Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Nachtschrank
30.06.2019, 12:38
Mein Dienst heute fing direkt mit einem Notfall an, das kann also doch nur noch besser werden :-((
Pampelmuse
30.06.2019, 12:48
Ich merke auch, dass ich total zynisch werde.
Und ja, den Pflegenden geht es auch nicht besser. Ich weiß. Sowohl auf den Stationen als auch in der ZNA gibt's eine hohe Fluktuation. Wieso wohl... In der ZNA haben jetzt einige neue Pflegekräfte angefangen, frisch vom Examen, die sind noch motiviert, aber man merkt ihnen jetzt schon an, wie das System sie kaputt machen wird. Das ist so traurig. Und wenn mal wieder ein strunzbesoffener 150 kg-Kerl im Nachtdienst austickt, habe ich manchmal mehr Angst um die 50 kg-Krankenschwester Anfang 20 als um mich...
WackenDoc
01.07.2019, 16:37
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sich Leute mehr Sorgen um die Möglichkeit machen an neurodegenerativen ERkrankungen zu erkranken als dass sie sich Sorgen um ihr desaströses kardiovaskuläres Risikoprofil machen, was sie mit hoher Wahrscheinlichkeit früher in´s Grab bringt als dass sie die neurodegenerative Erkrankung überhaupt noch erleben können.
Das erstaunt mich ehrlich gesagt nicht so sehr. So extreme Schicksale wie in der Neuroreha oder in der Neuropsych habe ich sonst nirgendwo erlebt. Persönlichkeit, Impulskontrolle und Gedächtnis sind halt doch ziemlich wichtig... da würd ich spontan auch lieber den Herzinfarkt nehmen. Außerdem sind kardiovaskuläre Risiken halt eine langfristige Geschichte, und Verhaltensänderungen sind nunmal schwer, v.a. wenn sie einem geliebte Gewohnheiten nehmen. Neurodegenerative Erkrankungen wirken wahrscheinlich auf viele Patienten schicksalshafter, und wirken deshalb subjektiv bedrohlicher.
Sebastian1
01.07.2019, 18:56
Oh nein! Was für ein Mist! Wie viele Kolleginnen sind denn die 2,5 Vollzeitäquivalente?
Sobald der VKA erstmal entsprechend überall in die anderen Tarife übernommen wurde (und das wird mittelfristig passieren) wird das nicht mehr möglich sein...
vanilleeis
01.07.2019, 19:12
Wir sind VKA, Seb. Interessiert nur keine Sau, weil die relevanten Punkte erst ab 1.1. gelten.
Ich habe für meinen Teil eine Schmerzgrenze definiert, wie viele Dienste ich max mache. Die wird bisher auch eingehalten, was aber auch bedeutet, dass Juli und August bisher nicht vollständig besetzt sind. Trotz Honorararzt. Aber irgendwas wird schon gestrickt werden.
Sebastian1
01.07.2019, 20:27
Wenn ihr VKA seid, seid ihr mit der Besetzung - Schmerzgrenze hin oder her - ab 1.1. am Allerwertesten. Aber - nicht persönlich gemeint - vermutlich ist das notwendig, um den bisher ausgehaltenen Strukturmangel landauf und landab mal deutlich zu zeigen.
(Aber Homöopathiekokolores wird von den KK werbewirksam finanziert...)
Ich bin echt durch und urlaubsreif. Nachdem wir nun die letzten sechs Wochen durch Mutterschutz und Krankheit und Weggang eines Oberarztes nur noch mit 50% Besetzung gelaufen sind, haben wir trotz radikaler Kürzung der Ambulanz jeden Tag 12 h und mehr gearbeitet. Für letzte Woche haben wir eine Überlastungsanzeige geschrieben und mit dem Personalrat arbeiten wir das Ganze noch mal auf. Seit gestern bin ich im Rahmen der Rotation mit 87,5% in ein neues Haus gewechselt. Was das schon wieder für ein bürokratischer Aufwand war. Unglaublich für 6 Monate oder weniger. Ich freue mich auf zwei Tage die Woche komplett nur endoskopieren. Da kommt sicher schnell Routine rein.
Ansonsten war ich bei der Landesversammlung des MB. Das war auch ganz spannend. Die Rahmenbedingungen sind häufig im Krankenhaus ungenügend. Auch die das Thema Weiterbildung bleibt schwierig. Ich hoffe jetzt durch den Wegfall der Vordergrunddienste rasch die Rotation durchziehen zu können.
][truba][
02.07.2019, 20:13
Ich muss mal eine Frage an alle anderen Assis stellen.
Damals als Berufsanfänger habe ich wirklich gedacht "in Ausbildung als Assistenzarzt zu sein" bedeutet neben der normalen Arbeit eine Art Ausbildung zu erhalten. Anleitung oder Erklärungen durch eben die Fach/Oberärzte.
Bis auf wenige Ausnahmen sah meine "Ausbildung" eher so aus "Keine Einarbeitung -> Fehler -> Angeschnauzt -> gelernt"
Von "theoretischen Inhalten" gehe ich gar nicht erst aus, da habe ich schon aufgehört etwas zu erwarten aber kommt bei euch jemand und bespricht mit euch Fälle oder wimmelt euch nicht nur ab mit "später" / "anderes mal" / "frag mal XYZ"
Frustriert mich wirklich.
Hm also sowohl in meinem alten als auch in meinem neuen Haus haben sich die Oberärzte immer mal ein paar Minuten Zeit genommen etwas zu erklären, zumindest auf direkte Nachfrage hin. In meinem neuen Haus gibt es sehr viel direktes Teaching zb im Rahmen der chefvisite oder bei Indikations- und Röntgenbesprechungen. Wenn es das gar nicht gibt, woher weißt du dann wie bestimmte Dinge laufen sollen?
Autolyse
02.07.2019, 20:58
[truba][;2102319']Ich muss mal eine Frage an alle anderen Assis stellen.
Damals als Berufsanfänger habe ich wirklich gedacht "in Ausbildung als Assistenzarzt zu sein" bedeutet neben der normalen Arbeit eine Art Ausbildung zu erhalten. Anleitung oder Erklärungen durch eben die Fach/Oberärzte.
Bis auf wenige Ausnahmen sah meine "Ausbildung" eher so aus "Keine Einarbeitung -> Fehler -> Angeschnauzt -> gelernt"
Von "theoretischen Inhalten" gehe ich gar nicht erst aus, da habe ich schon aufgehört etwas zu erwarten aber kommt bei euch jemand und bespricht mit euch Fälle oder wimmelt euch nicht nur ab mit "später" / "anderes mal" / "frag mal XYZ"
Frustriert mich wirklich.
Ist ganz normal würde ich sagen. Gibt aber noch die Steigerungsform in der das Anscheißen entfällt und man nur von einem Fehler erfährt, weil die Oberen gegenüber anderen über die Unfähigkeit des Assistenten hergezogen haben.
][truba][
02.07.2019, 21:20
Wenn es das gar nicht gibt, woher weißt du dann wie bestimmte Dinge laufen sollen?
Ich nerve weiter, lese Leitlinien oder mein Lehrbuch und die Dinge die ich brauche "damit der Laden läuft" werden einem schon mit auf den Weg gegeben.
Und die Steigerung klingt wirklich hart, habe ich aber zum Glück noch nicht erleben müssen ;-)
Hoppla-Daisy
02.07.2019, 21:56
Hm, ich versuche ja immer irgendwie, als "altes Häschen" Teaching zwischendrin einzuwerfen. Handwerklich wie auch theoretisch. Und ich bilde mir ein, dass die Assis das gut finden und auch annehmen. Es macht ja auch Spaß irgendwie. Aber leider hat man dafür nicht immer die Zeit, die man sich gerne dafür nehmen würde.
Insofern genieße ich es auch, im OP mal in aller Ruhe was weiterzugeben. Wenn die OP dann etwas länger dauert, so what. Anders lernt es ein Anfänger nicht.
Kackbratze
02.07.2019, 22:44
Kein Tadel ist Lob genug.
Christoph_A
03.07.2019, 07:45
Sehr fein, die hochdeutsche Form des klassisch bayrischen "ned gschimpft is globt gnua", leider immer noch weit verbreitet unter Ausbildern in der Medizin. Denke, man kann nicht erwarten, daß einem einer alles vorkaut, aber zumindest eine stringente Kurvenvisite seitens des betreuenden OAs sollte einmal pro Tag erfolgen, mit der Möglichkeit, hier auch teaching zu erhalten.
Genauso wie eine vernünftige Funktionsrotation inklusive Einarbeitung in selbige erfolgen sollte.
Denke, man kann nicht erwarten, daß einem einer alles vorkaut, aber zumindest eine stringente Kurvenvisite seitens des betreuenden OAs sollte einmal pro Tag erfolgen, mit der Möglichkeit, hier auch teaching zu erhalten.
Wenn ich solche Sätze lese, wird mir (wieder mal) klar, was für eine doch (inzwischen?) ungewöhnlich gute Betreuung ich in meinen ersten zwei Jahren Weiterbildungszeit hatte. Fast immer ein Facharzt zur Rücksprache verfügbar, wochenlang fachärztlich geführte gemeinsame Visite, durchgehend mindestens 1mal wöchentlich OA-Visite, Briefe wurden durchgehend gegengelesen und gegengezeichnet, und wirklich jederzeit war jemand für Rücksprachen erreichbar. "Einarbeitung" in der Funktion war eher lückenhaft, aber auch da war bei Unsicherheiten fast immer jemand kurzfristig greifbar. Ganz abgesehen davon, dass ich die bescheinigten Untersuchungen auch tatsächlich selbst machen durfte.
Hier gibt es auch reichlich Teaching in Visite, Weiterbildungen und Rapporten... und bei Fragen kann man immer anrufen...
altalena
03.07.2019, 15:37
Ich hatte bei meiner letzten Stelle auch oft das Gefühl, Wissen durch "Learning by Doing" zu erlangen. Das heißt, man bekommt nicht viel theoretisch beigebracht sondern lernt tatsächlich das meiste (oft im Dienst) mit/von den Kollegen, Schwestern (in meinem Fall Hebammen). Und aus den Fällen, die man so erlebt, hab ich mir dann eben oft was angelesen. Das hat - zumindest bei mir - jedoch zur Folge, dass ich mich oft einerseits unwissend fühle (besonders, wenn es um Theorie geht), andererseits sehe ich dann jedoch, dass ich scheinbar doch von dem ein oder anderen 'ne Ahnung habe und es irgendwie läuft. Ich glaube, man muss sich von dem Gedanken verabschieden, das Wissen auf die gewohnte Art (also ausschließlich frontal, durch Erklärungen/Vorträge etc) vermittelt zu bekommen.
vanilleeis
03.07.2019, 15:50
Hier gibt es auch reichlich Teaching in Visite, Weiterbildungen und Rapporten... und bei Fragen kann man immer anrufen...
Bei mir zum Glück auch
Bei uns werden die Pat nur schnell telefonisch durchgesprochen. Da bleibt auch keine Zeit für Teaching.
Ansonsten verschimmelt man auf Station mit 20+ Patienten und kommt auch nicht in die Diagnostik (in meinem Fall Kardio)
Irgendwie behandeln einen die OÄ auch nur als ,,Stationsputzer‘‘ und rufen auch nicht an um mal interessante Befunde zu zeigen oder so. Stationsarbeit bekommt insgesamt sehr wenig Wertschätzung. Die sind alle nur froh das nicht selbst machen zu müssen.
Hab auch noch nie erlebt, dass bei Ausfall von Assis die Oberärzte mal Außenlieger betreuen oder so.
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