Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Moorhühnchen
12.04.2019, 19:06
Bei uns kann man bis zu 3 Tage ohne Schein krank machen ohne Lohnausfall.In der Regel ja, aber es gibt da teils sehr erfinderische Personaler, die das in Spezialfällen abstreiten. ;-)
Die Frage kam sicherlich schon oft genug, aber wie händelt Ihr das mit selber krank sein, Krankschreibungen und krank melden?
Geht Ihr da für die Standarderkältung immer noch zum Hausarzt und wartet da auf den gelben Schein?
Dank der anderen Angestellten in der Praxis, die es wohl übertrieben haben, verlangen unsere Chefs inzwischen ab dem ersten Tag der Krankmeldung eine AU. Aber das hab ich bislang nicht gebraucht und wenn hab ich echt entspannten Hausarzt. Der sieht mich tendenziell häufiger zum Impfen als für AUs.
Ich hab meinen Hausarzt seit mehr als 20 Jahren und kenne den auch privat von Vereinen und auch die Arzthelferinnen bei dem privat. Eine Krankschreibung bring ich schon ab Tag 1 mit weil bei uns im System für alle (Berechtigten) sichtbar vermerkt wird "krank mit Attest" oder "krank ohne Attest". Also einfach immer mit AU...
Das läuft dann so dass ich anruf, dann sagt die Arzthelferin die ich eh kenn "ach komm doch einfach gleich schnell", dann fahr ich hin, sag der Arzthelferin bis wann ich die Krankschreibung brauch, die fragt mich ob ich den Arzt sehen will oder noch was brauch, ich sag nein und die geht kurz zum Arzt und holt die Unterschrift. Gut, ist jetzt mit anrufen und hinkommen usw. schon ein Aufwand von 10min aber dafür steht im System dann auch drin "krank mit Attest" und es braucht niemand an irgendwas zweifeln.
Von unserer Personalabteilung halte ich so wenig dass ich niemals Lücken oder Angriffsflächen aufkommen lassen will. Die machen Sachen da graust mir. Die bekommen auch alle Sachen immer in ihren abgeschlossenen Briefkasten geworfen und gleichzeitig als Scan per Mail. Damit hab ich selbst als Scan quasi eine Kopie, hab dokumentiert wann ich das eingeworfen hab, hab denen das geforderte Original zukommen lassen etc. Nicht dass es dann wieder mal heißt "oh, die zu erstattende Rechnung ist NIE bei uns angekommen. NIE. Nein da wissen wir gar nichts davon. Das muss irgendwo auf dem Weg zwischen dem abgeschlossenen Briefkasten der Personalabteilung und der Personalabteilung selbst verloren gegangen sein" ...
Autolyse
13.04.2019, 11:06
Seitdem ich im Krankenhaus arbeite traue ich der Personalabteilung nur noch soweit wie ich einen Jumbo mit der linken Hand schieben kann. Ich gehe immer selbst dort vorbei, lass alles mit einem Eingangsstempel versehen und mir eine Kopie davon aushändigen.
Nachdem in der Frühbesprechung aller Abteilungen kürzlich thematisiert wurde, dass wir alle zu viel krank sind und wir deswegen gefälligst die ausgefallene Arbeit in Form von Überstunden nachholen sollten um das wirtschaftliche Überleben des Hauses zu sichern werde ich meinen Hausarzt jetzt öfter aufsuchen, auch wenn das im Prinzip mit zwei Tagen im Bett bleiben gegessen wäre.
Kackbratze
13.04.2019, 11:09
Ausgefallene Arbeit mit Überstunden nachholen....das klingt nach fast schon paradiesischen Arbeitsbedingungen.
Autolyse
13.04.2019, 11:15
Bislang waren die im Vergleich ziemlich gut, aber wenn man weit oben startet, dann kann man auch tief fallen...
WackenDoc
13.04.2019, 11:29
Wenn mir Arbeitgeber klagen, dass ihre Schäfchen zu oft krank sind- na dann überleg mal was mit den Arbeitsbedingungen nicht stimmt, dass deine Leute so oft krank sind (etwas diplomatischer ausgedrückt).
Colourful
13.04.2019, 12:11
Nee, die sind alle nur faul.
Pampelmuse
13.04.2019, 12:31
Oder haben am WE zu viel gefeiert und wollen den Rausch ausschlafen. Nichts anderes.
WackenDoc
13.04.2019, 14:56
Das ist ja das schöne, dass ich dann anonymisierte Beispiele bringen kann, dass Arbeitgeber Arbeitsbedingungen verbessert haben und der Krankenstand gesunken ist.
Die Sache mit der Gefährdungsbeurteilung psych. Belastungen (geht ja nichtmal ausschließlich um direkte psych. Sachen)läuft auch langsam an. Kann man ganz einfach machen ohne teure externe Beraterfirmen.
Im Gesundheitswesen ist da zur Zeit aber eher Hopfen und Malz verloren. DA hab ich auf den Kursen schon regelmäßig dne Kopf geschüttelt.
Differenzialdiagnose
13.04.2019, 16:50
Ich hab meinen Hausarzt seit mehr als 20 Jahren und kenne den auch privat von Vereinen und auch die Arzthelferinnen bei dem privat. Eine Krankschreibung bring ich schon ab Tag 1 mit weil bei uns im System für alle (Berechtigten) sichtbar vermerkt wird "krank mit Attest" oder "krank ohne Attest". Also einfach immer mit AU...
Das läuft dann so dass ich anruf, dann sagt die Arzthelferin die ich eh kenn "ach komm doch einfach gleich schnell", dann fahr ich hin, sag der Arzthelferin bis wann ich die Krankschreibung brauch, die fragt mich ob ich den Arzt sehen will oder noch was brauch, ich sag nein und die geht kurz zum Arzt und holt die Unterschrift. Gut, ist jetzt mit anrufen und hinkommen usw. schon ein Aufwand von 10min aber dafür steht im System dann auch drin "krank mit Attest" und es braucht niemand an irgendwas zweifeln.
Ok, das klingt natürlich gut, wenn man sich soweit kennt. Ich würde mir nämlich gerne das Rumgekasper und vorallem Rumgewarte z.B. bei ner viralen Pharyngitis sparen.
Läuft bei meinem Hausarzt ganz genauso, wir kennen uns zwar net so lange und auch net privat, er handhabt das aber auch so.
WackenDoc
13.04.2019, 17:42
Haben wir im Bundeswehrkrankenhaus für das eigene Personal so ähnlcih gemacht. Da ist ja sogar AU ab 1. Tag erforderlich. Die konnten bei mir anrufen, schildern was los ist, ob sie klar kommen, in der Akte vermerkt und die Krankmeldung direkt ausgefüllt und im Stab abgegeben. War so abgesprochen, dass das bis 3 Tage möglich ist, die Vorgesetzten das bei Verdacht auf Missbrauch untersagen können oder ich es bei Auffälligkeiten ablehnen.
Was soll z.B. eine Krankenschwester mit Durchfall oder ein Internist mit Erkältungsinfekt noch groß zu uns fahren statt sich daheim auszuruhen. Wenn in Einzelfällen mal einer blau macht, kann er mir auch das passende erzählen.
Ausgefallene Arbeit mit Überstunden nachholen....das klingt nach fast schon paradiesischen Arbeitsbedingungen.
Ich finde man sollte sich mit unbezahlten Überstunden für diese paradiesischen Zustände bedanken.
Manchmal sind Gedankengänge von Patienten überraschend. Heute 61jähriger Patient mit Erstdiagnose eines MMs vor sechs Jahren, zwei Hirnmetatstasen vor zwei Jahren. Heute Vorstellung wegen Schattensehens auf einem Auge. Passend zur angegebenen Symptomatik Skotom in der Perimetrie. Das Auge dabei auch in Mydriasis völlig in Ordnung. Der Gedanke, dass das durchaus nicht ganz unwahrscheinlich auf erneute Filiae cerebral hindeuten könnte, war ihm total egal, Hauptsache "das Auge hat nix". Da wäre mir doch ne Ablation lieber, ehrlich gesagt...
Kackbratze
15.04.2019, 15:33
Da wäre mir doch ne Ablation lieber, ehrlich gesagt...
Wenn man die Krankheit nicht verstanden hat oder verstehen will, ist das nicht das entscheidende, sondern, dass das Auge nix hat. Fertig.
Du musst die Menschen da abholen, wo sie stehen und stehen wollen, mehr kannst Du nicht machen.
Feuerblick
15.04.2019, 16:08
Manchmal ist es doch schön, nicht alles zu verstehen...
Von Willebrand Syndrom Typ II b, Extremsportler und nicht geimpft und nun mit dem Moutainbike 2 Meter von einer Rampe gestürzt.
Eine Commotio cerebri zugezogen. Starkes Nasenbluten. Kam dann mal ganz gemütlich 3 Stunden nach dem Ereignis.
Mir sind am Ostersonntag im Dienst in der Notaufnahme drei Kollegen anderer Fachrichtungen, mit denen ich studiert habe wieder total positiv aufgefallen. Die waren alle drei im Studium unerträgliche Streber und sind schon im ersten Semester im weißen Kittel in die Mensa gegangen. Und jetzt schrubben die alles weg und sind sowas von hilfsbereit. Schon toll.
Hoppla-Daisy
22.04.2019, 17:46
Na guck! Ist ja beruhigend, dass aus der häufig anzutreffenden Spezies „ich studiere Medizin, ich bin extremst wichtig“ am Ende doch noch was Wertvolles wird.
Powered by vBulletin™ Version 4.2.3 Copyright ©2024 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.