Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Boah, Visitendienste über Weihnachten sind echt zum abgewöhnen. Ich kann gar nicht zählen wie oft ich in den letzten zwei Tagen von Patienten angemotzt wurde weil sie über Weihnachten stationär bleiben müssen. Darunter schwer kranke Patienten ohne den geringsten Funken von Einsicht. Am Anfang hab ich mir noch die Mühe gemacht, zu erklären warum die Leute nicht nach Hause können aber nach dem dritten bockigen „ich will aber gehen!“ *aufstampf* hatte ich dann auch kein Bock mehr und hab nur noch gesagt, wenns ihnen nicht passt können sie gerne gehen. Dann halt gegen ärztlichen Rat. Aber das will dann auch wieder keiner. Weihnachten bittedanke zuhause feiern, ja! Aber die Verantwortung soll gefälligst der Arzt tragen. Und wenn der Nein sagt, ist er böse und gemein und will einem nur Weihnachten ruinieren... ich kann mir auch geileres vorstellen als ne randvolle Station mit schwer kranken Leuten an Weihnachten zu visitieren :-nix
Ich mag meinen Fachbereich inhaltlich echt sehr. Mehr sogar als ich im Studium jemals geglaubt hätte. Und ich hab hier insgesamt ein echt gutes Leben, was Dienstbelastung und Überstunden angeht aber dieses ewige Diskutieren mit Patienten und Angehörigen geht mir einfach so auf den Zeiger, dass ich für mich in der Inneren echt keine Zukunft sehe. Da liegt mir die Anästhesie mit den schlafenden Patienten und der „und der Nächste, bitte“ Arbeitsweise definitiv mehr.
Kackbratze
26.12.2019, 00:01
In der Chirurgie bietet man das häusliche Umfeld an und die Leute wollen bleiben...
][truba][
26.12.2019, 10:28
In der Chirurgie bietet man das häusliche Umfeld an und die Leute wollen bleiben...
Das fand ich auch immer erstaunlich beeindruckend, dass da viele wirklich nicht Heim wollten obwohl man meinte "Ja, ginge schon".
Inzwischen erklär ich niemandem mehr was, wenn er meint er will heim, sag ich immer es ist kein Knast. Er soll unterschreiben und kann gehen und sonst bleibt er (wenn er denn muss).
[truba][;2121974']
Inzwischen erklär ich niemandem mehr was, wenn er meint er will heim, sag ich immer es ist kein Knast. Er soll unterschreiben und kann gehen und sonst bleibt er (wenn er denn muss).
Hab ich dann auch gemacht. Aber unterschreiben will dann auch keiner, dann lieber am nächsten Tag die Ärztin nochmal anmaulen weil sie einem Weihnachten ruiniert hat :-nix
Hab in letzter Zeit aber auch ziemlich viel mit extrem fordernden und unzufriedenen Patienten/Angehörigen zutun. Muss wahrscheinlich einfach aufhören mir Mühe mit den Leuten zu geben, bin sowieso an allem Schuld und es ist eh alles schlecht, egal was man macht. Da ist mein Leben vermutlich leichter wenn ich einfach nur nachgucke ob alle leben und dann wieder gehe statt mir die Mühe zu machen, den Leuten alles zu erklären und Fragen zu beantworten.
Je mehr Du Dich reinhängst, desto mehr bist Du hinterher die Doofe, die ja entweder nichts oder alles falsch macht. Hatte da zu Klinikszeiten einen Patienten, der mich mehrere Stunden lang an einem Tag beschäftigt hat, währenddessen der Rest der Station ja auch noch mit 31 Patienten da war. Nachdem ich stundenlang mit anderen Abteilungen alles organisiert hatte etc., schimpfen mich er und die Ehefrau an, was ich eigentlich machen würde, sie hätten jetzt beschlossen zu gehen, weil ja alles scheiße sei. War mir dann auch eine Lehre.
Da erlebe ich in der Praxis deutlich mehr Dankbarkeit, wenn man sich reinhängt.
MissGarfield83
26.12.2019, 11:34
Da liegt mir die Anästhesie mit den schlafenden Patienten und der „und der Nächste, bitte“ Arbeitsweise definitiv mehr.
Komm zu uns, auf die dunkle Seite. Wir haben regelmäßige Pausen, meist nur einen Patienten am Stück, Arztbriefe nur auf ITS und Patienten sind mit Propofol weniger unangenehm ... :love: Zudem haben wir für den eigenen Kontrollzwang ein durchaus anspruchsvolles Betätigungsfeld, intellektuell lassen wir uns nicht lumpen und wir haben meistens pünktlich Feierabend. :-love
][truba][
26.12.2019, 11:36
Vor allem neigt man ja dann dazu, sich nicht nur bei einem, sondern all seinen Patienten so reinzuhängen.
Bringt nix, schafft man nicht. Ich versuch es zu reduzieren, so traurig es eigentlich wirklich ist.
Autolyse
26.12.2019, 15:39
Komm zu uns, auf die dunkle Seite. Wir haben regelmäßige Pausen, meist nur einen Patienten am Stück, Arztbriefe nur auf ITS und Patienten sind mit Propofol weniger unangenehm ... :love: Zudem haben wir für den eigenen Kontrollzwang ein durchaus anspruchsvolles Betätigungsfeld, intellektuell lassen wir uns nicht lumpen und wir haben meistens pünktlich Feierabend. :-love
Aber wenn wir ehrlich sind, dann ist es nicht besser, sondern nur anders scheiße...
Relaxometrie
26.12.2019, 16:01
Ich denke auch nicht, daß Anästhesie DAS erholsame Fach ist, in dem im Arbeitsalltag das meiste easy läuft. Habe es ja ein Jahr lang gemacht und habe schon auch gute Erinnerungen. Aber der ewige Heckmeck, ob ein Patient jetzt schon von Station gebracht worden ist (wenn nein, folgt dämliches Gequatsche, ob die Schwestern auf Station wieder nur rumtrödeln)/ cholerische oder schlecht gelaunte Operateure/ die never-ending Diskussionen, was im Dienst noch operiert wird (das Elektivprogramm im Dienst einfach fertig wegoperieren?). Wenn die Anästhesie DAS glücklichmachende Fach wäre, würden alle Anästhesisten dabei bleiben. Inzwischen kenne ich aber einige Anästhesisten, die dann doch noch in die Allgemeinmedizin wechseln. Nicht, daß das wiederum DAS glücklichmachende Fach wäre. Aber irgendeine Verbesserung scheint sich der ein oder andere Anästhesist durch den Wechsel ja zu versprechen.
Was ich sagen will: jedes Fach hat pro&contras. Auch die Anästhesie, die ja gerne als chillig, kultig und glücklichmachend dargestellt wird.
agouti_lilac
26.12.2019, 16:15
Ich denke auch nicht, daß Anästhesie DAS erholsame Fach ist, in dem im Arbeitsalltag das meiste easy läuft. Habe es ja ein Jahr lang gemacht und habe schon auch gute Erinnerungen. Aber der ewige Heckmeck, ob ein Patient jetzt schon von Station gebracht worden ist (wenn nein, folgt dämliches Gequatsche, ob die Schwestern auf Station wieder nur rumtrödeln)/ cholerische oder schlecht gelaunte Operateure/ die never-ending Diskussionen, was im Dienst noch operiert wird (das Elektivprogramm im Dienst einfach fertig wegoperieren?). Wenn die Anästhesie DAS glücklichmachende Fach wäre, würden alle Anästhesisten dabei bleiben. Inzwischen kenne ich aber einige Anästhesisten, die dann doch noch in die Allgemeinmedizin wechseln. Nicht, daß das wiederum DAS glücklichmachende Fach wäre. Aber irgendeine Verbesserung scheint sich der ein oder andere Anästhesist durch den Wechsel ja zu versprechen.
Was ich sagen will: jedes Fach hat pro&contras. Auch die Anästhesie, die ja gerne als chillig, kultig und glücklichmachend dargestellt wird.
:-top:-top
Ich denke auch nicht, dass die Anästhesie das super glücklichmachende Fach ist. Und über meine Arbeitsbedingungen kann ich mich aktuell wirklich nicht beschweren, da wäre ich hier in meiner Klinik in der Anästhesie sehr viel schlechter dran. Vor allem im Bezug auf die Dienstbelastung.
Aber die Anästhesie ist und bleibt einfach mein Fach, war es schon immer. Ich habe der Inneren eine Chance gegeben weil ich das Fach inhaltlich echt gut finde (das ist auch immer noch so) und mich nicht mit Scheuklappen auf die Anästhesie fixieren wollte aber ich merke einfach, dass das internistische Arbeiten mir einfach nicht liegt, ich bin von der Persönlichkeit, Denk- und Arbeitsweise einfach besser in der Anästhesie aufgehoben.
Relaxometrie
26.12.2019, 16:44
Aber die Anästhesie ist und bleibt einfach mein Fach, war es schon immer. Ich habe der Inneren eine Chance gegeben weil ich das Fach inhaltlich echt gut finde (das ist auch immer noch so) und mich nicht mit Scheuklappen auf die Anästhesie fixieren wollte aber ich merke einfach, das das internistische Arbeiten mir einfach nicht liegt, ich bin von der Persönlichkeit, Denk- und Arbeitsweise einfach besser in der Anästhesie aufgehoben.
Deinen Ausflug in die Innere finde ich total gut :-)
Und mir dieser aktiven Entscheidung für die Anästhesie wirst Du auch mit den negativen Aspekten des Fachs gut zurecht kommen.
Ich finde es nur immer eher kontraproduktiv, wenn bzgl. der Anästhesie gesagt wird "Kommt auf die dunkle Seite der Macht/ wir haben Kaffee und Kekse" (oder ähnliches). Das mißachtet mMn die eben auch in der Anästhesie vorhandenen negativen Punkte und idealisiert das Fach in einer nicht realistischen Weise.
(Das bezieht sich nicht auf Dich, nie.)
MissGarfield83
26.12.2019, 18:49
Deinen Ausflug in die Innere finde ich total gut :-)
Und mir dieser aktiven Entscheidung für die Anästhesie wirst Du auch mit den negativen Aspekten des Fachs gut zurecht kommen.
Ich finde es nur immer eher kontraproduktiv, wenn bzgl. der Anästhesie gesagt wird "Kommt auf die dunkle Seite der Macht/ wir haben Kaffee und Kekse" (oder ähnliches). Das mißachtet mMn die eben auch in der Anästhesie vorhandenen negativen Punkte und idealisiert das Fach in einer nicht realistischen Weise.
(Das bezieht sich nicht auf Dich, nie.)
Ich glaube dass hier jeder mit Berufserfahrung weiss, dass jedes Fach, jede Stelle ihre Licht und Schattenseiten hat. Sicher ist es nicht das perfekte Fach oder die perfekte Stelle - aber sicher ein Fach mit einigen Stärken,genauso wie ein Fach das einen zur Verzweiflung treiben kann. Wichtig ist doch dass man für sich selbst die richtigen Kompromisse eingeht. Und dass die positiven Seiten des Faches die negativen überwiegen. Für mich ist das so - es ist intellektuell fordernd, abwechslungsreich, breit gefächert. Dafür nehm ich sich ständig ändernde OP Pläne, die Xte Schema F Prämed , maulige Operateure lange Zeiten im OP etc. in Kauf. Und ich glaube nie weiss worauf er/sie sich einlässt. Wobei eine solide Innere Vorbildung durchaus nicht schadet. Daher go for it. Mein Post war nur nochmal als netter Schubs in die richtige Richtung gemeint :)
MissGarfield83
26.12.2019, 18:53
Aber wenn wir ehrlich sind, dann ist es nicht besser, sondern nur anders scheiße...
Sehr fatalistisch oder? Obwohl ... mh. Wie gesagt ist es einfach die Frage ob man mit den Schattenseiten leben kann ...
WackenDoc
26.12.2019, 19:10
Zum einen muss einem die Arbeitsweise des Fachgebiets liegen. Dann gibt es Fachgebiete mit allgemein besseren und schlechteren Arbeitsbedingungen. Und dann differiert das auch noch von Arbeitgeber zu Arbeitgeber. Manchmal muss man etwas länger suchen, bis man die Stelle gefunden hat, die einem am besten passt.
Relaxometrie
26.12.2019, 19:15
Mein Post war nur nochmal als netter Schubs in die richtige Richtung gemeint :)
Ok :-)
Kackbratze
26.12.2019, 19:24
Außerdem ist die dunkle Seite der Macht die, die extra Lampen auf der anderen Seite des Tuches braucht.
Relaxometrie
26.12.2019, 19:36
Außerdem ist die dunkle Seite der Macht die, die extra Lampen auf der anderen Seite des Tuches braucht.
Du meinst sicherlich das Laryngoskop, oder :-))
"Wird mal kurz hell im Hals" :-D
MissGarfield83
26.12.2019, 19:46
Oder die nette Leselampe am Narkosegerät...
Dunkle Räume und Kaffee... Haben wir in der Dunkelkammer doch auch. Sogar ohne ominöses Tuch ;-)
Powered by vBulletin™ Version 4.2.3 Copyright ©2024 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.