Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Bonnerin
08.08.2020, 14:36
Die Zahlen sind auch von einem Orthopäden im Ärzteblatt zitiert worden, allerdings finde ich die Daten des Hartmannbundes selbst dazu nicht. Was ich aber gefunden habe waren die Daten vom Hartmannbund bezüglich der reinen Existenz eines Opt-Outs im Jahr 2014:
43,4% der Kliniken haben ein Opt-Out, 23,0% nicht und 33,6% der Befragten konnten sich dazu nicht äußern. Gerade die letzte Zahl finde ich sehr bedenklich, wenn ich manchmal so höre, was Menschen an Verträgen unterschrieben haben ohne sich das vorher durchgelesen zu haben.
Und nein, für mich stand es auch außer Frage, das zu unterschreiben, und es war auch ein Punkt, den ich viele Kollegen damals im PJ gefragt hatte. In anderen Abteilungen ist es üblich, dass man ohne Autogramm auf dem Opt-Out halt auch nicht eingestellt wird, bei uns ist das nicht so, aber hingelegt bekommt man es trotzdem.
Aber wie gesagt, ich kann nicht klagen, das Arbeitszeitgesetz wird bei uns i.d.R. wirklich eingehalten im Vergleich zu vielen Innere- oder Chirurgie-Stationen.
ehem-user-21-08-2020-1502
08.08.2020, 15:35
Nö. Zumindest nicht im Durchschnitt. Da ist es meist auf 56 oder 60 Stunden gedeckelt. Das würde ich nicht als Freibrief verstehen.
60 Stunden im Durchschnitt finde ich auch wahnsinnig viel. Da bleibt doch kein Privatleben mehr. Und es bleibt ein Freibrief nicht mehr Ärzte einstellen zu müssen, da man legal die Arbeitszeit einfach verlängert und man selbst fein raus ist.
ehem-user-21-08-2020-1502
08.08.2020, 15:42
In anderen Abteilungen ist es üblich, dass man ohne Autogramm auf dem Opt-Out halt auch nicht eingestellt wird, bei uns ist das nicht so, aber hingelegt bekommt man es trotzdem.
Man verzichtet mit der Unterschrift auf die schützenden Arbeitnehmerrechte. Es hat schon seinen Sinn, dass es diese Gesetze gibt. Wenn man ohne Verzicht auf seine AN-Rechte nicht eingestellt wird, wären ich froh, da nicht eingestellt zu werden, will eh die bedienen genannten Fächer nicht machen
In der industriellen Kostenrechnungen gibt es Faktoren, die weit teurer sind als staatliche Auflagen. Wieso ist die Verlagerung von Industriearbeitsplätzen wie Anfang der 2000er Jahre schon seit längerem kein Thema mehr?
--- Trennung ---
Ist die Wurzel des Problems nicht die deutliche Schlechterstellung des Chefarztes gegenüber der Geschäftsführung im Vergleich zu vor 20 Jahren? Ein fixes Millionensalär (https://openjur.de/u/372177.html) wie Adamek dürfte damit einhergehend auch die Ausnahme sein...
Genau, neben den Kosten zur Erfüllung staatlicher Auflagen sind enorme Kostentreiber auch Personal inkl. Nebenkosten und Energie. Nachdem die weitere Verteuerung von Energie ja schon beschlossen ist ("Klimapaket"), Deutschland jetzt den Spitzenreiter aller OECD-Länder bezüglich Steuern und Abgaben innehat, Zukunftsindustrien abgewürgt werden (Solar, Mobilfunk) und das ganze noch mit einer verkorksten "Verkehrswende" garniert wird, sehe ich nicht, daß das produzierende Gewerbe nochmal zulegen würde. Zumindest bis zur Coronakrise waren "irgendwas-mit-Medien-Klitschen" und "Laberjobs" die angesagten Felder- aber ob man damit einen Staat dauerhaft finanzieren kann?
Was den anderen Teil angeht, haben die Chefärzte sich ihre Entmachtung sicherlich nicht gewünscht, sondern diese ist von den BWLern durchgesetzt worden. Also Henne - > Ei? Davon abgesehen halte ich eine so exorbitante Vergütung für Geschäftsführer/Vorstände von in Krankenhausplänen festgeschriebenen KHs für unredlich. Das unternehmerische Risiko hält sich aufgrund des Krankenhausplans in Grenzen, Investitionen kommen zu erheblichen Teilen vom Staat und die Einnahmen/DRGs sind bis auf die zweite Nachkommastelle festgelegt. Gewinne sehen die DRGs auch gar nicht vor...
Nachdem irgendwann alles "rationalisiert" ist, bleibt nur noch kreative Buchführung und das Auspressen von Personal. Und mit Mengenrabatt durch Verbundeinkäufe von Toilettenpapier und Teebeuteln lassen sich sicher keine Millionengehälter realisieren.
Ich bin kein Fan von sozialistischen Ideen, aber eine Deckelung der Gehälter der Teppichetagen von Krankenhäusern innerhalb der staatlichen Planung auf das Niveau des Leiters der lokalen Wasserwerke (hat mehr Kunden) oder eines Leiters einer Bezirksfinanzdirektion (hat mehr "Umsatz") wären durchaus angezeigt...
FirebirdUSA
08.08.2020, 16:36
Bei uns hat keiner mehr wie 44h/Woche im Durchschnitt trotzdem brauchen wir OptOut um gerade die Urlaubsmonate im Sommer mit Diensten zu belegen (der Mittelungszeitraum ist das Problem)... insofern ist es nicht immer nur Knechtschaft.
MissGarfield83
08.08.2020, 16:38
60 Stunden im Durchschnitt finde ich auch wahnsinnig viel. Da bleibt doch kein Privatleben mehr. Und es bleibt ein Freibrief nicht mehr Ärzte einstellen zu müssen, da man legal die Arbeitszeit einfach verlängert und man selbst fein raus ist.
Süss.Arbeitest du schon? Mit 2 24h Diensten und 2x 8h bist du schon deutlich drüber - und nein, so selten ist das nicht. Weisst du, von dir lese ich dauernd doch viel Meinung, aber wenig Ahnung von der Realität. Im Studium kann man noch überheblich rumtröten - nur dann ist der Fall auf den harten Boden der Realität umso schmerzhafter. Kompromisse wird man machen müssen, wenn man eine gute Aus und Fortbildung möchte
FirebirdUSA
08.08.2020, 16:42
Im Durchschnitt ist das schon sehr viel... das es immer wieder so Wochen gibt steht außer Frage.
MissGarfield83
08.08.2020, 16:45
Man gewöhnt sich aber durchaus daran, genauso wie an die freien Tage nach BD. Gibt ja durchaus Kliniken wo 6-8 BD/Monat eher die Regel als die Ausnahme sind.... und 2/ Woche sind da schon gut leistbar...
Absolute Arrhythmie
08.08.2020, 16:48
Tja, mit zwei Tagen normale Arbeit, zwei Nachtdiensten und einem Wochenend-Tagdienst komme ich diese Woche auch auf 62 Stunden. Und das ist ja jetzt nicht mal eine besonders krasse Dienst Belastung.
Solang man dafür an anderer Stelle weniger arbeitet (ich z. B. nächste Woche nur einen Tag, das ist auch mal nett zwischendurch) finde ich das auch machbar.
ehem-user-21-08-2020-1502
08.08.2020, 16:51
Im Studium kann man noch überheblich rumtröten - nur dann ist der Fall auf den harten Boden der Realität umso schmerzhafter. Kompromisse wird man machen müssen, wenn man eine gute Aus und Fortbildung möchte
Was von dem was ich geschrieben habe ist überheblich? Weil ich 60 Stunden viel finde? Und eine gute Aus- und Fortbildung erwarte ich in meiner Arbeitszeit und nicht nach Dienstschluss. Mir ist bekannt, dass es anders läuft
ehem-user-21-08-2020-1502
08.08.2020, 16:55
Man gewöhnt sich aber durchaus daran, genauso wie an die freien Tage nach BD. Gibt ja durchaus Kliniken wo 6-8 BD/Monat eher die Regel als die Ausnahme sind.... und 2/ Woche sind da schon gut leistbar...
Dann bewirb dich doch da, wenn du das alles so gut und normal findest. Es gibt aber auch Kliniken und Fächer wo es mit weniger geht. Und was stimmt nicht an meinen Aussagen? Wenn man mit 60 Std/Woche noch Zeit für Privatleben hat? Und das die Opt-Out-Unterschrift mit dafür sorgt, dass nicht mehr Leute eingestellt werden müssen? Was ist daran falsch? Das es auch 80-100 Stunden gibt, weiss ich. Und ob ich die Folgewoche wirklich weniger arbeite, wenn ich in einer Woche über 60 Stunden hatte?
MissGarfield83
08.08.2020, 17:36
Welches Fach willst du nochmal machen?
ehem-user-21-08-2020-1502
08.08.2020, 18:28
Welches Fach willst du nochmal machen?
Voraussichtlich Kinder- und Jugendpsychiatrie
Ich lese hier auch ziemlich viel
Meinung für die Tatsache, dass du ganz grundsätzlich nicht verstanden hast, was ein Opt Out eigentlich bedeutet...
ehem-user-21-08-2020-1502
08.08.2020, 18:36
Ich lese hier auch ziemlich viel
Meinung für die Tatsache, dass du ganz grundsätzlich nicht verstanden hast, was ein Opt Out eigentlich bedeutet...
Welchen konkreten Vorteil hat den die Unterschrift für den Arbeitnehmer? (Anstellung jetzt mal außen vor) Und welchen konkreten Vorteil hat der Arbeitgeber dadurch?
Folgende Beschreibung habe ich gerade dazu gefunden, die genau das bestätigt, was ich gesagt habe.
Natürlich kann das auch nur eine völlig falsche Einzelmeinung sein.
https://www.praktischarzt.de/magazin/opt-out-regelung/
"Und viele Ärzte unterschreiben, ohne dass sie genau wissen, dass sie gerade im Begriff sind, auf ihre Rechte als Arbeitnehmer zu verzichten"
"Wollte eine Klinik gewährleisten, dass ein Arzt nicht mehr als 48 Wochenstunden arbeitet, und trotzdem eine – 7 Tage die Woche – 24 Stunden am Tag – Patientenbetreuung garantieren, müsste sie deutlich mehr Ärzte anstellen oder andere Arbeitszeitmodelle schaffen. Die meisten Kliniken können oder wollen sich das nicht leisten."
Also eine 60h Woche und dafür aber auch Ausgleich in den Wochen darauf ist schon in Ordnung, aber ganz bestimmt nicht die Realität in den meisten Kliniken. Dann sind es schon 60h-80h die Woche. Ich meine, wer Lust hat sich daran zu gewöhnen - bitte schön. :-nix
ehem-user-21-08-2020-1502
08.08.2020, 20:09
Es ist ja zum Glück nicht so, dass eine größere Anzahl von Ärzten dass Land verlassen würde, um Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Diese Vereinbarung ist den meisten Ärzten egal. Und glücklicherweise raten nicht Assistenz- oder Fachärzte in älteren Forenberichten aus guten Gründen davon ab, opt-out zu unterschreiben.
FirebirdUSA
08.08.2020, 20:21
Welchen konkreten Vorteil hat den die Unterschrift für den Arbeitnehmer? (Anstellung jetzt mal außen vor) Und welchen konkreten Vorteil hat der Arbeitgeber dadurch?
Folgende Beschreibung habe ich gerade dazu gefunden, die genau das bestätigt, was ich gesagt habe.
Natürlich kann das auch nur eine völlig falsche Einzelmeinung sein.
https://www.praktischarzt.de/magazin/opt-out-regelung/
"Und viele Ärzte unterschreiben, ohne dass sie genau wissen, dass sie gerade im Begriff sind, auf ihre Rechte als Arbeitnehmer zu verzichten"
"Wollte eine Klinik gewährleisten, dass ein Arzt nicht mehr als 48 Wochenstunden arbeitet, und trotzdem eine – 7 Tage die Woche – 24 Stunden am Tag – Patientenbetreuung garantieren, müsste sie deutlich mehr Ärzte anstellen oder andere Arbeitszeitmodelle schaffen. Die meisten Kliniken können oder wollen sich das nicht leisten."
Wie gesagt von besserer Planbarkeit. Ich hab lieber 4-5 Dienste gemacht und Opt - Out unterschrieben als Schichtdienst zu haben (wäre die Alternative gewesen). Wenn aber tatsächlich die durchschnittliche WAZ 60+h ist sollte man Opt Out kündigen. 60-80h ist sicher nicht überall die Realität. Für manche Fächer mag es noch so sein, aber sicher auch nicht überall
ehem-user-21-08-2020-1502
08.08.2020, 20:27
Wie gesagt von besserer Planbarkeit. Ich hab lieber 4-5 Dienste gemacht und Opt - Out unterschrieben als Schichtdienst zu haben (wäre die Alternative gewesen). Wenn aber tatsächlich die durchschnittliche WAZ 60+h ist sollte man Opt Out kündigen. 60-80h ist sicher nicht überall die Realität. Für manche Fächer mag es noch so sein, aber sicher auch nicht überall
Ok, das klingt logisch und nachvollziehbar. 4-5 Dienste sind ca. 1 pro Woche. Das geht auch. Eine "deutlich über 60-Stunden Woche" möchte ich einfach nicht haben. Jeder kann von mir aus arbeiten so lange er will, aber ich sehe es nicht als überheblich an, gewisse Dinge offen zu kritisieren
Feuerblick
08.08.2020, 20:59
Es ist halt wie bei jedem Vertrag: Vor Unterschrift empfiehlt es sich, die Situation in der Abteilung anzuschauen, die Anzahl der Dienste und Überstunden abzuschätzen und zu schauen, welches Dienstsystem die Alternative wäre, wenn es kein Opt-Out gibt. Es gibt einige Fächer und Kliniken, da würdest du, obwohl dir Opt-Out aufgrund der Struktur des Fachgebiets und der Arbeitsweise in der Klinik, bei weitem keine 60 und mehr Stunden bescheren. Selbst im Mittel nicht bzw. allenfalls theoretisch. Alternativ könntest du statt 24-Stunden-Diensten dann Schichtdienst machen, was bei humanen Diensten unter Umständen keine wirkliche Alternative ist. Will sagen: Ja, in manchen Abteilungen wird Opt-Out gerne bis Anschlag ausgenutzt. Aber das kann man so pauschal nicht als Regel aufstellen und deshalb lohnt es sich, individuell in der Abteilung nachzufragen, wie die Situation wirklich ist. Es zwingt dich niemand, Opt-Out schon bei Stellenantritt zu unterschreiben. Du darfst durchaus erst einmal schauen, was wirklich läuft. Damit bin ich immer gut gefahren.
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