Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
@Tarwah: Mach dir nicht so viel Sorgen. Ein Zeugnis für 3 Monate ist nicht so wichtig, da läßt sich ja sowieso nichts beschönigen: Hat offensichtlich nicht gepaßt. Lass dir (ggf. von der Personalabteilung) einen Schrieb ausstellen, daß du da von da bis da gearbeitet hast und daß du (!) gekündigt hast. Davon abgesehen kannst du noch versuchen, vom Chef ein Weiterbildungszeugnis und ein unterschriebenes Logbuch zu bekommen, falls dir die Zeit doch mal irgendwo irgendwie anerkannt wird. Bei den Untersuchungen, die du in 3 Monaten gemacht hast (paar EKGs, paar Lungenfunktionen, viel mehr wird da ja nicht sein), wirst du am Ende deiner Weiterbildung eh keine Knappheiten haben.
erdbeertoertchen
18.07.2018, 12:27
je nach Ärztekammer kann es sogar sein, dass dir die 3 Monate angerechnet werden, insbesondere dann, wenn du Allgemeinmedizin machen willst.
Ich hatte mal dort angerufen, leider werden für Allgemeinmedizin überall mindestens 3 Monate angerechnet, nur nicht Innere. Aber für meinen Seelenfrieden akzeptier ich das.
Ich fühl mich ein bisschen so als hätte ich versagt, weil ich vielleicht nicht belastbar genug war. Und da ich leider meine Kündigung zu spät abgegeben hab, muss ich bis Ende August noch dort bleiben. Ich hab echt Angst davor, dass meine Kollegen mir jetzt vielleicht auch mein Leben schwer machen.
Feuerblick
18.07.2018, 13:06
Dann wirst du halt krank....
Du hast das einzig Richtige gemacht - dort zu bleiben wäre Irrsinn gewesen. Alles andere kann dir jetzt egal sein. Sei froh dass du diesem Irrsinn entkommen bist.
Normalerweise werden einem die Kollegen nicht das Leben schwer machen. Gibt Ausnahmen, aber damit muß man dann halt umgehen.
Finde es aber erstaunlich, dass ich wohl nicht der Einzige bin/war, der trotz beschissenster Arbeitsbedingungen sich nach seinem Weggehen absolut schuldig gefühlt hat. Stockholm-Syndrom der Medizin oder so. Muss ich mir wirklich schleunigst abgewöhnen.
Finde es aber erstaunlich, dass ich wohl nicht der Einzige bin/war, der trotz beschissenster Arbeitsbedingungen sich nach seinem Weggehen absolut schuldig gefühlt hat. Stockholm-Syndrom der Medizin oder so. Muss ich mir wirklich schleunigst abgewöhnen.
Genau so fühle ich mich! Ich habe das Gefühl, dass ich (meine absolut tolle) Oberärztin enttäusche und dass ich (die wenigen Leute die ein bisschen versucht haben mir zu helfen) im Stich lasse.
Das Krankenhaus hat dich enttäuscht, und du hast die einzig logische Konsequenz gezogen. Dass andere sich weiter verarschen lassen ist bedauerlich, aber nicht dein Problem.
Feuerblick
18.07.2018, 15:32
Das Krankenhaus hat dich enttäuscht, und du hast die einzig logische Konsequenz gezogen. Dass andere sich weiter verarschen lassen ist bedauerlich, aber nicht dein Problem.
*unterschreib* Und irgendeinen netten Menschen gibt es überall. Sich aber wegen solcher Einzelfälle fertigmachen zu lassen, seine eigene und die Gesundheit anderer zu riskieren, geht eindeutig zu weit.
Übrigens: Wenn die netten Kollegen so nett wären, hätten sie dir geraten, die Flucht anzutreten... haben sie aber nicht. Und warum? Na, weil du sonst fehlst für die Dienste.
Auch wenns böse klingt: Die Medizin ist leider kein Ponyhof, wo man alle liebhaben kann und muss.
Rettungshase
18.07.2018, 16:30
Du kannst dein Weggehen natürlich auch erst mal nicht überall publik machen und am letzten Tag bringst du einfach Muffins mit :D
Wenn das Haus nicht allzu groß ist, könnte das aber auch nicht funktionieren.
Du kannst natürlich die besonders Netten mal beiseite nehmen und sagen: "Hey... ich wollte übrigens noch mal die Gelegenheit nutzen, mich bei dir für XY zu bedanken." Dann isses doch auch gut.
Relaxometrie
18.07.2018, 18:16
Das Krankenhaus hat dich enttäuscht, und du hast die einzig logische Konsequenz gezogen. Dass andere sich weiter verarschen lassen ist bedauerlich, aber nicht dein Problem.
Genau so!!!
Ich habe mal eine Stelle in der Inneren am 10ten Arbeitstag gekündigt, hatte die Kündigung aber schon seit dem 4. Tag ausgedruckt immer griffbereit. Als ich mir am letzten Tag der Kündigungsfrist für eine Kündigung noch innerhalb des ersten Monats klar gemacht habe, daß ich diese katastrophalen Bedingungen noch einen weiteren Monat mitmachen muß, wenn ich die Kündigung nicht sofort abgebe, bin ich kurz vor Arbeitsschluß der Personalabteilung noch dorthin gedüst und habe die Kündigung abgegeben.
Fortan war ich bei genau der Kollegin unten durch, die sich seit Jahren über genau die Dinge aufgeregt, die mir auch übel aufgestoßen sind. Solange ich mich mit ihr über die Bedingungen unterhalten habe und sie klagen konnte, daß die Arbeitsbedingungen eine Katastrophe seien, und daß sie ihre Kündigung schon seit Monaten im PC vorbereitet, aber nie abgeben habe, war ich anerkannt. Als ich dann gekündigt habe, war ich bei dieser Kollegin halt unten durch :-))
Sie hatte halt einfach nicht den Ar$ch in der Hose, genau das zu machen, was in dieser großen internistischen Abteilung durchschnittlich einmal pro Woche passiert: daß ein Assistenzarzt kündigt.
Ich finde es eher erschreckend, dass eine Abteilung so viel Nachschub bekommt, dass sie es sich leisten kann wenn jede Woche einer kündigt. :-((
Unsere Abteilung soll in der nächsten Zeit richtig wachsen. Eine zweistellige Anzahl an neuen ärztlichen Stellen und (noch) mehr Großgeräte im Anflug... 4 CTs und mehr als doppelt so viele MRTs reichen wohl noch nicht. :-oopss
Relaxometrie
18.07.2018, 20:26
Ich musste gerade echt lachen, als ich gelesen habe, dass du am 10. Tag gekündigt hast!! Genial! :D
Es gibt eben Zustände, bei denen man merkt, daß Verbesserungen überhaupt nicht in Sichtweite sind und daß es völlig ausgeschlossen ist, daß sich in absehbarer Zeit irgendetwas zum Guten wendet.
Ich finde es eher erschreckend, dass eine Abteilung so viel Nachschub bekommt, dass sie es sich leisten kann wenn jede Woche einer kündigt. :-((
Vielleicht war das auch gerade eine Phase, in der viele Assistenzärzte gekündigt haben. Aber während meiner vier Wochen war ich eine von vier Kündigungen. Insgesamt waren in allen internistischen Unterabteilungen aber so viele Stellen unbesetzt, daß diese Innere wohl längere Zeit keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt. Leider habe ich damals nicht hospitiert und wollte aus der Stellensuche nicht so einen Akt machen. Seitdem habe ich mir fest vorgenommen, immer zu hospitieren und dabei auch zu fragen, wieviele Stellen unbesetzt sind. Wobei ich da auch nach unbesetzten Oberarztstellen frage. Denn auch unbesetzte OA-Stellen bringen Unruhe in das Team und in die Abläufe.
Unsere Abteilung soll in der nächsten Zeit richtig wachsen. Eine zweistellige Anzahl an neuen ärztlichen Stellen und (noch) mehr Großgeräte im Anflug... 4 CTs und mehr als doppelt so viele MRTs reichen wohl noch nicht. :-oopss
Ups, was ist da denn los? Geldregen vom Himmel gefallen? :-))
ehem-user-11022019-1151
18.07.2018, 20:56
genau das zu machen, was in dieser großen internistischen Abteilung durchschnittlich einmal pro Woche passiert: daß ein Assistenzarzt kündigt.
Sorry, aber da muss ich mich immer fragen: Um was in der Welt bleiben die Leute eigentlich denn da?
Ich verstehe diese Menschen nicht. Aber sehr wahrscheinlich gibt es noch unendlich viele Gebiete, in denen Menschen in ihrem alten und festgefahrenem Muster bleiben, weil sie
a) Angst haben vor Veränderungen oder
b) denken, es kann eh nur schlimmer werden
c) lieber meckern als etwas ändern wollen.
Wenn es nur diese eine einzige Arbeitsstelle gebe, würde ich es mir ja überlegen. Aber es ist ja nicht so, dass man ohne Job auf der Straße sehen würde. Gerade als Arzt.
Kackbratze
18.07.2018, 21:00
d) die Weiterbildung durchziehen, weil das Spektrum groß ist und der FA dementsprechend breit aufgestellt ist und DANN kündigt
e) die Familie nicht umziehen kann/will
f) man einfach auch genügsam ist und sich in dem System arrangiert hat
Es gibt auch Menschen, die einfach hoffnungslos optimistisch sind. Ich kann mir z.B kaum arbeitsbedingungen vorstellen (jetzt mal systematisches Mobbing und Gewalt außen vor) die mich dazu bringen würden nach 10 Tagen zu kündigen. Ich brauch da länger, um einzusehen, dass es hoffnungslos ist.
Hallo ihr! Ich habe auch gerade erst angefangen in der Inneren und weiß nicht ob ich dieser Belastung standhalten kann..
Tarwah, darf ich fragen in welchem Raum du gerade tätig bist? Hut ab, dass du den Mut zusammen genommen und gekündigt hast!
Ist halt immer schwierig, wenn man von außen urteilt ohne die genauen Umstände zu kennen. Ich möchte hier auch manchmal nur fassungslos den Kopf schütteln wenn ich sehen unter welche üblen Umständen manche Leute an ihrem absolut umzumutbaren Job festhalten. Aber man weiß eben nicht, was dahinter steckt.
Ich hätte meinen Chef schon vor Jahren die Kündigung auf den Tisch knallen sollen. Gründe dafür gabs mehr als genug und manch einer würde wohl auch mit dem Kopf schütteln, wenn er wüsste, was ich in den letzten Jahren für Kämpfe mit meinem Arbeitgeber ausgefochten haben. Aber ich habe dort auch viele Privilegien und Vorteile, die mir in dieser Form aktuell kein anderer Arbeitgeber bieten könnte und das lässt einen halt auch mal über viel Negatives hinwegsehen. So wird es auch vielen Assistenzärzten gehen. Nicht jeder kann halt einfach Knall auf Fall seinen Job kündigen.
Ich tue mir allerdings auch schwer damit zu verstehen warum so viele junge Assistenzärzte so wenig Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben, dass sie völlig unzumutbaren Arbeitssituationen verharren und in völlig falsch verstandener Loyalität auch immer noch die Fehler bei sich suchen und Angst haben, dass sie ihrem Arbeitgeber, der sich einen Scheißdreck im sie schert, irgendwie schaden. Argumente wie finanzielle Gründe, Familie, örtliche Gebundenheit, spezielles Fachspektrum kann ich nachvollziehen... da zieht halt die Kosten vs. Nutzen Rechnung. Aber dieses "schlechte Gewissen" finde ich doch irgendwie grenzwertig.
Hallo ihr! Ich habe auch gerade erst angefangen in der Inneren und weiß nicht ob ich dieser Belastung standhalten kann..
genau sowas meine ich... ohne dich persönlich angreifen zu wollen: warum sollte man der normalen Arbeitsbelastung eines normalen Jobs nicht gewachsen sein? Du bist ein erwachsener Mensch, hast erfolgreich ein Medizinstudium abgeschlossen. Macht euch doch nicht schwächer als ihr wirklich seid! Man ist nicht schwach weil man keine 60-Stunden-Wochen arbeiten kann und will. Die Fehler liegen nicht immer bei einem selbst, die Fehler liegen im System. Und indem man denkt man ist zu schwach für diesen Job und hat versagt, nimmt man Schuld auf sich, die eigentlich der Arbeitgeber auf sich nehmen muss. Weil er nicht in der Lage ist humane und gesetzeskonforme Arbeitsbedigungen zu schaffen.
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