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Feuerblick
26.09.2018, 19:15
Ist schon spannend, wie oft eine Therapie bei multiplen Metastasen tatsächlich als „kurativ“ verkauft wird... Und zwar nicht nur den Patienten sondern auch den Krankenkassen, die diese teuren, hochspeziellen und oftmals kaum überlebensverbessernden Therapien bezahlen sollen. Oftmals irritierend...
tragezwerg
26.09.2018, 19:21
Genau. Diesem Patienten (und vor allem der Ehefrau) hat diese "kurative" Therapie komplett die Möglichkeit gekommen, in Ruhe alles zu regeln, weil sie ja trotz offensichtlich palliativer Situation (seit Monaten) sich nie wirklich damit auseinander gesetzt hatten. Das war für alle Beteiligten so unbefriedigend. Und Patient sowie Ehefrau waren gebildete Leute, denen man einfach nur Mist erzählt hat.
Ja, das irritiert mich auch. Letztens wurde im Tumorboard ein Patient besprochen, der eine palliative Chemo abgelehnt hatte - und eigentlich ging es darum, ob man ihm eine Bestrahlung zukommen lassen kann. Aber die Onkologin warf ein, dass er ja "nur" die Chemotherapie abgelehnt hätte und nicht die Therapie mit Antikörpern. Das war für mich ziemlich unverständlich, aber ich bin ja auch keine Onkologe.
Wobei es auch anders laufen kann. Habe auch einen Patienten, dessen Lungen-Ca erst im Stad IV, metastasiert, maligne Pleuraergüsse entdeckt worden war und der vermutlich noch nicht so ganz verstanden bzw. verdaut hatte, dass es palliativ ist. Der hat mir erzählt, dass es ihn geschockt hat, dass die Pulmologin ihn in Hinblick auf die Chemo gefragt hätte, ob er "sich das wirklich noch antun" will.
In manchen Abteilungen hat man durchaus den Eindruck, dass Patienten eigentlich nur für den Studieneinschluss und die Publikation gebraucht werden. Ihnen zu helfen ist gefühlt meistens nur ein gewünschtes Nebenprodukt...
Ich bin (als Internist) mit onkologischer Denk- und Arbeitsweise sehr oft oder vielleicht sogar meistens auch nicht einverstanden und habe oft den Eindruck, dass onkologische Betreuung oft vor allem den Zweck hat, dass sich Patient, Angehörige und Arzt nicht mit dem Tod und dem Ausgeliefertsein auseinandersetzen müssen, sondern beides bis zum allerletzten Moment verdrängen können. Wie oft habe ich auf Anordnung onkologischer Ober- und Chefärzte Patienten in den letzten Stunden und Minuten ihres Lebens Blutkonserven angehängt, deren einziger Zweck war, nicht eingestehen zu müssen, dass jetzt das Ende erreicht ist.
Andererseits weiß man im Einzelfall von Angehörigen und Patienten äußerst selten, ob in diesem konkreten Einzelfall der nicht mehr kurative Ansatz wirklich nicht besprochen worden ist. Wer einige Zeit (mind. in der Inneren, wahrscheinlich auch in anderen Fachrichtungen) gearbeitet hat, weiß ja, dass gar nicht so selten selbst brutale Gespräche mit wirklich aller Deutlichkeit und den Worten Tod und Sterben in jedem zweiten Satz an Patienten und Angehörigen, oft sogar über längere Zeiträume und wiederholte Gespräche hinweg, vollkommen vorbeigehen. Ich hatte erst neulich wieder einen 29jährigen akademisch gebildeten, eigentlich vollkommen adäquaten Angehörigen, dem absolut und unter Aufbietung von einem Dutzend verschiedener Leute einschließlich Hausarzt nicht zu vermitteln war, dass sein totkrank aussehender Bruder nicht mehr aufwachen, sondern in wenigen Tagen sterben wird. Immer wenn man dachte, jetzt ist es angekommen, kam der Satz "er muß was Ordentliches essen, um wieder zu Kräften zu kommen".
Ich denke mal, dass Ihr solche Situationen alle schon (mehr oder weniger oft) erlebt habt. Bei mir war es halt am krassesten auf der Intensivstation und in der Onkologie. Bis hin zu daß der konkret daliegende, kalte blasse Leichnam nicht als tot akzeptiert wird.
Echt immer wieder ein schwieriges Thema. Danke euch allen für eure Schilderungen!
Eh schon unterbesetzt in dem Monat (1 Stelle geplant erst mit 1 Monat Verzögerung besetzt und einmal Kündigung in der Probezeit Ende August) sind jetzt 4 (VIER) Kollegen krank. Danke...
Rhiannon
27.09.2018, 04:25
Warum kommen diese Kinder zur Zeit immer alle auf einmal? Mussten uns vorher sogar bei der Leitstelle abmelden für 1,5 Stunden.
Colourful
27.09.2018, 05:04
Krass, Rhi! Weihnachten war kuschelig?
Ja, ich hab kaum was mit onkologischen Patienten zu tun, kann da nicht mitreden, aber die Patienten, die bei uns sterben, die dürfen das auch und das wird auch adäquat so kommuniziert. Ich finde diese Illusion auch furchtbar, wir werden alle mal sterben und man kann/soll/darf auch ab einem bestimmten Punkt nicht mehr alles machen. Ich gehe da lieber dann zwei Mal mehr zu den Angehörigen und tröste die/bin da anstatt da falsche Hoffnungen zu machen. Und bei uns sterben auch mal jüngere Leute mit Hirntumor.
Rhiannon
27.09.2018, 05:08
Krass, Rhi! Weihnachten war kuschelig?
Scheint so..... 3 Kinder haben wir, 2 unterwegs.
altalena
27.09.2018, 13:43
Hatten gestern vier (2 zur Sectio einbestellt und dann noch zwei im Kreißsaal). Und wir waren zu zweit. Für die Gyn inklusive. :-keks
Wie lange beträgt denn die Kündigungsfrist, wenn man 11 Monaten und 27 Tagen bei einem Arbeitgeber gearbeitet hat? (befristetes Arbeitsverhältnis, TV-Ärzte/VKA)? Hab am 01.10.17 angefangen - wenn ich also noch vor Vollendung der 12 Monate kündige, gilt dann 4 Wochen zum 31.10. oder schon 6 Wochen zum 31.11.?
Entscheidend für die Kündigungsfrist ist, wie lange der Vertrag zum Zeitpunkt des (nachweisbaren!) Eingangs der Kündigung beim Arbeitgeber bestanden hat. Bei Unsicherheit im konkreten Einzelfall einen Rechtsanwalt befragen (Marburger Bund oder so).
Lio, guck auf jeden Fall nochmal in deinen Haus-Arbeitsvertrag. Bei uns gibts zb bei der Kündigungsfrist auch eine Abweichung vom TV/VKA. Ansonsten würde ich sagen 4 Wochen.
Hah, hier wurde heute die nächste lustige Idee zum Personallückenstopfen präsentiert. In der Anästhesie fehlen Leute, deswegen sollen jetzt die chirurgischen Assistenten, die ihre Intensivzeit i.R des Common Trunk absolviert haben, jetzt IMC-Dienste schieben. Ist ja nicht so, dass wir nicht schon in der Notaufnahme aushelfen würden - die auch wie die Anästhesie eine eigene Klinik mit eigenen Stellen und aberrierenden Dienstmodellen und Arbeitszeiten ist...
Ich hab gesagt, dass ich dass sowieso gefährlich finde, wenn ein junger, chirurgischer Assistent alleinverantwortlich auf der IMC Dienste macht (ist bei uns eher eine ITS ohne Beatmungsbetten) - und es noch gefährlicher ist, wenn derjenige aus dem Intensiv-Handling schon wieder raus ist UND die Patienten nicht kennt. Man stimmte mir zu und das Thema war erstmal durch. Aber man weiß ja, dass sowas erstmal höflich angetragen wird, bis man es dann auf einmal nicht mehr ausschlagen kann. Gut, dass es nur noch 3 Wochen sind.
Sehr schön, Frau Pelz! Eine Klinik in meiner Umgebung hat vor paar Jahren (unter anderem) versucht, die nächtliche Verantwortung für die Chest Pain Unit nachts an die diensthabenden Neurologen zu übertragen, die ja schon für die Stroke Unit zuständig sind. Wahrscheinlich dachte sich die Geschäftsführung, der Unterschied zwischen EEG und EKG kann eigentlich nicht so groß sein. Sind am Ende damit aber nicht durchgekommen.
Bei uns kam die (neue) Geschäftsführung vor 2 Jahren auf die Idee, dass die ITS-Ärzte, die nach 3 Nächten a 10 Stunden (Vollarbeit) auf der ITS den restlichen Tag und sogar noch den Folgetag frei haben, ja nach der Frühvisite nach dem dritten Nachtdienst direkt für 24h den Notarzt-Pieper übernehmen könnten. Zuhause würden sie ja sowieso nur schlafen, und das können sie ja auch im Notarzt-Zimmer.
Ist schon immer wieder drollig, wo man überall Geld und Personal sparen kann!
Das passiert halt, wenn man BWL'er in solche Positionen setzt. Auf dem Papier sah das bestimmt super aus.
Moorhühnchen
27.09.2018, 21:21
Bei uns kam die (neue) Geschäftsführung vor 2 Jahren auf die Idee, dass die ITS-Ärzte, die nach 3 Nächten a 10 Stunden (Vollarbeit) auf der ITS den restlichen Tag und sogar noch den Folgetag frei haben, ja nach der Frühvisite nach dem dritten Nachtdienst direkt für 24h den Notarzt-Pieper übernehmen könnten. Zuhause würden sie ja sowieso nur schlafen, und das können sie ja auch im Notarzt-Zimmer.
Ist schon immer wieder drollig, wo man überall Geld und Personal sparen kann!
Bah! Das ist so ne geile Idee! Du hättest mal sehen sollen, wie die sich da gegenseitig applaudiert haben. :-wand
Hah, hier wurde heute die nächste lustige Idee zum Personallückenstopfen präsentiert. In der Anästhesie fehlen Leute, deswegen sollen jetzt die chirurgischen Assistenten, die ihre Intensivzeit i.R des Common Trunk absolviert haben, jetzt IMC-Dienste schieben. Ist ja nicht so, dass wir nicht schon in der Notaufnahme aushelfen würden - die auch wie die Anästhesie eine eigene Klinik mit eigenen Stellen und aberrierenden Dienstmodellen und Arbeitszeiten ist...
Kranker Schwachsinn. Für mich als Gefäßchirurg ist schon die Notaufnahme der größte Schwachsinn: Anteil an Gefäßpatienten in der Notaufnahme? Weit kleiner 5%, eher irgendwo 1-2%. Und richtige Notfälle sind das meist auch nicht. Notaufnahme hält mich nur von meinem eigentlichen Fach ab. Wenn ich dann noch dazu Intensiv machen müsste...
Kackbratze
29.09.2018, 09:54
Bah! Das ist so ne geile Idee! Du hättest mal sehen sollen, wie die sich da gegenseitig applaudiert haben. :-wand
High five, Victory-Dance und danach erstmal zusammen gut Essen gehen.
BroFist nur für den Aufsichtsrat.
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