Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Ja Autolyse, das interessiert mich natürlich auch.
Biene, tatsächlich gibts in meiner Abteilung alle deine Forderungen außer den Blutabnahmedienst. (Das teilen wir uns aber mit den PJlern und 1,5h ist da keiner unterwegs).
Autolyse
07.04.2019, 22:23
@Autolyse
Ich bin neulich schon einmal darüber gestolpert, also 24h inklusive oder exklusive Pausen. Ich meine bei MB auch 24h inkl. Pausen gelesen zu haben. Ich finde allerdings im ArbZG nicht die passende Erklärung. Dor steht ja Arbeitszeit im Sinne dieses Gesetzes ist die Zeit vom Beginn bis zum Ende der Arbeit ohne die Ruhepausen Liegt das daran, dass nach 24h einfach ein Werktag beendet ist?
Kannst Du es bitte erläutern?
Danke schon mal.
Genau daran liegt es (vgl. Seite 7 erster Absatz. (https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung-im-Betrieb/Arbeitszeit/pdf/handbuch-gfb.pdf?__blob=publicationFile). Ich habe gerade keinen Kommentar hier, liefere aber bei Gelegenheit die Fundstelle aus dem Erfurter Kommentar nach.
Mir ist letzte Woche ein Fehler unterlaufen bzw habe ich falsch auf die Situation reagiert. Der Patient ist zum Glück nicht zu Schaden gekommen/ musste nicht überwacht werden, aber ich fühle mich sehr sehr mies.
Eigentlich weiß ich wie ich hätte handeln müssen, aber ich hatte 21 multimorbide Patienten mit einer Katastrophe nach der nächsten, dass ich so ein ,,Brett vorm Kopf‘‘ hatte- was natürlich absolut keine Entschuldigung ist! Das Problem war, dass es natürlich Freitag passieren musste und ich am WE nicht da war. Sowas ist mir schon lange nicht mehr passiert... Bin heilfroh, dass dem Patienten nichts passiert ist! Einige Kollegen haben’s dann noch im Haus total breit getreten. Hab grad nen krasses Tief
Einige Kollegen haben’s dann noch im Haus total breit getreten.
Immer dran denken: das sind genau die Leute denen NIE eine Fehler passiert. Denn alle anderen (normalen) Leute wissen: Medizin im Krankenhaus unter den aktuellen Voraussetzungen mit Arbeitsverdichtung und teilweise maximaler Überlastung etc. kann ganz leicht mal zu Fehlern führen. Wie gut dass es da diese "Vorbilder" gibt an denen man sich immer orientieren kann weil sie ja niemals Fehler machen.
Ich arbeite in der Gefäßchirurgie. Wenn wir da mal wieder so 25/30 (manchmal mehr) Patienten auf Station haben sollte man selbstverständlich bei allen Patienten, neben den Kleinigkeiten die die Patienten sonst so haben (Niereninsuff bis Dialyse, Herzinsuff, COPD, RR jenseits von gut und böse etc.), die Thrombozytenaggregationshemmung und Antikoagulation incl. Bridging oder Einschleichen von Marcumar selbstverständlich aktuell Quick-kontrolliert und das alles nierenadaptiert parat haben. Logisch. Ich mein, das ist unser Geschäft. Und im Zweifel hat man einfach mehrere Patienten auf Station am ptt-gesteuerten Perfusor. Und natürlich bringt man da nie was durcheinander und natürlich gibt es bei uns keine Komplikationen... es geht auch nie ein Fibularis-Bypass auf Station zu, es gibt nie Nachblutungen weil die Medikation eben nicht gepasst hat usw. Es wird also nie ein Patient gefährdet und muss nochmal operiert werden... merkst was? Und selbstverständlich verlassen unsere Station alle Patienten 1. lebend, 2. mit perfekter Blutversorgung und 3. auf beiden Beinen. Ok, an dieser Stelle muss ich selber lachen.
Ein blödsinniges "Kopf hoch" bringt dich nicht weiter. Ich würde eher sagen "gewöhn dich dran". Wobei, nicht zu sehr. Bissl halt. So dass man es aushalten kann, dass man einen Fehler gemacht hat, aber man trotzdem draus lernt und sich bemüht besser zu werden.
Pampelmuse
09.04.2019, 10:17
@ anignu: Danke für Deine Posts!!! Du kommst mir oft zuvor und formulierst vieles, was mir auch auf der Zunge liegt.
Solche Kollegen braucht echt kein Mensch, die nochmal nachtreten, wenn man am Boden liegt.
Ich mache in der ZNA auch immer wieder Fehler. Leider. :(
@anignu vielen Dank für Deinen Post, das hat mich wirklich aufgebaut!!
Was mich so wurmt ist, dass ich eig ganz genau weiß was man in dem Moment hätte tun müssen und ne Fehlentscheidung getroffen habe- wie gesagt: ,,Brett vorm Kopf‘‘.Es war einfach zu viel an dem Tag/ die Woche über. Und bei den Kollegen hatte ich fast den Eindruck denen geht einer ab weil sie so toll und ,,unfehlbar‘‘ sind.
Kennst du "Faktor Mensch"? Du hast halt wenig Kapazitäten gehabt (grüne Kügelchen), da kann man mal nicht so aufmerksam sein. Prozesse provozieren einfach Fehler.
Und niemand ist unfehlbar, oder er behauptet einfach kompletten Mist.
Biene, das passiert jedem. Auch die Leute, die glauben, dass sie niemals schwere Fehler machen würden, machen solche.
Wie treffen täglich auf nicht standardisierte Situationen, auf die wir standardisierte Konzepte anwenden. Alleine das ist so "geistig aufwändig", dass schon deshalb Fehler passieren müssen. Dazu kommt, dass einfach in der Natur des Menschen liegt, Fehler zu machen. Wichtig ist in der Medizin, das Bewusstsein zu haben, dass man Fehler macht. Das führt zu einem anderen Umgang mit sich selbst, der die Fehlerquote etwas reduzieren kann und gleichzeitig die Möglichkeit schafft, mit eigenen Fehlern umzugehen.
Dass andere darauf rumtreten - geschenkt. Das gibts unter Kollegen. Aber den meisten ist bewusst, dass sie auch nicht perfekt sind. Ich bin der Meinung, dass jeder, der sagt, er hätte noch keinen groben Fehler im Beruf gemacht, es entweder nicht bemerkt hat oder es inzwischen wieder verdrängt hat oder lügt oder zu kurz dabei ist und noch lernen wird, dass es auch ihm passiert.
tragezwerg
09.04.2019, 13:44
Was für blöde Kollegen! Aber die gibt es immer...
Ich schließe mich den anderen an: Jeder macht Fehler, und das lässt sich nie 100%ig vermeiden. Wichtig ist, dass die Beteiligten was daraus lernen, um es in Zukunft besser zu machen.
Ja, man lernt draus und vergisst es nicht... Ich war heute auch unkonzentriert in der Chefvisite und hab einfach mal die hauptdiagnose einer Patientin verwechselt, die schon Wochen bei uns liegt... naja.
Der restliche Tag war auch nur so mittel. Ich sollte eine Cholezystektomie machen, die GB war aber so entzündet und verbacken, dass ich die OP schnell abgeben musste und der OA hat sich dann auch 2h abgemüht. Dann haben die Anästhesisten leider endlich Honorarkräfte eingestellt - leider weil es die Überleitungszeit von 60 auf 15min verkürzt und ich dann in der OP-Pause auf Station nichts erledigt bekomme. Die zweite OP ging dann genau bis Feierabend und ich habe nur noch zwei zeitkritische Sachen im Anschluss gemacht (=halbe Überstunde) der Rest ist liegen geblieben für morgen, wo ich auch allein im OP und auf Station bin und dementsprechend auch nichts in der regulären Arbeitszeit schaffe...immerhin hab ich eh Dienst. Aber wenns Gemecker gibt, werd ich auch sagen, dass es halt nicht möglich ist, allein die Arbeit von 3 Ärzten zu machen -sonst müsste man ja auch nur einen einstellen.
Pampelmuse
12.04.2019, 08:18
War jemand hier in der Runde beim Ärztestreik am Mittwoch in Frankfurt?
War jemand hier in der Runde beim Ärztestreik am Mittwoch in Frankfurt?
Ja. War echt voll der Platz > 5000 Ärzte waren da... hat sich schon gelohnt und ein ganz beeindruckendes Bild abgegeben. Ein bisschen Mitleid hatte ich nur mit einer Gruppe asiatischer Touris die so recht nicht wussten was da los war und wie sie dran vorbeikommen sollten.
WackenDoc
12.04.2019, 17:17
Anfang der Woche bei nem Patienten ne HRST gefunden. War totaler Zufall- beim Blutdruckmessen mit dem automatischen Gerät ist die Frequenz von 130-140 aufgefallen- EKG gemacht. War dann etwas schwierig zu organisieren, wo er sich vorstellen soll.
Ist dann einen Tag später zum Hausarzt, der hat das gleiche gefunden- ab in die nächste NFA. War wohl ein Vorhofflimmern (sah aber definitiv nicht danach aus- P-Wellen waren klar sichtbar und die QRS-Komplexe teilweise deformiert). Wurde gebratzelt, hat nen SR und ist total glücklich, dass es überhaupt gefunden wurde und behandelt werden konnte.
Ursache wurde wohl keine gefunden und er hatte keinerlei Beschwerden.
Moorhühnchen
12.04.2019, 17:31
Ein bisschen Mitleid hatte ich nur mit einer Gruppe asiatischer Touris die so recht nicht wussten was da los war und wie sie dran vorbeikommen sollten.Mit denen kein Mitleid haben!! Die sind jeden Tag da und lassen die anderen Stadtbesucher - egal ob Einheimische oder Ausländer anderer Quellen - auch nicht durch! ;-)
Differenzialdiagnose
12.04.2019, 18:27
Die Frage kam sicherlich schon oft genug, aber wie händelt Ihr das mit selber krank sein, Krankschreibungen und krank melden?
Geht Ihr da für die Standarderkältung immer noch zum Hausarzt und wartet da auf den gelben Schein?
WackenDoc
12.04.2019, 18:39
kommt ja daruf an, wie lange du AU sein wirst und ab wann der AG den Schein haben will.
Ich habe gar keinen Hausarzt. Einen Tag hat mich die Kieferchirurgin nach ner OP krank geschrieben und für die andere AU wollte ich zu der Praxis wo ich schonmal ne Grippeimpfung bekommen hab, die hatten aber zu. In der nächstgelegenen Praxis war auch irgendein Vertreter. Das hat aber schon gepasst- hab vorher angerufen, mir nen Termin geben lassen, hab gleich gesagt, dass ich nur ne AU brauch, aber anonsten alles habe was ich brauche.
Moorhühnchen
12.04.2019, 18:40
Die Frage kam sicherlich schon oft genug, aber wie händelt Ihr das mit selber krank sein, Krankschreibungen und krank melden?
Geht Ihr da für die Standarderkältung immer noch zum Hausarzt und wartet da auf den gelben Schein?
Bei völlig uneinsichtiger Verwaltung und Androhung von Gehaltskürzung mittlerweile leider ja. Auch bei nur einem Tag Migräne. Und häufig schreibt der HA dann ja länger krank. Das hamse jetzt davon.
Ich halte mich dann zum Warten - wenn es geht - außerhalb der Praxis auf, um mir nicht noch das gesamte Keimspektrum einzufangen.
Bei uns kann man bis zu 3 Tage ohne Schein krank machen ohne Lohnausfall. Bei längerer Krankheit brauchts einen gelben Zettel. Da gehts halt zum Arzt. Diese Besuche sind als Kollege aber in der Regel kurz.
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