Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
War bei mir auch so, wurde immer um 18.30 aisgeloggt, auch sind die Überstunden nach 3 Monaten verfallen.
Habe dann extra dokumentiert, mit dem Chefarzt gesprochen und der Personalabteilung mit dem Anwalt gedroht. Habe ab dann immer alles spätestens 3 Monate später auf dem Konto gehabt. Uberstunden, die erfasst sind, sind auch angezeigt und verfallen nicht.
Wilde Zeiten, 8-21 Uhr oder 15-4 Uhr. Jede minute habe ich bekommen
Anne1970
15.03.2021, 05:26
Wichtig ist, alle Stunden ( auch extra) zu dokumentieren. Nach Ende der Probezeit ( verständlicherweise; wenn du eh weg willst, dann gleich; bei diesen Bedingungen sollte man möchlichst mit den Füßen abstimmen) kann man dann mal was in der Richtung unternehmen. BR ist im Haus für dich und deine Kollegen (sprecht ihr eigentlich über die Situation? Oft hilft auch, sich das System erstmal erklären zu lassen. Ist die Situation wirklich so, wie im oben beschrieben? Fast kaum glaublich, heutzutage.Gut wäre, wenn die Mitarbeiter der Abteilung sich gemeinsam um ihre Interessen kümmern oder sich zumindest einig sind) der erste Ansprechpartner. Bis dahin: möglichst keine Überstunden machen. Und in der Tat kann der MB helfen ( vor Ort hoffentlich auch im BR vertreten) . Meist reicht je nach Einzelfall ein Brief mit mb-Briefkopf an die Personalabteilung. Je nach Situation mag wohl auch eine gerichtliche Klärung notwendig sein. Wenn das Mitglied bereit ist, diesen Weg zu gehen. Das muss man allerdings wollen ( vor allem, wenn man da weiter arbeiten möchte) Was die systematische Verletzung des Arbeitszeitgesetzes angeht: Das wird hie und da vom (auf Hinweise angewiesene ) Gewerbeaufsichtsamt überprüft und empfindlich ( finanziell) geahndet. Ob das grundsätzlich was ändert, sei dahin gestellt. Es gibt noch immer Häuser, die scheinbar damit durchkommen. Solange Ärzt:innen das mit sich machen lassen.
Thomas24
15.03.2021, 10:23
Gerade scheint mir vielleicht auch eine ungünstigere Zeit zu sein - viele Kliniken scheinen große Verluste zu machen durch die Pandemie, die vielen ausgefallenen Elektivfälle, Schließungen und Kapazitätsbegrenzungen durchs Gesundheitsamt, Corona-Ausbrüche auf Stationen und beim Personal...Kollegen die Verträge nicht verlängert bekommen haben weil das wohl zentral von der Geschäftsführung so beschlossen wurde - keine Neueinstellungen, keine Verlängerungen von auslaufenden Verträgen. Glaube auch nicht, dass das nur in diesem Teil Deutschlands so war oder ist. Frage mich auch, wie viele Kliniken, insbesondere kleinere die ohnehin schon vorher zum Teil wirtschaftlich nicht so gut da standen, am Ende der Pandemie "pleite" sein werden. Vielleicht sehe ich es ja zu pessimistisch, aber ich habe schon den Eindruck dass das Gesundheitssystem massiv unter COVID gelitten hat - paradoxerweise. Eigentlich sollte man ja meinen, dass die Auslastung dadurch besser gewesen sein sollte, nur war sie das nicht. Eine Klinik hier in der Nähe scheint kurz vor der Schließung zu stehen weil sie so große Verluste dadurch gemacht haben. Da wird logischerweise niemand verlängert, und schon gar niemand neu eingestellt.
Allein die aufgestellten Prämissen sind schon so unterkomplex gedacht, dass die daraus resultierenden Schlußfolgerungen keinen Sinn ergeben. Die ist schon klar, dass es sich bei "der Wirtschaft, dem Gesundheitswesen, der Pandemie, der Politik" um interagierende Systeme handelt, die in der Summe ein Puzzle mit beweglichen Teilen ergeben. Die Puzzleteile bleiben auch permanenter Bewegung.
Wie ist es denn konkret an deiner Klinik, beziehungsweise den Kliniken in deiner Region? Und bei welchem Träger bist du angestellt? Hast du überhaupt schon persönliche Erfahrungen mit privaten Kliniken die zu einem börsennotierten Unternehmen gehören gemacht?
War lange genug bei Ltd. OA bei einem börsennotierten Konzern (mit H), um zu wissen, wie man das Game spielt.
Und nein: für "den Kopf in den Sand stecken " dafür ewig Vermutungen anstellen und nicht pro-aktiv handeln, gibt es im Arbeitsleben und auch sonst keinen Bonus.
Thomas24
15.03.2021, 10:29
Ich bin grade irgendwie völlig desillusioniert. Unsere Arbeitszeit wird elektronisch per ein und ausstempeln erfasst. Es wird täglich nur eine Überstunde erfasst. Der Rest der Arbeitszeit wird einfach gestrichen und ja es fallen täglich mindestens 1,5 Überstunden an. Im Zeitkonto wird das wirklich minutengenau erfasst und auch so dokumentiert, aber dann einfach als Zeit maximal auf 9,5h überschrieben. Zusätzlich wird der Dienst an Wochenenden als Überstunden gewertet. Allein dadurch kommt man auf mindestens 16 Überstunden im Monat. Hier gibt es ab und zu FZA. Jetzt erfahre ich, dass alles über 25 Überstunden im Monat gestrichen wird und auch nicht übertragbar auf den nächsten Monat ist. Ausgezahlt wird wohl ab und zu mal und verzögert irgendwas. Da ich noch nicht lange da bin kann ich das nicht überprüfen. Ich frage mich echt wie sowas in Deutschland überhaupt möglich ist. Eigentlich absolut unzumutbar. Jetzt will man sich in der Probezeit natürlich nicht komplett unbeliebt machen, aber das Arbeitszeitgesetz wird absolut nicht eingehalten. Die Frage ist wie geht man damit um.
Unfassbar. Der Deal ist im Angestelltenverhältnis ganz einfach: deine Arbeitskraft (LEBENSZEIT) im Austausch gegen Geld. Wenn du deine Lebenszeit UMSONST hergibst, signalisierst du letztlich, dass Dir deine begrenzte Lebenszeit egal ist. Ziel des Angestellten ist es, so wertvoll zu werden, dass Du deine Lebenszeit so teuer wie möglich verkaufen kannst, nicht, dass du deine begrenzte Lebenszeit kostenlos hingibst.
Das wäre Charity.
Ziel des Angestellten ist es, so wertvoll zu werden, dass Du deine Lebenszeit so teuer wie möglich verkaufen kannst, nicht, dass du deine begrenzte Lebenszeit kostenlos hingibst.
Das wäre Charity.
Absolut richtig. Leider lernen das viele Ärzte erst nach jahrelangem selbstverursachten (und lustvollem?) Leiden - oder auch nie.
Die Frage ist ja auch: geht das vorher?
man weiß nichts, man kriegt den Eindruck vermittelt, man könne nichts, sei (mindestens was Arbeit angeht) nichts wert, wie will man sich da erheben?
Ich bin ja noch im Studium und kann eure Punkte nachvollziehen,aber wie kann man als einzelner, junger genug Hebel aufbauen, damit sich etwas ändert?
Das geht erst nach einer gewissen Zeit,vermute ich.
Klar will ich meine Arbeitszeit so teuer wie möglich verkaufen, allerdings wie soll ich mich als Berufsanfänger unverzichtbar/wertvoll machen? Das bin ich momentan eben nicht. Die Strukturen sind hier eben so und selbst Fachärzte müssen sich dem hier beugen bzw. Machen dies. Es ist absolut absehbar, dass ich gekündigt werde, wenn ich es nicht akzeptiere (es wurde so unter der Hand gesagt). Klar das kann ich machen und es gibt sicher bessere Häuser, aber ich bin örtlich gebunden und müsste dadurch immense Fahrzeiten auf mich nehmen. Es heißt ja nicht, dass es dann gleich viel besser wird. Sobald man eine gewisse Berufserfahrung hat kann man da sicher mehr bewirken. Trotzdem macht es mich natürlich sauer so meine Lebenszeit zu verschenken.
kartoffelbrei
15.03.2021, 13:55
Sprich doch mal mit eurem Betriebsrat, die geben auch nicht deinen Namen weiter, wenn du das nicht willst. Da kannst du zumindest schon einmal herausfinden, ob diese Stundenkappung Hauspolitik ist oder das nur deine Abteilung so handhabt. Vielleicht können sie auch deiner Abteilung auf die Finger hauen, ohne dass du überhaupt ins Spiel gebracht werden musst, à la "Uns ist bei verdachtsunabhängigen Kontrollen aufgefallen, dass da bei euch etwas schief läuft..."
Relaxometrie
15.03.2021, 14:09
Die Strukturen sind hier eben so und selbst Fachärzte müssen sich dem hier beugen bzw. Machen dies.
Sobald man eine gewisse Berufserfahrung hat kann man da sicher mehr bewirken.
Finde den Fehler.
Thomas24
15.03.2021, 15:04
Ich weiß auch nicht. Bis auf Hebdo tut bei den Jungen niemand das Richtige. Jammern: ja. Sich in einem anonymen Internetforum über das Unrecht der Welt beklagen: ja. Sich mit allen Kollegen der Abteilung zusammentun und kollektiv auf ihre Rechte bestehen: Fehlanzeige. Sich selbst gewerkschaftlich engagieren? Auch nicht. Sich wenigstens mal beim Betriebsrat oder dem Gewerbeaufsichtsamt melden? Neee....
Feuerblick
15.03.2021, 15:27
Ich habe beschlossen, mich dazu nie wieder zu äußern. Man kaut es ihnen ständig vor, aber jeder heult nur „Bringt doch nix, die kündigen mich doch!“. Gut, wenn das so ist: Willkommen im selbstgewählten Schicksal!
Pampelmuse
15.03.2021, 15:51
Hinter mir liegt der letzte Samstagsdienst im Uniklinikum- gottseidank, der war echt schlimm. Muss nur noch eine Woche hin und habe das Gefühl, gerade rechtzeitig das sinkende Schiff zu verlassen.
Schade, schade! Ich erinnere mich noch daran, wie Du damals den Job gewechselt hast, und es erst so gut klang, was Du vom neuen Haus berichtet hast.
Matzexc1
15.03.2021, 16:04
Ich weiß auch nicht. Bis auf Hebdo tut bei den Jungen niemand das Richtige. Jammern: ja. Sich in einem anonymen Internetforum über das Unrecht der Welt beklagen: ja. Sich mit allen Kollegen der Abteilung zusammentun und kollektiv auf ihre Rechte bestehen: Fehlanzeige. Sich selbst gewerkschaftlich engagieren? Auch nicht. Sich wenigstens mal beim Betriebsrat oder dem Gewerbeaufsichtsamt melden? Neee....
Ein Haus, wo ich mal war, verbietet zur Zeit auch die Anrechnung von Überstunden(so das was man hört). Es gibt eine anonyme Anzeige beim MB und einen anonymen Brandbrief in der örtlichen Tageszeitung.
Aus Angst vor negativen Folgen für die Karriere hat sich bisher keiner öffentlich äußern wollen, was ich aus 2 Gründen verstehen kann:
1) Es gibt immer den hinterlistigen Arschkriecher der bei einem Zusammenschluss zum Chef rennt um als der Liebling dazustehen
2) Wenn es darum geht im richtigen Moment den Mund aufzumachen entwickeln viele Leute eine plötzliche Maulsperre
Ich empfehle mit den Füßen abzustimmen wenn man es gar nicht mehr aushält.
Thomas24
15.03.2021, 16:06
Ich habe beschlossen, mich dazu nie wieder zu äußern. Man kaut es ihnen ständig vor, aber jeder heult nur „Bringt doch nix, die kündigen mich doch!“. Gut, wenn das so ist: Willkommen im selbstgewählten Schicksal!
Ich hatte nach unseren Streiks von 2005/2006 das Gefühl, dass nachfolgende Generationen von Kollegen und Kolleginnen es mal besser haben und es auch selbst besser machen werden, als wir selbst. Es ging ja auch ne ganze Zeit lang voran: AiP Abschaffung 2004, eigener Tarifvertrag anstatt TVÖD 2006, EuGH Urteil "Bereitschaftsdienst ist Arbeitszeit", Einführung Arbeitszeiterfassung usw. Und dann muss ich 2021 noch immer dieses halbgare Gejammer lesen. Und das nicht in Zeit, wie bei uns damals, als uns zu Studienbeginn die Arbeitslosigkeit prognostiziert worden ist- SONDERN IN ZEITEN, WO JEDE VERWALTUNG FROH IST ÜBER BEWERBER MIT APPROBATION UND (OPTIONAL) AUCH DEUTSCHKENNTNISSEN IN WORT UND SCHRIFT.
Funkel, Du hast völlig recht- wer sich nicht wehren möchte, soll sein selbstgewähltes Schicksal halt akzeptieren. Ich kann nur den Kopf schütteln über so viel kollektive Passivität. Kudos an User Hebdo: wenigstens einer mit Eiern in der Hose und einem Maß an Selbstachtung.
Wann war hebdos Zeit denn?
Mir hat ein lange erfahrener Facharzt auch gesagt, man könne mittlerweile mit Streiks usw nicht mehr viel erreichen, eben weil Deutschkenntnisse optional seien. Wenn man dann unbequem ist, werde man gegen den, dem die Bedingungen egal sind, ausgetauscht. Klar findet man dann einen neuen Job. Aber ändert sich das System bei willigem Nachschub?
Feuerblick
15.03.2021, 16:45
Viel, wenn es genug Leute gibt, die "das System" mal nicht mehr unterstützen. Aber ich wiederhole mich.
Wer sich als Anfänger natürlich kleinredet, der wird auch nie den A**** in der Hose haben, seine Rechte einzufordern. Das fängt bei Überstunden an, das geht bei Rotationen und Weiterbildung weiter...
Pampelmuse
15.03.2021, 17:22
Wir haben ja vor einem Jahr den MB eingeschaltet (geschlossen als Team der Assistenten aller Fachrichtungen). Bisher hat uns die Teppichetage weiter hingehalten bzw. verar... Jetzt ist ein Anwalt mit im Boot, und auf einmal werden gewisse Leute unruhig...
Nächster Schritt wäre bei uns tatsächlich auch die Meldung ans Gewerbeamt.
Pampelmuse
15.03.2021, 17:27
Ein Haus, wo ich mal war, verbietet zur Zeit auch die Anrechnung von Überstunden(so das was man hört). Es gibt eine anonyme Anzeige beim MB und einen anonymen Brandbrief in der örtlichen Tageszeitung.
Aus Angst vor negativen Folgen für die Karriere hat sich bisher keiner öffentlich äußern wollen, was ich aus 2 Gründen verstehen kann:
1) Es gibt immer den hinterlistigen Arschkriecher der bei einem Zusammenschluss zum Chef rennt um als der Liebling dazustehen
2) Wenn es darum geht im richtigen Moment den Mund aufzumachen entwickeln viele Leute eine plötzliche Maulsperre
Ich empfehle mit den Füßen abzustimmen wenn man es gar nicht mehr aushält.
Das mit dem Brief an die Presse hatte heute einer meiner Oberärzte vorgeschlagen, allerdings aus anderen Gründen. Er hatte mal wieder eine Sauwut auf unsere medizinische Geschäftsführung, die an Unvermögen nur so strotzt. Mal schauen, ob er es macht!
John Silver
15.03.2021, 18:32
Brief an die Presse ist etwas, was man nur machen sollte, wenn man eh schon kündigt. Eine solche Aktion kann nämlich sonst schnell zur (rechtlich kaum anfechtbaren) arbeitgeberseitigen Kündigung führen.
Euch ist bewusst, dass man die Vergehen anonym ans Gewerbeaufsichtsamt melden kann? Die schauen sich das bei Interesse dann einfach spontan mal an und dann wird der Arbeitgeber so hart durchgenommen, dass es sehr schnell vergnügungssteuerpflichtig werden kann.
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