- Zuschläge angesetzt die wortwörtlich in der GOZ ausgeschlossen wurden
Denkste das ist hart? Wird noch besser! Auf Widerspruch hat er dann eine neue Rechnung gestellt:
- Faktoren von fast 7 durch die zulässigen 3.5 ersetzt, dafür einfach überall die Anzahl der Leistungen verdoppelt.
- An einigen Zähnen hatte sich auch die Art der Füllung geändert (mehr Flächen = mehr Geld)
- Die nie erbrachten&indizierten Leistungen standen immer noch drin
Aber besser gehts immer!
Die Behandlungsdokumentation die mir und den Gutachtern ausgehändigt wurde war 1:1 die Positionen der 2. Rechnung. Von den Positionen aus der ursprünglichen Rechnung keine Spur. Also mutmaßlich auch noch nachträglich verändert (obwohl zu dem Zeitpunkt schon manipulationssichere Software vorgeschrieben war), die Unstimmigkeiten sind auch den Gutachtern aufgefallen.
Ich weiß von anderen Patienten das die auch solche Rechnung bekommen haben. Der Betrugsabteilung meiner PKV war er wohl auch schon namentlich bekannt. Ich hab's damals sofort an die zuständige Zahnärztekammer weiter geleitet aber in fast 2 Jahren ist gar nichts passiert bisher. :-nix
Also interessieren scheint es da niemanden. ^^
Mein Mann hat mal von einem Krankenhaus eine Rechnung über Wahlleistungen bekommen, die er nie erhalten hat. Da hat es gereicht einen bösen Brief zu schreiben und klar zu dokumentieren, wie es in der Realität war. Danach hat mein Mann nie wieder was davon gehört. Vielleicht lag es auch daran, dass mein Mann mokierte, dass man den Ausblick auf den Friedhof vor seinem Fenster nun schwerlich als besondes außergewöhnliche Aussicht geltend machen kann....:-oopss
kartoffelbrei
17.02.2018, 06:55
Ich habe das Gefühl, dass es in der Anästhesie sowieso als völlig selbstverständlich gilt, dass es für eine Chefarztbehandlung ausreicht, dass der Oberarzt den Tubus reinschiebt und dann verschwindet. Für mich ist das eigentlich Betrug...
Gerade in größeren Häusern wird man aber auch darüber aufgeklärt bzw. unterschreibt entsprechende Verzichtsvereinbarungen (Durchführung der Anäthesie durch OA oder ggf. AA (dann aber halt keine Abrechnung der CA-Behandlung). Das war zumindest bei uns so üblich.
Feuerblick
17.02.2018, 07:04
@freak: Beim hiesigen Klinikchef hats die Staatsanwaltschaft interessiert. Gab nen Prozess und der gute Mann war seinen Job nachhaltig los.
Gerade in größeren Häusern wird man aber auch darüber aufgeklärt bzw. unterschreibt entsprechende Verzichtsvereinbarungen (Durchführung der Anäthesie durch OA oder ggf. AA (dann aber halt keine Abrechnung der CA-Behandlung). Das war zumindest bei uns so üblich.
ist bei uns genauso....du hast allerdings auch die Wahl zu sagen, ich verschiebe den Eingriff bis der CA wieder da ist...(wird halt bei ner PDA unter Geburt schwierig) ;-)
tragezwerg
17.02.2018, 09:47
Bei uns gibt es auch diese Vereinbarungen.
Ganz ehrlich: Ich würde mich niemals vom Chefarzt behandeln lassen. Die Chefärzte die ich kenne sind fast alle bei Weitem nicht die besten Operateure/Ärzte ihrer Abteilungen. Und dieses Rumgeschleime bei Visiten/Sprechstunden verursacht mir ja schon Brechreiz wenn ich bei der Arbeit damit konfrontiert werde. Als Patientin würde mich das völlig wahnsinnig machen.
Hihi, ja. Wobei es drauf ankommt. Mein Chef z.B. macht super Schultern, kann ich uneingeschränkt empfehlen. Und der Chef im Loretto hatte das größte Verständnis für Hüft- und Knie-TEPs, das ich bisher bei jemandem erlebt habe. Aber wenn man einen Chef nicht kennt, ist es natürlich schwer einzuschätzen, was er kann.
Vor zwei Tagen in der Ärzte Zeitung:
Urteil: Chefarzt muss Kernleistung selbst erbringen
Eine Vereinbarung sicherte einer Frau die Behandlung vom Chefarzt zu. Das meint nicht allein seine Anwesenheit, so das OLG Hamm.
https://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/klinikmanagement/article/957520/zusatzversicherung-urteil-chefarzt-muss-kernleistung-selbst-erbringen.html?sh=7&h=-1889209815
tragezwerg
17.02.2018, 10:00
Als Laie bist du denen halt schutzlos ausgeliefert.
An "meiner" Uniklinik gäbe es einen Chef (der menschlich zwar die gleiche Vollkatastrophe ist wie die meisten seiner Kollegen) der mir einen konkreten Organbereich operieren dürfte (weil er es tatsächlich sehr gut kann). In den anderen Abteilungen finden sich durchweg Oberärzte, die besser sind als ihre Vorgesetzten.
Feuerblick
17.02.2018, 10:02
Meine bisherigen Chefs waren ja mehrheitlich verhaltensoriginell, aber sie hatten die Größe, den Patienten unumwunden zu sagen „Den Eingriff wird mein Oberarzt XXX durchführen, der kann das besser als ich.“ Einmal sogar „Die intravitreale Injektion macht die Frau Assistenzärztin hier. Die kann das besser und macht das öfter als ich“... Alles andere geht meiner Ansicht nach gar nicht.
Ich habe übrigens absichtlich in meinen Versicherungsvertrag keine Chefarztbehandlung aufgenommen. Wenns so dramatisch oder kompliziert ist, dass es nur der Chef kann, dann wird er es auch machen. Und wenn nicht, kanns oftmals ein OA genauso gut oder besser...
Choranaptyxis
17.02.2018, 10:51
Hatte ich auch schon, letzte OP, CA war nicht da, vereinbart war das eine OÄ die Spinale macht, es war glaube ich am Ende laut Schild irgendein FA, aber definitiv nicht die angekündigte vereinbarte OÄ. Mir war es egal, Rechnung über CA Behandlung kam aber dann auch.
Ich hab so nen wisch unterschrieben, dass bei Abwesenheit des ca auch der zuständige oa behandeln darf. Es war bei mir aber definitiv nachts um 3 eine Assistenzärztin. Die hat ihren Job gut gemacht, aber wegen der Rechnung werde ich mich am Montag mal beschweren.
[truba][;2039481']Sagt mal, ich habe eine Frage bzgl. der Weiterbildung Chirurgie.
Es gibt ja die Basisweiterbildung (Common Trunk). In Berlin steht "24 Monate mit 6 Monate Notfallaufnahme, 6 Monate Intensivmedizin in der Chirurgie oder in einem anderen Gebiet, 12 Monate im Gebiet Chirurgie, davon können - 6 Monate im ambulanten Bereich abgeleistet werden"
Wenn ich jetzt nach 18 Monaten die Stelle, z.B. in die Urologie wechseln würde, könnte ich mich nie mit "abgeschlossenem Common Trunk" woanders bewerben, selbst wenn ich dort 6 Monate Notaufnahme zusammenbekommen würde (weil es keine chirurgische NA ist, richtig?). Wenn ich 6 Monate auf einer Intensiv arbeiten würde, würde es gehen, richtig?
(Ich weiß, genauere Aussagen immer über die Ärztekammer. Bin nur grad am überlegen. Ist also nur eine Verständnisfrage).
Ich verstehe nicht ganz, du hast noch keine ZNA-Zeit gemacht? Dann könntest du dich doch eh nicht mit "abgeschossenem Common Trunk" bewerben.
Moorhühnchen
17.02.2018, 13:21
Gerade in größeren Häusern wird man aber auch darüber aufgeklärt bzw. unterschreibt entsprechende Verzichtsvereinbarungen (Durchführung der Anäthesie durch OA oder ggf. AA (dann aber halt keine Abrechnung der CA-Behandlung). Das war zumindest bei uns so üblich.Das ist hier auch so (Anästhesie). Den Zettel gibt es mit den Varianten "Chef ist nicht da, ich möchte verschieben" und "ich nehme die stellvertretende LOÄ und es wird nach GOÄ abgerechnet" oder "ich nehme irgendeinen der anwesenden FÄ und es wird als Kassenleistung abgerechnet".
Ich verstehe nie, daß gefühlt die Hälfte der Leute die LOÄ+GOÄ-Variante wählt, obwohl ich immer wieder betone, daß ALLE Anästhesisten im Haus mindestens 9 Jahre Berufserfahrung haben (ich bin selbst die Jüngste und "Unerfahrenste") und ALLE Fachärzte sind.
Ob der Zettel letztendlich überhaupt berücksichtigt wird, wenn dann doch mal ein verirrtes Schäfchen Facharzt+Kassenabrechnung wählt, wage ich zu bezweifeln!! Der Anteil derer, der sich beschwert, ist sicher verschwindend gering. Ich sage häufig dazu, daß sie wahrscheinlich trotzdem ne GOÄ-Rechnung erhalten und sich dann überlegen sollten, sich bei der Klinikleitung zu beschweren. Das Problem ist mir ja durchaus bewußt. :-oopss
Ich habe das Gefühl, dass es in der Anästhesie sowieso als völlig selbstverständlich gilt, dass es für eine Chefarztbehandlung ausreicht, dass der Oberarzt den Tubus reinschiebt und dann verschwindet. Für mich ist das eigentlich Betrug...Da die Operateure aber auch keine Rücksicht auf die Nicht-Klonbarkeit des Anästhesie-Chefs nehmen und halt teilweise die Privatpatienten der jeweiligen Abteilungen parallel in 3 Sälen operiert werden, ist das halt einfach eine Tatsache, die man nur ändern könnte indem man einen "Hier anästhesiert der Chef-Saal" einführt und die Operateure sich dann um die Reihenfolge ihrer OPs und Patienten kloppen dürften. Das wäre doch mal ne Idee! :-))
Klar, liegt es nicht ausschließlich daran. Aber WENN unser Chef kann, macht er auch die Narkose von vorne bis hinten selbst. Habe schon gelegentlich *Ärger* bekommen, wenn ich versehentlich mal nen Privaten eingeleitet habe, weil ich das "Wahlarzt"-Klebchen nicht gesehen hatte.
Bei uns gibt es auch diese Vereinbarungen.
Ganz ehrlich: Ich würde mich niemals vom Chefarzt behandeln lassen. Die Chefärzte die ich kenne sind fast alle bei Weitem nicht die besten Operateure/Ärzte ihrer Abteilungen. Und dieses Rumgeschleime bei Visiten/Sprechstunden verursacht mir ja schon Brechreiz wenn ich bei der Arbeit damit konfrontiert werde. Als Patientin würde mich das völlig wahnsinnig machen.Das versuche ich auch immer diesen Versicherungs-Callcenterfuzzis klarzumachen, die mir telefonisch ihre Chefarztbehandlungsverträge andrehen wollen. Da mutiere ich immer zum schimpfenden Spatz! :-))
@ Salzi: ich würd da auch mal nachfragen. Die Ausrede würde mich brennend interessieren. Und natürlich, ob sie es ändern werden!! :-top
Pampelmuse
17.02.2018, 13:32
Also eigentlich haben wir uns dir meiste Zeit über diverse Themen unterhalten. Der Chefarzt hat sich um 21 Uhr dann auch richtig erschrocken, als er auf die Uhr geguckt hat. Die Stelle habe ich dann übrigens bekommen. War in der Psychiatrie.
Gratulation zum Job!!!
Ich hatte vor einiger Zeit ein Vorstellungsgespräch, bei dem 10 Leute anwesend waren (der Chef und fast sämtliche OAs). Das war eine der unangenehmsten Situationen in meinem Leben, und ich hab' die Stelle auch nicht bekommen.
Elena1989
17.02.2018, 19:12
Wenn man Samstagmorgens von einer Patientin mit „Sind Sie schon wieder da?“, begrüßt wird, weiß man, dass man aktuell wohl zu viele Dienste macht :D
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