Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Autolyse
06.04.2019, 11:37
Was in Ordnung wäre, wenn man im Gegenzug die regelmäßige Arbeitszeit auf 38,5 Stunden reduzieren würde um zumindest den Anschluss an den öffentlichen Dienst wiederherzustellen.
Nessiemoo
06.04.2019, 15:02
Ich fände die verpflichtende Zeiterfassung am wichtigsten, aber habe das Gefühl, dass das als erstes verworfen wird.
Bei uns geht tatsächlich einiges bezüglich Streik, es wird auch eine Fahrt nach Frankfurt organisiert.
kartoffelbrei
06.04.2019, 17:20
Bei uns wird auch gestreikt!
Relaxometrie
06.04.2019, 18:32
Freue mich schon auf die "hart umkämpften" 3% über 3 Jahre die am Ende rauskommen werden.
Du kannst es also besser? Laß mich wissen, welchem Verein ich beitreten muß.
Ich fände ja die Beschränkung der Dienste am Wichtigsten...
Hab jetzt rausgefunden, dass es bei uns ganz offiziell 24h45min-Dienste sind. Das verwirrt mich.
Ich hab mal von Busfahrerstreiks in Japan gehört, wo die Busfahrer nicht einfach nicht gefahren sind und es damit nicht an den Kunden ausgelassen haben, sondern sie haben die Kunden einfach kostenlos gefahren, was ihren oberen so wehgetan hat, dass sie eingelenkt haben. Vielleicht könnten wir Ärzte ähnlich streiken. Das ganze erlösrelevante Kodieren und Dokumentieren weglassen... Wobei das ja meist schon Kodierkräfte machen, aber da gibts vielleicht eine kreative Lösung.
Kackbratze
06.04.2019, 19:23
Du kannst es also besser? Laß mich wissen, welchem Verein ich beitreten muß.
AT-Vertrag, wenn nix Anderes mehr geht.
Was in Ordnung wäre, wenn man im Gegenzug die regelmäßige Arbeitszeit auf 38,5 Stunden reduzieren würde um zumindest den Anschluss an den öffentlichen Dienst wiederherzustellen.
Wenn ich solche Sätze lese, frage ich mich immer, ob eigentlich ich auf einer Insel der Sonderlinge lebe oder andere Leute. In meiner Welt würde eine Verkürzung der Arbeitszeit von 40 h auf 38,5 h mindestens für alle Nicht-Fachärzte einfach bedeuten, dass eben mehr (mindestens teilweise unbezahlte) Überstunden anfallen würden. Bei meinem vorletzten Arbeitgeber war noch nicht mal eine Mehrheit dafür zu begeistern, vom Arbeitgeber die im Tarifvertrag vereinnbarte Auszahlung der bereits dienstplanmäßig angeordneten Überstunden im übernächsten Monat oder auch nur überhaupt eine schriftliche, nachvollzieh- und kontrollierbare Stundenabrechnung zu fordern. Man hat sich von assistenzärztlicher Seite damit begnügt, vom Arbeitgeber in unregelmäßigen Abständen ein- bis zweimal im Jahr "Überstunden-Entgelte" ohne konkrete Abrechnung ausgezahlt zu bekommen, die eklatant von eigenen Stundenberechnungen abwichen. Außer mir war überhaupt nur einer (von etwa 30) Assistenzärzten dafür, deshalb wenigstens mal zum Rechtsanwalt deshalb zu gehen. Die anderen (alles deutsche Muttersprachler mit deutschem Medizinstudium) waren der Meinung, man könne ja "schon froh sein, dass überhaupt Überstunden ausgezahlt werden". Ich war der einzige, der das Spiel nicht dauerhaft mitgemacht hat und der, nachdem das 12 Monate lang unverändert und ohne Rückhalt von den anderen Assistenzärzten so lief, gegangen ist.
Bei meinem letzten Arbeitgeber (Uniklinik), bei dem ich als einziger wegen eines hart ausgehandelten, sehr speziellen Facharzt-Vertrags für Sonderaufgaben sehr gut bezahlt wurde und deshalb kein Interesse hatte, selbst was anzustoßen, haben sämtliche anderen Assistenten ohne Murren nie weniger als 10 und teils mehr als 20 unbezahlte Überstunden *pro Woche* gemacht und jegliche Grenzen der Arbeitszeitgesetze jede Woche gesprengt, ohne dass es überhaupt dokumentiert wurde. "Überstunden fallen in unserer Abteilung nicht an", war die offizielle Parole des Chefs, und gegangen ist selten jemand.
Meine Freunde arbeiten fast alle bei Arbeitgebern, die sowieso keine Überstunden bezahlen, und die meisten finden das auch gar nicht schlimm und finden, dass das "zum Arztberuf dazugehört". Das sogar teilweise bei Arbeitgebern auf dem platten Land, wo tatsächlich nicht wie in der Großstadt 3 andere Bewerber in der Pipeline stehen, wenn man geht, wo trotzdem kaum Weiterbildung stattfindet und wo das einzige Argument, dort zu arbeiten, das angeblich so "nette Team" ist.
Meine Erfahrung: Ab Facharzt kann man gut verhandeln. Vorher wird meistens noch nicht mal das bezahlt, was im (Tarif-)Vertrag steht. Teilweise bekommt man auf dem platten Land als WBA ein zunächst übertarifliches Grundgehalt, aber schmeißt dann alleine eine Station mit anderthalb Stunden Blutentnahme und Branülenersatzdienst pro Tag, chaotischen Pflegekräften und nur teilweise bezahlten Überstunden.
Feuerblick
06.04.2019, 19:39
Selbst Schuld, wenn man wo arbeitet, wo die Arbeit nicht bezahlt wird :-meinung
Autolyse
06.04.2019, 19:52
In den Häusern in denen ich bislang gearbeitet habe wird samt und sonders gestempelt. Mehrere Kollegen - auch aus der Assistentenschaft - pro Abteilung haben die Möglichkeit, wenn eine Zeit nicht genommen wurde. Alle Zeiten, die bis zwei Stunden nach individuellem Dienstende geloggt sind werden automatisch als Überstunden gewertet. Geht es drüber, dann reicht ein Korrekturbeleg mit kurzer Begründung. Die BV-Arbeitszeit arbeitet mit Ampelsystem: Wer in den roten Überstundenbereich kommt, der wird für eine Woche zum Freizeitausgleich nach Hause geschickt. Ein wesentlicher Teil der Überstunden in der Anästhesie bei uns entsteht dadurch, dass die Pflege früher geht und man dann noch etwas machen soll, was man in der Restzeit natürlich nicht schafft...
Wenn Du die große Karriere machen willst und gleichgesinnte Kollegen hast, dann kann man natürlich so arbeiten. Hier würde das im Traum niemandem einfallen.
Feuerblick
06.04.2019, 19:59
In den Häusern in denen ich bislang gearbeitet habe wird samt und sonders gestempelt. Mehrere Kollegen - auch aus der Assistentenschaft - pro Abteilung haben die Möglichkeit, wenn eine Zeit nicht genommen wurde. Alle Zeiten, die bis zwei Stunden nach individuellem Dienstende geloggt sind werden automatisch als Überstunden gewertet. Geht es drüber, dann reicht ein Korrekturbeleg mit kurzer Begründung. Die BV-Arbeitszeit arbeitet mit Ampelsystem: Wer in den roten Überstundenbereich kommt, der wird für eine Woche zum Freizeitausgleich nach Hause geschickt. Ein wesentlicher Teil der Überstunden in der Anästhesie bei uns entsteht dadurch, dass die Pflege früher geht und man dann noch etwas machen soll, was man in der Restzeit natürlich nicht schafft...
Wenn Du die große Karriere machen willst und gleichgesinnte Kollegen hast, dann kann man natürlich so arbeiten. Hier würde das im Traum niemandem einfallen.
Was zeigt: Es geht doch!
Moorhühnchen
06.04.2019, 20:12
Ein wesentlicher Teil der Überstunden in der Anästhesie bei uns entsteht dadurch, dass die Pflege früher geht und man dann noch etwas machen soll, was man in der Restzeit natürlich nicht schafft...
Was genau bedeutet das?
Ansonsten: das System hört sich gut an - ist es das auch?
Autolyse
06.04.2019, 20:16
Was genau bedeutet das?
Ansonsten: das System hört sich gut an - ist es das auch?
Dein Saal ist fertig und die Pflege geht nach Hause, aber dein Ende der Arbeitszeit ist noch nicht gekommen, also kannst Du nochmal losgehen und den ASA III- TEP-Wechsel/Spondylodese für Morgen prämedizieren. Das klappt natürlich nicht in der verbleibenden Zeit - zumindest bei uns nicht. Oder man löst den Hintergrund des Tages noch für die Intensivvisite ab - der kommt aber natürlich nicht um Punkt 16 Uhr zurück. Beispiele genug?
Zur zweiten Frage bekommst Du eine PN, sonst könnte ich mich möglicherweise outen...
Moorhühnchen
06.04.2019, 20:40
Dein Saal ist fertig und die Pflege geht nach Hause, aber dein Ende der Arbeitszeit ist noch nicht gekommen, also kannst Du nochmal losgehen und den ASA III- TEP-Wechsel/Spondylodese für Morgen prämedizieren. Das klappt natürlich nicht in der verbleibenden Zeit - zumindest bei uns nicht. Oder man löst den Hintergrund des Tages noch für die Intensivvisite ab - der kommt aber natürlich nicht um Punkt 16 Uhr zurück. Beispiele genug?Ja, verstehe. Das sind halt Überstunden, die nur mit einer weiteren Stelle für die Außendienstarbeiten abzuschaffen wären.
Relaxometrie
06.04.2019, 20:43
und wo das einzige Argument, dort zu arbeiten, das angeblich so "nette Team" ist.
Das ach-so-nette-Team ist DAS Totschlagargument, um sich nicht engagieren zu müssen, oder gar die Stelle zu wechseln. Ich kann es echt nicht mehr hören und lasse das Argument auch nicht gelten.
(Kein Angriff gegen Dich.....ich habe aus Deinem Posting herausgelesen, daß Du das Argument auch nicht sinnvoll findest.)
@Fr. Pelz
Vielleicht 24h 45 min bei >9h Arbeitszeit, die ja 45 min Pause erforderlich macht (Pausen zählen nicht als Arbeitszeit) und anschließendem Bereitschaftsdienst?
Autolyse
07.04.2019, 11:15
Die maximal zulässige Arbeitszeit inklusive Pausen beträgt 24 Stunden.
was Ich mir persönlich für meine Weiterbildungszeit wünschen würde:
-nicht 12-14 Tage am Stück durcharbeiten zu müssen/ vernünftig geregelte Dienst- und Erholungszeiten
- Max. 15 Patienten/ Arzt, anstatt wie meist 20-22
- kontinuierlich Blutentnahmedienste, statt morgens/ am WE erstmal eineinhalb Stunden Blut abzunehmen
- Stationssekretärin um Vorbefunde etc anzufordern
- strukturierte Weiterbildung mit Konzept statt ständig dahin gepackt zu werden, wo grad Leute fehlen und das noch ohne Rücksprache, man hat sich dann der Zuteilung zu beugen.
Das war’s auch ,,schon‘‘ :-)
@Autolyse
Ich bin neulich schon einmal darüber gestolpert, also 24h inklusive oder exklusive Pausen. Ich meine bei MB auch 24h inkl. Pausen gelesen zu haben. Ich finde allerdings im ArbZG nicht die passende Erklärung. Dor steht ja Arbeitszeit im Sinne dieses Gesetzes ist die Zeit vom Beginn bis zum Ende der Arbeit ohne die Ruhepausen Liegt das daran, dass nach 24h einfach ein Werktag beendet ist?
Kannst Du es bitte erläutern?
Danke schon mal.
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