Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
MissGarfield83
10.08.2020, 04:46
Nunja, aktuell ist es aber so. Du weisst selbst wie schwierig es für manche Häuser ist qualifiziertes Personal zu generieren und wie oft mit Krücken wie Berufserlaubnissen Lücken gestopft werden. Solange diese Regelung nicht in irgendeinem Tarifvertrag steht wird sie weiter ausgenutzt. Es war ja schon schwer zwei garantiert freie WE und max 4 Dienste im TVÄ unter zu kriegen. Wenn man jetzt sieht wie an den Unikliniken versucht wurde mit Corona als Begründung von dieser Regelung abzuweichen...
Wünschen kann man sich viel, aber ich bleibe da eher realistisch. Man sucht sich halt nicht den Arbeitgeber mit den schlechtesten Bedingungen aus - sondern den wo sich Pros und Contras so die Wage halten, dass man am Ende für sich rechtfertigen kann jeden Morgen aufzustehen und dort viel Zeit zu verbringen.
Es ist ja schön und gut wenn man sagt ich will nur nen 40 Stunden Job weil sonst meine Freizeit draufgeht - aber wie anignu schon schrieb ist das nicht wirklich realistisch wenn ein 24h Dienstmodell aufrechterhalten werden soll.
FirebirdUSA
10.08.2020, 06:57
Das ist aber irgendwie kein Argument. Muss man halt einen Tag pro Woche frei haben. Traurig, dass so viele Ärzte meinen, dass das ein Problem wäre :-)) Eigentlich sollten Arbeitnehmer ja ihre eigenen Interessen vertreten, und nicht die der Arbeitgeber...
Das muss man aber auch wollen... wäre tatsächlich eine Lösung, würde aber Grundgehalt bedeuten und vermutlich mehr Überstunden am Tag.
Ich nehm lieber das Geld und hab unter der Woche keine oder fast keine Überstunden.
Das es genug Abteilungen gibt, wo jeden Tag 2-3 Überstunden anfallen ist mir bewusst.
Man könnte alternativ auch die Tagdienste verkürzen. Sieben statt acht Stunden. Schon sind vier Dienste im Monat kein Problem.
Wenn Überstunden konsequent bezahlt werden müssten und würden, hätten die Krankenhäuser bestimmt schon viel mehr unternommen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, mehr Schreibkräfte/Sekretariatskräfte eingestellt, usw. Die vielen Ineffizienzen im Krankenhausalltag werden IMHO zu einem guten Teil dadurch perpetuiert, dass es halt genug Ärzte gibt, die doof genug sind, für lau länger zu bleiben.
Am Allerwichtigsten wäre allerdings, die erlaubte Bettenzahl an die Zahl der Ärzte zu knüpfen. Wo es nicht genug Ärzte gibt, müssen dann eben Stationen gesperrt werden. Bei der Pflege funktioniert es ja auch. Da würden dann bestimmt einige bisher eher träge Chefärzte recht flott in die Gänge kommen, die Arbeit stärker auf ärztliche Tätigkeit fokussieren, ggfs. Honorarkräfte einstellen (was Ärzten wiederum mehr Möglichkeiten und somit mehr Verhandlungsmacht geben würde), etc.
MissGarfield83
10.08.2020, 10:49
Dafür müsste es die Politik interessieren. Ich sag nur Lavendel...
Jule-Aline
11.08.2020, 19:51
Zur Kündigung: Wenn der nächste Arbeitgeber nicht gerade der öffentliche Dienst ist, interessiert es in der Klinik kaum,ob nun zum 1. Oder ,15. gekündigt wurde.
Feuerblick
11.08.2020, 19:55
Selbst den öffentlichen Dienst interessiert das nicht die Bohne. :-nix
roxolana
12.08.2020, 13:05
Warum sollte denn der ÖD ein besonderes Interesse daran haben?
Ganz toll, wir haben derzeit ein Terminsystem, mit dem alle glücklich sind, Patienten weil sie schnell einen Termin bekommen, die MFAs, weil sie nicht dauernd wüst beschimpft werden, wir Ärzte, weil wir keine Diskussionen mehr um die Unmöglichkeit unseres Systems führen müssen. Das Dumme: wir dürfen es so nicht machen. Mit fünf Sitzen müssen wir 25 Stunden freie Sprechstunde pro Woche anbieten. So viel haben wir trotz ausgedehnter freier Sprechstunde nie geschafft nur 21h. Feste Termine frei zu vergeben für Leute, die entweder ihre Standardjahreskontrollen brauchen (Diabetiker und Co) oder ein "man könnte mal wieder gucken lassen" wünschten, hatten wir kaum zu vergeben so, keine 100 Termine im Monat und das ein halbes Jahr im Voraus. Denn fest geplante Galukomkontrollen, OP-Kontrollen, die ganze riesige AMD-Sprechstunde etc fressen unglaublich viel Kapazität, und eben die freie Sprechstunde. Bei der Definition, was ein NF ist und entsprechend sofort kommen darf, sind wir sehr großzügig. Die Patienten, die anrufen, werden also immer auf die freie Sprechstunde hingewiesen, die meisten finden es unmöglich, weil sie dann früh aufstehen müssen, weil sie keine Platzgarantie haben und auf jeden Fall warten müssen ohne festen Termin.
So, nun kam Corona und wir hatten alle freien Sprechstunden komplett abgesagt, da die Leute sich ja zu Hauf im Hausflur knubbeln dabei, derzeit keine gute Idee. Mittlerweile haben wir seit drei Monaten wieder volle Sprechstunden, es kommen wieder alle, keiner kommt mehr wegen Infektionsgefahr nicht, also hier kein Verdünnungseffekt. Tja, wir können plötzlich jedem, der anruft, innerhalb einer Woche einen Termin anbieten, weil durch die nicht stattfindende freie Sprechstunde jede Woche ca 130 Termine extra frei sind. Aber wir werden wieder umestellen müssen auf das System, das alle unzufrieden macht. Ein Traum.
Zum 1. August zwei neue Kollegen bekommen, können sie aber nicht sinnvoll einsetzen, da sich der EDV-Leiter weigert, ihnen einen Zugang zum KIS einzurichten. Dafür ist vorher eine Schulung notwendig, er weigert sich aber dies zu halten, da er dazu näher als 1,5 Meter an die Teilnehmer ranmuss und er sich für einen Risikopatienten hält. Sein Kollege ist bis Mitte September im Urlaub...
Feuerblick
12.08.2020, 20:36
Was sagt euer Chefarzt dazu?
vanilleeis
12.08.2020, 21:10
Ganz toll, wir haben derzeit ein Terminsystem, mit dem alle glücklich sind, Patienten weil sie schnell einen Termin bekommen, die MFAs, weil sie nicht dauernd wüst beschimpft werden, wir Ärzte, weil wir keine Diskussionen mehr um die Unmöglichkeit unseres Systems führen müssen. Das Dumme: wir dürfen es so nicht machen. Mit fünf Sitzen müssen wir 25 Stunden freie Sprechstunde pro Woche anbieten. So viel haben wir trotz ausgedehnter freier Sprechstunde nie geschafft nur 21h. Feste Termine frei zu vergeben für Leute, die entweder ihre Standardjahreskontrollen brauchen (Diabetiker und Co) oder ein "man könnte mal wieder gucken lassen" wünschten, hatten wir kaum zu vergeben so, keine 100 Termine im Monat und das ein halbes Jahr im Voraus. Denn fest geplante Galukomkontrollen, OP-Kontrollen, die ganze riesige AMD-Sprechstunde etc fressen unglaublich viel Kapazität, und eben die freie Sprechstunde. Bei der Definition, was ein NF ist und entsprechend sofort kommen darf, sind wir sehr großzügig. Die Patienten, die anrufen, werden also immer auf die freie Sprechstunde hingewiesen, die meisten finden es unmöglich, weil sie dann früh aufstehen müssen, weil sie keine Platzgarantie haben und auf jeden Fall warten müssen ohne festen Termin.
So, nun kam Corona und wir hatten alle freien Sprechstunden komplett abgesagt, da die Leute sich ja zu Hauf im Hausflur knubbeln dabei, derzeit keine gute Idee. Mittlerweile haben wir seit drei Monaten wieder volle Sprechstunden, es kommen wieder alle, keiner kommt mehr wegen Infektionsgefahr nicht, also hier kein Verdünnungseffekt. Tja, wir können plötzlich jedem, der anruft, innerhalb einer Woche einen Termin anbieten, weil durch die nicht stattfindende freie Sprechstunde jede Woche ca 130 Termine extra frei sind. Aber wir werden wieder umestellen müssen auf das System, das alle unzufrieden macht. Ein Traum.
KV halt. Hirnlose Schreibtischtäter. Letztens erzählte mir eine niedergelasse Zuweiserin, dass sie ihre freie Sprechstunde nur abhält, um den Leuten in 15 minütigen Erstkontakten zu sagen, dass es ohnehin keine Kapazitäten zur Behandlung gibt. Fällt einem nix mehr zu ein
Was sagt euer Chefarzt dazu?
Keine Ahnung. Ich finde es nur immer faszinierend, wie einzelne maligne Personen dank guter Vernetzung und geschickter Politik in eigener Person mit allem durchkommen und am Ende sogar besser dastehen.
Nur wir Ärzte scheinen dafür zu doof zu sein.
KV halt. Hirnlose Schreibtischtäter.
Die KV setzt nur gesetzliche Vorgaben um, die durch den demokratisch legitimierten Bundestag auf Vorschlag des BMG beschlossen wurden. Jens Spahn hat ja auch vorab recht deutlich gemacht, wohin die Reise geht. Aufbegehren gegen solche Zustände sollte zuerst an der Wahlurne beginnen...
][truba][
13.08.2020, 07:20
Keine Ahnung. Ich finde es nur immer faszinierend, wie einzelne maligne Personen dank guter Vernetzung und geschickter Politik in eigener Person mit allem durchkommen und am Ende sogar besser dastehen.
Nur wir Ärzte scheinen dafür zu doof zu sein.
Sorry, aber das hätte es in keiner meiner bisherigen Abteilungen gegeben. Da hätte jeder einzelne meiner Chefs (ob gut oder schlecht) bei dem Typen angerufen und ihm mal mehr als deutlich gesagt, dass er gefälligst seinen Job zu machen hat. Dafür gibts ja auch Hygienevorschriften.
Feuerblick
13.08.2020, 08:11
@truba: Genau das meinte ich. Das hätte sich auch in all meinen Häusern niemand gefallen lassen.
KV halt. Hirnlose Schreibtischtäter. Letztens erzählte mir eine niedergelasse Zuweiserin, dass sie ihre freie Sprechstunde nur abhält, um den Leuten in 15 minütigen Erstkontakten zu sagen, dass es ohnehin keine Kapazitäten zur Behandlung gibt. Fällt einem nix mehr zu ein
Das ist bei unseren PT TSS Terminen auch der Fall... aber ich nehme mir mehr Zeit als 15min um zumindest den Patienten ein bissel was mit auf den Weg zu geben und kann die meisten wenigstens noch ambulant psychiatrisch anbinden...aber Hauptsache der Patient hat innerhalb von 4 Wochen einen Termin... ne Therapie bekommt er oft dadurch trotzdem nicht...
Gibt's hier Kollegen, die von der Inneren in die Anästhesie gewechselt sind bzw. dort ein Fremdjahr gemacht haben? Und wenn ja, wie es so ergangen ist? Habe zwar mein PJ in der Anästhesie gemacht, ist aber auch schon ne Weile her und bin vom handling sehr wahrscheinlich nicht auf dem Stand wie eine frische Pjlerin :D
tragezwerg
21.08.2020, 09:19
Gibt's hier Kollegen, die von der Inneren in die Anästhesie gewechselt sind bzw. dort ein Fremdjahr gemacht haben? Und wenn ja, wie es so ergangen ist? Habe zwar mein PJ in der Anästhesie gemacht, ist aber auch schon ne Weile her und bin vom handling sehr wahrscheinlich nicht auf dem Stand wie eine frische Pjlerin :D
Ich selbst bin zwar direkt Anästhesistin geworden, habe aber zahlreiche Quereinsteiger als Kollegen. Die haben sich alle deutlich schneller ans Fach gewöhnt als ein Berufseinsteiger es kann (viele Dinge wie Zugänge legen etc. kann man ja schon vom vorherigen Fach), und bisher sind alle in der Anästhesie geblieben. Und ne Stelle zu finden ist in der Anästhesie ohnehin kein Problem.
Ich habe nach knapp 3 Jahren Innere dann noch 19 Monaten Anästhesie gemacht. Danach dann aber zurück zum Internisten gewechselt. Bin aber sehr froh um die Zeit auf der Anästhesie!
roxolana
21.08.2020, 11:30
Die haben sich alle deutlich schneller ans Fach gewöhnt als ein Berufseinsteiger es kann (viele Dinge wie Zugänge legen etc. kann man ja schon vom vorherigen Fach), und bisher sind alle in der Anästhesie geblieben.
Was machen eigentlich Anästhesie-Berufseinsteiger, wenn sie noch keine Zugänge legen können? Hilft dann die Pflege? Oder OA rufen?
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