Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Feuerblick
10.02.2020, 19:26
Sehr guter Plan. Nicht zu fassen! Aber ich muss leider sagen, dass solche Kollegoiden nicht gerade selten sind. Weshalb ich immer wieder feststelle, dass meine Arbeit durchaus einen Sinn hat. Auch wenns den ehrlichen Kollegen auf den Zeiger geht. ;-)
Rein technisch ändert sich die OP durch eine andere Linsenwahl nicht, im Sinne irgendwelcher Körperverletzungsgeschichten wäre das also unerheblich. Aber dennoch kann ich mir kaum vorstellen, dass das so rechtlich ok wäre, zumindest moralisch so gar nicht.
Feuerblick
10.02.2020, 19:37
Leider... sonst hätte man die Kasse über einen Behandlungsfehler einschalten können. Dennoch... das ist hochgradig unmoralisch.
MissGarfield83
10.02.2020, 19:40
Dazu mal ne Frage. Wäre er nicht auch ohne Demenz in dem Moment nicht mehr aufklärungsfähig/einwilligungsfähig gewesen? Einfach weil schon auf dem OP-Tisch liegend oder direkt davor, und kein ausreichen zeitlicher Abstand (selbst wenn keine Beruhigungsmittel o. Ä. im Spiel sind)?
Die Aufklärung über eine Veränderung des Procederes wäre auf dem OP Tisch nicht mehr statthaft gewesen, weil sie dem Patienten keine Bedenkzeit mehr einräumt und ihn unter Zugzwang setzt. Bei ambulanten elektiven OP besteht zwar die Möglichkeit die Aufklärung am OP Tag durchzuführen - es sollte aber in einer Situation geschehen wo der Patient noch von der OP zurücktreten kann. Die Aufklärungsfähigkeit bei Demenz kommt hier noch erschwerend dazu. Daher wäre die Aufklärung anfechtbar und würde zu einer Beweislastumkehr führen ...
Die einzig statthafte Aufklärung auf dem OP Tisch ist die im vitalen Notfall, wobei der Gesetzgeber hier auch den Umfang der nötigen Einwilligung lockert.
Bei ambulanten elektiven OP besteht zwar die Möglichkeit die Aufklärung am OP Tag durchzuführen
Hm, ist das so? Ich dschte, je elektiver, desto früher die Aufklärung. Und dass da zwischen ambulant und stationär unterschieden wird, verstehe ich nicht. Wir klären nur eine elektive Sache in der Praxis ad hoc auf und das ist die YAG-Kapsulotomie. Da ist die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen einfach so dermaßen gering, das Verfahren selber so dermaßen unspektakulär, dass das ein Wiederkommen der meist älteren Leute mit all den Unannehmlichkeiten, die das so mit sich bringt, nicht rechtfertigen würde, mindestens 24h Zeit zu haben.
MissGarfield83
10.02.2020, 20:34
Hm, ist das so? Ich dschte, je elektiver, desto früher die Aufklärung. Und dass da zwischen ambulant und stationär unterschieden wird, verstehe ich nicht. Wir klären nur eine elektive Sache in der Praxis ad hoc auf und das ist die YAG-Kapsulotomie. Da ist die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen einfach so dermaßen gering, das Verfahren selber so dermaßen unspektakulär, dass das ein Wiederkommen der meist älteren Leute mit all den Unannehmlichkeiten, die das so mit sich bringt, nicht rechtfertigen würde, mindestens 24h Zeit zu haben.
Also bei ambulanten OPs mit im allgemeinen niedrigen Risiko ist das so - je höher das Risiko desto ausgeprägter die Bedenkzeit
"Durchaus üblich und durch eine Grundsatzentscheidung des Bundesgerichts -
hof (BGH) abgesichert [24,26,27] ist die ambulante anästhesiologische Evaluierung und Aufklärung am OP-Tag.
Eine ambulante anästhesiologische Evaluierung und Aufklärung am Operationstag kommt nur für Patienten der ASA-Risikogruppen I und II in Betracht. Patienten der ASARisikogruppe III müssen einige Tage
vor dem geplanten Operationstermin evaluiert und aufgeklärt werden. Dabei ist die Indikation und Durchführbarkeit einer ambulanten Anästhesie streng zu prüfen; Bedenken sind dem Operateur umgehend zur Kenntnis zu bringen."
quelle : https://www.ai-online.info/images/ai-ausgabe/2014/05-2014/2014_5_228-244_Anaesthesie%20fuer%20ambulante%20Eingriffe.pdf
Ok, da geht es um die Anästhesie. Ich dachte um den Eingriff als solchen.
MissGarfield83
10.02.2020, 20:43
Ok, da geht es um die Anästhesie. Ich dachte um den Eingriff als solchen.
Das war die spontane quelle die ich gefunden habe. Was ich jedoch gelesen habe ( finde die Quelle dazu nicht mehr ), und was dem Tenor dieser Textstelle entspricht , ist dass die Aufklärung für kleine Eingriffe mit geringem Risiko ebenso am OP Tag durchgeführt werden dürfen - Vorraussetzung ist dass der Patient jederzeit davon zurücktreten kann.
"Bei kleineren ambulanten Eingriffen kann das
Aufklärungsgespräch noch am Tag der Maßnahme durchgeführt werden. Wenn das Aufklärungsgespräch
jedoch direkt vor der an sich planbaren Maßnahme stattfindet und Patientinnen und Patienten der Eindruck vermittelt wird, sie könnten sich nicht mehr gegen die Maßnahme entscheiden, dann ist die Aufklärung nicht mehr rechtzeitig. "
Merkblatt Aufklärungspflicht Landesärztekammer Berlin : https://www.aerztekammer-berlin.de/10arzt/30_Berufsrecht/08_Berufsrechtliches/06_Behandlung_von_Patienten_Pflichten_Empfehlungen/30_Merkblatt_Aufklaerungspflicht.pdf
Moorhühnchen
10.02.2020, 20:53
Sonderfall ist in diesem Falle ja die Demenz des Ehemannes und dass man für eine Änderung der zuvor getroffenen Entscheidung zumindest mal die Frau hätte fragen sollen.
Das würde zum YAG gut passen. Eine Cat-OP würde ich da tatsächlich nicht einordnen. Das ist zwar rein zeittechnisch ein kleiner Eingriff, aber so insgesamt intraokular mit möglichem Verlust des Auges als worst case Szenario, das aber jeder Augenarzt, der ein bisschen im Job ist, durchaus gesehen hat... Hm.... Nee, das würde ich definitiv nicht am gleichen Tag aufklären.
MissGarfield83
10.02.2020, 20:54
Sonderfall ist in diesem Falle ja die Demenz des Ehemannes und dass man für eine Änderung der zuvor getroffenen Entscheidung zumindest mal die Frau hätte fragen sollen.
Yep. Nur Choranaptyxis fragte wie das ohne Demenz gewesen wäre ...
Moorhühnchen
10.02.2020, 20:56
Yep. Nur Choranaptyxis fragte wie das ohne Demenz gewesen wäre ...
Achso, das hab ich schon wieder vergessen! :-oopss
MissGarfield83
10.02.2020, 20:56
Das würde zum YAG gut passen. Eine Cat-OP würde ich da tatsächlich nicht einordnen. Das ist zwar rein zeittechnisch ein kleiner Eingriff, aber so insgesamt intraokular mit möglichem Verlust des Auges als worst case Szenario, das aber jeder Augenarzt, der ein bisschen im Job ist, durchaus gesehen hat... Hm.... Nee, das würde ich definitiv nicht am gleichen Tag aufklären.
Gibt durchaus Kollegen die das tun. Es fällt halt noch unter kleiner Eingriff mit niedrigem Risiko. Sobald aber bedeutende Vorerkrankungen dabei ( ASA >II ) sind und eine Tropf/Retrobulbäranästhesie nicht reicht müsste man das mit ausreichender Bedenkzeit machen ...
Choranaptyxis
10.02.2020, 21:06
Achso, das hab ich schon wieder vergessen! :-oopss
Kein Thema ;)
Bei uns ist das halt ein beliebtes Thema in den Chirurge Klausuren (also nicht Ana). Und da stimmt die Aussage (ungefährer Wortlaut), bei einem kleinen ambulanten Eingriff darf die Aufklärung auch noch bis 8 Uhr erfolgen, bei "Op" um 10 Uhr. Der Abstand halt, damit man noch sagen kann, ne doch nicht. Genauen Wortlaut müsste ich nachkreuzen :D
Und deshalb hätte ich mich gewundert, dass es generell erlaubt gewesen wäre. Weil die Linse ja doch ein Unterschied ist (und wenn auch nur preislich). Weil auf dem OP-Tisch ist es ja schon ne halbe Nötigung, und vermutlich war die Aufklärung auch eher ein Verkaufsgespräch als sachliche Darstellung.
Feuerblick
10.02.2020, 22:05
Also bei ner Retrobulbäranästhesie würde ich persönlich auch mehr als ein paar Minuten/Stunden Bedenkzeit einplanen wollen. Die kann ja noch viel schiefer gehen als die OP selbst... :-nix
Und auch das haben zumindest die Dinos aus der Zeit, in der Retros noch total hip waren, mehr als einmal gesehen.
Hallo, lange habe ich mich nicht mehr zu Wort gemeldet und muss mich auch mal ausmekkern... Ich habe bald zwei Jahre Innere voll und nur noch wenig Lust und Motivation.. Ich habe immer mehr das Gefühl, ausgenutzt und absolut nicht wertgeschätzt zu werden. Wenn ich die Erlebnisse auf der Arbeit Bekannten erzähle, dann wird nur noch mit dem Kopf geschüttelt.. Langsam wird auch mein Wunsch nach einer Familiegründung größer, allerdings sind bei uns die Verträge befristet und das KH ist kaum daraus aufgegelgt, dass es mit einem Familienleben vereinbar wäre (aum Möglichkeit zur Teilzeit)... Ausserdem wird man an jeder Ecke gebraucht, ich will mir gar nicht vorstellen wie die Reaktion meines Chefs aussähe.... 🙈 Trage das jetzt schon länger mit mir rum, dass ich nicht mehr sicher bin, ob mich der Bereich auf Dauer glücklich macht, aber weiß auch keine Alternative... Wie geht ihr mit sowas um? Habe immer mal wieder still mitgelesen und gesehen, dass es bei Innere wohl häufiger mal zu Unzufriedenheit kommt..
Allgemeinmedizin ist für dich keine Option?
Bei mir im Haus ist es so, dass man als Facharzt, auch als frischer Facharzt, oft extrem gut verhandeln kann bzgl. aller nur denkbaren Sonderwünsche (auch wenn sich das nicht jeder traut - aber viele haben es gemacht und konnten dadurch viel für sich erreichen). Bei den Assistenzärzten gibt es leider viele Bewerber, sodass man in einer schlechten Verhandlungsposition ist. (Aber immerhin ist dadurch die Besetzung gut und es gibt kaum unbesetzte Stellen - hat auch seine Vorteile.)
MissGarfield83
11.02.2020, 17:26
Also bei ner Retrobulbäranästhesie würde ich persönlich auch mehr als ein paar Minuten/Stunden Bedenkzeit einplanen wollen. Die kann ja noch viel schiefer gehen als die OP selbst... :-nix
Und auch das haben zumindest die Dinos aus der Zeit, in der Retros noch total hip waren, mehr als einmal gesehen.
Dinos`? Unsere Schamanen machen die immer noch - muss demnächst nochmal zum selber stechen lernen hin.
Feuerblick
11.02.2020, 17:34
Ein ganzes Haus voller Dinos!!! Du lieber Himmel, war ich froh, als mein altes Haus diese vorsintflutliche Methode verlassen hat. Zuviel unnötiger Nervenkitzel! Selbst parabulbär hab ich am Ende meiner Weiterbildung kaum noch gesehen. Entweder es ging in Tropf oder es gab ITN.
FirebirdUSA
11.02.2020, 17:36
Gibt min. eine Klinik die machen so hochauflösende Orbita MRs ohne ITN... spart natürlich extrem Kosten und Zeit
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