Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Es geht beim lernen weniger um die OPs (oder Narkosen), die man im Dienst nur machen kann (jaaa, aus Chirurgenzeiten kenne ich noch das Montagsbonbon, die Ask Knie am Mittwoch auf dem OP Plan, die unglücklicherweise wegfällt, dann am Do gegen ‚ach, dann machst Du die Sekundärnaht‘ ausgetauscht wird..), sondern um die Erfahrung im organisatorischen, die man nur durch eigenverantwortliches Arbeiten im halbwegs geschützten Rahmen lernt. Im Dienst zu mehreren Dienstgruppen ist das optimal möglich. Nicht jeder Assistent ist so weitsichtig und übernimmt freiwillig das Diensttelefon tagsüber vor seinen Diensten, um zu lernen, was alles im Dienst auf einen zukommt.
e.
Dem widerspreche ich auch. Ich kann ziemlich gut organisieren und zwar egal, ob jemand da ist oder nicht. Das hab ich nicht im Dienst gelernt, sondern in den stressigen Stationstagen, an denen man den gesamten Stationskram irgendwie zwischen die OPs quetschen muss, ohne dabei zu verhungern und eine Überlaufblase zu bekommen. Es ist ja mitnichten so, dass nur weil andere Kollegen anwesend sind, die dir auch immer helfen. Klar, im Notfall meist schon, aber eben nicht, wenns drum geht, Abläufe zu priorisieren, damit alles einigermaßen läuft. Und wenn dir im Notfall geholfen wird, lernst du doch, wie du es beim nächsten Mal (im Dienst?) alleine machst.
Das was im Dienst oft lernt bzw. anders macht als im Tagesprogramm ist zb dass man sich auf den OA einstellt nach dem Motto "ich weiß, der will früh in alles einbezogen werden" oder "ich ruf erst an, wenn ich alle Infos und ein Konzept habe".
Welcher OA will denn ohne Infos oder Konzept angerufen werden?
Das mache ich bei uns nur bei einer Sache und zwar einer klaren Thrombektomieindikation (Basilaris-, akuter ICA- oder M1-Verschluss). Wobei hier das Konzept natürlich schon steht: Lyse und DSA. :-nix
Interessante Fälle oder richtiges Reagieren bei Problemen kann man auch tagsüber lernen.
Theoretisch. Wenn es denn so passiert... In der Gefäßchirurgie ist es so dass viele Notfälle nicht ganz früh kommen um im Regelprogramm operiert zu werden sondern irgendwann am Tag kommen und meist zieht es sich dann in den Dienst oder sie kommen gleich nachmittag/abend/nacht. Zumindest gefühlt. Alleine wenn ein Patient mit akutem Gefäßverschluss erst zum Hausarzt geht als Notfall am Vormittag, der ihm dann sagt er soll ins Krankenhaus gehen, dann kommt er mittags/nachmittags an und bis die OP losgeht ist es Dienstzeit.
Die elektive Femoralis-TEA, Varize, EVAR, Bypass etc. lernt man unter tags. Die Notfälle vor allem abends/nachts.
Welcher OA will denn ohne Infos oder Konzept angerufen werden?
Stehst du nicht auf Anrufe wie "Achtung, Achtung, mir wurde ein Patient angekündigt der vielleicht in nächster Zeit kommt, ein unklares Krankheitsbild hat aber vielleicht ein Notfall sein könnte der dann von euch behandelt werden muss!!!111!!!!!!1!1!!11"
Da könnte ich sowas von kotzen. Hauptsache alle informieren. Und wenn es ein dringender Verdacht auf ein unklares Krankheitsbild eines noch nicht anwesenden Patienten ist.
Das kenne ich so nur von unseren ECMO-Verlegungen. "Ja unser ECMO Team fliegt jetzt raus um extern einen Patienten an die ECMO zu nehmen und dann einzufliegen. Ankunft in ca. 2-4h dann hier zum CT."
Ja danke für den Anruf um 1 Uhr morgens das um 4 Uhr vielleicht jemand kommt... Als ob man bei einem ECMO-pflichtigen ARDS über die Indikation zum CT diskutieren müsste. :-peng
Kackbratze
17.12.2020, 21:41
"Ich bin gerade angerufen worden, dass der Rettungsdienst vielleicht ein Bauchproblem bringt, die sind gerade dabei das Altenheim anzufahren, vermutlich sind sie dann so in 3h Ortseingang".
In der Psychiatrie auch oft der Fall :-))
Ein wunderschönes Beispiel für meine weiter oben aufgestelle Behauptung "money rules":
Wenn der Radiologe, der trotz relativ großem Haus wegen sowas aus dem Rufdienst antanzen muß und dann wegen der Mindestruhezeit von 6h noch gleich früh die ersten zwei Interventionen abgesagt werden müssen (weil sonst keiner ist da, der es macht) dann ist nach einer "Ansprache" der versammelten CA ganz schnell Schicht im Schacht für die anfordernden Kollegen in der Frühbesprechung und es werden auch wirklich nur noch knallharte, zeitkritische Indikationen nachts abgearbeitet...
Erfunden? Nö, das habe ich mehr als ein Jahr lang so machen müssen...
Aber wenn der Radiologe nachts eh für lau oder für Minusstunden da ist, kann man ihn auch sinnfrei belästigen, vielleicht klappt es dann besser mit dem eigenen Programm und man hat wieder einen halben Tag rausgeschlagen.
...
Wenn ein Krankenhaus für das gesamte OP-Team z.B. ab 18h 30% mehr Personalkosten einplanen muß, wird die GF relativ schnell nachrechnen, ob z.B. die Radiusfraktur statt abends auch am nächsten Tag vormittags (ggf. mit verändertem Personalschlüssel) aufgelegt werden kann, oder ob ein OP nicht auch wie eine ähnlich teure Werkstatt auch mal nachts ein paar Stunden leer bleiben kann.
Das Vorhalten von Personal für die tatsächlich dringenden Notfälle ist davon unbenommen...
Money Rules ist wirklich das richtige Stichwort. Geld ist wirklich die einzige Sprache, die die Geschäftsfürung wirklich versteht. Das beginnt bei den Stellennachbesetzungen. Wenn 3 anstelle von 4 WBA die gleiche Fallzahl schaffen, die gleiche Anzahl an Dienste bewältigt und dabei keine Überstunden aufschreiben, ist es eine einfache Rechnung.
Das gleiche Problem ist, dass die Versorgungsqualität sich auch oft nicht in Zahlen niederschlägt. 3 WBA im ersten Jahr kosten viel weniger als 3 Fast-Fachärzte.
Genauso geht es mit Stationssekretäre, Phlebotomisten und DRG-Coder. Beispiel: Es wurde berechnet, ob eine DRG-Fachkraft bessere Erlöse bringt als das Vorcodieren von WBA außerhalb der Arbeitszeit. Wenn das endgültige Codieren der geschulte OA übernimmt und auch die Überstunden nicht aufschreibt, rechnet sich ein DRG-Coder nicht.
Das sehe ich genauso.
Da könnte man dann auch ziemlich gut ansetzen. Z.B. eine landesweite Kampagne starten, dass ab, sagen wir mal 1. März alle Ärzte jede einzelne Überminute aufschreiben, ganz egal was der Chef sagt. In jeder Klinik Leute Multiplikatoren suchen, die die Kampagne weiterverbreiten. Wenn eine kritische Masse da mitmacht, wäre jeder Chefarzt und jede Krankenhausverwaltung machtlos und der Bann der unbezahlten Mehrarbeit gebrochen.
Kennt sich hier jemand mit Vitamin B12 und der entsprechenden Substitution aus? Ich habe ein Kind mit Anorexie, die sich vegan/vegetarisch ernährt und einen noch normalen VitB12-Spiegel aber schon ein erniedrigtes Holotranscobalamin hat. Man könnte jetzt ja theoretisch noch Homocystein oder Methylmalonsäure nachbestimmen aber brauchts das? Und wenn ich jetzt substituieren will, wie mache ich das? ernstzunehmende medizinische Präparate finde ich nur i.m., sonst nur Nahrungsergänzungsmittel aus fragwürdigen Quellen. Die ganzen Veganer werden sich doch aber nicht ständig ne Spritze in den Oberarm jagen....Frau Pelz wie machst du das?
WackenDoc
18.12.2020, 06:33
@davo: Das funktioniert nicht. Da kann der Chef sagen dass man wirklich jede Überminute erfassen soll. Da kann der Altassistent sagen, dass es völlig normal ist, dass man als Anfänger etwas länger braucht und die komplette Arbeitszeit erfasst werden soll- dafür gibt es ja auch nun mal weniger Gehalt. Der Anfänger erfasst dann trotzdem die Überstunden nicht richtig.
Feuerblick
18.12.2020, 06:38
Und wir wollen nicht die vergessen, die trotzdem wieder Repressalien befürchten (gabs hier in den Threads schon ausreichend) oder die glauben, dass es sowieso nichts bringt. :-nix
Bonnerin
18.12.2020, 07:17
@Kandra: Bei mir ist zufällig ein Vit. B12-Mangel aufgefallen beim Arbeitsmediziner und ich hab die Bestimmung von Methylmalonsäure und Holotranscobalamin aus eigener Tasche gezahlt. Ersterer war gut, letzterer war eindeutig zu niedrig, darum halt mangelnde Zufuhr (esse zwar gelegentlich Fleisch, aber nix mit hohem B12-Gehalt).
Habe mit ner Freundin gesprochen, die Apothekerin ist und nehme seitdem Sublingualtabletten (Vit. B. Kombipräparat). Zumindest subjektiv ist es dadurch auch besser geworden (Kribbeln hat nachgelassen), zur Kontrolle des Spiegels war ich aber noch nicht.
MissGarfield83
18.12.2020, 07:20
Kennt sich hier jemand mit Vitamin B12 und der entsprechenden Substitution aus? Ich habe ein Kind mit Anorexie, die sich vegan/vegetarisch ernährt und einen noch normalen VitB12-Spiegel aber schon ein erniedrigtes Holotranscobalamin hat. Man könnte jetzt ja theoretisch noch Homocystein oder Methylmalonsäure nachbestimmen aber brauchts das? Und wenn ich jetzt substituieren will, wie mache ich das? ernstzunehmende medizinische Präparate finde ich nur i.m., sonst nur Nahrungsergänzungsmittel aus fragwürdigen Quellen. Die ganzen Veganer werden sich doch aber nicht ständig ne Spritze in den Oberarm jagen....Frau Pelz wie machst du das?
@kandra : Macht das Sinn, das weiter zu eroieren? Vegane und vegetarische Essformen haben ja grundsätzlich das Risiko einer Hypovitaminose - also wird man VitB12 entweder über die Nahrung oder artifiziell zuführen müssen. Gibt es Hinweise auf Malabsorption ( also Zeichen einer megaloblastäre Anämie, Hinweise auf Essstörungen oder regelhaftes Erbrechen) ? Erst dann macht eine parenterale Gabe Sinn - ansonsten gibt es genug orale Präparate - sei es singuläres Vit B12 oder Vit B1+B6+B12 - die Ampullenform lässt sich ggf auch oral zuführen, ist aber zu teuer für sowas.
Vielleicht hilft dir der Artikel https://www.researchgate.net/publication/328784694_Vegetarische_und_vegane_Ernahrung
@kandra : Macht das Sinn, das weiter zu eroieren? Vegane und vegetarische Essformen haben ja grundsätzlich das Risiko einer Hypovitaminose - also wird man VitB12 entweder über die Nahrung oder artifiziell zuführen müssen. Gibt es Hinweise auf Malabsorption ( also Zeichen einer megaloblastäre Anämie, Hinweise auf Essstörungen oder regelhaftes Erbrechen) ? Erst dann macht eine parenterale Gabe Sinn - ansonsten gibt es genug orale Präparate - sei es singuläres Vit B12 oder Vit B1+B6+B12 - die Ampullenform lässt sich ggf auch oral zuführen, ist aber zu teuer für sowas.
Vielleicht hilft dir der Artikel https://www.researchgate.net/publication/328784694_Vegetarische_und_vegane_Ernahrung
Das Kind hat eine Anorexie und ernährt sich zu Hause vegan, hier zumindest teilweise vegetarisch. Ich finde eine Substitution daher zumindest überlegenswert. Danke für den Artikel, da ist ja zumindest ein orales Präparat empfohlen.
ninakatharina
18.12.2020, 08:51
@kandra: Wir bestimmen Vit. B12 in der Regel gar nicht mehr mit, ein erniedrigtes Holotranscobalamin ist ausreichend als Marker für den B12-Mangel. Falls manifeste Anämie würde ich Folsäure mitsubstituietrn und im Verlauf auch nochmal auf den Fe-Status schauen. Liebe Grüße aus der Hämatologie :)
Fraglich ist doch auch, ob es oral wirklich ankommt und ob man nicht im Sinne einer Kur zweimal im Jahr wiederholt Spritzen kann? Wenn die Speicher aufgefüllt sind, braucht man ja nicht täglich neues B12.
In Veganerkreisen wird auch meist nur holotranscobalamin bestimmt. Ich nehme den empfohlenen Tagesbedarf als Tablette, für meine Tochter hatte ich diese Ampullen mit Himbeergeschmack. Aktuell essen die Kids allerdings in der Schule wegen eines einfallslosen caterers fast jeden Tag Fleisch oder zumindest Milchprodukte.
Hier gibts tatsächlich ein, zwei junge dynamische Oberärzte, die zumindest bei der Aufnahme von Kindern schnell angerufen werden wollen und dann mach ich was zb so, dass ich bei ängstlichen oder sehr schmerzgeplagten Kindern gleich mit dem OA zusammen schalle um doppelte Untersuchungen zu vermeiden.
kartoffelbrei
18.12.2020, 12:04
Fr. Pelz, welches Präparat nimmst du?
roxolana
18.12.2020, 12:32
Hochdosiertes B12 (1000 microgramm/Tag) wird selbst bei IF-Mangel ausreichend oral resorbiert (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4993789/). Ich nehme selbst die 1000er Jarrow, die schmecken gut und man braucht sie als nicht IF-Defizienter auch nur ein paar Mal die Woche zu nehmen, also ideal für Leute, die gerne ihre Tabletten vergessen. :-))
An "seriösen" Tabletten gibt es z.B. die B12 Ankermann (auch 1000er), allerdings enthalten die Lactose und daher greifen Veganer in der Regel lieber auf die als vegan deklarierten Produkte wie Jarrow zurück.
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