Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
"Raus aus der Patientenversorgung" klingt gut. Vor allem wenn man im 24h Dienst wegen Kleinkram nach Mitternacht noch immer ständig angerufen wird. Wenn man die Notaufnahme nur noch hasst, ebenso wie jegliche Form von forderndem Patientengut. Leider ist das schwieriger als gedacht - allein potenzielle Stellen oder AG ausfindig zu machen ist gar nicht so trivial.
wolltest du nicht ggfs. Allgemeinmedizin machen?
Oder Labor, wenn es garkein Patientenkontakt geben soll...
_calendula_
10.06.2021, 21:13
Daisy hat den Vorteil, dass sie mehr kann als Medizin.
Auf einer guten Stelle ist es auch in der Klinik auf Dauer gut.
Über diese Portale habe ich eben genau solche Ausschreibungen gefunden, welche die genannten Voraussetzungen aufgelistet hatten. Wo nach Leuten mit Industrieerfahrung gesucht wurde.
Mei, das ist immer die Suche nach dem 25-Jährigen mit 30 Jahren Berufserfahrung der zu einem lächerlichen Gehalt auf internationalem Spitzenniveau Leistungen abliefert.
Ich hab mich mal auf eine Stelle beworben auf die es rein formal nur einen einzigen Bewerber überhaupt hat geben können, mich. Eine interne Stellenausschreibung bei der jemand gesucht wurde der exakt meine Anforderungen erfüllt. Es gab in diesem Konzern eben genau nur mich der überhaupt gepasst hätte. Und ich hab die Stelle nicht bekommen, wurde noch nicht mal intern zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Weil das nur eine Pseudoausschreibung war damit ein Wunschkandidat von extern kommen konnte.
Und andersrum hab ich mich schon auf Stellen beworben deren Voraussetzungen ich nicht erfüllt hab. Zu wenig Erfahrung, zu wenig sonstwas. Und die Stelle dann bekommen.
Und ich mein beide Vorgänge so ernst wie ich sie schreibe.
Seit diesen tatsächlichen und persönlichen Erfahrungen glaube ich den ganzen Stellenausschreibungen noch weniger als ich früher geglaubt hab. Gewisse Voraussetzungen sollte man schon erfüllen. Wenn ein Pilot gesucht wird und es bewirbt sich ein Lokführer dann passt das vielleicht nicht. Aber wenn in der Industrie ein Facharzt mit jahrelanger Erfahrung in Projektarbeit gesucht wird dann kann es schon auch sein dass ein frischer Facharzt mit bissl Hirnschmalz der sich einigermaßen zu verkaufen weiß genommen wird. Wieso auch nicht. Wenn die formalen Voraussetzungen passen und die entsprechenden Bewerber zeigen können dass Potential da ist...
Bei den Stellenausschreibungen Chirurgie wird oft "nach dem Common Trunc" gefordert, damit man den Kollegen nicht die Basics der Stationsarbeit beibringen muss, aber wenn es nix besseres gibt wird auch der Uniabsolvent genommen. Auch normal.
Interessant. Hab mich noch nie auf eine Stelle in der Industrie beworben weil ich dachte, dass ich sowieso keine Chance hätte (bin allerdings auch noch kein FA, wobei ich tatsächlich nur sehr selten die Forderung gefunden habe dass man das sein sollte - wenn dann nur bei Ausschreibungen von Krankenkassen oder Behörden).
Weiß jemand zufällig ob in der Industrie auch "Hospitationen" möglich sind? Praktika gehen ja normalerweise über Wochen oder Monate, was mit dem Urlaubsplan nicht zu vereinbaren ist. Wollte das schon öfter anfragen, hatte aber Sorge, dass das irgendwie seltsam rüberkommen könnte (sofern das in der Branche nicht üblich ist).
Versuch es einfach. Wenn man sich garnicht bewirbt, hat man schon verloren.
Ganz interessantes Buch zur Krankenhauslandschaft aus dem Blickpunkt der Soziologie (2012)
https://books.google.de/books?id=ZVeED2NPRCMC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
Einige Stichpunkte aus dem Blickpunkt eines Soziologen, betreffend Ärzte in Weiterbildung
a) "Das Krankenhaus ist ein "Durchlauferhitzer" für Ärzte, eine Station auf dem Weg zur Niederlassung" (trifft heute immer noch auf die meisten zu)
b) "Altverträge und Privatliquidation durch Chefärzte" (die ab den 90er Jahren als immer problematischer angesehen wurden auch in Hinblick auf die erbrachte Leistung schon damals langsam eingeschränkt wurde, aus heutiger Sicht der richtige Weg)
c) Überspitzter Arbeitsalltag der AiW: "Kennenlernen ritueller Verhaltensweisen, Weiterbildungsinhalten, Fragen nach Vertragsverlängerungen und Zeugnisse, Hoffnung auf Weiterempfehlung, die Kulis" (kann man auch heute so überspitzt sagen)
d) "Die ärztliche Sozialisation, die durch das zweistufige Aus- und Weiterbildungssystem geprägt ist, reproduziert beständig diese hierarchischen Strukturen von Arztberuf und Krankenhausärzteschaft. Die fachärztliche Weiterbildungs erfolgt in einem kaum aufzubrechenden Verhältnis zum Chefarzt nach "militärischen Grundsätzen": "Gehorsam und widerspruchfreies Verhalten wird belohnt, Widerspruch und Kritik negativ sanktioniert. Die AiW sind auf die Wohlwollen ihres Weiterbilders angewiesen" (daran hat sich garnix verändert und wird es auch nie in DE; treffende Analyse des Soziologen)
e) Auch interessant wie das in der Soziologieliteratur so genannt wird: "Biotop feudalistisch-patriarchalischer Strukturen" (Füllekrug 2008); "hierarchisch-militärischem Krankenhaus alter Prägung" (Ruebsam-Simon 2002); "fast alttestamentarische Züge" (Degenhardt 1998); also je länger zurück und schlimmer die Beschreibung in der Literatur
Danke für den interessanten Beitrag.
Dass man sich fühlt wie beim Militär ist aber irgendwie nichts wirklich Neues. Der einzige relevante Unterschied ist vielleicht, dass man beim Militär nicht so viel reden muss. Und die Vertragslaufzeiten länger sind. Und man schon während des Studiums bezahlt wird.
Feuerblick
17.06.2021, 19:12
Ich finde es prima, dass (notfalls unter Zuhilfenahme uralter Bücher) den Assistenzärzten immer wieder in Erinnerung gerufen wird, dass sie in der Hand des Chefarztes sind und nur wenn sie nicht aufmucken überhaupt eine Weiterbildung erhalten. So kommt wenigstens keiner dieser Jungspunde auf die Idee, sich mal zu wehren! :-dafür
(Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.)
Na so alt ist 2012 auch nicht...und es hat sich ja so manches positiv entwickelt (z.B. Abschaffung Privatliquidation)
Ein weiterer interessanter Punkt ist Kommunikation im Krankenhaus, betrifft aber weniger spezifisch Ärzte in Weiterbildung
Danke für den interessanten Beitrag.
Dass man sich fühlt wie beim Militär ist aber irgendwie nichts wirklich Neues..
Daher sollte man Schauen nicht zu lange in dieser wenig ansprechenden Phase zu bleiben.
Feuerblick
17.06.2021, 19:50
2012 ist neun Jahre her. Und wenn man die Jahre bis zum Erscheinen eines Buchs draufrechnet, dann sind die „Fakten“ wohl eher 12-15 Jahre alt.
Wirklich tiefgreifende Veränderungen in der Betrachtung des Soziologen (!) kann man nicht feststellen. Finde es gut, mal die Betrachtung der Krankenhauswelt von einem ganz anderen Fach (Gesellschaftswissenschaften) zu lesen.
@ feuerblick:
Nicht nur die Assistenten, sondern auch die Oberärzte müssen spuren. Erstere werden mit "Weiterbildung" erpresst, zweitere wissen dass sie bei Nichtgefallen schnell mal eben so vom Chef rausgemobbt werden. Selbst der Chef ist nicht immun gegen Repressalien: Wenn die Zahlen nicht stimmen steht sofort die Geschäftsführung auf der Matte - und wenn das Problem nicht bald korrigiert wird fliegen auch mal Chefärzte schnell aus ihren Positionen und werden schonungslos ausgetauscht. Gleiches gilt für die Geschäftsführer - zumindest wenn es eine Zentrale gibt von der sie ihre Vorgaben kriegen. Üblicherweise solche die realistischerweise gar nicht zu erfüllen sind.
Holy shit, in 2 Jahre Arztdasein (Uniklinik! Innere!) und insgesamt 11 Jahren Gesundheitswesen hat mich mein Job noch nie so genervt und angekotzt wie das selbstgerechte und selbstmitleides Gejammere der immer gleichen Namen in diversen Threads im Assistentenforum. Es fast nicht mehr lesbar weil man überall immer nur dasselbe Geheule liest :-kotz
Feuerblick
17.06.2021, 20:11
Holy shit, in 2 Jahre Arztdasein (Uniklinik! Innere!) und insgesamt 11 Jahren Gesundheitswesen hat mich mein Job noch nie so genervt und angekotzt wie das selbstgerechte und selbstmitleides Gejammere der immer gleichen Namen in diversen Threads im Assistentenforum. Es fast nicht mehr lesbar weil man überall immer nur dasselbe Geheule liest :-kotzDANKE!!! :-meinung
Du solltest Forenbeiträgen nicht so viel Wichtigkeit in deinem Leben beimessen. Gleichgültiger gegenüber derart unwichtigen Dingen werden.
_calendula_
17.06.2021, 20:16
Es macht eben nicht jeder die selben Erfahrungen. Und je nach Persönlichkeit und Lebensituation ist man auch unterschiedlich beruflich belastbar.
Es soll sogar an Internistischen Unikliniken gute Stellen geben.
Gerade die Soziologie ist ja für eine überaus ideologiefreie Betrachtung der Realität bekannt... :-p
Holy shit, in 2 Jahre Arztdasein (Uniklinik! Innere!) und insgesamt 11 Jahren Gesundheitswesen hat mich mein Job noch nie so genervt und angekotzt wie das selbstgerechte und selbstmitleides Gejammere der immer gleichen Namen in diversen Threads im Assistentenforum. Es fast nicht mehr lesbar weil man überall immer nur dasselbe Geheule liest :-kotz
Das gleiche könnte man bei dir und Feuerblick schreiben. Immer dieselbe Reaktion. Wenn ihr nicht mit den Ausführungen des Soziologen einverstanden: schreibt ihm doch anstatt hier zu jammern.
Spart euch Beleidigungen ("selbstgerecht / Selbstmitleid / es ist nicht mehr lesbar"/ "es kotzt mich an") für den Soziologen auf. Der freut sich bestimmt darüber.
Feuerblick
17.06.2021, 20:36
Warum sollte ich einem Soziologen auf ein vor neun Jahren erschienenes und damit veraltetes Buch antworten? Schlimm genug, dass irgendwer hier so einen alten Schinken überhaupt aus der Versenkung holt und damit die Jammerer noch darin unterstützt, dass die Welt schlecht ist und sie selbst machtlos sind.
Es macht eben nicht jeder die selben Erfahrungen. Und je nach Persönlichkeit und Lebensituation ist man auch unterschiedlich beruflich belastbar.
Es soll sogar an Internistischen Unikliniken gute Stellen geben.
Mir scheint auch nicht jeden Tag die Sonne aus dem Arsch, ich finde meinen Job auch nicht immer geil und hatte schon mehrfach das Bedürfnis alles hinzuschmeißen, so ist das nicht.
Dieser Thread ist dafür da, sich über die Leiden des Assistenzarztseins auszutauschen. Aber es geht mir einfach auf die Zeiger, dass immer wieder dieselben paar Leute ihre immer gleiche Meinung mit einem lauten Mimimimi in alle Threads tragen. Egal um was es geht, sie schaffen es immer wieder, das Thema auf sich und ihr Mimimimi zu lenken.
Ich lese seit viele Jahre hier im Forum und habe die Austausch mit vielen verschiedenen Leute vom Vorklinikstudenten bis zu Oberarzt und diversen Fachrichtungen immer sehr bereichernd empfunden und hier viel mitnehmen können. Und finde es daher schon sehr schade, dass das Forum zunehmend als Therapiecouch und Jammerecke einzelner Personen gerät und kaum noch ein Austausch stattfinden kann ohne dass betreffende Personen ihr Gejammer in die Diskussion kotzen.
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