Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Wir bieten an vier Tagen die Woche eine (dann natürlich zeitlich begrenzte) freie Sprechstunde an. Da reichen die Reaktionen dann von "super, so kann ich spontan als Neupatient ohne Termin kommen" bis zu "absolute Unverschämtheit, da muss ich ja uU drei Stunden warten". Allen Recht wird man es nie machen.
Feuerblick
20.10.2018, 20:47
Ganz besonders motzigen Patienten habe ich dann mal vorgerechnet, wieviel Patienten meine Kolleginnen und ich so am Tag anschauen. Plus Notfälle, die wir im Gegensatz zu anderen Praxen nie weggeschickt haben. Und gefragt, wo genau sie da jetzt noch Kapazitäten sehen würden.
Warum man bei uns in der Gegend der Meinung ist, unser Gebiet sei überversorgt mit Augenärzten, ist mir angesichts der Wartezeiten auf Termine schleierhaft.
Spiral Architect
20.10.2018, 21:43
Darf ich hier mal thematisch zwischengrätschen?
Wir sind personell total unterbesetzt und es fallen jeden Tag mindestens eine oder zwei Überstunden an. Wir arbeiten nach Tarifvertrag (keine Uni!), nach welchem Überstunden in Freizeit ausgeglichen werden. Am Ende eines jeden Monats bekomme ich einen Zettel in die Hand, der mir 7,5 Stunden Arbeitszeit pro Tag bescheinigt. Es gibt kein verschriftliches oder verbindliches System zur Überstundenerfassung. Nach mündlicher Auskunft durch den Chefarzt ist es so: Möchte man eine Überstunde machen, muss man 4 (!) verschiedenen Personen Bescheid geben und im Nachgang noch drei Formulare ausfüllen.
Das ist reine Schikane. In der letzten Woche habe ich 64 Stunden gearbeitet (ohne Dienste!) und werde 40 bezahlt bekommen. Eigentlich will ich meinen Job nicht an den Nagel hängen, aber ich bin ziemlich kurz davor, weil ich genau den selben Sch*** an meiner letzten Klinik erlebt habe. Wenn man bei uns Dienst nach Vorschrift macht und einfach geht, gibt es einen Riesenärger ob der unerledigten Aufgaben (die man dann im Nachgang, im Zweifel im Nachtdienst, erledigen darf) und eine Zurschaustellung vor dem ganzen Team. Was können meine Kollegen und ich machen? Einige natürlich wälzen die Arbeit auf ihre Kollegen ab, aber das ist ja auch keine echte Lösung. Und so weit möchte ich persönlich auch nicht gehen, da wir viele Anfänger im Team haben.
Wie handhabt Ihr das?
Feuerblick
20.10.2018, 21:59
Ganz klar: Überstunden genau so dokumentieren, wie sie anfallen. Und wenn man euch die nicht zugestehen will, dann einfach keine mehr machen. Ihr müsst nur geschlossen dahinterstehen...
Und wenn soviel Einigkeit euer Team überfordert: Kündigen, was anderes suchen.
Sebastian1
20.10.2018, 22:19
Genau das. Und gern auch rechtlichen Beistand (zB Marburger Bund) hinzuziehen. Oder Gewerbeaufsichtsamt. Das hilft im Zweifelsfall dann auch denen, die nach euch kommen. Aber bei "keinen Bock auf Ärger" - kündigen. Am besten viele auf einmal.
Wenn ich sowas hör bin ich immer wieder dankbar für eine elektronische Zeiterfassung... In jeder bisherigen Klinik gab es die. Und klar, in jeder mussten dann die Überstunden auch noch durch den Oberarzt genehmigt werden. Aber das war bisher noch nie ein Problem.
Rettungshase
21.10.2018, 12:33
@ Spiral Architect: Das muss man sich mal überlegen... du bekommst lediglich 62% deiner tatsächlich geleisteten Arbeitszeit bezahlt!
Ich würde es vermutlich so machen: Deadline setzen (z.B. wenn sich bis zu einem bestimmten Datum nichts an diesen unhaltbaren Zuständen geändert hat), kündigen.
In der Zwischenzeit minutiös dokumentieren, wann du wo weshalb länger bleiben musstest und o.g. Institutionen benachrichtigen.
Was ist mit dem Personalrat? Was sagt der dazu?
Oder halt pünktlich Feierabend machen.
@spiralarchitect: Da werdet ihr euch ein dickeres Fell zulegen müssen.
Das erste Mal halt wie ein Bittsteller den Leuten mit den Formularen hinterherrennen
Beim 2/3. Mal vllt. schon mit einem kleinen Kommentar würzen: "Genauso wie gestern"
Beim 4. Mal kaltschnäuzig: "Eigentlich lästig für uns alle, dass wir für Dokumentation+Laufzettel wieder 1 h Arbeit zusätzlich buchen müssen müssen ...
Und dann wird man sich eh einigen, dass der Personal-OA die Überstundenübersicht monatlich ins Fach kriegt und abhakt
Pampelmuse
22.10.2018, 12:16
Ich bin soooo müde...
Aus dem 12 Stunden-Dienst gestern in der ZNA wurden natürlich mal wieder 14 Stunden. Habe mich dann auch noch mit dem Chef der UCH angelegt, der mich dann erst am Telefon angeschrien hat und dann einige Minuten später noch runter in die ZNA kam, um mich dort nochmal rundzumachen. Geht mir aber sonstwo vorbei. Wahrscheinlich beschwert er sich jetzt bei meinem Chef.
Ab heute bin ich wieder in der ZNA im Spätdienst. :-kotz Vorbei mit dem netten Stationsleben. Ich bin sowas von unmotiviert. Ich werde wieder jeden Tag mehrere Überstunden sammeln, mich von Patienten dumm anmachen lassen und in der Zeit keine OPs sammeln. Irgendwie hab' ich gerade echt keine Lust und bin mir auch nicht sicher, ob unser Dienstsystem so ganz rechtens ist (im Dezember stehen z.B. wieder 12 Tage am Stück an). :-???
Hattest du nicht erst die Stelle gewechselt?
Pampelmuse
22.10.2018, 12:50
Ja, vor ca. einem halben Jahr.
12 Tage am Stück sind echt anstrengend und doof...kenn ich aus meinem (ganz) alten Haus aber auch noch...z.B. Montag bis Freitag Regeldienst Sa. 12h Tagdienst So. 12h Tagdienst und dann direkt ab Montag bis Freitag wieder 5 reguläre Tage während der Woche. War auch immer eine sehr unschöne work life balance während der knapp 2 Wochen...Halt durch!
Relaxometrie
22.10.2018, 17:55
12 Tage am Stück sind echt anstrengend und doof...kenn ich aus meinem (ganz) alten Haus aber auch noch...z.B. Montag bis Freitag Regeldienst Sa. 12h Tagdienst So. 12h Tagdienst und dann direkt ab Montag bis Freitag wieder 5 reguläre Tage während der Woche. War auch immer eine sehr unschöne work life balance während der knapp 2 Wochen...Halt durch!
Das ist in "meinem" aktuellen Haus auch so. Sobald man für Hausdienste ausreichend eingearbeitet ist, macht man ab und zu einen Wochenendtagdienst. Oder arbeitet sogar an Samstag und Sonntag, um dann -ganz nach dem von Dir beschriebenen Modus- wieder in eine 5-Tage-Woche zu starten. Das ist echt maximal anstrengend.
Wenn man dann auch noch in der ZNA eingearbeitet worden ist, gibt es gleich zwei Dienstarten, für die man am Wochenende eingeteilt werden kann: Hausdienst oder ZNA.
Da die Dienste ausschließlich als Überstunden bezahlt und nicht in Freizeit ausgeglichen werden, ist die Freizeit irgendwie sehr knapp. Auf Dauer ungesund.......psychisch und physisch.
WackenDoc
22.10.2018, 17:58
Welcher Betriebsrat segnet sowas eigentlich ab?
Relaxometrie
22.10.2018, 18:46
Leider ist es ja rechtmäßig, 12 Tage durchzuarbeiten. Insofern ist es den Personalabteilungen ja schietegal, wie anstrengend und privatlebenfeindlich das ist. In der Pflege scheint das 12-Tage-Durcharbeiten ja noch verbreiteter zu sein, als bei Ärzten. Das macht es nicht besser; zeigt nur, daß die Personalabteilungen das Arbeitsrecht halt rücksichtlos bis zur letzten Sekunde, die noch legal einforderbar ist, umsetzen :-kotz
Da die Dienste ausschließlich als Überstunden bezahlt und nicht in Freizeit ausgeglichen werden, ist die Freizeit irgendwie sehr knapp. Auf Dauer ungesund.......psychisch und physisch.
Ja, dieses Verhalten bezüglich der Vergütung der Dienste hat mir meinen Freiheit, eh Freizeit, auch arg beschnitten. Da reicht es nicht, dass das Gehalt gut ist, wenn man nahezu nur 1 freies Wochenende und keine FZA hat und die Argumentation auf Opt Out so grossartig ist ‚die Regelarbeitszeit von 42h wird nicht überschritten, alles was Dienst ist, gilt extra!‘
FirebirdUSA
23.10.2018, 05:42
Ja, dieses Verhalten bezüglich der Vergütung der Dienste hat mir meinen Freiheit, eh Freizeit, auch arg beschnitten. Da reicht es nicht, dass das Gehalt gut ist, wenn man nahezu nur 1 freies Wochenende und keine FZA hat und die Argumentation auf Opt Out so grossartig ist ‚die Regelarbeitszeit von 42h wird nicht überschritten, alles was Dienst ist, gilt extra!‘
Die Argumentation ist aber schlicht und einfach falsch...
Pampelmuse
23.10.2018, 11:31
Das ist in "meinem" aktuellen Haus auch so. Sobald man für Hausdienste ausreichend eingearbeitet ist, macht man ab und zu einen Wochenendtagdienst. Oder arbeitet sogar an Samstag und Sonntag, um dann -ganz nach dem von Dir beschriebenen Modus- wieder in eine 5-Tage-Woche zu starten. Das ist echt maximal anstrengend.
Wenn man dann auch noch in der ZNA eingearbeitet worden ist, gibt es gleich zwei Dienstarten, für die man am Wochenende eingeteilt werden kann: Hausdienst oder ZNA.
Da die Dienste ausschließlich als Überstunden bezahlt und nicht in Freizeit ausgeglichen werden, ist die Freizeit irgendwie sehr knapp. Auf Dauer ungesund.......psychisch und physisch.
Ja, hier ist das auch so: beispielsweise hat man MO-FR Station, am WE einen oder beide Tage ZNA und danach wieder MO-FR Station (wenn man "Glück" hat dann noch 24-Stunden-Dienste dazwischen. Oder auch "sehr nett": MO-FR ZNA-Dienst (wo man immer Überstunden macht!!!) und danach ab in die ZNA-Nachtwoche (SA bis FR = 7 Tage). Mich würde mal interessieren, ob das erlaubt ist. (Sorry, falls ich hier so naiv klinge... :-blush )
Die Nachtwoche hat man zum Glück nur 2 oder 3 mal im Jahr, und manche Kollegen machen die sogar freiwillig öfter, weil man danach eine Woche frei hat.
Irgendwie nehmen das alle Kollegen einfach so hin. Einzig der eine FA bei uns, der fix nur in der ZNA arbeitet, stellt regelmäßig eine Überlastungsanzeige- was aber keine Sau interessiert.
Ich muss sagen, auf Station und im OP ist es echt angenehm. Die Arbeitsbelastung ist viel geringer als im alten Haus. Wenn ich nicht in der ZNA bin, komme ich eigentlich auch zu 90% pünktlich raus.
Wir bieten an vier Tagen die Woche eine (dann natürlich zeitlich begrenzte) freie Sprechstunde an. Da reichen die Reaktionen dann von "super, so kann ich spontan als Neupatient ohne Termin kommen" bis zu "absolute Unverschämtheit, da muss ich ja uU drei Stunden warten". Allen Recht wird man es nie machen.
Finde ich tatsächlich gut.
Aber hier hat sich bei diversen Kollegen eingeschlichen, für neue Patienten gar keine Termine mehr zu vergeben sondern diese nur noch in die offene Sprechstunde zu schicken. Auch für Vorsorgetermine, auf die ich ja auch bereitwillig ein paar Monate warten würde. Das finde ich dann schon komisch, dass ich dann mit Akutpatienten ums Drankommen konkurrieren soll...
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