Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Wir hatten vor Einführung der digitalen Akte/Kurve mehrer Treffen mit dem zuständigen MD, um zu klären, wie wir dokumentieren müssen, welche Auszüge aus der Akte sie brauchen werden, falls es zu einer Prüfung des Frührehaaufenthaltes kommt.
Feuerblick
17.09.2021, 21:19
Wow, das finde ich sinnvoll. Hat es geholfen?
cartablanca
17.09.2021, 21:38
Es ist eine Sache wenn man sich absichtlich nicht an Regeln hält um daraus Vorteile zu erzielen. Es ist eine andere wenn ständig völlig willkürlich und ohne Rücksicht auf Verluste völlig sinnlose Regeln erfunden werden sodass man gar nicht mehr hinterher kommt diese zu beachten. Und dass man einem Arzt aufgrund von einzelnen Stichproben sämtliche Leistungen eines Quartals streichen darf ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Ebenso die Höhe der Regresszahlungen. Meines Erachtens sollte es eine Bürokratiesteuer geben. Wenn eine Behörde von mir fordert bestimmte Formulare auszufüllen soll sie den benötigten Zeitaufwand bezahlen.
Feuerblick
17.09.2021, 21:45
Moment? Du bist niedergelassen? Was genau rechnest du denn direkt mit der Krankenkasse ab, das dann über den Tisch des MD läuft? Ist es nicht eher die KV, die dich da ärgert?
Wow, das finde ich sinnvoll. Hat es geholfen?
Es hilft. Wir sind diesbzgl. in engem Kontakt mit dem MD.
Unser ehemaliger Chef war/ist der Held unserer Abrechnungen, und es bereitet ihm (vermutlich als einzigem) großes Vergnügen mit dem MD um Tage/Wochen zu "feilschen", die richtigen Unterlagen für die Prüfung auszuwählen.
Feuerblick
17.09.2021, 22:07
:-)) Gefällt mir!
Kackbratze
17.09.2021, 23:15
Absolut medizinische Tätigkeit. Gut, dass das die Basis für die medizinische Versorgung in Deutschland ist.
"feilschen", die moderne Medizin.
Dieses "Feilschen" hat mir mit dem MDK (so hieß der damals noch) auch Spaß gemacht. War wie ein Sport. Bissl was bekommt er, aber die teuren Fälle zieh ich durch und so. Mit echter Medizin hatte das nichts zu tun.
Und Tatsache ist doch: es gibt genug Dinge die in OP-Berichten nur deshalb so drinstehen weil sie abrechnungstechnisch relevant sind. Wenn eine Wundrevision einer Leiste gemacht wird bei der man die ganze Leiste mit dem scharfen Löffel auskratzt dann schreibt man halt noch rein dass die Wundfläche größer so und so war und damit größer 4qcm (ich mein wir reden nach Fem-TEA mit Infekt von einer Fläche von 6x10cm oder mehr!) und dass man schon ganz brav auch Muskel, Faszie und sonstwas gekratzt hat (ja klar!). Weil wenn solche Begriffe oder Textbausteine im OP-Bericht fehlen dann können teilweise OPS-Codes gekürzt werden.
Und sowas find ich einfach nur nervig. Da geht es nicht um Medizin, es geht auch nicht um die Abrechnung an sich. Es geht drum ob bestimmte Textbausteine oder Begriffe verwendet wurden aus der man wiederum einen OPS-Code ableiten kann (der definitiv erfüllt wurde). Und man selbst hat es kapiert und schreibt es rein, ein Kollege hat es nicht verstanden, das vergessen, und zack wird irgendwas gekürzt. Sowas nervt. Weil es ja wie gesagt nicht um die OP an sich sondern um Formalitäten und Nennung von Begriffen geht.
Was ich sagen will: man entfernt sich halt immer mehr von der eigentlichen Medizin in Richtung "was muss ich wie aufschreiben damit ich es am Besten abrechnen kann". Und mein Ziel war oder ist es eigentlich möglichst gute Medizin zu machen und solche Dinge halten mich davon ab. Zeit die ich mit Abrechnungssachen verbrauche fehlt mir am Patienten. Daher stört es mich auch dass die Pflege ständig am PC hockt aber wehe man hätte mal gern dass sie mitkommen zu einem Patienten.
Na aber das ist ja nicht das Problem des MDK. Das DRG-System wurde eingeführt um Kosten zu sparen. Daraus ist aber ein Sport der Gewinnmaximierung geworden.
Die kaufmännische Direktion gibt Zahlen vor, die Klinikleitung tanzt dazu. Ich frage mich was moralisch verwerflicher ist: die Fallprüfung oder die Falschdokumentation. Letzteres wird ja dann immer noch hingestellt, dass wir ja nur im Sinne der Patienten handeln.
Kenne unzählige Fallbeispiele auf der Klinik: Beatmungsstunden, Kalium- und BZ-Entgleisungen, Harnwegsinfekte ….
FirebirdUSA
18.09.2021, 18:36
Gewinnmaximierung? Eher Verlustreduktion in den meisten öffentlichen Häusern, oder?
Das mit entsprechender Fokusierung im privat organisierten Bereich auch Gewinne erwirtschaftet werden, geht doch eigentlich zu lasten der Kliniken die dann die Versorgung der übrigen Fälle sicherstellen müssen. Oder sehe ich das falsch?
Kackbratze
18.09.2021, 20:41
Das siehst Du schon richtig, kann man aber pauschal auch nicht stehen lassen.
Die öffentlichen Häuser werden dann gerne vom zuständigen Landrat o. Ä. mit Finanzspritzen versorgt, was aber auch keinen Anreiz zu einer vernünftigen Krankenhausführung darstellt, weil "das Geld kommt eh".
@hebdo: ich hab nicht von Falschdokumentation gesprochen. Ich gehe erstmal von anständiger Arbeit aus und sehe dann diese Versteifung auf einzelne Begriffe und diese ständigen Überlegungen wie man die gemachte Arbeit noch beschreiben müsste damit man das Geld auch bekommt einfach als schädlich an.
Tatsache ist doch dass immer mehr Leute für Dokumentation, Controlling und Codierung bezahlt werden. Und erbringen die eine tatsächliche abrechenbare Leistung? Und hilft es dem Patienten? Das ist das Problem. Ich beispielsweise als Chirurg erbringe tatsächlich durch das Krankenhaus abrechenbare Leistung und mache was was den Patienten (hoffentlich) tatsächlich hilft. Und meine Arbeit muss inzwischen soviele andere Leute mit durchfüttern und deren Job sichern dass das Verhältnis zwischen Leistungserbringern und Rest einfach krass geworden ist.
Private Kliniken haben sich meist ihre Nischen gesucht in denen man durch Konzentration auf lukrative Krankheitsbilder und Vermeidung von teuren Sachen (vorhalten einer Notaufnahme für möglichst viele Fachrichtungen) eine Gewinnmaximierung betreiben kann. Da hat für mich der MD(K) nix mit zu tun. Das ist eine politische Entscheidung die einfach falsch ist. Rosinenpicken allerhöchster Güte incl. staatlicher Subvention.
Na aber das ist ja nicht das Problem des MDK. Das DRG-System wurde eingeführt um Kosten zu sparen. Daraus ist aber ein Sport der Gewinnmaximierung geworden.
Die kaufmännische Direktion gibt Zahlen vor, die Klinikleitung tanzt dazu. Ich frage mich was moralisch verwerflicher ist: die Fallprüfung oder die Falschdokumentation. Letzteres wird ja dann immer noch hingestellt, dass wir ja nur im Sinne der Patienten handeln.
Kenne unzählige Fallbeispiele auf der Klinik: Beatmungsstunden, Kalium- und BZ-Entgleisungen, Harnwegsinfekte ….
Ja so ist es. Ein komisches System.
Ohne den MD als Korrektiv würde allerdings das Geld zum Fenster rausfliegen. Komplett fälschen kann/darf man die Doku nicht. Eine gewisse Grauzone.
Ich habe einige Chefs und Oberärzte kennengelernt, die einfach die Medizin der 80 und 90 weitermachen nach dem Prinzip möglichst viel stationär und langer Aufenthalt. Die MD Anfrage sind dann natürlich vorprogrammiert und auch das richtige Korrektiv für Leute, die das nimmer lernen möchten, dass man auch im ambulanten Bereich viel machen kann.
ffmmediziner
20.09.2021, 15:59
Hallo,
Was war ausschlaggebend bei euren Auswahlgesprächen? Worauf hat euer Chef*in Wert gelegt bei der Einstellung? Noten? Bereitschaft zu forschen? Doktorarbeit?
][truba][
20.09.2021, 16:05
Erstens ist die Frage nicht neu und lässt sich mit der Suche beantworten. Zweitens reicht es auch die Frage in einem Thread zu stellen.
Hey Leute, ich bräuchte man euren Rat. Ich war gestern in den Bergen wandern, dort ist einer Freundin von mir "komisch" geworden. Sie berichtete von einem Flimmerskotom rechts und hatte kurz darauf deutliche, auch objektiv nachvollziehbare Wortfindungsstörungen für ca. 3min. Die Symptome endeten von alleine. Die Freundin berichtete später von leichten Schmerzen hinter den Augen. Eine Migräne ist vorgenannt, äußert sich sonst jedoch lediglich durch Übelkeit und Kopfschmerzen. Die Patientin ist 22Jahre, hat keine vorerkrankungen und nimmt als Dauermedikation nur die Pille ein. Ich habe mich, weil ich eine TIA unwahrscheinlich hielt in dem Alter gegen das rufen eines notarztes entschieden. Ich habe zwar an einen Apoplex gedacht, aber da es keine anderen neurologischen Symptome gab, eine Migräne für am wahrscheinlichsten gehalten auch wenn die Symptomatik relativ plötzlich eingetreten ist. Ich hab die Patienten im Schatten hinsetzen und etwas trinken lassen, später habe ich sie auch etwas zuckerhaltiges trinken lassen. Später am Tag und am Folgetag gab es keine Beschwerden mehr, auch keine Kopfschmerzen mehr. Ich frage mich nun im Nachhinein ob ich mich richtig entschieden habe, oder ob ich den Notarzt hätte rufen sollen. Wie hättet ihr euch entschieden? Vielleicht ist ja auch ein Neurologe anwesend der mehr dazu sagen kann. Ich habe nochmal nachgelesen, selbst wenn es eine TIA gewesen wäre, wäre es eine Low risk TIA gewesen, die keine weiteren Konsequenzen gehabt hätte, oder?
roxolana
23.09.2021, 10:23
Bin kein Neurologe, aber die Pille sollte man bei Migräne mit Aura nicht nehmen. Bei Migräne mit Aura besteht ohnehin ein erhöhtes Schlaganfallrisiko, welches durch die Pille nochmals erhöht wird. Wenn das also die erste Aura war, dann solle sie die Pille jetzt absetzen.
Zur Differenzierung Aura vs. TIA habe ich Folgendes gefunden:
"Charakteristisch für Migräneauren ist erst die langsame Entwicklung der einzelnen Symptome, sowie das sukzessive Auftreten der Symptome, wenn die Aura aus mehr als einer Störung besteht. Bei der TIA treten die Symptome hingegen in der Regel schlagartig (ohne langsame Entwicklung) und zusammen (nicht nacheinander) auf." https://www.arztcme.de/elearning/differentialdiagnose-und-therapie-primarer-kopfschmerzerkrankungen/#!page=lernmodul/migraene
Wenn sie also zuerst das Flimmerskotom hatte und danach die Wortfindungsstörungen, spricht das eher für Aura.
Feuerblick
23.09.2021, 10:57
Wenn die Migräne bekannt ist und Symptome auftreten, die einer Aura perfekt entsprechen würden, würde ich klar die Migräne als Diagnose sehen. Gerade bei einem jungen Menschen ohne sonstige Erkrankungen.
Es spricht vermutlich bei offenbar neu aufgetretener Aura aber nichts dagegen, da mal Neurologen draufschauen zu lassen.
Anne1970
23.09.2021, 17:00
Die Beschreibung könnte für Migraine mit Aura sprechen. Eine Veränderung der Migraine-Symptomatik, hier: neue Aura (?)
sollte eine MR-Bildgebung nach sich ziehen. Letztendlich bleibt es unklar und sollte neurologisch untersucht und abgeklärt werden. Möglicherweise gab es noch andere Fakt? War sie sehr angestrengt? Hatte sie hohen RR? Zuwenig getrunken? War sie gestresst?
Die Beschreibung könnte für Migraine mit Aura sprechen. Eine Veränderung der Migraine-Symptomatik, hier: neue Aura (?)
sollte eine MR-Bildgebung nach sich ziehen. Letztendlich bleibt es unklar und sollte neurologisch untersucht und abgeklärt werden. Möglicherweise gab es noch andere Fakt? War sie sehr angestrengt? Hatte sie hohen RR? Zuwenig getrunken? War sie gestresst?
Ja es war definitiv neu. Sonst ist es nur eine Migräne ohne Aura gewesen. Das war das erste Mal. Anstrengung war moderat, aber die Tage davor waren wir viel Wandern. Eher hyptoner RR. Getrunken zwar wenig, aber auch nicht richtig dehydriert. Ich werde denke ich eine ambulante Vorstellung beim Neurologen empfehlen. Bin mir aber echt unsicher, ob ich mich richtig entschieden habe in der Situatuon. Die neurologischen Symptome kamen hintereinander. Irgendwie fand ich eine TIA mit 22 ohne Risikofaktoren (außer Pille) für so unwahrscheinlich, dass ich dachte eine Konsultation vom Notarzt wäre ohne Konsequenz geblieben und hab nich dann dagegen entschieden. War natürlich auch eine besondere Situation in den Bergen. Mir war nicht bewusst, dass dann eine MR Bildgebung anzustreben ist. Zum Ausschluss Malignom/frühere Ischämien oder wozu?
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