Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Hier auch Arbeitsverdichtung wo es nur geht, Flurbetten sind hier Gang und Gebe. Heute war ich wieder zerrissen zwischen Stationsarbeit und OP. Ich hatte immerhin ca 8min Pause...:-( Habe aber keine Überstunden gemacht, obwohl natürlich wieder was liegen geblieben ist. Gestern haben sich schon Patienten beschwert, weil wir in der Visite immer so schnell wieder weg sind. Aber es wird halt erwartet, dass wir in der Besprechung sitzen und danach in den OP gehen, sodass zwischen Arbeitsbeginn und Besprechung 40min für die Visite von ca 20-25 Patienten bleibt. Ist halt Mist.
Mein ehemaliges Haus (Maximalversorger) wird hier seit Jahren kontinuierlich an die Wand gefahren. Durch Pflegemangel sind eigentlich hochkarätige Abteilungen nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die 18 Betten starke Neuro-ITS ist dauerhaft auf 2 Betten runter gefahren , die ITS der Lungenklinik auch um zwei Drittel gekürzt. So sieht es an allen Ecken und enden dort gerade aus. Ein Freund ist ltd. OA der Neuro dort, hatte die ITS dort über Jahre aufgebaut und steht nur noch fassungslos vor einem Scherbenhaufen. Die Geschäftsführung hatte jahrelang keinen einzigen Schüler nach dem Pflegeexamen trotz Bewerbungen und eh nie guten Personalschlüssels übernommen und nun gibt es keinen mehr, der kommen würde. Ganz böse Entwicklung.
Das ist die exakte Beschreibung der Zustände bei meinem AG.
Ich befürchte, dass die Zustände überall in die Richtung gehen.
Die Geschäftsführung hatte jahrelang keinen einzigen Schüler nach dem Pflegeexamen trotz Bewerbungen und eh nie guten Personalschlüssels übernommen und nun gibt es keinen mehr, der kommen würde. Ganz böse Entwicklung.
Keine Sorge, die Boni und ggf. Abschiedspakete der Geschäftsführung sind garantiert nicht betroffen.
Kackbratze
02.04.2019, 22:07
Ich arbeite doch im Paradies....
Rettungshase
02.04.2019, 22:15
Keine Sorge, die Boni und ggf. Abschiedspakete der Geschäftsführung sind garantiert nicht betroffen.
Gott sei Dank. Ich hatte schon wirklich Angst um die Menschen ganz vorn an der Front.
Gott sei Dank. Ich hatte schon wirklich Angst um die Menschen ganz vorn an der Front.
Unbezahlte Überstunden sind z.B. ein üblicher Weg deine Dankbarkeit für diese Menschen zu zeigen.
tragezwerg
03.04.2019, 08:21
Selbst an den ach so unantastbaren Unikliniken ist es mittlerweile so, dass Intensivbetten dauerhaft geschlossen sind, die OP-Kapazität aber nicht daran angepasst = reduziert wird. Man soll dann ständig irgendwelche Patienten auf Normalstation legen, die dazu noch nicht bereit sind. Was hatte ich in meiner Intensivrotation da ständig für Diskussionen...
Es ist zum Kotzen.
... und von denen man ganz genau weiß, dass sie spätestens zwei Tage später wiederkommen ...
WackenDoc
03.04.2019, 15:23
@Frau Pelz- du hast das an Überstunden gemacht, was du nicht an Pause genommen hast.
Bei uns passieren komische Dinge- wir haben eine zweite Schwangerschaftsvertretung genehmigt bekommen. Das Kuriose daran ist, adss die die jetzt schon etwas länger in Elternzeit/Mutterschutz ist, eigentlich über ist.
SineNomine
03.04.2019, 19:37
Nicht selten habe ich derzeit auch den Eindruck, in einem Krisengebiet zu arbeiten.
Mit immer weniger Pflegekräften und Ärzten soll die gleiche Arbeit immer schneller absolviert werden.
Hierzu gab es kürzlich einen lesenswerten CIRS-Beitrag:
https://www.cirs-ains.de/files/fall-des-monats/FdMDezember2018.pdf
Aber warum? Wir machens ja doch und wenn doch nicht, holt man halt einen Gastarzt, der es stattdessen macht. Wüsste nicht, warum ich als Arbeitgeber einen Anreiz hätte, daran etwas zu ändern. Und als Krankenkasse o.ä. schon mal gleich gar nicht.
WackenDoc
05.04.2019, 17:22
Auch in meinem Fach gibt es tatsächlich (meist kleine) Erfolgserlebnisse:
Hatte heute Probanden, bei denen ich vor ca. 1/2 Jahr in der Firma war. Damals ging es nur um Hautbelastung, jetzt musste noch eine Untersuchung nachgeholt werden.
Einer hat erzählt, dass er wieder mit dem Sport angefangen hat und seit dem seine Rückenschmerzen besser sind, mit dem Rauchen hat er auch aufgehört und impfungen sind auf Stand.
Pampelmuse
05.04.2019, 18:03
Das klingt doch toll. Ich hatte neulich auch einen Patienten, der hat 20 kg mit Sport abgenommen. So selten, aber so toll!
Ich bin froh, dass der heutige Tag in der ZNA nicht ganz so schlimm war wie zu Beginn der Woche. Trotzdem macht arbeiten so keinen Spaß- da sch... ich auf die schwarzen Zahlen, auf die die Geschäftsleitung so stolz ist.
WackenDoc
05.04.2019, 18:59
So ein paar kleine Highlights sind schon schön zwischendurch. Hab jetzt innerhalb von 2 Arbeitswochen an die 10 Verdachtsanzeigen auf Berufskrankheit los geschickt. An einem Tag 5x BK Lärmschaden, dazu kommt noch einer der über den HNO-Arzt läuft. Einer der nach 3 Erklärungen nicht verstanden hat, warum das über den HNO laufen soll und er wohl nen ICP und keine Otoplastik braucht und er sich nicht privat ne Otoplastik kaufen soll. ICP= Kombigerät Gehörschutz und Hörgerät, Otoplastik=individuell angepasster Gehörschutz- die Dinger zahlt unsere BG standardmäßig als §3-Maßnahme bei Hochtonsenken/Schallempfindungsstörungen.
§3-Maßnahme= Maßnahme zur Verhinderung einer Berufskrankheit.
Ein Verdacht auf Silikose durch Quarzstäube in Asphaltstaub mit nicht durch den Röntgenbefund erklärbarer Restriktion bei jungem Patienten.
Eine Meldung ist nur um uns den Ärger vom Hals zu halten, weil der Versicherte sicher ist, dass er ne Berufskrankheit hat. Ist wohl eher ne Somatisierungsgeschichte. Die vermutete Sensibilisierung ist ausgeschlossen.
Ach und eine Meldung für weissen Hautkrebs. Da wissen wir aber noch nicht, ob es anerkannt wird. Die Diagnose und Therapie lag vor dem Zeitpunkt als das in die BK-Liste aufgenommen wurde.
mathematicus
06.04.2019, 05:26
Ich habe gleich meinen ersten Dienst. Bin schon gespannt :-))
WackenDoc
06.04.2019, 06:54
Viel Glück. Hach, sie werden so schnell erwachsen...
Gibt es bei Euch an VKA-Häusern jetzt schon was offizielles zu dem Streik der ja schon kommenden Mittwoch statt finden soll? Bei uns nicht. Ist auch unter den Kollegen überhaupt kein Thema. Ich befürchte das verläuft im Sande.
Die BVG (Nahverkehr in Berlin) Mitarbeiter bekommen 8 Prozent mehr Kohle für zwei Jahre. Sie wollten 2,5 Stunden weniger arbeiten was aber nicht durchging. Die haben es geschafft zu streiken und damit den Nahverkehr in Berlin nahezu zum Erliegen zu bringen. Bei uns gehts um ganz andere Dinge aber es passiert nichts. Vermutlich gehts den meisten aber wie mir, dass ich nach der Arbeit so fertig bin, dass ich nur noch schlafen und mich nicht auch noch um meine besch... Arbeitsbedingungen kümmern will.
vanilleeis
06.04.2019, 08:23
Nein, bei uns noch nichts. Vermute aber auch, dass es im Sande verläuft
Moorhühnchen
06.04.2019, 08:55
Tja, ich würde gerne streiken, arbeite aber an nem kirchlichen Haus. *grummel*
Und den CIRS-Fall von Rettungshase hab ich an verschiedene Kollegen, insbesondere unsere doch recht dünn besetzte Anästhesiepflege, weitergeleitet. Bestimmt landet ein Ausdruck davon auch im Fach unseres OP-Koordinators. Nicht, dass es etwas ändern würde, aber ein Hinweis auf die "Illegalität" und dass nicht die Pflege, sondern wir selbst für auftretende Komplikationen haften, ist offenbar den wenigsten klar.
Habe das Fazit des CIRS-Falles an meinen OA weitergeleitet und sein Kommentar war: "Aber der PJ'ler (seit 3 Wochen bei uns) ist doch qualifiziertes Fachpersonal"........ ääääähmmmmm.... :-wand
Tja, ich würde gerne streiken, arbeite aber an nem kirchlichen Haus. *grummel*
An der Uni dürfen wir auch nicht ;). Freue mich schon auf die "hart umkämpften" 3% über 3 Jahre die am Ende rauskommen werden.
Kackbratze
06.04.2019, 11:37
...und die verbesserten Arbeitsbedinungen. Ich hab noch nicht raus, was es genau sein wird, aber es wird der größte Wurf der Ärzteschaft, seit gestern.
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