Oh, Mann, Daisy! Krass!
Ich wünsche Dir eine gute Erholung und dass Du etwas Passendes findest!
LG
Ally
Feuerblick
30.06.2018, 07:07
Mir reicht‘s! Ich such mir nen anderen Job. Fern von Klinik, Praxis und Patienten. Mit geregelten Arbeitszeiten, freien Wochenenden, keinen Nachtdiensten. Mit dem Wissen, dass es auch in einer anderen Klinik nicht besser würde, ziehe ich die Reißleine und kehre der Patientenversorgung den Rücken. Mal schauen, was sich in der freien Wirtschaft so bietet. Alles (!) ist besser als dieses mitarbeiterfeindliche Ausbeuten seitens der Klinikleitungen. Ich will nicht mit Mitte 50 ins Gras beißen, weil ich diesen ständigen Druck von oben geduldig und selbstlos ertrage.
Dieser kleine (hm, so klein war der gar nicht...) Nervenzusammenbruch heute im Dienst hat mir gereicht und vor allem die Augen geöffnet, dass ich so nicht weiterarbeiten kann und möchte.
Ich wüsste da ja einen Arbeitgeber, der anders als die freie Wirtschaft wirklich diese Bedingungen bietet. :-))
WackenDoc
30.06.2018, 07:53
Shit. Gute Besserung.
Komm in die Arbeitsmedizin!
Ach man, so eine scheiße. Du machst echt einen guten Job. Ich hoffe du findest einen Weg für dich, der dich wieder glücklich macht. Ich drück dir ganz fest die Daumen.
Mir reicht‘s! Ich such mir nen anderen Job. Fern von Klinik, Praxis und Patienten. Mit geregelten Arbeitszeiten, freien Wochenenden, keinen Nachtdiensten. Mit dem Wissen, dass es auch in einer anderen Klinik nicht besser würde, ziehe ich die Reißleine und kehre der Patientenversorgung den Rücken. Mal schauen, was sich in der freien Wirtschaft so bietet. Alles (!) ist besser als dieses mitarbeiterfeindliche Ausbeuten seitens der Klinikleitungen. Ich will nicht mit Mitte 50 ins Gras beißen, weil ich diesen ständigen Druck von oben geduldig und selbstlos ertrage.
Dieser kleine (hm, so klein war der gar nicht...) Nervenzusammenbruch heute im Dienst hat mir gereicht und vor allem die Augen geöffnet, dass ich so nicht weiterarbeiten kann und möchte.
Neeeein!! Wünsche dir viel Kraft und massig Erholung erstmal
Relaxometrie
30.06.2018, 09:58
Shit. Gute Besserung.
Dem deutschen Gesundheitssystem?:-))
WackenDoc
30.06.2018, 10:12
Ich meinte eher wegen ihrem Nervenzusammenbruch. Und ich hoffe @Daisy dass du dich jetzt erstmal krankschreiben lässt.
Colourful
30.06.2018, 10:41
Dem deutschen Gesundheitssystem?:-))
Der ist gut. Exakt. So sollte es sein.
dr_notsure
30.06.2018, 10:49
Genau solche Geschichten werden wohl dazu beitragen, dass ich mich wohl für einen anderen Studiemgang wetde entscheiden müssen.
Hat jemand diesen Artikel gelesen?
http://m.spiegel.de/gesundheit/diagnose/bericht-aus-dem-klinikalltag-was-fuer-eine-aerztin-bin-ich-bloss-geworden-a-1213586.html
@daisy : gute Besserung! Mein Vater wollte als Internist auch irgendwann nicht mehr im Patientenbereich arbeiten. Seitdem ist er bei der Rentenversicherung und sehr zufrieden damit. Vielleicht wäre das ja was für dich!?
vanilleeis
30.06.2018, 14:49
Mir reicht‘s! Ich such mir nen anderen Job. Fern von Klinik, Praxis und Patienten. Mit geregelten Arbeitszeiten, freien Wochenenden, keinen Nachtdiensten. Mit dem Wissen, dass es auch in einer anderen Klinik nicht besser würde, ziehe ich die Reißleine und kehre der Patientenversorgung den Rücken. Mal schauen, was sich in der freien Wirtschaft so bietet. Alles (!) ist besser als dieses mitarbeiterfeindliche Ausbeuten seitens der Klinikleitungen. Ich will nicht mit Mitte 50 ins Gras beißen, weil ich diesen ständigen Druck von oben geduldig und selbstlos ertrage.
Dieser kleine (hm, so klein war der gar nicht...) Nervenzusammenbruch heute im Dienst hat mir gereicht und vor allem die Augen geöffnet, dass ich so nicht weiterarbeiten kann und möchte.
Daisy, wenns Dich interessiert, kann ich Dir per PN mal über meine Tätigkeit im Wissenschaftsbetrieb erzählen. Ich bin dort so glücklich, never ever gehe ich zurück in die Patientenversorgung.
Pampelmuse
30.06.2018, 14:57
Daisy, das tut mir echt wahnsinnig leid, das hier zu lesen. :-( Ich hoffe, Du erholst Dich gut! Bist Du krank geschrieben oder steht wenigstens bald ein Urlaub an.
Ist Arbeiten in einer Praxis gar keine Option für Dich?
Ich hatte in den letzten Tagen auch interessante Gespräche mit Kollegen, und ganz ehrlich: ich verstehe da jeden, der aus der Klinik oder generell aus dem Arztberuf Reißaus nimmt. Gerade darf ich live miterleben, wie besch... es ist, als Chirurgin es zu "wagen", Kinder zu bekommen. Und unsere Oberärzte zu sehen, wie fertig die aussehen, gibt mir schon auch zu denken... :(
Hoppla-Daisy
30.06.2018, 15:04
Ich bin für ALLE Varianten alternativer Betätigungsfelder aufgeschlossen! Immer her mit euren Informationen.... muss diesen Dienst erstmal verkraften, dann verrate ich euch, was so kacke war und das Fass zum überlaufen brachte.
Patho ist immer noch das Beste!
Keine Patienten, keine Nachtdienste, jedes Wochenende frei, tolle bunte Sachen auf dem Objektträger! ;-)
Hoppla-Daisy
30.06.2018, 16:38
Hab ich auch schon des Öfteren mit geliebäugelt.... Patho hab ich immer sehr gern gemacht (war zufällig sogar mein zugelostes 4. Fach).
Ich bin für ALLE Varianten alternativer Betätigungsfelder aufgeschlossen! Immer her mit euren Informationen.... muss diesen Dienst erstmal verkraften, dann verrate ich euch, was so kacke war und das Fass zum überlaufen brachte.
Ach Mann, das klingt furchtbar. Wenn dir dein Fach Spaß macht, wäre es dann nicht eine Option das KH zu wechseln? Oder kannst du dir wirklich vorstellen, was anderes zu machen?
Ich fühle mit dir!
erdbeertoertchen
30.06.2018, 17:30
Daisy, wenns Dich interessiert, kann ich Dir per PN mal über meine Tätigkeit im Wissenschaftsbetrieb erzählen. Ich bin dort so glücklich, never ever gehe ich zurück in die Patientenversorgung.
mich würde dies auch interessieren. Kannst du mir auch eine Mail schreiben?
Hoppla-Daisy
30.06.2018, 17:54
Okay, ich fang mal vorne an. Seit einigen Tagen/Wochen schon arbeiten wir am personellen Limit. Wenn einer im Urlaub ist, ist es eh schon eng. Aber wenn dann noch einer spontan krank wird (und sei es nur für einen Tag), dann fällt das Kartenhaus ziemlich in sich zusammen.
Seit ca. einem Jahr arbeiten wir im Grunde ohne Mittagspause. Wir schieben uns immer irgendwie zwischendurch was rein, meist jenseit von 14.30 - 15.00 Uhr. Meist IN der Besprechung eben was eingeworfen. Während man das Essen inhaliert, werden der operative Tag, die prästationären Patienten des Tages sowie die des folgenden OP-Tages besprochen. Die Verwaltung sagt, wir seien gut aufgestellt. Der Chef bekommt Druck von oben wegen der Zahlen. Dieser wird im Grunde ungefiltert an uns weitergegeben. Darüber hinaus bekommen wir irgendwie immer neue Anforderungen an uns gestellt, was wir noch alles übernehmen müssten. Entlassbriefe für den nächsten Tag im Dienst schreiben? Usus. Entlassungsmanagement hängt uns allen im Nacken, bis 9.00 Uhr müsse der Patient entlassen sein. Organisation? Sehr schwierig, wenn man mit wenig Manpower ne ordentliche Schlagzahl durchackern muss. Der Plan, den der LOA abends mit dem Chef zusammen stellt, ist meist morgens schon nicht mehr das Geld des Blatt Papiers wert, auf dem er gedruckt ist. Station, prästationäre Patienten, OP, Außenlieger..... alles in Personalunion? "Das schaffen Sie doch! Wir müssen halt alle dran ziehen!"
Die Dienste werden gefühlt immer heftiger, die Patienten immer fordernder. "Sie wollten mir schon vor zwei Stunden eine neue Flexüle legen!" "Tut mir leid, es kam ein Notfall dazwischen" "Es hätte sie zwei Sekunden gekostet, mir das zu sagen..." "Ob Sie es glauben oder nicht, Sie sind nicht mein einziger Patient, den ich im Haus zu versorgen habe" "Aber sie hätten mir das sagen müssen!"....... oder aber "vor Stunden hab ich der Schwester Bescheid gesagt, dass ich jetzt einen Arzt sprechen möchte. Und jetzt kommen Sie erst" "Weil ich früher keine Zeit hatte.... Notfälle gehen nun mal vor" "Und wer sagt Ihnen, dass ich nicht auch ein Notfall war?". Ich könnte das ewig so fortführen.....
Konkret hab ich in den letzten Tagen eigentlich durchgeackert, mich zerrieben und zerrissen, um dem Pensum und den ständig wechselnden Aufgaben gerecht zu werden. Wenn es sowieso schon eng ist und man von oben bei seinen prästationären Patienten noch mehr draufgepackt bekommt ("wir müssen den OP-Plan für morgen/Montag/Dienstag vollmachen! Sie müssen den Patienten noch zwischen nehmen", und das ganze mehrfach hintereinander, während oben eh noch die ganze Stationsarbeit wartet, die man dann ab 15.15 Uhr (15 Minuten vor Feierabend, wohlgemerkt) angehen darf. Überstunden dürfen nur noch in Form einer angeordneten Überstunde aufgeschrieben werden. Man soll nach Hause gehen und dem Dienstarzt alles hinterlassen. "Dafür haben wir den Dienstarzt". Nein, verdammt, dafür haben wir den eben NICHT! Das alles zermürbt schon und frisst Reserven rascher auf, als man gucken kann.
Wenn dann noch ein Dienst kommt, in dem man eigentlich von der ersten Minute an unter Dauerfeuer steht und nachts nur eine Stunde Ruhe (nicht Schlaf...) bekommt, brennt die Sicherung irgendwann durch bzw. läuft das Fass über. Bei mir war es konkret so, dass ich gestern mitten in einem Notfall (der im Laufe des Abends noch eine operative Intervention bekommen musste) merkte, dass ich mich kaum noch konzentrieren konnte, während die Tränen hoch krochen und dieses Gefühl der Ohnmacht über mich herein brach. So sehr, dass ich mich beim Patienten und der Angehörigen entschuldigte, ich sei sofort wieder da, und auch schon den Raum heulend verließ (ob sie es gemerkt haben, weiß ich nicht). Fakt ist, dass ich danach im Flur in der Notfallambulanz vollends zusammen brach. Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen, bis die Chirurgin mich in einen ganz hinteren Raum zog und sagte "so notfallig sah der Mann jetzt nicht aus, dass er sofort stirbt, wenn du jetzt nicht direkt wieder zu ihm gehst. Du bist durch, du musst was für dich tun. Ja, du siehst Scheiße aus, wenn ich das sagen darf. Mach was! Das hälst du, haltet ihr nicht mehr lange durch". Irgendwann wurde ich wieder ruhiger, aber die Tränensuppe stand stets auf der Unterlidkante. Gefühlte Ewigkeiten später ging ich wieder zu dem Patienten und machte mein Ding weiter. Dass ich total verheult aussah, war mir in dem Augenblick sowas von egal, er musste ja versorgt werden. Danach kamen mir noch mehrfach spontan einfach so aus dem Nichts heraus die Tränen, so dass ich eigentlich die ganze Zeit bemüht war, mich zusammen zu reißen. Heute Morgen dann brachen die Dämme erneut auf der Station im Schwesternzimmer. Ich hatte 22 Stunden auf dem Bucken, davon 21 aktiv. Dass das alle mitbekamen, war mir herzlich egal. Ich sagte wohl immer wieder, dass ich das nicht mehr mitmache, keine Lust hätte, mit 50 (die ja nicht mehr weit ist) oder 55 ins Gras zu beißen, so dass auf meinem Grabstein steht "auf sie war stets Verlass". Die Nachtschwester sagte zum Abschied bzw ihrem Feierabend noch zu mir "egal, was du tust, ich würde dich sehr vermissen. Du bist fachlich und persönlich 1A! Du weißt wenigstens, was du tust! Und das ist sehr wichtig, für die Patienten, aber auch für uns, die Pflege". Ein wahrlich schönes Lob, aber ich konnte nur noch müde drüber lächeln und mich leise bedanken.
Was danach kam, darf ich hier wohl gar nicht schreiben, ohne dass der ein oder andere wieder rein schreien wollte "warum bitte?????". Ich hatte aus der Sprechstunde noch 6 Briefe zu schreiben, von den prästationären Patienten der letzten Tage noch 12. Dazu noch meine Aufnahmebriefe plus Codierungen der Nacht. Ich tat..... nur die Briefe der Sprechstunde knickte ich mir, ebenso zwei weitere Briefe von Patienten, deren OP eh erst in einigen Tagen ansteht. Ich konnte sogar noch lachen und mit dem OA scherzen, während ich ihm (meine Ablöse war natürlich wieder auf dem Notfall....) meine Übergabe machte. Dass ich mich zu Beginn des Dienstes schon nicht so wohl fühlte, sollte ich wohl besser verschweigen. Dass meine Halsschmerzen auch mit 600 mg Ibuprofen wie auch 1 g Novalgin nicht weggingen, wohl auch. Ich schreibe es dennoch, damit ihr seht, wie irrsinnig man doch manchmal weiter macht. Um 11.40 Uhr verließ ich mit zittrigen Knien, mich total besoffen fühlend, die Klinik. Nach fast 27 Stunden.
Hallelujah, morgen hab ich wieder Dienst.... und obwohl mein Körper mir sagt "bleib zuhause, deine Zündschnur schwelt schon", denke ich daran, dass der eine Kollege verdient im freien Wochenende ist, der andere ebenfalls, ein weiterer noch im Urlaub weilt und somit keiner sonst übrig bleibt. Außer vielleicht dem OA. Aber da wird eher einer der "freien Assistenten" einbestellt. Also Arschbacken zusammen, auch diese 24 Stunden überlebst du.
Und dann kommt wieder der Gedanke, ob man das Schicksal wirklich Tag für Tag herausfordern und riskieren sollte, dass man irgendwann eben vielleicht doch ein bisschen zu viel Arzt sein könnte, als der Patient tatsächlich vertragen kann. Von einem selbst mal abgesehen.
EDIT: Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme des Dienstes: 300 ml Wasser, eine kleine Flasche Limo (mal eben aus dem Automaten gezogen und inhaliert), ein hartgekochtes Ei, drei Stückchen Pizza (vom Ambulanzpfleger geradezu aufgenötigt bekommen). Heute Morgen auf dem Rückweg nach Hause mein "Hasenbrot" (für alle, denen dieser Begriff nicht geläufig sein sollte: ein altes Scheibchen Schwarzbrot mit Leberwurst, das seit Dienstbeginn des vorherigen Tages im Kühlschrank auf mich gewartet hatte) reinschiebend.
escitalopram
30.06.2018, 18:02
Ich hatte mich im Forum über einige Ärzte hier lustig gemacht, wegen der zahlreichen Nacht- und WE-Dienste und der generell furchtbaren Arbeitsbedingungen - aber wenn ich sowas hier lese, bekomme ich Panik, auch wenn ich nie in der Position sein werde. Warum lässt du mit dir so etwas machen, Hoppla-Daisy? Kündigen und eine neue Stelle suchen. Ihr seid echt verrückt, wenn ihr unter diesen Bedingungen freiwillig arbeitet, sorry...
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