Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Anne1970
27.02.2021, 22:37
Wenn keiner manipuliert und jeder ein- und ausstempelt, wenn er kommt bzw. geht, dann bringt die elektronische Zeiterfassung EXAKTE Aussagen zu allen Zeiten, Überstunden, Anwesenheiten. Dann kann man 1. sehen, ob und wieviele Überstunden tatsächlich anfallen und 2. können selbige auf die Minute dokumentiert und auch abgefeiert werden.
Wenn man selbst dokumentiert, lässt man schon eher mal ein paar Minuten hintenrunterfallen. Jeden Tag fünf Minuten läppern sich am Ende doch.
Und man hat Nachweise, falls das AZG durch den Arbeitgeber mit Füßen getreten wird.
Gut, wenn natürlich jeder sich ausstempelt, sobald die offizielle Arbeitszeit rum ist, dann aber weiterarbeitet, kann man die Zeiterfassung auch ganz lassen. Oder wenn Chefs damit drohen, dass man Ärger bekommt, wenn man Überstunden entsprechend dokumentiert. Aber DAS sollte man sich sowieso nicht gefallen lassen. Egal, ob und wie man Überstunden dokumentiert.
Gut zusammengefasst. Im Klinikum Fulda gibt’s die elektronische Zeiterfassung seit Jahrzehnten. Und die BV bezüglich der rechtzeitigen Erstellung der Dienstpläne gab es auch schon ca. ein Jahr vor dem aktuellen VKA -Abschluss.
Pampelmuse
28.02.2021, 09:47
@ Matze: Meinst Du, Deinen Kollegen haben ein Problem damit, dass Du pünktlich gegangen bist oder ist es eher der Fakt, dass Du Dich nicht abgemeldet hast? (So wie ich das rauslese, ist das bei Euch ja Usus.)
Matzexc1
28.02.2021, 10:00
@ Matze: Meinst Du, Deinen Kollegen haben ein Problem damit, dass Du pünktlich gegangen bist oder ist es eher der Fakt, dass Du Dich nicht abgemeldet hast? (So wie ich das rauslese, ist das bei Euch ja Usus.)
Ja, ich glaube auch, dass die Unbegeisterung mit dem Abmelden zusammenhängt. Wobei es teilweise auch so ist, dass im Regel-, Langem-,Oder Ambulanzdienst nicht abgemeldet wird und man geht einfach wenn es Zeit ist. Bei langem Dienst wird man morgens durch den Organisator angerufen ob man im Langen Dienst ist
Die Unbegeisterung in diesem Punkt kann ich verstehen und deswegen bin ich mir auch sicher das da noch was kommt.
Ich hab halt aufgrund des Telefongesprächs mit dem OA, vor der CT Fahrt, angenommen daß er weiss das ich nur noch 1h im Dienst bin. "Dauert ja nicht lange, ist ja schnell erledigt" als ich das Protokoll wegbrachte haben wir uns auch kurz gesehen und er hat mir keine Aufgaben erteilt, für mich war der Eindruck das ich damit verabschiedet wäre.
][truba][
28.02.2021, 11:04
Arbeitest du nicht in ner Uniklinik? Klingt eher ein wenig nach Kindergarten.
Hab ich ja noch nie gehört, dass man sich abmelden muss wenn sein Dienst beendet ist.
Klar kann man mal fragen ob noch was wichtiges anliegt aber wenn die CT Fahrt deine Aufgabe gewesen ist, diese beendet war und dein Dienst vorbei?
Gibt wirklich merkwürdige Konzepte.
Klingt halt so als würde man halt bei jemanden, den man ohnehin schon auf dem Kiecker hat, nach Fehlern suchen. Wahrscheinlich bist du nicht der erste und einzige Mitarbeiter, der sich zu Dienstende nicht hochoffiziell abgemeldet hat aber bisher hat man sich halt einfach aktiv drüber aufgeregt.
Matzexc1
28.02.2021, 11:55
Aufgrund gewisser Ereignisse bin ich bereits der Meinung daß einige mich gerne aus der Abteilung verschwinden sehen würden, inklusive der Betreffende, vor allem da er mich Mal wegen, seiner Meinung nach, fehlender Befunde zu KHK und COPD eines Patienten extra auf den Gang befohlen und zurechtgewiesen hat(inklusive einer Drohung die mich mehr an eine Doku über die Stasi erinnert hat).
Ich überlege ob ich die Angelegenheit nicht gleich selber beim Chefarzt vorbringen soll, Angriff ist ja meist die beste Verteidigung.
Und ja es ist eine Uniklinik die für diese Abteilung bei PJ Ranking und studentischer Lehre Spitzennoten bekommt.
da er mich Mal wegen, seiner Meinung nach, fehlender Befunde zu KHK und COPD eines Patienten extra auf den Gang befohlen und zurechtgewiesen hat
Das kommt auf das Setting an ob das passt oder nicht. Ich hab auch schonmal eine Pflegekraft nach der Visite eines Zimmers auf dem Gang nochmal aufgehalten und ihr freundlich aber bestimmt erklärt dass ich der Meinung bin dass ihr Verhalten grad beim Patienten unprofessionell war und warum. Ihre Antwort darauf war, dass ihr das im Nachhinein dann auch aufgefallen sei und sie das nächstes Mal bemühen wird es nicht mehr so zu machen. Das war kurz, sachlich und von beiden Seiten her meiner Meinung nach ok. Man kann Dinge auch mal auf dem Gang klären. Es muss halt passen. Bei euch scheint es nicht gepasst zu haben...
Ich überlege ob ich die Angelegenheit nicht gleich selber beim Chefarzt vorbringen soll, Angriff ist ja meist die beste Verteidigung.
Das kann man machen, das kommt aber auf die eigene soziale Kompetenz an ob das gut geht oder nicht. Dabei geht es darum mit entsprechenden Worten die Sache so zu formulieren dass sich eben keiner auf den Schlips getreten fühlt und dann in einen Verteidigungsmodus schaltet. In einem Angriffs-Verteidigungssetting wirst du verlieren.
Es kann auch mal passend sein sowas als "Entschuldigung" oder Frage in der Morgenbesprechung zu erwähnen. Im Sinne von "Ich wollte nochmal über einen Vorfall von letzter Woche sprechen. Es scheint da Irritationen gegeben zu haben dass ich am Ende der Arbeitszeit gegangen bin. Mir war nicht bewusst dass ich mich am Dienstende abmelden soll. Wenn das gewünscht ist werde ich das in Zukunft selbstverständlich machen." Und vor allem beim letzten Satz aufpassen dass der ehrlich und nicht überheblich klingt oder so.
Aber wie gesagt: sowas muss für den Mensch passen der sowas dann sagt. Sonst wirkt es gestellt und das merkt man. Mir persönlich wäre es ja vollkommen egal ob ich mich abmelden soll oder nicht. Dann mach ich es halt. Aktuell mach ich es eh fast immer, einfach dass man noch kurz abschätzen kann ob es ein gefäßchirurgisches Problem gibt das man noch lösen könnte bevor man weg ist. Die Erfahrung der Vergangenheit zeigt dass dies in einem einstelligen Prozentbereich vorkommt, sich die Assistenten aber trotzdem freuen dass man nochmal nachgefragt hat.
Kurze Frage an die versammelte urologische Fachkompetenz: Was löst bei einer Uro-/Nephrolithiasis eigentlich die Koliken aus? Die Obstruktion durch den Stein selbst oder der resultierende Harnstau?
][truba][
07.03.2021, 12:09
Die Obstruktion durch den Stein löst die Kolik aus. Gibt ja auch häufiger Patienten mit Koliken ohne Harnstau. Eine gestaute Niere selbst macht aber auch Schmerzen (zB Kapseldehnungsschmerz) und kann verstärkt werden wenn distal davon eine Obstruktion durch Konkremente vorliegt.
nordmayo
09.03.2021, 10:17
Liebe Kollegen,
ich würde gern eure Meinung hören.
Ich bin frische Ärztin nach dem Studium. In Kroatien haben wir leider kein Praktisches Jahr im Studium. Nach dem Studium absolvierte ich 6-monatige Praktikum im Krankenhaus in Deutschland.
Derzeit arbeite ich im einen Krankenhaus in Kroatien. Ich wurde der internistischen Notaufnahme mit isolierter COVID Notaufnahme zugeteilt. In dieser Abteilung arbeiten noch 2 erfahrene Assistenzärzte und ein Facharzt. Jeder Tag ist die andere Kombination von dieser Ärzte und man kann keine Routine finden.
Ich arbeite meistens in isolierter COVID Aufnahme, wo COVID suspekte und COVID positive Patienten kommen. Weil dieses Raum isoliert ist, ist mir die Kommunikation mit Assistenzärzten eingeschränkt. Ein anderer Grund, weshalb die Kommunikation nicht gut läuft ist, weil die Assistenzärzte sehr beschäftigt sind und man auf der Antwort lange warten muss.
Assistenzärzte sagen, ich (und meine Kollegen, die auf gleiche Position sind) sollte mehr alleine machen. Sie sagen, dass ich (wir) schon lang da sind und das wir schneller sein sollte. Ich fühle mich nicht bereit, Entscheidungen über die Verabreichung von Medikamenten alleine zu treffen. Sie sagen, warum ich nicht frage, wenn ich etwas nicht weiß. Ich frage immer und das dauert dann. Was denken sie? Sollte ich mehr assertiv sein? Ich möchte nicht die Assistenzärzte ständig unterbrechen, wenn sie eigene Patienten betreuen -dann warte ich. Ich habe kein Problem, fragen wenn ich etwas nicht weiß. Vielleicht habe ich nur zu viel Angst und sollte allein Medikamente geben. Oder ist diese Arbeit gar nicht für mich? Früher hatte ich Interesse an Innere/Allgemeinmedizin aber jetzt bin ich nicht mehr sicher.
Ich arbeite dort seit 1,5 Monaten. Diese Stelle ist etwas wie Basisausbildung in Österreich.
Wie ist eure Erfahrung mit wenig Erfahrung zu haben?
Vielen Dank und Liebe Grüße! :-party
Feuerblick
09.03.2021, 10:50
Ich denke nicht, dass wir hier weiterhelfen können, da wir nicht wissen, wie das Medizinstudium in Kroatien abläuft und was man danach kann/nicht kann/können sollte. :-nix
Pampelmuse
09.03.2021, 17:21
Liebe Kollegen,
ich würde gern eure Meinung hören.
Ich bin frische Ärztin nach dem Studium. In Kroatien haben wir leider kein Praktisches Jahr im Studium. Nach dem Studium absolvierte ich 6-monatige Praktikum im Krankenhaus in Deutschland.
Derzeit arbeite ich im einen Krankenhaus in Kroatien. Ich wurde der internistischen Notaufnahme mit isolierter COVID Notaufnahme zugeteilt. In dieser Abteilung arbeiten noch 2 erfahrene Assistenzärzte und ein Facharzt. Jeder Tag ist die andere Kombination von dieser Ärzte und man kann keine Routine finden.
Ich arbeite meistens in isolierter COVID Aufnahme, wo COVID suspekte und COVID positive Patienten kommen. Weil dieses Raum isoliert ist, ist mir die Kommunikation mit Assistenzärzten eingeschränkt. Ein anderer Grund, weshalb die Kommunikation nicht gut läuft ist, weil die Assistenzärzte sehr beschäftigt sind und man auf der Antwort lange warten muss.
Assistenzärzte sagen, ich (und meine Kollegen, die auf gleiche Position sind) sollte mehr alleine machen. Sie sagen, dass ich (wir) schon lang da sind und das wir schneller sein sollte. Ich fühle mich nicht bereit, Entscheidungen über die Verabreichung von Medikamenten alleine zu treffen. Sie sagen, warum ich nicht frage, wenn ich etwas nicht weiß. Ich frage immer und das dauert dann. Was denken sie? Sollte ich mehr assertiv sein? Ich möchte nicht die Assistenzärzte ständig unterbrechen, wenn sie eigene Patienten betreuen -dann warte ich. Ich habe kein Problem, fragen wenn ich etwas nicht weiß. Vielleicht habe ich nur zu viel Angst und sollte allein Medikamente geben. Oder ist diese Arbeit gar nicht für mich? Früher hatte ich Interesse an Innere/Allgemeinmedizin aber jetzt bin ich nicht mehr sicher.
Ich arbeite dort seit 1,5 Monaten. Diese Stelle ist etwas wie Basisausbildung in Österreich.
Wie ist eure Erfahrung mit wenig Erfahrung zu haben?
Vielen Dank und Liebe Grüße! :-party
Ich glaube, auch unter Kollegen mit inländischem Studium gibt es große Unterschiede, was er/sie direkt nach dem Examen so alles weiß und kann. Das hat viele individuelle Gründe.
Hast Du keine oberärztliche Supervision?
Pampelmuse
09.03.2021, 17:26
Ich hätte auch noch eine Frage: kann mir jemand sagen, ob bei ihm/ihr an der Klinik dieses Jahr noch ein European Trauma Course stattfindet?
Ich würde gerne einen absolvieren, am liebsten "sofort" und finde aktuell fast keine Kurse (klar, aufgrund der aktuellen Lage), und wenn, dann sind sie alle schon ausgebucht. Über Tipps bin ich also sehr dankbar!
Es ist schon hart zu sehen, dass bei privaten Trägern Ärzte scheinbar nur Kostenfaktoren sind, keine wertvolle Ressource, keine geschätzte und hochqualifizierte Fachkraft. Die Leute engagieren sich, gehen teilweise kaputt, haben kein Leben mehr, und die Quittung ist dass man nur wie eine Zahl auf dem Papier beurteilt wird, nach knallharten betriebswirtschaftlichen Kenngrößen. Was man kann ist egal, wie engagiert man ist auch - entscheidend ist nur was man kostet. Jede Form von Personal ist negativ bewertet da nicht kostenneutral. Was ich da mittlerweile mitbekommen habe ist gruselig - das scheint bei den Privaten aber überall so zu sein; ein Teil der corporate identity. Das was sicherstellt dass die Aktionäre glücklich bleiben...
Thomas24
09.03.2021, 20:05
Es ist schon hart zu sehen, dass bei privaten Trägern Ärzte scheinbar nur Kostenfaktoren sind, keine wertvolle Ressource, keine geschätzte und hochqualifizierte Fachkraft. Die Leute engagieren sich, gehen teilweise kaputt, haben kein Leben mehr, und die Quittung ist dass man nur wie eine Zahl auf dem Papier beurteilt wird, nach knallharten betriebswirtschaftlichen Kenngrößen. Was man kann ist egal, wie engagiert man ist auch - entscheidend ist nur was man kostet. Jede Form von Personal ist negativ bewertet da nicht kostenneutral. Was ich da mittlerweile mitbekommen habe ist gruselig - das scheint bei den Privaten aber überall so zu sein; ein Teil der corporate identity. Das was sicherstellt dass die Aktionäre glücklich bleiben...
Das ist hier zwar nur ein anonymes Internetforum- aber mach Dir bitte mal ein paar Gedanken, bevor du was in deine Tastatur tippst. Ich musste wirklich sarkastisch auflachen, als ich diesen Post gelesen habe :-D
Sind deine Zeilen wirklich deine Analyse über den Zustand des Gesundheitswesens? Ja?
Das ist das Ergebnis deiner sorgfältigen und analytischen Auseinandersetzung über Ursache, Effekt und Wechselwirkungen der verschiedenen Stakeholder im Gesundheitswesen??? Welche Beteiligten es gibt denn deiner Meinung nach? Nur den dichotomen Antagonismus zwischen den bösen privaten Trägern einerseits und ihrer geknechteten Belegschaft andererseits? Keine Idee über die anderen Interessengruppen und Akteure, wie Sie untereinander interagieren, wer gewinnt, wer verliert und was sich im Hintergrund der Demographie auf der Beitragszahlerbasis gerade verändert?? Und deine einzige Schlußfolgerung ist: der böse Kapitalismus ist schuld? Und die pöhsen Aktionäre? Wirklich?
Ich wage mal eine Prognose: entweder du legst deine ideologisch gefärbte Brille ab und beschäftigst dich mal ein ganz klein wenig mit ganz basalen Dingen wie Angebot, Nachfrage und der Phillips Kurve- oder in 5 Jahren bist du immer noch da, wo du heute bist- und beschwerst dich über das "unfaire System" und findest dann, wir bräuchten in Deutschland uuuunbedingt noch mehr staatliche Intervention in dein Leben und noch viel mehr other peoples money, äh, "Solidarität":-D
...ein Teil der corporate identity. Das was sicherstellt dass die Aktionäre glücklich bleiben...
Ich würde an deiner Stelle mal den Begriff "Corporate Identity" nachschlagen. Tu dir bitte selbst den Gefallen.
Das System ist nicht unfair, nur eben ziemlich einseitig. Und ja, ich weiß was Corporate Identity ist - dazu gehört aber auch das Ideal Aktionäre glücklich zu machen. Also möglichst einzusparen wo es geht und den Betrieb dennoch unverändert weiterlaufen zu lassen. Fälle lukrativ gestalten. Der Preismechanismus mit Angebot und Nachfrage als einzigen Größen funktioniert nur in einem idealisierten System mit perfekter Information - die man nie hat. Man verwendet die, die man hat, und entscheidet auf Basis dessen was verfügbar ist oder naheliegend scheint. Kein Geschäftsführer weiß ob er in einem Jahr noch da ist - also denkt er in kurzen Zeithorizonten.
Ob ich eine Brille habe kann ich selbst natürlich aus meiner subjektiven Perspektive heraus schlecht beurteilen - nur spürt man den anderen Ton bei einem privaten Träger durchaus. Und manche Kollegen von dort erzählen Erfahrungen aus erster Hand die sehr beunruhigend klingen. Denke nicht, dass sie lügen. Manches erlebt man ja selbst. Und das was man hört und erlebt ist nicht unbedingt beruhigend. Ein sicherer Job scheint da eine Illusion zu sein.
Ich hätte auch noch eine Frage: kann mir jemand sagen, ob bei ihm/ihr an der Klinik dieses Jahr noch ein European Trauma Course stattfindet?
Letztes Jahr gab's bei uns (UKM) einen ETC. Für 2021 ist auch wieder einer geplant. (Und zumindest laut Webseite ist er aktuell nicht ausgebucht...)
https://www.ukm.de/index.php?id=11055
Thomas24
10.03.2021, 18:15
Das System ist nicht unfair, nur eben ziemlich einseitig. Und ja, ich weiß was Corporate Identity ist - dazu gehört aber auch das Ideal Aktionäre glücklich zu machen. Also möglichst einzusparen wo es geht und den Betrieb dennoch unverändert weiterlaufen zu lassen. Fälle lukrativ gestalten.
Also ganz ehrlich, manchmal lassen mich deine Beiträge ratlos zurück.
Man muss es mit aller Deutlichkeit sagen: das obige Verhalten ist völlig legitim. Die Aktionäre sind nämlich die Eigentümer des Unternehmens. Und ein Eigentümer möchte mit seinem Investment auch mal einen Gewinn sehen- ansonsten macht es nämlich keinen Sinn, sich an einem Unternehmen zu beteiligen, sondern kann sein Geld auch unter die Matratze schieben. Oder es auf dem Girokonto von der Inflation auffressen lassen.
Und was sehen wir da? Fresenius Medical (Helios Mutter) hat in den letzten Jahren eine Dividendenrendite von unterhalb der Inflationsrate geliefert. Und zwar seit Jahren konstant. Wo ist das Geld hingegangen? Wurde reinvestiert in Zukäufe und Investitionen. Von glücklichen (oder gar gierigen) Aktionären kann gar keine Rede sein. Und die Konkurrenz? Weder Rhön (vor der Übernahme durch Asklepios), noch Asklepios sind durch bombastische Umsatzrenditen, ein tolles Kursfeuerwerk oder wenigstens hohe Gewinnausschüttungen aufgefallen. Angesichts der niedrigen Umsatzrendite ist es auch erforderlich, dass Kosten möglichst eingespart werden- denn ein privates Unternehmen kann es sich nicht wie ein staatliches Unternehmen leisten, jahrelang Miese zu machen und dann heulend zum Landrat zu laufen, damit am Ende der Steuerzahler alles begleicht. Konsequenzen bei jahrelangem Mißmanagement? Keine Investitionen in die (zunehmend abgeranzte) Bausubstanz, in die Geräteaustattung, in das Personal etc. Wir sehen doch den abgeranzten Zustand vieler öffentlich -rechtlicher Krankenhäuser. Dagegen sind privat geführte Häuser teilweise deutlich besser aufgestellt (auch wenn Sie -hinter den Kulissen- ebenfalls ein bürokratischer Albtraum sind). Die Story, dass gierige Aktionäre, Kapitalisten oder sonstwer sich Teile der Daseinsfürsorge unter den Nagel gerissen hätten, die der Staat ja um so vieles besser hätte managen können, hält keine Konfrontation mit der Realität statt. Diese Story ist aber beliebt und verkauft sich gut, und deswegen wird Sie bis zum Erbrechen wiederholt, bis es genügend Leute glauben. Gibt es im existierenden System Probleme? Sicher gibt es die. Gibt es Fehlanreize und Missallokation von Ressourcen? Auch das. Ist der Staat nicht generell der bessere Unternehmer, bzw. war nicht früher alles besser? Äh...Ne. Ganz klares Nein.
Der Preismechanismus mit Angebot und Nachfrage als einzigen Größen funktioniert nur in einem idealisierten System mit perfekter Information - die man nie hat. Man verwendet die, die man hat, und entscheidet auf Basis dessen was verfügbar ist oder naheliegend scheint. Kein Geschäftsführer weiß ob er in einem Jahr noch da ist - also denkt er in kurzen Zeithorizonten.
Und was will uns der Autor mit dieser Binse sagen?
Jeder denkt in kurzen Zeithorizonten. Oder denkst du in Dekaden?
Ob ich eine Brille habe kann ich selbst natürlich aus meiner subjektiven Perspektive heraus schlecht beurteilen - nur spürt man den anderen Ton bei einem privaten Träger durchaus. Und manche Kollegen von dort erzählen Erfahrungen aus erster Hand die sehr beunruhigend klingen. Denke nicht, dass sie lügen. Manches erlebt man ja selbst. Und das was man hört und erlebt ist nicht unbedingt beruhigend. Ein sicherer Job scheint da eine Illusion zu sein.
Aha, wir kommen zum Pudels Kern. Sicherheit. Des Deutschen Lieblingsthema. Wenn du "Sicherheit" haben möchtest, dann geh bitte in den Öffentlichen Dienst, oder lass dich verbeamten. Sicherheit ist eine Illusion. Die gibt es nicht -weder in Anstellung, noch in der freiberuflichen Selbständigkeit, noch als Freelancer-. Es gibt nur Wahrscheinlichkeiten. Und momentan ist die Wahrscheinlichkeit hoch, als approbierter Mediziner sein Berufsleben ohne große Brüche absolvieren zu können. Aber nochmal: es gibt keine Garantien. Ändern sich die Umstände, ändern sich die Wahrscheinlichkeiten. Also? Wo ist das Problem? Wieso sorgst du Dich um Dinge, die außerhalb deines Handlungsspektrums liegen? Wieso lässt du dich von "Erzählungen aus erster Hand die sehr beunruhigend klingen" auch nur eine Millisekunde beeinflussen? Das stiehlt dir nur wertvolle Energie und Lebenszeit. Am Ende macht dich dieser Quatsch noch ängstlich und depressiv.
Kümmer dich mal lieber um konkrete Themen, die innerhalb deiner Einflußmöglichkeiten liegen und genieße ansonsten deine kurze Zeit auf Erden. Denn, no offense, aber viele deiner Themen und Fragen lesen sich so, als ob Du dein Leben nur aus der Beifahrerperspektive wahrnehmen würdest, aber jemand anders am Steuer sitzt... und du scheinst sehr suszeptibel gegenüber Erzählungen und Hörensagen Dritter zu sein. Es ist aber dein Leben, deine Entscheidungen und deine Konsequenzen. Wenn du gute Entscheidungen triffst, darfst du die Belohnung behalten (oder knapp die Hälfte davon). Wenn du Pech hast oder konsequent schlechte Entscheidungen triffst, bekommst du einen Bailout von der Solidargemeinschaft.
Ein Manko in der Medizin generell sind die vielen befristeten Verträge - das scheint in keiner Branche in dem Maße zu gehen. Dachte schon oft darüber nach wie "sicher" ein unbefristeter Vertrag wäre - vielleicht weniger als man gemeinhin meint. Aber es würde sich besser anfühlen.
Mir macht es eben Sorgen wenn selbst gutes und geschätztes Personal nicht verlängert wird nur weil das Vertragsende zufällig in eine bilanztechnisch schlechtere Zeit fällt. Aber vielleicht hast du auch Recht und ich mache mir tatsächlich zu viele Sorgen. Lasse mich zu schnell beunruhigen. Oder bin zu wenig selbstsicher, vertraue zu wenig auf eigene Ressourcen weil ich nicht an sie glaube.
Nur was wäre dein Vorschlag wie man das ändern kann?
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