Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Auf meiner ITS hat mich auch mal ne Pflegerin gebeten, mit zu lagern. Ich dachte auch "ok, kein Zacken aus der Krone". Dann waren wir noch ne halbe Stunde mit Waschen und komplett Umbetten beschäftigt, abschließend hätte ich noch den Urin der Station ausleeren sollen. Die hat wohl nicht kapiert, dass ich Medizinstudent bin. Nach 2 Wochen...
Und ich als Intensivmedizinerin helfe so oft ich die Zeit habe (also vor Allem am Wochenende oder Nachts) beim Lagern und waschen. Da erfahre ich am Meisten über meine Patienten, kann nebenher untersuchen und kenne vor allem deren Qualitäten ‚Schmerz, Kognition, (Un)Ruhe, Beweglichkeit, Wunden, Pflaster, Katheter, Drainagen‘ anschliessend besser als wenn ich mitunter eine Visite auch eher als Gespräch mit kurzem Stethoskopcheck über der Brust durchführe.
Selbst die Urin-Ausleererei (und hoffentlich Dokumentation) hat durchaus einen edukativen Charakter. Bilanzierung und Einordnung der Diuresemengen. Selbst die Nierenfunktion lernt man praktisch am Besten.
ninakatharina
05.08.2018, 09:53
Ich hab als Dienstärztin auf ITS auch mal mit gelagert, wenn ich grade im Zimmer war, oder auch mal ein paar Löffel essen verabreicht, verordnete Medikamente verabreicht, etc. Man ist ja eh andauernd am Patienten/an der Patientin und lernt diese so auch besser einzuschätzen. Auch sehe ich kein Problem darin, wenn ein PJler einen Patienten, wenn er ihn selbst untersuchen oder einer Untersuchung beiwohnen will, den Patienten auch selbst im Rollstuhl dort hin fährt...
Das Blutabnehmen schreiben von EKGs ist hier prinzipiell Arzt- bzw Studentenaufgabe.. Auf den aller meisten Stationen kann ich mich aber darauf verlassen, dass ich bei Stress, gerade im Dienst, auch unterstützt werde und sie zum Beispiel bei Thoraxschmerz bis ich komme (wir haben teilweise lange wege zwischen Patienten zu bewältigen) schonmal EKG, Überwachung und Herzenzym-BE gemacht oder zumindest vorbereitet haben - ein Geben und Nehmen.
escitalopram
05.08.2018, 09:57
Okay, sehr schön für euch, dass ihr das macht und plötzlich das Ganze so toll ist, aber eine reguläre Beschäftigung der PJler sollte das Lagern der Patienten nicht werden. Wir sind da, um etwas zu lernen. Sehr interessant, dass jetzt plötzlich Urin ausleeren, Patienten Essen reichen etc. für viele Ärzte hier so sinnvoll ist und ihr das so gerne macht. :-oopss
Ähm, warum sollte die Pflege faul sein.
So wie der Fall beschrieben wurde, dass die teilweise 2h in ihrem Raum sitzen ausgedehnt frühstücken während dringende Aufgaben anstanden, ja dann nenne ich das durchaus faul. Ich habe doch nie behauptet "die" Pflege wäre faul, nur wenn das so läuft wie oben geschildert darf man sich nicht verarschen lassen.
escitalopram
05.08.2018, 10:01
So wie der Fall beschrieben wurde, dass die teilweise 2h in ihrem Raum sitzen ausgedehnt frühstücken während dringende Aufgaben anstanden, ja dann nenne ich das durchaus faul.
Ja, hatte ich auch so erlebt. Musste da auf Anordnung der Ärzte lernen, sie dabei zu unterbrechen bzw. zu stören. War eine wertvolle Erfahrung, denn einfach so hätte ich mich dazu nicht getraut...
Feuerblick
05.08.2018, 10:15
Okay, sehr schön für euch, dass ihr das macht und plötzlich das Ganze so toll ist, aber eine reguläre Beschäftigung der PJler sollte das Lagern der Patienten nicht werden. Wir sind da, um etwas zu lernen. Sehr interessant, dass jetzt plötzlich Urin ausleeren, Patienten Essen reichen etc. für viele Ärzte hier so sinnvoll ist und ihr das so gerne macht. :-oopss
Es behauptet niemand, dass das eine reguläre Beschäftigung sein soll. Man hat als Arzt in der Regel genug andere Dinge zu tun. Aber es ist kein Problem, wenn man MAL mithilft und nicht immer nur bockig auf "ist Schwesternsache" verweist. Kann einem nämlich durchaus auch mal auf die Füße fallen...
Es wurde hier allgemein nur darauf hingewiesen, dass die generelle Ablehnung solcher Unterstützung der Pflege weder sinnvoll noch zielführend ist. Sei es, weil man manche Dinge als Arzt können sollte (EKG anlegen und schreiben, Blut abnehmen, Blutdruck messen uvm), da der Arzt genau dann gefragt wird, wenn die 08/15-Methoden der Pflege oder der MTA nicht funktionieren (und wie soll ich schwierigere Probleme lösen, wenn ich das Grundlegende nicht beherrsche?) oder sei es, dass gegenseitige (!) Unterstützung in jedem (!) Beruf das A und O ist. Nur, weil man Medizin studiert hat, ist man nämlich nichts Besseres. Man hat einfach nur einen anderen Beruf erlernt. Punkt!
Und keiner hat behauptet, dass alle Pflegekräfte ihren Job super machen. Klar, es gibt auch die arbeitsvermeidenden. Gibts bei Ärzten auch. Daher sollte man von Pauschalisierungen wie "Die Pflege ist faul, denen helfe ich nicht" absehen.
ninakatharina
05.08.2018, 10:15
Sehr interessant, dass jetzt plötzlich Urin ausleeren, Patienten Essen reichen etc. für viele Ärzte hier so sinnvoll ist und ihr das so gerne macht. :-oopss
Das hat keiner gesagt. Es geht um achtsamen und respektvollen Umgang der Berufsgruppen miteinander, wenn unsere Pflege Studenten und PJler "anstellt" würde ich auch einschreiten.
WackenDoc
05.08.2018, 10:24
Schonmal versucht, das umgekehrt zu machen? Also einem Pflegeschüler oder einem Pflegepraktikanten irgendeine Aufgabe zu geben?
Von Aufgaben wie Patienten füttern oder lagern würde ich die Finger von lassen. Das sind Fachtätigkeiten die wir schlichtweg auch nicht gelernt haben. Wenn was passiert, kann das ratz fatz Probleme geben. Zumal die Pflege ja auch immer betont, dass das Fachtätigkeiten sind, die man nur mit entsprechender Ausbildung ausführen kann.
Aus dem "Kannst du mal eben" werden dann irgendwann meine x Überstunden, die dann womöglich auch nicht angerechnet wird, während sich die Pflege die 10 Überminuten aufschreibt.
Ich hab als Dienstärztin auf ITS auch mal mit gelagert, wenn ich grade im Zimmer war, oder auch mal ein paar Löffel essen verabreicht, verordnete Medikamente verabreicht, etc.
Ich halte es für selbstverständlich, wenn man auf der Intensiv ist, und die Pflegekraft Hilfe braucht, dass man dann kurz mit anpackt. Was wäre denn die Konsequenz, wenn man es nicht macht? Man kennt die Patienten aus 5 Minuten Visite am Morgen, evtl. noch mal ein "Hallo" zwischen Tür und Angel und ggf. eine Kurvenvisite. Und man erfährt so am meisten von den Pflegekräften. Außerdem bricht man sich keinen Zacken aus der Krone, wenn man mal am Stecklaken anpackt und jemanden hochzieht. Oder auf der Seite festhält, während das Bett neu bezogen wird. Man bedenke auch, dass die meisten Intensivstationen personell am Limit laufen. Nein, ich will nicht als zusätzliche Pflegekraft angesehen werden. Aber wenn ich kurz mal Sachen ins Zimmer reiche, anpacke beim Lagern oder sowas, dann ist mir das lieber, als wenn die Pflegekräfte sagen: wir bekommen keine Hilfe und keine Anerkennung, also machen wir Dienst nach Vorschrift und sperren Betten und schränken Tätigkeiten ein...
Geben und nehmen quasi.
Auch sehe ich kein Problem darin, wenn ein PJler einen Patienten, wenn er ihn selbst untersuchen oder einer Untersuchung beiwohnen will, den Patienten auch selbst im Rollstuhl dort hin fährt...
Auch hier: wenn ich einen Patienten von meiner Station zu einer Untersuchung / OP ordere, und eh mit dahin will, dann kann ich auch eine Seite des Bettes oder den Rollstuhl fahren. Ist ja bei der Prämed nichts anderes. Wenn da ein Patient im Rollstuhl im Flur sitzt, schiebt mir den auch keiner in den Raum...
Das Blutabnehmen schreiben von EKGs ist hier prinzipiell Arzt- bzw Studentenaufgabe.. Auf den aller meisten Stationen kann ich mich aber darauf verlassen, dass ich bei Stress, gerade im Dienst, auch unterstützt werde und sie zum Beispiel bei Thoraxschmerz bis ich komme (wir haben teilweise lange wege zwischen Patienten zu bewältigen) schonmal EKG, Überwachung und Herzenzym-BE gemacht oder zumindest vorbereitet haben - ein Geben und Nehmen.
E-BEN! Und man sollte auch immer dran denken: wenn man morgens auf die Intensivstation kommt und "nur noch" die Visite machen muss, weil das Blut schon abgenommen ist...
Okay, sehr schön für euch, dass ihr das macht und plötzlich das Ganze so toll ist, aber eine reguläre Beschäftigung der PJler sollte das Lagern der Patienten nicht werden. Wir sind da, um etwas zu lernen. Sehr interessant, dass jetzt plötzlich Urin ausleeren, Patienten Essen reichen etc. für viele Ärzte hier so sinnvoll ist und ihr das so gerne macht. :-oopss
Es sagt keiner, dass Du das gerne machen sollst. Aber stell Dir mal folgende Situation vor: die Pflege hat gerade Deine Patienten gelagert. Dann kommst Du und willst Dir die PDK-Einstichstellen ansehen. Dafür brauchst Du Hilfe. Wie begeistert ist wohl die Pflegekraft, die gerade alles fertig gemacht hat? Bei uns wirst Du einfach kurz gefragt, ob Du Zeit hast, den Patienten rechts/links zu drehen und dabei eben die ESS anzusehen.
Lagerung ist nur für Pflege? Langweilig? Du willst was lernen? Wie wäre es mit einem Kurs: "Wie lagere ich, ohne dass alle Patienten einen Dekubitus bekommen?
Urinbeutel ausleeren? Nee, muss ich nicht. Aber wenn der gleich platzt, dann geht das schneller, als wenn ich erst mal eine Pflegekraft suchen muss...
Essen reichen. Zugegeben nicht die primäre Leistung des Arztes. Aber schon mal gesehen, wie Patienten mit einer Schluckstörung so zurecht sind? Und wie willst Du die Fragen des Logopäden beantworten, die er ganz sicher stellen wird?
Wie gesagt: sicher alles keine Dinge, die ich ständig mache, aber zwischendurch durchaus als Hilfe anbiete / auf Anfrage mache.
Und ich bin immer noch davon überzeugt, dass man das alles, was man von der Pflegekraft, dem Rettungsassistenten, dem WBA, dem PJler oder dem Famulanten erwartet, auch selbst erledigen kann. Denn spätestens, wenn einer der o.g. sagt, er weiß nicht, wie er es machen soll, und man dann selbst nicht weiterweiß, ist es doof... für alle!
Feuerblick
05.08.2018, 10:27
Wie gesagt: Mir hat die Pflege durchaus sogar freiwillig unangenehme Aufgaben abgenommen. Und ja, ich durfte auch Pflegeschüler mal mit etwas beschäftigen, was nicht originäre Aufgabe der Pflege war. Wie man in den Wald reinruft...
Aus "Kannst du mal" resultierten bei mir genau NULL Überstunden. Im Gegenteil. Da die Pflege auch mir gerne mal geholfen hat, bin ich fast immer pünktlich rausgekommen. Und war das nicht der Fall, lag es ganz sicher nicht an der Pflege.
escitalopram
05.08.2018, 10:32
Wie gesagt: sicher alles keine Dinge, die ich ständig mache, aber zwischendurch durchaus als Hilfe anbiete / auf Anfrage mache.
Und ich bin immer noch davon überzeugt, dass man das alles, was man von der Pflegekraft, dem Rettungsassistenten, dem WBA, dem PJler oder dem Famulanten erwartet, auch selbst erledigen kann. Denn spätestens, wenn einer der o.g. sagt, er weiß nicht, wie er es machen soll, und man dann selbst nicht weiterweiß, ist es doof... für alle!
Mache ich auch so, wie oben von mir geschrieben. Bzw. sogar um einiges mehr als von mir als PJler erwartet wird. Ich bin darauf eingegangen, weil es sich plötzlich so angehört hat, als würde man als Arzt selbstverständlich ab und zu mal die Pat. füttern, ihre Urinbeutel ausleeren etc.
fallenangel30487
05.08.2018, 10:46
Bei uns läuft das mit der Pflege alles Hand in Hand. Ich bring auch mal schnell selbst das Blut ins Labor wenn ich eh gerade in die Richtung Laufe oder Hefte auch mal Befunde selbst ab wenn ich sowieso gerade die Akte in der Hand habe. Im Gegenzug nimmt mir die Pflege auch immer mal wieder kleine organisatorische Aufgaben ab die eigentlich meine Aufgabe wären. Es ist einfach ein geben und nehmen.
escitalopram
05.08.2018, 11:56
Ich bring auch mal schnell selbst das Blut ins Labor wenn ich eh gerade in die Richtung Laufe
Habe ich auch so gemacht und natürlich kann man das nicht pauschalisieren, aber man muss immer aufpassen, dass sowas nicht selbstverständlich wird. Ich habe es nämlich erlebt, dass ich dann von den Schwestern während der Visite (!) gestört wurde, um das Blut ins Labor zu bringen, während sie alle am Frühstücken waren... Befunde abzuheften sehe ich aber nicht ein, für mich legen sie z.B. auch keine Viggo bei einem Patienten, der sie braucht und sie ohnehin bei ihm im Zimmer sind...
Befunde musst du sowieso anschauen und quittieren, wenn du sie in der Hand hast. Erfreulicherweise macht das einordnen hier die Sekretärin. Im Vertretungsfall machen wir das selbst, wer soll es sonst machen? Wir haben es eh schon in der Hand.
Meine Pflege legt mir auch die Viggo, wenn es klappt.
Hier ist die Pflege ZIEMLICH fleißig, macht extrem viel und denkt gut mit. Ich wäre in meinen ersten Monaten total aufgeschmissen gewesen wenn mir nicht die Schwestern die Hausstandards beigebracht hätten. Klar ist das eigentlich Aufgabe der einarbeitenden Kollegen, aber von einmal erklären geht nicht alles in Fleisch und Blut über. Die wollen auch gar nicht, dass ich Pflegeaufgaben übernehm, sondern sehen das als ihre Pflicht, entschuldigen sich noch, wenn sie nicht alles geschafft haben und kommen sogar fast demütig an, wenn ich etwas machen soll, was zwar meine Aufgabe ist, aber mich in meiner Arbeit unterbricht. (Eil-anforderung der Apotheke freigeben, iv-Zugang legen oä).
escitalopram
05.08.2018, 13:29
Bei uns gibt es im Schwesternzimmer ein Fach, es heißt "Befunde gesehen". Da geht alles hin, was abgeheftet werden muss.
Bei uns gibt es im Schwesternzimmer ein Fach, es heißt "Befunde gesehen". Da geht alles hin, was abgeheftet werden muss.
Und die Pflege soll das abheften? Habt ihr so viel Pflege, dass die diese Arbeit auch noch machen können?
escitalopram
05.08.2018, 13:31
iv-Zugang legen.
Äh, habe ich etwas falsch verstanden, oder sind IV-Zugänge nicht ohnehin ärztliche Tätigkeit? Vllt. ist das in Anästhesie bzw. den operativen Fächern anders, aber zumindest "hier" kann keine der Schwestern Viggos legen...
escitalopram
05.08.2018, 13:32
Und die Pflege soll das abheften? Habt ihr so viel Pflege, dass die diese Arbeit auch noch machen können?
Ja, die Pflege heftet das ab. :) Das macht bei uns jeder so, also alle Ärzte, mit denen ich bisher gearbeitet habe. Scheint auch so in Ordnung zu sein, sonst gäbe es das Fach nicht...
Das kann man durchaus deligieren. Bei uns machen den größen Teils mittlerweile die MTRAs, nur da wo die nichts reinbekommen müssen wir Ärzte ran. Zum Glück, die Patienten kommen nämlich fast alle ohne Viggo...
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