Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
John Silver
15.03.2021, 19:54
Die meisten Gewerbeaufsichtsämter sind ebenso schlecht besetzt und mit Arbeit überladen, wie alle anderen Ämter auch. Ferner sind die Mitarbeiter dort nicht gerade die fleißigsten der Welt. Die rühren bei anonymen Anzeigen meist keinen Finger, weil normalerweise niemand nachfragt, und die Unterlassung einer Überprüfung somit in aller Regel keine Konsequenzen nach sich zieht.
Was genau ist denn so schlimm an deiner jetzigen Situation? Was genau läuft schief?
Klar gibt es bestimmte Gesetze und Vorgaben, aber ich habe schon den Eindruck dass der Stellenmarkt wieder prekärer wird - durch COVID haben ja viele Kliniken extrem große Verluste erlitten und das scheint eben dann als erstes beim Personal eingespart zu werden. Kenne einige Beispiele wo Leute ihre Verträge nicht verlängert bekamen. Und an deren Kliniken es auch Einstellungsstopps gab. Einfach aus dem Grund dass die Klinik am Rande der Pleite/Schließung stand. Glaube dass vor allem kleinere Kliniken die Krise richtig heftig abbekommen haben, und nicht alle werden das kompensieren können.
Kackbratze
15.03.2021, 21:17
Was genau ist denn so schlimm an deiner jetzigen Situation? Was genau läuft schief?
Es geht letztendlich um die Ausbeutung von Personal, indem Arbeitsstunden nicht bezahlt werden. Dinge, mit denen wir uns mittels Lieferkettengesetz, etc. international beschäftigen, aber im nationalen Rahmen eher ausklammern.
aber ich habe schon den Eindruck dass der Stellenmarkt wieder prekärer wird
Ich habe den Eindruck, dass die Qualität hier deutlich nachgelassen hat. Ansonsten empfehle ich die Stellenanzeigen im Ärzteblatt. Die helfen einem wesentlich weiter, im Vergleich zu Kaffeesatzleserei.
FirebirdUSA
15.03.2021, 22:02
Die meisten Gewerbeaufsichtsämter sind ebenso schlecht besetzt und mit Arbeit überladen, wie alle anderen Ämter auch. Ferner sind die Mitarbeiter dort nicht gerade die fleißigsten der Welt. Die rühren bei anonymen Anzeigen meist keinen Finger, weil normalerweise niemand nachfragt, und die Unterlassung einer Überprüfung somit in aller Regel keine Konsequenzen nach sich zieht.
Insofern führt meist nur ein konkret belegter Tatbestand (in der Regel durch jemand der sowieso schon geht) zu einer Prüfung... dann wird es aber tatsächlich unangenehm
Das frustrierende an dem starren Verharren in unmögliche Situationen ist eigentlich, dass es oft nur auf diffusen Ängsten und Vermutungen basiert.
Mir sagte eine Kollegin die Tage, dass sie froh sei wenn Montag ist weil sie unter der Woche ihre Überstunden eintragen könne, das sei schließlich am Wochenende nicht erlaubt. Ich bin aktuell die Einzige in der Abteilung die stempelt (bin ja nur ausgeliehen und meine Hausabteilung hat eben elektronische Arbeitszeiterfassung) und habe mich immer minutengenau ein- und ausgestempelt. Auch am Wochenende und auch wenn ich Überstunden jenseits von gut und böse gemacht habe, die mit keinem Arbeitszeitgesetz konform gehen. Diese wurden auch alle genau so erfasst und außer mir kann die Zeiten im Stundenzettel auch keiner ändern. Mache ist seit 9 Monaten so und kein Mensch hat jemals ein Wort gesagt. Die Kollegin war ganz überrascht, dass ich keine Ärger von Chef bekommen habe, schließlich sei das doch nicht erwünscht und keiner würde das machen weil der Chef dann ausrastet :-nix
Thomas24
15.03.2021, 23:29
Die Kollegin war ganz überrascht, dass ich keine Ärger von Chef bekommen habe, schließlich sei das doch nicht erwünscht und keiner würde das machen weil der Chef dann ausrastet :-nix
Einfach nur ohne Worte. So ändert sich nie was :(
Feuerblick
16.03.2021, 07:06
Dann rastet der Chef halt aus. Und? Steht der mit seiner Verhaltensauffälligkeiten über GESETZEN?
Dann rastet der Chef halt aus. Und? Steht der mit seiner Verhaltensauffälligkeiten über GESETZEN?
Tut er ja nicht. Ist er auch nie. Hat sich nur irgendwie in den Köpfen der Assistenten so festgesetzt.
Feuerblick
16.03.2021, 08:25
Erschreckend, wie wenig manche Dinge hinterfragt werden. Wirklich erschreckend!
Thomas24
16.03.2021, 09:13
Erschreckend, wie wenig manche Dinge hinterfragt werden. Wirklich erschreckend!
Und das ist noch der besser ausgebildete Teil der Bevölkerung mit einem Hochschulstudium und (im Durchschnitt) höheren IQ, die sich so eine Sch... bieten lässt, nichts hinterfragt und einfach nur stumpf vor sich hinarbeitet. Will nicht wissen, wie es in der durchschnittlichen Bevölkerung aussieht 😑
Choranaptyxis
16.03.2021, 09:27
Und das ist noch der besser ausgebildete Teil der Bevölkerung mit einem Hochschulstudium und (im Durchschnitt) höheren IQ, die sich so eine Sch... bieten lässt, nichts hinterfragt und einfach nur stumpf vor sich hinarbeitet. Will nicht wissen, wie es in der durchschnittlichen Bevölkerung aussieht
Ich würde behaupten, teilweise sogar besser. Zumindest in meiner Wahrnehmung, und auch in meinen Ferienjob so gesehen, wurde da oft genau drauf geachtet, von beiden Seiten, speziell, wenn es ein IGM Betrieb war.
Feuerblick
16.03.2021, 09:31
Auch in meinem direkten Umfeld wird fassungslos der Kopf geschüttelt, wenn ich berichte, was Ärzte sich so alles gefallen lassen. Auch von Menschen, die zu einer Zeit eine Ausbildung gemacht haben, in der der Chef noch gottesähnlich behandelt werden musste. Selbst die verstehen nicht, dass man so mit sich umspringen lässt und warum man so etwas angesichts der besseren Möglichkeiten nicht hinterfragt.
Thomas24
16.03.2021, 09:52
Ich würde behaupten, teilweise sogar besser. Zumindest in meiner Wahrnehmung, und auch in meinen Ferienjob so gesehen, wurde da oft genau drauf geachtet, von beiden Seiten, speziell, wenn es ein IGM Betrieb war.
Von der Durchsetzungskraft der IG Metall kann sich der Marburger Bund mal eine ganz dicke Scheibe abschneiden.
Andererseits ist jede Gewerkschaft nur so stark, wie ihre Mitglieder. Die IG Metall kann da auf ihre Mitglieder zählen, aber der MB?... Wenn man sich hier die Äußerungen der jungen Kollegen in Weiterbildung ansieht, haben viele eine geballte Faust in der Tasche, oder sind innerlich resigniert- sind aber nicht bereit, für ihre ureigenen Interessen mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen. Gibt ein paar löbliche Ausnahmen wie User Hebdo- aber der Rest? Unf*cking fassbar.
Mein Vater arbeitet in einem großen Betrieb, dessen Arbeitnehmer von der IG Metall vertreten werden. Und ist Vorgesetzter von Leuten, die entweder ungelernte Arbeitskräfte sind oder mit einem Hauptschulabschluss vor vielen Jahren mal ein Handwerk gelernt haben und seitdem halt so vor sich hinarbeiten. Die kennen ihre Rechte aber ganz genau. Wenn da mal ein Samstag zu viel auf dem Dienstplan steht oder sie zwei Stunden überplant werden sind die aber direkt beim Chef. Und wenn der dann sagt „nö, ist so”, dann liegt da zwei Stunden später eine Krankmeldung auf dem Tisch. Da wird auch auf die Minute pünktlich alles fallen gelassen und wehe irgendwer will in der heiligen Mittagspause irgendwas. Selbst mein Vater, Abteilungsleiter und vermutlich schon überdurchschnittlich engagiert, würde niemals nie sein Telefon mit in die Kantine nehmen. Und wenn ihn in seiner Freizeit eine dienstliche Nummer anruft, sitzt er vor seinem Handy und schaut beim Klingeln zu bis es aufhört.
Aber das fängt ja bei den Mediziner im Studium schon an. Wir haben für unsere Studenten feste Dienstzeiten und aufgrund der Massen an Studenten gibt es auch Früh- Zwischen- und Spätdienst. Die Zeiten sind schriftlich festgelegt und jedem bekannt, die Dienste können die Studenten selbst verteilen. Wir Ärzte haben natürlich nicht immer die Uhr im Blick und können nicht jeden Tag pünktlich um 16 Uhr den Famulanten in den Feierabend verabschieden. Auch wissen wir nicht, wann und wie lange welcher Student da ist. Aber statt dann zum Dienstende zusammenzupacken und nach Hause zu gehen, stehen die dann zwei Stunden später vor einem und fragen ob sie denn jetzt nach Hause dürften, sie hätten schließlich schon zwei Stunden Feierabend.
Oder man schnappt sich als Spätdienstarzt versehentlich den Frühdienststudenten weil man nicht wusste, dass der noch von morgens übrig ist und der läuft dann brav bis 18 Uhr hinter einem her bis er mal den Mut hat zu erwähnen, dass er seit 7 Uhr da ist und eigentlich schon längst frei hat.
Wir sind wirklich entspannt, was Studenten angeht und schreiben nichtmal die Fehltage der PJler auf. Wer es da nicht gebacken kriegt, pünktlich zu gehen, wird wohl auch später um 20 Uhr noch im Arztzimmer sitzen und denken, er muss noch dies und dies und jenes und aber die Patienten...
Feuerblick
16.03.2021, 11:29
Ich frage mich nur, woher das kommt? Mediziner haben doch sonst gerne ungefragt ne große Klappe. :-))
Ich bin manchmal wirklich sehr, sehr dankbar, in einer Familie aufgewachsen zu sein, in der es weder Ärzte noch überhaupt Akademiker gibt. Oder, wie eine gute Freundin (Eltern Lehrerin und Psychologe) mal sagte: „Wenn ich einen Unfall oder ein Problem habe mit meinem Auto oder mit irgendwas im Haus, dann frage ich lieber deine Eltern. Die wissen wenigstens, was zu tun ist.“ :-))
Thomas24
16.03.2021, 12:17
Vielleicht sollte man im Studium ein neues Querschnittsfach einführen. LPF: Lebenspraktische Fähigkeiten, oder so :-D
Matzexc1
16.03.2021, 13:09
Vielleicht sollte man im Studium ein neues Querschnittsfach einführen. LPF: Lebenspraktische Fähigkeiten, oder so :-D
Das wär allgemein was für das Bildungssystem:-))
Feuerblick
16.03.2021, 13:29
Vielleicht sollte man im Studium ein neues Querschnittsfach einführen. LPF: Lebenspraktische Fähigkeiten, oder so :-D
LPF sind keiiiine Kassenleistung!!! :-))
Bonnerin
16.03.2021, 16:54
Funkel, Du hast völlig recht- wer sich nicht wehren möchte, soll sein selbstgewähltes Schicksal halt akzeptieren. Ich kann nur den Kopf schütteln über so viel kollektive Passivität. Kudos an User Hebdo: wenigstens einer mit Eiern in der Hose und einem Maß an Selbstachtung.
Ey! Also ich schreib als Anfängerin auch jede Minute an Plus auf und krieg die auch problemlos bezahlt, das Opt-Out zu unterschreiben hab ich auch bis heute erfolgreich verweigert.
Dass ich halt unzufrieden bin ist was, das ich kurzfristig nicht ändern kann, wegen der anrechenbaren Weiterbildungsabschnittszeit. Da muss ich jetzt halt in der Abteilung etwas länger die Zähne zusammenbeißen, um die 12 Monate voll zu kriegen. Parallel halt Jobsuche nach der nächsten Stelle. Ist aber eben mein persönliches Pech, dass ich die 12 Monate will/brauche.
Aber klar, ich hab auch Kollegen, die seit 3 Jahren da sind und sich nie gefragt haben, wie die wöchentliche Arbeitszeit eigentlich im SPX verteilt ist, weil das "schon stimmen wird vermutlich". Da ist dann wirklich Hopfen und Malz verloren.
Feuerblick
16.03.2021, 16:58
Ja, es gibt noch mehr gute Beispiele, wie sogar Anfänger sich wehren können. Pampelmuse und Kandra (glaube ich) waren ja auch auf dem „richtigen“ Weg. ;-)
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