Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
FirebirdUSA
13.03.2021, 22:16
Ich bin grade irgendwie völlig desillusioniert. Unsere Arbeitszeit wird elektronisch per ein und ausstempeln erfasst. Es wird täglich nur eine Überstunde erfasst. Der Rest der Arbeitszeit wird einfach gestrichen und ja es fallen täglich mindestens 1,5 Überstunden an. Im Zeitkonto wird das wirklich minutengenau erfasst und auch so dokumentiert, aber dann einfach als Zeit maximal auf 9,5h überschrieben. Zusätzlich wird der Dienst an Wochenenden als Überstunden gewertet. Allein dadurch kommt man auf mindestens 16 Überstunden im Monat. Hier gibt es ab und zu FZA. Jetzt erfahre ich, dass alles über 25 Überstunden im Monat gestrichen wird und auch nicht übertragbar auf den nächsten Monat ist. Ausgezahlt wird wohl ab und zu mal und verzögert irgendwas. Da ich noch nicht lange da bin kann ich das nicht überprüfen. Ich frage mich echt wie sowas in Deutschland überhaupt möglich ist. Eigentlich absolut unzumutbar. Jetzt will man sich in der Probezeit natürlich nicht komplett unbeliebt machen, aber das Arbeitszeitgesetz wird absolut nicht eingehalten. Die Frage ist wie geht man damit um.
Wenn die Überstunden direkt gestrichen werden ist es illegal und du hast 3 Jahre Zeit die Auszahlung zu erklagen. Sollte mit der Doku die du beschreibst, einfach möglich sein. Für alles andere hilft dir ein Fachanwalt.
Kackbratze
13.03.2021, 22:40
... Und ein Vorsprechen beim Betriebsrat.
vanilleeis
13.03.2021, 23:02
... Und ein Vorsprechen beim Betriebsrat.
In der Probezeit? Dann kann man auch direkt kündigen
Kackbratze
13.03.2021, 23:30
Ja, dann muss man das wohl akzeptieren.
Da gibt es einfach keine Alternative, man findet ja als Arzt heutzutage auch keine neue Stelle und ob die Kollegen vor Ort weiter verrotten, hat auch keinen zu interessieren. Betriebsräte werden eh überschätzt. Dann lieber für lau weiterarbeiten und sich verscheissern lassen.
:-kotz
tragezwerg
14.03.2021, 06:34
Das Gewerbeaufsichtsamt ist der einzig sinnvolle Ansprechpartner. Ist auch die einzige Instanz, vor der Kliniken Respekt haben (nachweisbare Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz sind nämlich empfindlich teuer).
FirebirdUSA
14.03.2021, 07:25
Das Gewerbeaufsichtsamt ist der einzig sinnvolle Ansprechpartner. Ist auch die einzige Instanz, vor der Kliniken Respekt haben (nachweisbare Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz sind nämlich empfindlich teuer).
Es geht hier aber um mehr, das Gewerbeaufsichtsamt ist die Auszahlung von Überstunden egal und in der Beschreibung hab ich noch keine systematische Verletzung AzG gelesen.
Feuerblick
14.03.2021, 07:56
Naja, wenn wirklich täglich 1,5 Überstunden mindestens anfallen, dürfte das plus Dienste schon reichen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass systematische Manipulation der elektronischen Zeiterfassung auch nicht ganz legal ist.
tragezwerg
14.03.2021, 08:12
Es geht hier aber um mehr, das Gewerbeaufsichtsamt ist die Auszahlung von Überstunden egal und in der Beschreibung hab ich noch keine systematische Verletzung AzG gelesen.
Na ja, wenn täglich nur eine Stunde erfasst wird und der Rest einfach nicht existiert, ist das für mich definitiv eine systematische Verletzung gesetzlicher Vorgaben.
kartoffelbrei
14.03.2021, 08:57
Der Marburger Bund hat zur Zeit eine Umfrage laufen, inwiefern die Regelungen des letzten Tarifvertrags umgesetzt werden. Der interessiert sich bestimmt auch dafür, wenn die Regeln systematisch unterlaufen werden. Anwesenheitszeit = Arbeitszeit stand meines Wissens in allen Tarifverträgen, die in letzter Zeit mit den großen Trägern abgeschlossen wurden.
Bei uns kappt das Zeiterfassungssystem automatisch um 18:00 Uhr. Die Zeiten werden aber, nach Rücksprache mit ärztlicher Leitung, freigeschaltet. Es gibt leider auch tatsächlich Kollegen, die gerne ein Zeitkonto aufbauen, um dann mal am Stück FZA abzufeiern.
Hast Du denn den CA oder LOA auf die fehlenden Zeiten angesprochen?
Viele Grüße
vanilleeis
14.03.2021, 11:56
Ja, dann muss man das wohl akzeptieren.
Da gibt es einfach keine Alternative, man findet ja als Arzt heutzutage auch keine neue Stelle und ob die Kollegen vor Ort weiter verrotten, hat auch keinen zu interessieren. Betriebsräte werden eh überschätzt. Dann lieber für lau weiterarbeiten und sich verscheissern lassen.
:-kotz
Da verstehst Du mich falsch. Ich bin bestimmt die letzte, die sowas mittanzen würde. Probezeit gilt ja daher zu Recht für beide Seiten. Aber fairerweise sollte das dem Threadersteller klar sein, dass man in der Probezeit ohne Gründe gegangen werden kann. Ob man unter solchen Bedingungen dort arbeiten möchte, muss jeder für sich selber entscheiden
vanilleeis
14.03.2021, 11:56
Der Marburger Bund hat zur Zeit eine Umfrage laufen, inwiefern die Regelungen des letzten Tarifvertrags umgesetzt werden. Der interessiert sich bestimmt auch dafür, wenn die Regeln systematisch unterlaufen werden. Anwesenheitszeit = Arbeitszeit stand meines Wissens in allen Tarifverträgen, die in letzter Zeit mit den großen Trägern abgeschlossen wurden.
Aus eigener Erfahrungen: Nö, das interessiert sie nicht die Bohne
kartoffelbrei
14.03.2021, 13:48
Aus eigener Erfahrungen: Nö, das interessiert sie nicht die Bohne
Ich kann mich erinnern, dass du hier vor einiger Zeit mal etwas in der Richtung geschrieben hattest. Das sollte allerdings kein Grund für den TE sein, es zu probieren. Vielleicht hattest du einfach Pech, einen faulen Ansprechpartner zu erwischen oder zu dem Zeitpunkt war noch nicht so das Problembewusstsein beim MB vorhanden. Das ist dann natürlich extrem unbefriedigend.
Ich habe vor nicht allzu langer Zeit an einer Infoveranstaltung des MB für Betriebsräte zu dem Thema teilgenommen und aktuell möchte der MB genau diese Informationen erheben mit Blick auf die anstehenden Tarifverhandlungen. Deshalb sollte man zumindest versuchen den MB mit einzubeziehen, auch wenn er vielleicht nicht sofort Abhilfe schaffen kann.
vanilleeis
14.03.2021, 14:30
Na dann guck dir mal die „Umsetzungshilfe“ zur Umsetzung des TV-TdL an. Damit spülen sie ihren eigenen Tarifabschluss weich und es ist klar, in welche Richtung es für den VKA in der kommenden Runde gehen wird.
Es gibt schon die Möglichkeit die Überstunden im Nachhinein per Online Formular einzureichen, aber meistens wird das dann halt abgelehnt. Bzw. Die zuständige OÄ unterschreibt es dann nicht mit der Begründung dann würde man ja das Arbeitszeitgesetz verletzen. Also diese Logik muss man ja nicht verstehen. Ich denke ich werde jetzt auch nicht das System ändern, aber ich muss mich schon fragen wie man so blöd sein kann die Arbeitszeit minutengenau zu erfassen und dann zu kürzen. Damit kann man doch absolut sicher beweisen, dass hier Gesetzverstöße begangen werden. In der Probezeit wird man halt einfach gekündigt, wenn man dagegen vorgeht. Die Arbeitsstelle bietet mir jedoch einige Vorteile, die ich nicht unbedingt verlieren möchte. Vielleicht gehe ich nach der Probezeit dagegen vor.
Es gibt schon die Möglichkeit die Überstunden im Nachhinein per Online Formular einzureichen, aber meistens wird das dann halt abgelehnt. Bzw. Die zuständige OÄ unterschreibt es dann nicht mit der Begründung dann würde man ja das Arbeitszeitgesetz verletzen. Also diese Logik muss man ja nicht verstehen. Ich denke ich werde jetzt auch nicht das System ändern, aber ich muss mich schon fragen wie man so blöd sein kann die Arbeitszeit minutengenau zu erfassen und dann zu kürzen. Damit kann man doch absolut sicher beweisen, dass hier Gesetzverstöße begangen werden. In der Probezeit wird man halt einfach gekündigt, wenn man dagegen vorgeht. Die Arbeitsstelle bietet mir jedoch einige Vorteile, die ich nicht unbedingt verlieren möchte. Vielleicht gehe ich nach der Probezeit dagegen vor.
Und bis dahin schenkst du deinem Arbeitgeber deine Lebenszeit für lau? Ich werde das nie verstehen. Wir müssen unsere Überstunden auch auf einem extra Zettel "genehmigen" lassen. Für mich ist klar, dass ab dem Tag, an dem mir nur eine dieser Überstunden nicht unterschrieben wird, mein Arbeitstag um Punkt 16:30 Uhr endet, egal was noch an Arbeit zu tun sein mag (lebensbedrohliche Notfälle mal außen vor).
Meine Überstunden entstehen in der Regel nicht durch Kaffee trinken sondern durch die mangelhafte Organisation meines Arbeitgebers und ich bin nicht gewillt, das mitzutragen.
Feuerblick
14.03.2021, 16:33
Und bis dahin schenkst du deinem Arbeitgeber deine Lebenszeit für lau? Ich werde das nie verstehen. Wir müssen unsere Überstunden auch auf einem extra Zettel "genehmigen" lassen. Für mich ist klar, dass ab dem Tag, an dem mir nur eine dieser Überstunden nicht unterschrieben wird, mein Arbeitstag um Punkt 16:30 Uhr endet, egal was noch an Arbeit zu tun sein mag (lebensbedrohliche Notfälle mal außen vor).
Meine Überstunden entstehen in der Regel nicht durch Kaffee trinken sondern durch die mangelhafte Organisation meines Arbeitgebers und ich bin nicht gewillt, das mitzutragen.
SO und nicht anders!
Relaxometrie
14.03.2021, 18:04
Die Arbeitsstelle bietet mir jedoch einige Vorteile, die ich nicht unbedingt verlieren möchte. Vielleicht gehe ich nach der Probezeit dagegen vor.
Meine Vermutung: Du wirst auch nach der Probezeit nichts unternehmen und weiterhin brav unbezahlte Überstunden machen. Dann aber bitte auch nicht wundern, dass Du die Verhältnisse so vorgefunden hast und sie an Deine Nachfolger auch genau so weitergeben wirst. Die dann ihrerseits auch wieder jammern, aber nichts unternehmen.
Hinter mir liegt der letzte Samstagsdienst im Uniklinikum- gottseidank, der war echt schlimm. Muss nur noch eine Woche hin und habe das Gefühl, gerade rechtzeitig das sinkende Schiff zu verlassen.
Meine Vermutung: Du wirst auch nach der Probezeit nichts unternehmen und weiterhin brav unbezahlte Überstunden machen. Dann aber bitte auch nicht wundern, dass Du die Verhältnisse so vorgefunden hast und sie an Deine Nachfolger auch genau so weitergeben wirst. Die dann ihrerseits auch wieder jammern, aber nichts unternehmen.
An und für sich hast du schon recht. Es ist halt der ewige Kreislauf. Aber es ist auch schwer als Neuling diesen zu durchbrechen. Die Strukturen sind schon seit Jahren so festgefahren, wie will man das zerbrechen. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder immer pünktlich gehen wir vorgeschlagen, dafür aber auch die Repressalien in Kauf nehmen oder halt direkt kündigen.
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