Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
@ Feuerblick: Ich bin gerade in der Bewerbungsphase und die Aussage “es gibt genug Jobs“ kann ich so nicht feststellen. Wenn man ein kleines Fach machen möchte und an eine Region gebunden ist, dann stimmt das einfach nicht. Sonst wäre ich nämlich schon am Arbeiten.
Feuerblick
21.06.2018, 17:46
Tja, das mag in manchen Fächern oder in sehr beliebten Ballungszentren vielleicht zutreffen, aber letztlich sollte man sich gut überlegen, ob man wirklich so regional gebunden ist oder ob man für gute Bedingungen Fernbeziehung etc vielleicht doch in Kauf nehmen sollte. Denn jeder (!), der sich schlechte Arbeitsbedingungen aufgrund welcher Ausrede auch immer gefallen lässt, unterstützt das besch**** System. Besch**** für Ärzte und auch für Patienten. Denn letztlich schadet der übermüdete, gestresste, genervte Arzt erstmal nicht sich selbst. Und man muss erstmal damit leben können, dass man schlimmstenfalls aus Übermüdung oder Unwissen einen Patienten umgebracht hat. Leider denkt das jeder erst dann zuende, wenn es schon passiert ist.
Ich finde es schade, dass sich hochintelligente Menschen einfach nicht organisieren können oder wollen sondern sich lieber miese Bedingungen gefallen lassen.
@Solara: ALLEINE rennt man gegen Mauern. Daher ja: Organisieren, zusammentun, Assistentensprecher wählen, der auch unbequem sein kann und will. Und schon fluppt das. Und wenn verschlimmbessert werden soll, prima. Dienst nach Vorschrift, Karren gegen die Wand fahren lassen und schon wird zurückverbessert. Man muss es einfach nur mal MACHEN. Ich bin sehr froh, dass mein Berufsstart in 2006 lag und dass meine älteren, damals teilweise streikenden Kollegen mich entsprechend sozialisiert haben. Ich finds nur extrem schade, dass von diesem Geist bei der aktuellen Generation nichts mehr zu finden ist.
tragezwerg
21.06.2018, 18:16
Als Berufseinsteiger hab ich an einer Klinik mit desolatem (und juristisch grob fahrlässigen) Dienstsystem gearbeitet. Wir (Assistenten und Fachärzte) haben uns dann tatsächlich organisiert und konnten geschlossen etwas bewegen (allerdings erst nach Androhung an die Presse zu gehen). Das Dienstsystem würde geändert, ein zweiter Dienst eingeführt. So gesehen haben wir erreicht was wir wollten.
Das Auflehnen gegen Missstände hatte aber für mich zur Folge (war Assistentensprecherin), dass mein Chef nicht mehr gut auf mich zu sprechen war, ich war halt der "Feind", weil ich der Überbringer der für ihn schlechten Nachrichten war. Letztendlich hab ich gekündigt und es auch nicht bereut.
Feuerblick
21.06.2018, 18:19
Joa, beliebt macht man sich damit nicht. Aber dennoch...
Sebastian1
21.06.2018, 18:37
Das ist ja das Problem. Mit Karrierekonsequenzen drohen, im Großen wie im Kleinen. (Wird halt jemand anderes Oberarzt. Bekommst du halt die Unterschrift in dein Logbuch nicht oder gar nicht erst die notwendige Rotation, OPs etc). Und "alle anderen" machen es ja auch so. Als Einzelkämpfer hat man es da sehr schwer.
Ich selbst bin mittlerweile in der Position, dass ich einen unbefristeten Vertrag habe, Facharzt bin und so arbeite, wie ich das möchte und das auch durchgeboxt habe, dass es im Arbeitsvertrag fixiert ist. Und eben auch ein fachliches Standing habe, was ich nach aussen vertrete. Das macht einen weitaus unabhängiger und dementsprechend nehme ich auch kein Blatt vor den Mund, wenn es um etwas geht. Egal, ob mein Chef, Personalleiter oder Geschäftsführung. Das geht auch diplomatisch und konstruktiv (alles andere bewirkt eh nur, dass du der Meckerarsch bist, den keiner ernst nimmt), aber als Berufsanfänger fällt man damit leider (!) oft eher negativ als positiv auf, wenn man eben nicht im Strom schwimmt.
Und wir reden ja von den dicken Brettern, nicht von Details: Arbeitszeitgesetz vs unbezahlte Überstunden, Marathondienstreihen, Arbeiten am Rande der minimal machbaren Personaldecke, Elternzeitproblematiken. Dogmata a la "Chirurgie lernt man nicht zwischen 8 und 16 Uhr". Herr Izbicki aus Hamburg hat sich erst auf dem Ärztetag in Erfurt ins Rampenlicht gerückt mit Aussagen wie "Guter Arzt und guter Familienvater geht nicht" (und warum eigentlich nicht -mutter?). Solange solche Vorstellungen vorherrschen, bewegt sich nur sehr langsam was. Aber wenn man mal so schaut - in den letzten Jahren sind auch viele Sachen besser geworden. Man kann sich ja zB noch ans AiP erinnern oder mal gucken, was Assistenzärzte so verdient haben, als es noch keinen TV-Ä gab....
tragezwerg
21.06.2018, 18:38
Joa, beliebt macht man sich damit nicht. Aber dennoch...
Habe vor einer Weile eine ehemalige Kollegin aus dieser Klinik getroffen, die mir sagte dass sie auch 5 Jahre nach der oben genannten Aktion noch froh ist, dass wir die Änderung des Dienstsystems erreichen konnten. War also nicht umsonst.
Feuerblick
21.06.2018, 19:02
Manch ein Chef wandelt sich gezwungenermaßen auch vom Saulus zum Paulus. Mein ehemaliger Chef hat (nachdem er mal eine klitzekleine Strafe wegen des AZG an der Backe hatte) inzwischen die Rotation verändert/verbessert, gibt (als echt schrecklicher cholerischer Chef) Seminare zu Mitarbeiterführung, die ganz gut sein sollen... Ich möchte einfach mal glauben, dass er etwas gelernt hat.
Es gibt keine Garantie, dass es was bringt. Aber anecken ist immer noch besser als sich alles gefallen zu lassen.
@Seb: Wenn ich solches Altherrengeschwätz höre, könnte ich grad mal :-kotz Wie kommt dieser ewig Gestrige dazu, vor einem großen Publikum so einen geistigen Dünnpfiff als universelle Wahrheit von sich zu geben???
Wenn man weiß, dass es bessere Alternativen in der gleichen Stadt gibt (und man auch weiß, dass man dort eine Stelle kriegen würde) und man gut mit den Oberen kann, hat man es natürlich einfacher sich zu beschweren. Das habe ich dann auch für die verbleibenden Kollegen gemacht. Aber wenn die gar nichts ändern wollen, lieber heroisch vor sich hin leiden.. Das hätte ich vor Berufsbeginn so nie erwartet.
In der neuen Klinik haben die Assistenten eine Lobby und nutzen das auch. Unterbesetzung kennt man dort nicht, in der alten Klinik war es Standard... Das spricht sich natürlich herum.
Ich würde lieber länger pendeln als schlechte Arbeitsbedingungen zu ertragen. Mitunter sind dann die Arbeitswege immer noch kürzer als die Überstunden. Aber als Berufsanfänger kann man sich das natürlich noch nicht so vorstellen, ich dachte auch immer, ach so schlimm kann das schon nicht sein. Mittlerweile weiß ich, dass ich doch sehr anspruchsvoll bin. :-D
Unterbesetzung kennt man dort nicht [...]
Bitte was? Habt ihr nen Stellenschlüssel von 1-5-20 oder was? Welches Fach?
Sebastian1
21.06.2018, 19:30
@Seb: Wenn ich solches Altherrengeschwätz höre, könnte ich grad mal :-kotz Wie kommt dieser ewig Gestrige dazu, vor einem großen Publikum so einen geistigen Dünnpfiff als universelle Wahrheit von sich zu geben???
Das war im Rahmen eines Dialogs zwischen "alter und neuer Ärztegeneration" auf dem Erfurter ÄT. Vor ca 2 Wochen gab es genau dazu auch einen Artikel im Ärzteblatt: hier. (https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=16&aid=197952&s=izbicki)
Innere. Was findest du jetzt so überraschend? Dass alle Stellen (+1) besetzt sind?
Das ihr nicht unterbesetzt seid - Oder meinst du damit nur das keine Stellen offen sind? Durch Krankheit/Mutterschutz/Urlaub sind doch IMMER irgendwo Lücken die man schließen muss.
Das kann man ja auch mitreinrechnen. ;-) Ansonsten Honorarkräfte.
Feuerblick
21.06.2018, 19:48
Das war im Rahmen eines Dialogs zwischen "alter und neuer Ärztegeneration" auf dem Erfurter ÄT. Vor ca 2 Wochen gab es genau dazu auch einen Artikel im Ärzteblatt: hier. (https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=16&aid=197952&s=izbicki)
So ein *piiieeeeep*! Ernsthaft? Wenn seine Patienten Komplikationen entwickeln, dann fährt er selbst nachts in die Klinik?? Gehts noch? Das zeugt nicht gerade von Souveränität und nicht von Vetrauen in seine Leute und seine Ausbildung, wenn er alles selbst machen will und muss. Und er erwartet das auch von seinen Mitarbeitern? Ach ja? Arbeitszeitgesetz? Schon mal gehört? Ob das Gewebeaufsichtsamt diesen Artikel mal bekommen möchte? Die hätten bestimmt Spaß an der Überprüfung :-))
Kurz: So einen geistigen Dünnpfiff hab ich schon lange nicht mehr gehört...
Colourful
21.06.2018, 20:10
So ein *piiieeeeep*! Ernsthaft? Wenn seine Patienten Komplikationen entwickeln, dann fährt er selbst nachts in die Klinik?? Gehts noch? Das zeugt nicht gerade von Souveränität und nicht von Vetrauen in seine Leute und seine Ausbildung, wenn er alles selbst machen will und muss. Und er erwartet das auch von seinen Mitarbeitern? Ach ja? Arbeitszeitgesetz? Schon mal gehört? Ob das Gewebeaufsichtsamt diesen Artikel mal bekommen möchte? Die hätten bestimmt Spaß an der Überprüfung :-))
Kurz: So einen geistigen Dünnpfiff hab ich schon lange nicht mehr gehört...
Ach, den kenne ich noch aus der Uni. Der hat auch eine schwere Persönlichkeitsstörung. Muss man für so einen Job in diesen Strukturen ja auch haben.
SusiSorgenlos
21.06.2018, 21:16
Hab in seiner Abteilung auch mal eine Famulatur gemacht, der ist echt sehr speziell.....
WackenDoc
21.06.2018, 21:21
Irgendjemand muss ihn doch eingeladen haben. Oder ging es nur um möglichst viel Medienaufmerksamkeit für solche Sprüche zu bekommen?
Es gibt auch noch ein Video vom Ärztetag.
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/video/95185/Streitgespraech-zur-Berufszufriedenheit-junger-Mediziner
Sebastian1
21.06.2018, 21:38
Zeigt in der Argumentation von Herrn Izbicki ganz schön, wie weit er sich von der Realität "junger" Ärzte entfernt hat. (Ich würde bei Fachärzten mit Mitte/Ende 30 nicht mehr von "jung" sprechen. Wir sind alle akademisch ausgebildete Erwachsene Menschen, und neben der beruflichen Hierarchie, die ja durchaus sinnhaft sein kann, wünsche ich mir viel mehr Dialog auf Augenhöhe. Ich habe keine Lust, mein Berufsleben von selbsternannten Koryphaen bestimmen zu lassen, die kurz vor dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben stehen).
Rettungshase
21.06.2018, 22:04
In diesem Interview schwebt auch ein wenig Bedauern über die eigene Vergangenheit mit ("hätte mehr Zeit für die Familie investieren können").
Wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, hegt man natürlich auch den Wunsch, dass man rückblickend über den eigenen Lebensweg sagen kann, dass er gut war.
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