Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
FirebirdUSA
02.08.2020, 06:54
Zum Beispiel. Muss ja gar nicht im Stuhlkreis sein, aber mit allem Beteiligten kurz absprechen könnte man das schon.
Wird nichts helfen, so lange von Oben jeder König Druck bekommt seine Zahlen zu erreichen. Gerne auch mit erfolgsabhängigen Lohnbestandteilen
MissGarfield83
02.08.2020, 06:56
Was sollen denn die schneidenden Kollegen deiner Meinung nach machen? Morgendlicher Stuhlkreis wer was operieren darf?
Ich bevorzuge das altmodische Duell auf dem Flur....
tragezwerg
02.08.2020, 07:38
Also, bei uns wird morgens mit dem Lineal gemessen, wer den längsten Schniedel hat. Derjenige darf dann bestimmen, was wie wann wo operiert wird.
*milkakuh*
02.08.2020, 08:07
Natürlich wird Rücksprache mit der ITS gehalten. Wir könnnen elektiv auch nicht unbegrenzt operieren und gelegentlich werden auch mal Operationen verschoben, weil es kein Intensivbett gibt. Die ITS ist nun mal ein Nadelöhr. Und bei allem und jeden wird sicher auch keine große Chirurgie gemacht. Beim peritoneal metastasierten Tumor wird es dann z.B. nur eine GE. Oder beim pT1b Magen-Ca (entgegen der Leitlinie) mal nur ne Wedge- oder Magenteilresektion. Aber was soll man mit der Kolonischämie machen? Einfach liegen lassen, weil zu alt? Oder mit der akuten Cholezystitis in der Sepsis? Jedenfalls habe ich zumindest bei uns im Haus nicht den Eindruck, dass auf Teufel komm raus richtig große Chirurgie gemacht und Intensivbetten verschwendet werden.
Über unserer Intensivstation und die Pflege kann ich aber auch nicht meckern. Die machen das schon gut und die Zusammenarbeit klappt im Großen und Ganzen gut.
Bei uns gibt es mehrere große operative und internistische Intensivstationen, plus dann noch ein paar kleinere spezialisierte. Mit eigenen Ärzteteams und eigenen Pflegeteams. Kapazitätsprobleme sind nur selten ein Thema. Natürlich werden hin und wieder Patienten auf die Normalstation zurückverlegt, bei denen man sich schon etwas wundert, dass die echt schon jetzt zurückverlegt werden, und der klinische Zustand des Patienten entspricht nicht immer ganz dem, was einem am Telefon angekündigt wurde, aber im Großen und Ganzen funktioniert die Zusammenarbeit gut. (Und dasselbe passiert ja eigentlich überall gelegentlich. Es werden ja auch gelegentlich Patienten nach Hause entlassen, bei denen man sich fragt, ob das wirklich schlau war. Insofern sind die Intensivstationen da nicht schlechter als der Rest des Krankenhauses.) Allerdings wird bei uns auch eher zurückhaltend operiert und interveniert, ähnlich dem, was milka schreibt.
Pampelmuse
02.08.2020, 12:47
Gestern einen der schlimmsten Spätdienste in der ZNA ever gehabt. Wir sind gefühlt den ganzen Tag bis weit in die Nacht rein von Patientenmassen überrollt worden (die Internisten genauso) und sind der Lage einfach nicht Herr geworden. Ich bin gefühlt den ganzen Tag nur von wütenden Patienten angeschrien worden, es war unerträglich stickig überall trotz Klimaanlage, einige Patienten haben sich immer wieder der Maskenpflicht widersetzt. Zu allem Übel hatten wir gegen Abend noch ein IT-Problem, und es waren zum Teil neue Pflegekräfte im Einsatz, die noch nicht lange in der Notaufnahme waren und zum Teil völlig überfordert waren. Ich habe mich schon lange nicht mehr hilflos gefühlt und bin heute einfach nur noch müde, ausgelaugt und desillusioniert. :(
Momentan ist meine Klinik auch gerade in den Medien wegen einer Klage aufgrund eines tragischen Todesfalles (in einer anderen Fachabteilung), und das trägt auch nicht zur Motivation bei momentan.
Zum Beispiel. Muss ja gar nicht im Stuhlkreis sein, aber mit allem Beteiligten kurz absprechen könnte man das schon.
Wieso???
Wenn ich ein Intensiv-Bett haben will dann ruf ich den Oberarzt der Intensivstation an. Fertig. Wenn der mir ein Bett gibt ist die Welt in Ordnung, wenn nicht dann muss man halt drüber reden. Aber nur dann. Wenn der mir dann sagt "geht nicht weil ... auch so viel angemeldet hat, sprecht euch doch bitte ab" dann sprech ich mit dem. Und wenn es dann zwei Elektive sind muss man halt "reden", wenn eines davon ein Notfall ist, dann sticht der Notfall und wenn beides Notfälle sind dann meiner Meinung nach die Dringlichkeit.
Wird nichts helfen, so lange von Oben jeder König Druck bekommt seine Zahlen zu erreichen. Gerne auch mit erfolgsabhängigen Lohnbestandteilen
Hab ich zum Glück nicht. Ich darf noch "erfolgsunabhängig" Medizin machen.
Aber was soll man mit der Kolonischämie machen? Einfach liegen lassen, weil zu alt?
Da kenn ich einen Anästhesisten der dazu ganz klar "ja" sagt. Der schlägt auch bei akuter Extremitätenischämie mit massivsten Schmerzen einen Morphinperfusor vor bis der Patient stribt und haut dir dann so Dinge wie "ihr operiert ja nur wegen der DRG" um die Ohren. Ist aber nicht seine Entscheidung. Hätte er Chirurg werden müssen damit er Patienten in akuten Notsituationen einfach sterben lassen darf statt sie zu operieren. Ist er aber nicht.
Also, bei uns wird morgens mit dem Lineal gemessen, wer den längsten Schniedel hat. Derjenige darf dann bestimmen, was wie wann wo operiert wird.
Und wenn das jetzt der PJler aus der Augenklinik ist werden nur noch Katarakte gemacht? :-))
Da gibt es bestimmt Korrekturfaktoren. Chefarzt x1, LOA x0,5, OA x0,25, usw.
Rhiannon
02.08.2020, 15:52
Da gibt es bestimmt Korrekturfaktoren. Chefarzt x1, LOA x0,5, OA x0,25, usw.
Unsere Abteilung wäre verloren..... gut, dass wir vergleichsweise selten Intensivbetten brauchen. :-))
Sonst hätten wir uns ne Männerquote zulegen müssen (zusammen mit den Urologen, da ist das Verhältnis ähnlich unausgewogen).
Da gibts bestimmt eine Äquivalenztabelle für Oberweite und Penisgröße, so ähnlich wie für die neuroleptische Potenz halt.
Kackbratze
02.08.2020, 19:02
Ts, es wird sich in vernünftigen Kliniken abgesprochen, wer was wann operiert, wenn die ITS voll ist.
Immer diese Verallgemeinerung von Einzelfällen.
:-D
Bei uns gibts eine interdisziplinäre Liste im PC, die sich dauerhaft aktualisiert, mit den geplanten ITS- Zu-und Abverlegungen. Unten steht auch immer, welche Disziplin quasi über ihrem Kontingent ist und wenns hart auf hart kommt, werden halt deren OPs abgesetzt. (Zumindest in der Theorie, in der Praxis kommt es, fürchte ich, auch manchmal zur Schniedel-Methode :-oopss )
Wenns hart auf hart kommt, kommt der Schniedel... oder wie? :-))
Offenbar bin ich jetzt tatsächlich Arzt geworden. Ich finde infantile Witze amüsant. Erstaunlich.
Und besser die OP wird abgesetzt als der Schniedel...
Feuerblick
02.08.2020, 19:37
Danke... JETZT hab ich Kopfkino! :-wand
Ts, es wird sich in vernünftigen Kliniken abgesprochen, wer was wann operiert, wenn die ITS voll ist.
Immer diese Verallgemeinerung von Einzelfällen.
Sag ich doch. Aber erst wenn die ITS voll ist. Ansonsten geh ich nicht hin und frag bei den Unfallchirurgen nach ob ich meinen gefäßchirurgischen Punkt operieren darf, oder andersrum. Wäre auch lächerlich.
Und alle die ständig sagen "sprecht euch ab" führen sich meist selbst auf wie die Könige in ihrem Reich. Die ITS sagt: "scheißegal was ihr für Patienten habt und ob in der Notaufnahme noch soundsoviele Patienten liegen, wir haben ein Bett also klärt ihr das untereinander" und der Anästhesist sagt: "ich kann eine OP gleichzeitig laufen lassen, denn ich will noch zwei Anästhesisten frei halten für eine mögliche Notsectio die möglicherweise gleichzeitig zu dem noch nicht angemeldeten aber möglichen Schockraum kommt, also sprecht euch ab was wichtiger ist" und man selbst will eigentlich nur das Beste für seinen Patienten und telefoniert sich tot weil alle mauern.
Schonmal einen Patienten in eine Fremdklinik auf ITS verlegt? Telefoniert man sich auch tot.
Aber schön wenn man sich als Intensivmediziner hinstellt und sagt
Wie es mein OA letztens passend sagte: solange alle, gerade die schneidenden Kolleginnen und Kollegen, immer nur in ihren kleinen Königreichen denken wird es da immer Stress geben.
ist halt auch eine sehr beschränkte Sichtweise auf die Realität.
Kackbratze
02.08.2020, 23:15
Alles Schweine, ausser man selber. Ist doch so einfach.
Rettungshase
02.08.2020, 23:24
(...)" und der Anästhesist sagt: "ich kann eine OP gleichzeitig laufen lassen, denn ich will noch zwei Anästhesisten frei halten für eine mögliche Notsectio die möglicherweise gleichzeitig zu dem noch nicht angemeldeten aber möglichen Schockraum kommt, also sprecht euch ab was wichtiger ist" und man selbst will eigentlich nur das Beste für seinen Patienten und telefoniert sich tot weil alle mauern.
Im anästhesiologischen Dienstmodell gibt es - wie sonstwo wahrscheinlich auch - unterschiedliche Erfahrungsstufen. Wenn du den ganz kleinen, gerade dienstfitten Assistenzarzt bei der freien Luft beim ASA IV Patienten feststellst, der eine Facharzt bei der Notsectio - gern auch in einem anderen Gebäude - feststeht (oft weiß man ja schon, dass da ein oder zwei Eier im Kreißsaal liegen, die schnell zur Notsectio konvertieren können) und du dann noch einen Saal aufmachst (gern für den Perianalabszess, der seine Notfallindikation dadurch bekommt, dass er ja septisch einschwemmen könnte, du schnell mit dem Rücken zur Wand stehst, wenn genau dann der Schockraum kommt. Und es ist nun mal systemimmanent, dass der Schockraum gern auch ohne große Vorlaufzeit aufschlägt.
Wir arbeiten die Patienten auch gern zügig ab. Zum Einen, wenn es im Sinne des Patienten ist, zum anderen, wenn man es um 20 Uhr statt später um 4 Uhr nachts machen kann.
Auch eine gute Zusammenfassung. Trifft es voll.
Es ist halt eine arg beschränkte Sichtweise wenn sich der Intensivmediziner hinstellt und sagt "alle denken immer nur in ihren kleinen Königreichen aber ich bin der einzige der an meine Intensiv denkt". Und die Kollegen der Intensiv stellen sich daneben und applaudieren, gell crossie.
@Rettungshase: das mit den Dienstmodellen ist mir durchaus bewusst.
Andererseits: so lange ich anhand des Namens des Anästhesisten schon sagen kann wieviele Sääle laufen werden liegt es nicht nur am Dienstmodell.
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