Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Hab ich im letzten Dienst (Sonntag) so am Rande mitbekommen: Patient kommt gegen halb 12 nachts in die Uro, auf dem Einweisungsschein steht "DK läuft nicht" :-D
(Schien dann wohl ne Blasentamponade zu sein, von daher war die Einweisung ja berechtigt - aber die Beschreibung "DK läuft nicht" fand ich trotzdem cool :-D)
Feuerblick
02.03.2009, 18:24
mein highlight heute: konsil-patient mit DK. wird mit "schmerzloser dauererektion" vorgestellt. hätte mal einer der kollegen da drüben mit ihm geredet hätte er bereitwillig erzählt, dass er eine penisprothese hat...Ich bin grad vor Lachen unter den Tisch gekullert!!! :-top Sehr geil, Herr Urologe! (Da nehmen sich unsere Konsilpatienten mit "Sehverschlechterung" und auf Nachfrage beim Patienten schon länger bekannter Katarakt eher langweilig gegen aus).
@No: ROFL :-D
@Lava: die Basics der Schmerztherapie sollte jeder draufhaben, der sich Arzt nennt, das ist nun wirklich kein Hexenwerk. Wenn Du nicht weiterweißt (was zu Anfang fast immer der Fall sein dürfte), heißt das noch nicht, daß das nicht in Dein Fachgebiet fällt.
Oder bist Du der Meinung, daß Du als Chirurgin eine reine Handwerkerin bist?
mein highlight heute: konsil-patient mit DK. wird mit "schmerzloser dauererektion" vorgestellt. hätte mal einer der kollegen da drüben mit ihm geredet hätte er bereitwillig erzählt, dass er eine penisprothese hat...
sehr schön:-party mein bestes Konsil war bislang: "Pat. mit Sklerodermie- bitte um Bewegungsausmaßbestimmung"...
@No: ROFL :-D
@Lava: die Basics der Schmerztherapie sollte jeder draufhaben, der sich Arzt nennt, das ist nun wirklich kein Hexenwerk. Wenn Du nicht weiterweißt (was zu Anfang fast immer der Fall sein dürfte), heißt das noch nicht, daß das nicht in Dein Fachgebiet fällt.
Oder bist Du der Meinung, daß Du als Chirurgin eine reine Handwerkerin bist?
Uff, jetzt muss ich doch weiter ausholen... bei besagtem Patienten haben wir bisher keine Ursache gefunden, die diese extremen Schmerzen (liegt 24/7 im Bett und jammert) erklären würde. Da gibt's zwar diverse Bandscheibenvorfälle, aber die berühren nicht die Wurzeln. Neurologisch und elektrophysiologisch ist alles blande, die Schmerzen passen auch gar nicht zur Höhenlokalisation, Patient ist jung (unter 40, glaub ich) und hat auch keine degenerativen Veränderungen an der Wirbelsäule. Patient bekommt mittlerweile Opiode (Schmerzkonsil war da), aber die helfen auch nicht. Ich glaube nicht, dass da Fentanylpflaster jetzt was bringen, das Problem ist ein anderes. Etwas, dass man mit NSAR, Amitryptilin und Opioiden nicht beseitigen kann. Die Frage ist jetzt: was tun? Die Neurochirurgen wollen nicht operieren, die Neurologen wollen nicht übernehmen da keine Neurologie und nachhause schicken können wir den Pat auch nicht, da er vor Schmerzen nicht mal aus dem Bett aufstehen kann.
Dann gehört der aber auch nicht in die Hände eines Schmerztherapeuten sondern in die eines Psychiaters.
Mit derartigen Ankündigungen kann man durchaus auch plötzliche Schmerzbesserung beim Patienten erreichen.
Was ist denn mit Blockaden? Hatten neulich (über die Neujahrsfeiertage) auch so einen Fall- nicht zu mobilisieren bei stärkster Lumbago- OÄ hat einmal gezielt infiltriert und alles war gut.
Oder Spondylodiszitis? MRT unauffällig?
Ansonsten hilft der von Evil angemerkte Schmerzpsychologe und/ oder die Anbindung an ein chron. Schmerzzentrum...
Espressa
02.03.2009, 21:08
Uff, jetzt muss ich doch weiter ausholen... bei besagtem Patienten haben wir bisher keine Ursache gefunden, die diese extremen Schmerzen (liegt 24/7 im Bett und jammert) erklären würde. Da gibt's zwar diverse Bandscheibenvorfälle, aber die berühren nicht die Wurzeln. Neurologisch und elektrophysiologisch ist alles blande, die Schmerzen passen auch gar nicht zur Höhenlokalisation, Patient ist jung (unter 40, glaub ich) und hat auch keine degenerativen Veränderungen an der Wirbelsäule. Patient bekommt mittlerweile Opiode (Schmerzkonsil war da), aber die helfen auch nicht. Ich glaube nicht, dass da Fentanylpflaster jetzt was bringen, das Problem ist ein anderes. Etwas, dass man mit NSAR, Amitryptilin und Opioiden nicht beseitigen kann. Die Frage ist jetzt: was tun? Die Neurochirurgen wollen nicht operieren, die Neurologen wollen nicht übernehmen da keine Neurologie und nachhause schicken können wir den Pat auch nicht, da er vor Schmerzen nicht mal aus dem Bett aufstehen kann.
Hmm, gabs so einen nicht auch bei Dr. House?
Der hatte dann diese ausgefallene ("Hoden"-:-D-)Epilepsie... (s05e12)
icespeedskatingfan
03.03.2009, 07:34
schließe mich evil an: das schreit nach somatisierter Depression: Psychiatrisches Konsil
ich hab bei solchen patienten mitunter durchaus auch die erfahrung der intravenösen oder subkutanen schmerztherapie mit diversen mittelchen (auch ordentlich opioide, aber gerne auch mal nacl) und deren wirklich regelmässigen exakten wirkung gemacht. nicht zu vernachlässigen. :-)
Für chronische Schmerzen gibt es ja sowas feines wie das WHO Stufenschema... wenn man sich daran hält, dann hat man ja schon mal was... wobei ich auch bei den Opioiden dann erstmal zu Tabletten tendiere und finde, dass man die Coanalgetika nicht unterschätzen sollte...
Und akut bin ich bei starken Schmerzen (also solchen, die auf ne Ampulle Novamon iv/ein Gramm Perfalgan entweder nicht reagiert haben oder ohnehin nicht reagieren werden) auch ein Fan von Dipidolor s.c. (ggf. Morphin s.c. bei Tumorpatienten) oder zum Coupieren auch mal ner kleinen Menge Morphin oder Fenta i.v. (halt vorsichtig dosiert).
Ich bin der Meinung, dass in nem Krankenhaus an sich niemand liegen sollte, der therapierbare Schmerzen hat und nichts dagegen bekommt! :-meinung
Für chronische Schmerzen gibt es ja sowas feines wie das WHO Stufenschema... wenn man sich daran hält, dann hat man ja schon mal was... wobei ich auch bei den Opioiden dann erstmal zu Tabletten tendiere und finde, dass man die Coanalgetika nicht unterschätzen sollte...
Und akut bin ich bei starken Schmerzen (also solchen, die auf ne Ampulle Novamon iv/ein Gramm Perfalgan entweder nicht reagiert haben oder ohnehin nicht reagieren werden) auch ein Fan von Dipidolor s.c. (ggf. Morphin s.c. bei Tumorpatienten) oder zum Coupieren auch mal ner kleinen Menge Morphin oder Fenta i.v. (halt vorsichtig dosiert).
Ich bin der Meinung, dass in nem Krankenhaus an sich niemand liegen sollte, der therapierbare Schmerzen hat und nichts dagegen bekommt! :-meinung
:-meinung
agouti_lilac
03.03.2009, 12:38
ich hab bei solchen patienten mitunter durchaus auch die erfahrung der intravenösen oder subkutanen schmerztherapie mit diversen mittelchen (auch ordentlich opioide, aber gerne auch mal nacl) und deren wirklich regelmässigen exakten wirkung gemacht. nicht zu vernachlässigen. :-)
Ich habe auch während meiner Ausbildung gesehen, dass das ab und an mal gemacht wurde und dann geholfen hat. Aber wie geht das dann weiter, wenn es gen Entlassung geht? Parallel mit Pflastern, Tropfen etc. anfangen und die Spritzen reduzieren? Was sagt man dem Patienten, meine ich damit? Und wie schreibt man das in den Brief an den Hausarzt, den die Patienten mitbekommen?
peu a peu reduzieren und die wahrheit in teilen mitteilen. schonend natürlich, damit sich niemand veräppelt vorkommt. so haben wirs mehrfach gemacht.
Spritzen sind was für die Akutsituation. Und die ist ja im Krankenhaus öfter anzutreffen als in der "normalen Umgebung".
Für zu Hause gibt es ja dann genug Alternativen in diversen Formen (Tropfen sind eher unpraktisch als Dauermedikation, Tabletten sind gut, Pflaster wenn indiziert, die meisten find ich verodnen die zu schnell weil so schön einfach). Wichtig ist halt, dass man sich von unten an die Bedarfsmenge randosiert und immer noch was schnellwirksames bei Bedarf dazu verordnet! Aber für sowas gibt es ja auch ambulant niedergelassene Schmerztherapeuten, die was von ihrem Handwerk verstehen!
Hoppla-Daisy
03.03.2009, 12:46
Aber für sowas gibt es ja auch ambulant niedergelassene Schmerztherapeuten, die was von ihrem Handwerk verstehen!
... die nur leider viel zu selten miteingebunden werden :-nix
um akut etwas zu dem thema mitzuteilen...
ich habe heute nacht von viertel nach 2 bis viertel nach 3 "spass mit schmerzen" gehabt.. nachtdienst. pat, jg 28, alleinlebend, kommt mit rtw, konnte nicht schlafen, da schmerzen. familie im auto hinterher. war vor 36h in unserer ambulanz wegen schmerzen nach sturz vor 14 tagen im becken und hüfte aufgeschlagen. ct becken unauffällig, klinische untersuchung durch den (sehr fähigen) kollegen blande, mit paracetamol als bedarf nach hause geschickt. akutbeschwerden: es tut doch nachts weh, wenn man sich umdrehen müsse und der gedanke, am nächsten tag wieder aufstehen zu müssen.. inspektorisch wirkte die frau wie eine typische rheumapatientin - teigig geschwollene finger, ulnardeviation, knötchen über den gelenken, rötungen fleckig diffus an den entsprechenden stellen - anamnestisch verneint. klinisch deutliche differenz zwischen schmerzen bei untersuchung mit (VAS um die 4-6) und ohne ablenkung (VAS um die 0-2). selbst stehen, gehen und zehenstand ging (das war allerdings riskant, den zu testen, alleine im raum). nach der mehr als ausführlichen untersuchung und nettem gespräch, gabe von novalgin tropfen und mitgabe von novalgin war man glücklich, zufrieden und wollte es so versuchen. ich habe für das weitere vorgehen am folgenden tage empfohlen, den hausarzt aufzusuchen, eine vernünftige schmerztherapie (nicht nur pcm, sondern in der tat ein antiphlogistikum hinzuzufügen) zu machen, weiterhin ein möglicherweise bestehendes versorgungsleiden offen und ehrlich angesprochen, meiner meinung höflich und nett zum ausdruck gegeben, dass dieses gemanagt werden solle. und einen ausführlichen brief an den hausarzt geschrieben, damit wenigstens der novalgin-teil auch ankommt. lange rede, kurzer sinn: verdammt ärgerlich, hierfür eine stunde der nacht zu "verschwenden", aber leider notwendig, weil die kollegen vor mir sich anscheinend keine gedanken um schmerztherapie und grunderkrankungen gemacht haben. (nur dumm, dass ich grad 45 min im bett gewesen und danach nach einer stunde die nacht vorbei gewesen war, und ich mich dann mit "5000 thrombozyten"-stürzen herumschlagen durfte. nix zu schneiden dabei gewesen. aber das ist eben auch unfallchirurgie)
WackenDoc
03.03.2009, 14:13
Ich glaub ich bin viel zu nett zu meinen Patienten. Irgentwo kann ich´s ja verstehen wenn die Gesprächsbedarf haben, aber mir zerwürfelt´s dann die ganze Sprechstunde. Die Woche ging´s ja noch vom Patientenaufkommen, aber nächste Woche bin ich allein,da geht so was gar nicht mehr.
Relaxometrie
03.03.2009, 17:40
Ich glaub ich bin viel zu nett zu meinen Patienten. Irgentwo kann ich´s ja verstehen wenn die Gesprächsbedarf haben, aber mir zerwürfelt´s dann die ganze Sprechstunde.
Komm mal zu uns auf die geschlossene Allgemeinpsychiatrische Station. Da lernste, Dich abzugrenzen und Gespräche auf ein Minimum zu verkürzen.
Manchmal komme ich mir dabei zwar sehr dreist vor, aber auf einer solchen Station wird man auf dem Flur den ganzen Tag lang von Patienten angesprochen. Wenn ich da auf jeden Gesprächswunsch eingehen würde --- na gute Nacht.
So, die Arbeit hat mich eindeutig wieder. :-) Zum Glück ist es in den letzten Tagen leerer geworden, so dass ich zu viele Dingen komme, die sonst liegen bleiben. Außerdem gehts bei mir wohl echt schon Richtung Neo - und Schichtarbeit. :-( Naja, ich werde es wohl irgendwie hinbekommen.
LG,
Ally
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