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vanilleeis
22.01.2020, 14:56
Ich hab heute meine Jahressteuerbescheinigung für 2019 erhalten und wundere mich, dass das Jahresbrutto weder mit dem Steuerbrutto, noch dem KV-Brutto, noch dem RV-Brutto übereinstimmt, welches als Summe in der Dezemberabrechnung aufgelistet war.
Das ist meine erste Jahresabrechnung mit steuerfreien Zuschüssen. Kann das wirklich sein? Ich hätte erwartet, dass die Summe auf der Jahresbescheinigung mit einer der Zahlen übereinstimmt :-???
Auch bei Lohnsteuer, Kirchensteuer, Soli etc. unterscheiden sich die Zahlen.
Das Brutto auf der Jahressteuerbescheinigung sollte grundsätzlich dem Steuerbrutto (Jahressumme) auf der Dezember-Abrechnung entsprechen. Aus verschiedenene Gründen kann es aber Abweichungen geben. Die häufigsten:
1) Die Lohnabrechnungen beziehen sich im allgemeinen auf den Lohnanspruch aus dem jeweiligen Monat, bezüglich der Versteuerung besteht aber das sogenannte Zuflußprinzip, d.h. steuerlich kommt es nicht darauf an, wann man das Geld hätte erhalten sollen, sondern wann man es wirklich erhalten hat. Wenn man also im Januar 2019 die Abrechnung Dezember 2018 reklamiert hat, weil da irgendwas drauf vergessen worden ist, und der Arbeitgeber im Februar eine Rückrechnung erstellt und den Betrag mit dem Februar-Gehalt 2019 auszahlt, dann erstellt der Arbeitgeber einen korrigierten (Rückrechnungs-)Beleg Dezember 2018 mit den Ansprüchen, die im Dezember 2018 bei korrekter Abrechnung bestanden hätten, und korrigiert auch das "Steuerbrutto" in der Dezember-Abrechnung 2018 so, als wäre damals direkt korrekt abgerechnet worden. In der Februar-Abrechnung 2019 taucht das Geld nur unten als Auszahlungsbetrag Rückrechnung Dezember 2018 oder so ähnlich auf, wird von den Buchhaltungsprogrammen jedoch nicht zum "Steuerbrutto"-Betrag auf der Februar-Abrechnung 2019 gerechnet und taucht somit auch nicht im "Steuerbrutto"-Gesamt-Betrag der Dezember-Abrechnung 2019 auf. Steuerlich ist der Betrag jedoch im Februar 2019 zugeflossen, und auch die geleisteten Sozialversicherungsbeiträge sind steuerrechtlich dem Jahr 2019 zuzurechnen, obwohl sie sozialversicherungsrechtlich dem Jahr 2018 zuzurechnen sind, also von der Sozialversicherung so behandelt werden, als wären sie 2018 eingegangen. Somit taucht die im Februar 2019 erhaltene Netto-Nachzahlung für Dezember 2018 bzw. deren Brutto-Betrag und deren Sozialversicherungsbeiträge nicht in der Summe aller Beiträge aus der Dezember-Abrechung 2019 auf, wird jedoch in der Jahressteuer-Bescheinigung für 2019 ausgewiesen. Das Jahresbrutto in der Jahressteuer-Bescheinigung 2019 ist in diesem Fall höher als das Steuer-Brutto aus der Dezember-Abrechnung 2019. Das Jahresbrutto in der Jahressteuer-Bescheinigung 2018 wäre dagegen (sofern es im Jahr 2018 nicht auch Nachzahlungen für 2017 oder andere Gründe für Abweichungen gegeben hat) um denselben Betrag niedriger als das Jahres-Gesamtbrutto aus der per Rückrechnung erhaltenen korrigierten Lohnabrechnung für den Dezember 2018.
2) Anderer sehr häufiger Grund: Manche Arbeitgeber machen ihre Lohnabrechnung auf eine seltsame Weise, nämlich so, dass Dienste aus den Monaten davor grundsätzlich über Rückrechnungen in den Monat gelegt werden, in dem sie erfolgt sind. Ist meiner Meinung nach nicht korrekt, allerdings hält sich der Nachteil für den Arbeitnehmer, der daraus entsteht, in Grenzen. Wegen der dauernden Rückrechnungen auch über den Jahreswechsel hinweg ist die Vergleichbarkeit mit der Jahressteuer-Bescheinigung praktisch nicht mehr gegeben.
Habe ich jetzt etwas umständlich erklärt, hoffe aber, dass es gerade durch die Ausführlichkeit verständlich ist. Der wesentliche Punkt ist, dass die Lohnabrechnung den Soll-Verdienst in dem jeweiligen Monat wiedergibt, während der Jahressteuerbescheinigung die tatsächlichen Zahlungszeitpunkte zugrundeliegen. Ausnahmen gibt es wiederum bei besonderen Zahlungen fürs Vorjahr innerhalb gewisser Fristen, aber das würde hier zu weit führen.
Pampelmuse
22.01.2020, 17:58
Blöde Frage aber: Mein Logbuch mit den dokumentierten Eingriffen ist von der Ärztekammer Brandenburg. Jetzt hatte ich ja das Bundesland und damit die ÄK gewechselt - und deren Logbuch sieht etwas anders aus, blöderweise auch spezieller und genauer- Weiß jemand, ob ich das jetzt ins neue Logbuch umtragen muss - oder wird das alte Logbuch auch akzeptiert werden?
Ich kann dazu leider nichts beitragen, aber mich würde generell mal interessieren, ob Du locker auf Deine Eingriffe gekommen bist und ob Du viel mehr geforderte OPs hast als nötig.
Und auch mal an die anderen Chirurgen/Fachärzte gerichtet: Wie sieht's bei Euch mit OP-Zahlen in der Weiterbildung aus? Und wie gut konntet Ihr operieren bei Erlangen der FA-Reife?
Ich bin mal wieder bzw. immer noch am Grübeln und Zweifeln. In einiger Zeit ist mein 3. WBJ zu Ende, und gefühlt kann ich nichts. :( :( :( Meine Kollegen sind da total entspannt, aber mich stresst das alles total.
SusiSorgenlos
22.01.2020, 18:03
@Bratze: was meinst du mit deiner Aussage? Ich höre hier (Niedersachsen) eher schlechtes.....also, dass einem viele Steine in den weg gelegt werden.
vanilleeis
22.01.2020, 18:04
Danke Pflaume. Es passt irgendwie beides nicht. Ich werde morgen mal bei der Personalabteilung nachfragen, aber meist haben die auch nicht so wirklich einen Plan.
Pelzi, wenn Dein Arbeitsvertrag mit dem Kliniksverbund geschlossen wurde, dann wirst Du wahrscheinlich wirklich fahren müssen. Es sei denn, Dein Einsatzort ist im Vertrag klar definiert. Und dann ist es auch völlig egal, ob Du Lust hast oder nicht, Auto zu fahren oder um 5h aufs Rad zu steigen. Ob da ggf so was zählt wie, Du hast dort zu einem Zeitpunkt angefangen, als es die Kooperation/Übernahme noch nicht gab, so dass Du nicht davon ausgehen konntest, dass eine solche Fahrstrecke mal auf Dich zukommen würde, keine Ahnung.
Ja, Muriel, das hab ich jetzt auch so akzeptieren müssen. Ich werde aber schon aus Trotz äh aus ökologischen Gründen das Rad nehmen und damit dann 2h von Klinik zu Klinik unterwegs sein...
Das mit dem Logbuch könnte ja dann wohl nochmal nervig werden. Ich werde vorher mal anfragen, wäre echt blöd, wenn ich dann nochmal ein neues Logbuch in meine alte Klinik schicken müsste.
Ich habe meine Weiterbildungszeit komplett in einem anderen Bundesland absolviert. Das Logbuch wurde anstandslos angenommen. Das Zeugnis wurde jedoch drei mal zurückgeschickt und musste korrigiert werden. Das empfand ich als Schikane. Jedes mal der gleiche Satz falsch. Und am Anfang habe ich nicht direkt nachgehakt und habe dadurch Zeit verloren bei der Bearbeitung. Später habe ich das Zeugnis abgeschickt und am nächsten Tag angerufen, wie weit die Bearbeitung ist. Da ging es dann aufeinmal sehr flott.
Es bleibt also bei dem Schwachsinn, dass Du zu der für Dich völlig irrelevanten Frühbesprechung ins Mutterhaus kommen musst? Völlig Banane. Oder meinst Du, wenn Du nach der Regelarbeit zum Dienst ins andere Haus musst? Kann da der Arbeitgeber einem eigentlich vorschreiben, welches Verkehrsmittel man zu nehmen hat, wenn keines von der Klinik selber gestellt wird? Auto hast Du nicht/braucht Dein Mann, Zwang, ein zweites anzuschaffen, wird es wohl eher nicht geben können. Fahrtkostenerstattung für den Bus? Auf die Gesichter, wenn Du entweder zum Dienst erst um 18h dort antreten kannst wegen des Fahrrads oder Du schon um 14h im Haupthaus los musst, bin ich gespannt :-))
vanilleeis
22.01.2020, 20:22
Ich vermute, es wird Dienstfahrzeuge angeschafft werden.
Ich kann dazu leider nichts beitragen, aber mich würde generell mal interessieren, ob Du locker auf Deine Eingriffe gekommen bist und ob Du viel mehr geforderte OPs hast als nötig.
Und auch mal an die anderen Chirurgen/Fachärzte gerichtet: Wie sieht's bei Euch mit OP-Zahlen in der Weiterbildung aus? Und wie gut konntet Ihr operieren bei Erlangen der FA-Reife?
Ich bin mal wieder bzw. immer noch am Grübeln und Zweifeln. In einiger Zeit ist mein 3. WBJ zu Ende, und gefühlt kann ich nichts. :( :( :( Meine Kollegen sind da total entspannt, aber mich stresst das alles total.
Gefäßchirurgie: Zahlen tatsächlich gut erreicht. Wobei: Carotiden gerade noch. Ist aber auch krass. 25 Carotiden muss man erstmal zusammenbekommen.
Ich hab in den ersten ein/zwei/drei Jahren gefühlt fast nichts operiert, tatsächlich halt bissl was. Dann deutlich mehr und zum Schluss war ich fast nur noch im OP als Operateur. Letztlich hab ich in den letzten eineinhalb Jahren meiner Weiterbildung so viel operiert wie in den ganzen Jahren zuvor zusammen.
Frust zwischen drin dass ich nichts kann und alle anderen mehr dürfen und ich nie in den OP komme usw.: ständig. Auch immer mal wieder meinem Chef mein Leid geklagt. Mein Chef war diesbezüglich völlig entspannt. "Sie werden sehen" hat er immer gesagt. Und mich bissl sauer gemacht damit. Aber es hat sich letztlich bewahrheitet.
Wie gut ich "bei Erlangen der FA-Reife operieren kann"? Keine Ahnung. Bei den allermeisten OPs waren doch irgendwo noch erfahrene Kollegen dabei. Und die Sachen die ich völlig alleine als Hintergrund gemacht hab haben bisher eigentlich gut geklappt. Hatte aber auch bissl Glück und noch keine rupturierte Aorta und kein akut komplett zuthrombosiertes Poplitealaneurysma. Letztere können ziemlich fies sein.
Und die Sachen die ich völlig alleine als Hintergrund gemacht hab haben bisher eigentlich gut geklappt. Hatte aber auch bissl Glück und noch keine rupturierte Aorta und kein akut komplett zuthrombosiertes Poplitealaneurysma. Letztere können ziemlich fies sein.
Hast du diese Eingriffe denn überhaupt schon mal notfallmäßig gesehen? Oder überhaupt? Oder muss man im Zweifel als Hintergrund in den sauren Apfel beißen und aufgrund der vorhandenen Expertise irgendwas zusammenschustern, was das Leben/Bein erhält, bis jemand mit noch mehr Erfahrung da ist?
Es bleibt also bei dem Schwachsinn, dass Du zu der für Dich völlig irrelevanten Frühbesprechung ins Mutterhaus kommen musst? Völlig Banane. Oder meinst Du, wenn Du nach der Regelarbeit zum Dienst ins andere Haus musst? Kann da der Arbeitgeber einem eigentlich vorschreiben, welches Verkehrsmittel man zu nehmen hat, wenn keines von der Klinik selber gestellt wird? Auto hast Du nicht/braucht Dein Mann, Zwang, ein zweites anzuschaffen, wird es wohl eher nicht geben können. Fahrtkostenerstattung für den Bus? Auf die Gesichter, wenn Du entweder zum Dienst erst um 18h dort antreten kannst wegen des Fahrrads oder Du schon um 14h im Haupthaus los musst, bin ich gespannt :-))
Für den Tagdienst wird es einen Shuttle geben, für den Bereitschaftsdienst ab 16 Uhr eben nicht. Und genau, ich fahre dann halt spätestens 14 Uhr los, schließlich wollen die Kollegen pünktlich 16 Uhr Feierabend machen. Das werde ich schon schaffen, wenn mich kein Wildschwein anfällt. Und die 112 Höhenmeter werden kein schlechtes Training für den Triathlon im Sommer sein, auch wenn diese Dienste sich wohl auf 1-3/ Monat begrenzen.
OP-Katalog: Ich bin noch am Katalogisieren der OPs des letzen Jahres, das waren ziemlich viele und ich bin mir recht sicher, dass ich zumindest die relativ unspeziellen Anforderungen des alten Logbuchs voll habe (z.B 200 Bauch-OPs). Ob die spezielleren des neuen Logbuchs auch erfüllt sind (z.B 10 Dünn- und 10 Dickdarmteilresektionen)weiß ich noch nicht, das könnte knapp werden.
Hast du diese Eingriffe denn überhaupt schon mal notfallmäßig gesehen? Oder überhaupt? Oder muss man im Zweifel als Hintergrund in den sauren Apfel beißen und aufgrund der vorhandenen Expertise irgendwas zusammenschustern, was das Leben/Bein erhält, bis jemand mit noch mehr Erfahrung da ist?
Mei, zuthrombosiertes Poplitealaneurysma hab ich schon mehrfach gesehen und ist eine Kombination aus saublödem Aneurysma (das muss da weg oder ligiert werden oder was auch immer, im Notfall "einfach" als P1-P3-Bypass und Ligatur) und dann der ganze Unterschenkel zuthrombosiert. Und den muss man irgendwie frei bekommen in Kombinationen aus Thrombektomie, selektiver Lyse, ggf. Bypass/Interponat oder was auch immer. Also ja, zusammenschustern. Und wenn du schonmal ein Bein gesehen hast das drei/vier Tage akut zu war, auch bei unseren erfahrensten Leuten klappt da nicht immer alles...
Und rupturiertes BAA: ja, auch schon mehrere gesehen. Wenn auch weniger Stück als akut zuthrombosierte Poplitealaneurysmata. Aber das Problem ist hier dass ich zwar schon mehrere gesehen hab aber halt immer nur in zweiter/dritter Reihe stand. Was passiert wenn ich alleine bin? Keine Ahnung. Letztlich ist es so dass auch jeder Oberarzt in unserer Klinik bei einem rupturierten BAA einen Rundruf startet dass noch jemand dazu kommt. Weil zu Zweit ist es einfach entspannter. Ich denke ich würd halt probieren mit dem was ich bisher gelernt hab den Patienten so gut wie möglich zu retten.
Es gibt Krankheitsbilder die einfach massiv katastrophal verlaufen können und für die irgendeine Fachrichtung zuständig ist. Aortendissektion Typ Stanford A? Herzchirurg. Und bist du dir sicher dass immer ein Herzchirurg Dienst hat der das völlig entspannt löst? Massives Verbrennungsopfer? Plastische Chirurgie. Und bist du dir sicher, dass der frische Facharzt für plastische Chirurgie ein Verbrennungsopfer sicher adäquat versorgen kann (und ich rede explizit nicht von wegverlegen)? Brauchst noch andere Krankheitsbilder? Hirnmassenblutung (Neurochirurgie), Fournier-Gangrän (Viszeralchirurgie), nekrotisierende Fasziitis (wer auch immer). Alles Krankheitsbilder mit chirurgischer Therapie und schlechter Prognose und/oder schwieriger Therapie.
Man muss sich immer klar werden, dass es Krankheitsbilder gibt die eh schon eine massiv schlechte Prognose haben. In der Hand von eher unerfahrenen Leuten natürlich nicht besser. Und jetzt? Am Besten gar nichts machen, keine Erfahrung sammeln, nicht arbeiten, keine Fehler machen. Erst 400 Jahre Erfahrung sammeln und dann den ersten Hintergrunddienst machen?
Ich hab eine solide Ausbildung genießen dürfen und konnte die bisherigen Notfälle als alleinverantwortlicher Operateur nachts/Wochenende mit einem Hakenhalter oder ohne bisher lösen. Ich konnte viel sehen was mein Chef gemacht hat incl. Komplikationsmanagement, und durfte das komplette Spektrum der Gefäßchirurgie erleben. Und dann hilft es nichts. Irgendwann steht man halt da. Und dann löst man Probleme, ist stolz auch sich, denkt drüber nach, überlegt was man nächstes Mal besser machen kann und löst nächstes Mal die Probleme besser.
Und eines ist auch klar: man arbeitet völlig anders wenn man nachts alleine da steht und es ein Notfall ist, als wenn man unter tags bei voller Besetzung im Haus mit einem erfahrenen Oberarzt am Tisch steht und sich mehr über das Wetter oder das Fernsehprogramm oder Politik unterhält als über die OP. Denn die OP läuft nebenbei denn es ist ein Elektiveingriff deren Bilder jeder der Beteiligten auswendig kennt und der Oberarzt als Hakenhalter ist super und man ist fit usw.
Im Prinzip ist das eigentlich ein Thema für einen eigenen Thread. Und auch schwierig zu diskutieren.
Kackbratze
22.01.2020, 22:30
Bei uns wird auf Weiterbildung und Katalog geachtet. Zur Prüfungsanmeldung ist der Katalog übererfüllt und nicht bloss bescheinigt.
Hat sich bewährt, da so die Assistenten länger bleiben.
Danke für die ausführliche Antwort und den Einblick. Ich bin einfach zu wenig Chirurgisch eingestellt (und werde es wahrscheinlich auch nicht mehr), als dass ich da wirklich ne Ahnung hätte.
Ich hab jetzt auch keinen Einblick in den Katalog oder andere Voraussetzungen, aber wenn man x Bypässe macht, die aber immer nur sehr distal macht oder nicht an den Beinen, kommt man ja bei nem notfallmäßigen Femoralverschluss, der bypasspflichtig ist, mit Erfahrung nicht weit.
oder wenn der Abdominalchirurg von mir aus seine 20 Hemikolektomien nur rechts gemacht hat und im Dienst soll es dann ne linke sein. Ich persönlich (unchirurgisch, wie gesagt) kann mir da eine Transferleistung nur schwer vorstellen. Daher die Frage.
juke5489
23.01.2020, 17:38
dass man wirklich mal vor etwas steht, was man so wirklich noch gar nicht gesehen hat und dass ausgerechnet soetwas im dienst kommt, wo keiner helfen kann, ist doch eher unwahrscheinlich.
häufiger sind probleme, die man in begleitung irgendwie schonmal erlebt hat und deren operatives management man entweder unter aufsicht bereits selbst erledigt hat oder wo man zumindest teilschritte schon selbst durchgeführt hat.
und schon ist das ganze nicht mehr ganz so schlimm.
letztlich finde ich schon, dass viele op-schritte übertragbar sind.
um dein beispiel mit dem bypass aufzugreifen. mal angenommen man hat tatsächlich nur distale bypässe am bein gemacht, dann freut man sich doch nachts vermutlich, wenn man nicht die kleinen scheißgefäße am unterschenkel sondern etwas größeres hat.
und die präparationstechnik am gefäß ist doch so unterschiedlich nicht, unabhängig davon, ob man eine oberschenkelarterie, eine unterschenkelarterie oder eine fingerarterie präpariert. finde ich persönlich zumindest nicht.
je kleiner desto vorsichtiger, aber sonst...irgendwie immer das gleiche.
bei uns ist es so, dass wir als assistenten uns in der handchirurgie 'warmoperieren'. wer vorsichtig die winzigen gefäße und nerven an den fingern präparieren kann, eine hohlhand navigieren kann, der braucht sich präparatorisch am restlichen körper nicht mehr so viele sorgen zu machen, weil es wenige stellen gibt, wo es noch filigraner und diffiziler wird (wenn wir jetzt mal das hirn außen vor lassen, aber das seh ich als plastiker eher selten).
das bedeutet aber auch, dass ich im dienst mit den meisten präparationsaufgaben gut zurecht komme, wenn ich die anatomie kenne und weiß, was zu tun ist.
und wie meine vorredner schon sagen, irgendwann kommt einfach der moment, wo man die sachen auch einmal selber machen muss. der erste schritt ist immer mit etwas aufregung verbunden, aber wenn man gewissenhaft arbeitet, geduldig ist und ein klares konzept hat, dann kann soviel meist nicht schiefgehen.
Moorhühnchen
23.01.2020, 19:14
Manchmal grüble ich, ob ich anstrengend und fordernd bin oder einfach nur logische Dinge für mich einfordere....
In meiner Abteilung ist es Usus, Cefuroxim und Metronidazol zusammenzumischen, wenn ein Patient bei uns im OP ne Doppel-Antibiose bekommen soll. Will heißen: das bereits flüssige Metronidazol wird per Überlauf in die Glasflasche mit dem Cefuroxim-Pulver laufen lassen, um dieses dann aufzulösen.
Meistens wird die Mischung dann nach dem Auflösen wieder in die Metronidazol-Plastikflasche zurücklaufen lassen, weil die Plastikflasche nen Hänger hat. Außerdem "spart" man ja das NaCl zum Auflösen des Cefuroxim....
Ich versuche wirklich seit 5 Jahren jeden Morgen aufs Neue für meine Einleitung immer wieder zu betonen, dass ich gerne beide Medikamente GETRENNT haben möchte. Also Cefuroxim mit NaCl auflösen und Metronidazol so belassen wie es ist. Und ich kann irgendwie nicht nachvollziehen, warum ich mir seit 5 Jahren den Mund fusselig rede.
Heute morgen schon wieder: Pfleger ist seit 20 Jahren im Haus, wir haben nen Notfall und müssen noch vor Beginn der Frühschicht in den OP. Ich hole mir NaCl, Cefuroxim und Metronidazol aus dem Schrank, er will mir helfen, steckt den Überlauf ins Cefuroxim und will es mit dem Metronidazol mischen. Ich sage, ich möchte es gerne getrennt haben, worauf er den Überlauf in den Abwurf schmeißt und etwas beleidigt meint "Das machen wir hier schon immer so! Seit wann willst Du es anders haben?"
Meine Antwort "Schon immer!" führte dann zu einigem Gemecker.
Ich verstehe einfach nicht, wo das Problem ist?!? Ist jetzt auch nicht so, dass ich die Diskussion mit ebendiesem Pfleger nicht schon 20x geführt hätte. Grmpf.
Wo werden Antibiosen noch zusammengepanscht? Mein Chef behauptet, es sei von unserer Apotheke sowie von der Hygiene abgesegnet, aber ich WILL es trotzdem nicht haben.
Amy_Maus
23.01.2020, 19:17
Bei mir war es ehrlich gesagt bisher immer ganz unkompliziert und servicefreundlich. Ärger-Geschichten habe ich nur von anderen gehört.
Habe mich letzte Woche zur Facharztprüfung für Innere angemeldet (Nordwürttemberg). Heute kam ein Brief von der Ärztekammer, in dem mir mitgeteilt wurde, dass meine Anmeldung zur Facharztprüfung für Orthopädie und Unfallchirurgie bearbeitet werde. Auch herrlich :-love
Relaxometrie
23.01.2020, 19:38
Mein Chef behauptet, es sei von unserer Apotheke sowie von der Hygiene abgesegnet, aber ich WILL es trotzdem nicht haben.
Das würde ich sowohl bei der Hygiene, als auch in der Apotheke mal nachfragen. Rein aus Interesse, ob die das wirklich so gesagt haben.
Ich vermute eher, daß es so ist, wie Du es auch findest, nämlich daß man das Cefuroxim nicht im Metronidazol auflösen sollte.
Denn 1. entsteht dadurch formal ein neues Medikament, welches in dieser Form nicht getestet und zugelassen wurde.
2. steht in der Fachinformation des Cefuroxims im Unterpunkt "Inkompatibilitäten": "Im Allgemeinen sollte Cefuroxim nicht mit anderen Antibiotika oder Arzneimitteln gemischt in einer Spritze verabreicht werden."
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