Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Seeräuberjenny
08.03.2009, 15:57
Hey,
mann, ich bin so froh, dass es dieses Forum gibt!
Komme mir schon wieder wie der letzte Depp vor - denn seit einer Woche (meiner 5. woche) bin ich in der Ambulanz und hab das Gefühl, ich kriege gar nichts auf dei Reihe. Die ersten drei Tage war eine Kollegin mit mir da, die mir echt das Gefühl gegeben hat, ich wäre ein bißchen blöd, weil ich die ganzen Abläufe da nicht kannte - wem gibt man das Blut, das man abgenommen hat, wie meldet man ein CT und welche Zettel muss man wann ausfüllen? Und zu langsam wäre ich sowieso auch. Dabei untersuche ich eigentlich zügig. Wenn ich huschhusch untersuche kann ichs auch gleich bleiben lassen. Die letzten beiden Tage war ich dann nachmittags allein. Hab erstmal meinen OA gerufen, weil ich mich nicht getraut habe, eine Pat. mit phobischem Attackenschwindel nach Hause zu schicken. Ich habe mich so sehr geschämt, als er zur selben Diagnose kam.Aber zum Glück hat er es mir nicht übel genommen.
Dann nölt mich die Ambulanzoberschwester an, ich sollte auch mal was tun, nicht immer nur telephonieren - nachdem alle 5 Minuten das Telephon klingelte und ich nicht einmal einen PAtienten am Stück untersuchen konnte. ohne irgendwelche HAs abzuwimmeln.
Mittlerweile rede ich mir schon selber ein, dass ich unfähig bin. :-(
Aber wenn ihr sagt, es wird besser, will ich mal fest daran glauben. Muss mir halt selber immer wieder sagen, dass ich Anfängerin bin.
Viele Grüße von der etwas geknickten Seeräuberjenny
WackenDoc
08.03.2009, 16:10
Hallo Seeräuberjenny
Siehs doch mal so: Ist doch cool wenn wenn der OA deine Diagnose bestätigt.
Und die Ambulanzoberschwester hat dich schon mal gar nicht anzupupen. Es ist nun mal nicht deine Aufgabe Telefonistin zu spielen.
Und es ein schönes Spielchen gerade von den erfahrenen (Pflegekräften) so zu tun als ob Unferfahrenheit gleich Dummheit wäre und Erfahrung mit Intelligenz gleichzusetzen wäre.
Moorhühnchen
08.03.2009, 17:10
Ok, meine Eltern haben heute echt Krisenintervention bei mir betreiben müssen - schön, wenn einem alle Seiten bestätigen, daß man sich als Anfänger fast IMMER als Depp fühlt. Meine Mutter ebenso wie mein Vater oder meine beste Freundin - alles Nicht-Mediziner.
Jetzt muß ich also nur noch aufpassen, daß ich morgen keinen umbringe (das kann ich ja getrost den Schwestern überlassen, wie ich am Freitag gesehen habe :-D) und die Visite mit den neuen WE-Patienten hinter mich bringen......... vielleicht ist meine Oberärztin ja auch wieder da - denn so ganz ohne ist schon ziemlich doof!! :-dagegen
Und Briefeschreiben üben. *seufz*
anfängerlein
08.03.2009, 17:49
Hallo, ich bin ganz neu hier und total froh, eben dieses Forum gefunden zu haben. Ich habe am Montag in der Inneren angefangen, habe am zweiten Tag meinen ersten Patienten bekommen und finde es schon schwierig, für "nur" 4-6 Patienten zuständig zu sein, zu wissen, warum sie mit ihren tausend Nebendiagnosen eigentlich da sind und alle neuen Laboparameter dem Oberarzt präsentieren zu können. Geht oder ging es vielleicht noch jemandem so?
Rumpelstilzchen
08.03.2009, 18:05
Anfänger zu sein ist schwierig. Da ich im Moment aus gesundheitlichen Gründen nicht in den OP kann, prämediziere ich also den lieben langen Tag. Wenn viel los ist, klingelt alle paar Minuten mein Telefon, entweder werden mir Patienten geschickt oder es gibt Fragen seitens der operativen Kollegen aus den Ambulanzen, welche Untersuchungen bei den Patienten gemacht werden sollen (Thorax, EKG und so weiter), die Stationen stellen Rückfragen, gern auch mal zu postoperativen Patienten ("Darf der sein Metformin einen Tag nach der OP schon wieder nehmen?"), was ich auch ganz witzig finde, denn offensichtlich haben die keine Stationsärzte, die sowas entscheiden können.
Dann Rückfragen der Kollegen aus dem OP, Belegärzte, die sich beschweren, daß ihre betagten und zum Teil mehrfacherkrankten Patienten vor der elektiven Knie-TEP noch ein präoperatives kardiologisches Konsil haben sollen ("Hat es in 20 Jahren nicht gegeben!"), Patienten, die einen Termin zur Prämedikation wollen (sowas steht wohl auf der Internetseite meines Krankenhauses, daß man sich einen Termin geben lassen kann - "Bitte nach 18 Uhr, ich muß ja tagsüber arbeiten"). Patienten mit Migrationshintergrund, die einen deutschen Aufklärungsbogen ausfüllen sollen, obwohl sie ihn noch nicht mal in ihrer Landessprache lesen können, Patienten, die ohne Akten bei mir vor der Tür sitzen und nicht wissen, was sie bei mir sollen ("Wie, Operation? Un Narkos? Geht des net ohne bei de Gall?"). Schwestern auf den Stationen, denen man den Unterschied zwischen gesetzlichem Betreuer und einer Betreuungsperson beziehungsweise jemandem mit Vorsorgevollmacht erklären muß, besorgte Angehörige, mein Oberarzt, der mich darauf hinweist, daß ein EKG-Befund, in dem weitere Diagnostik empfohlen wird genau diese nach sich ziehen sollte und nicht als normal zu bewerten ist (hat er ja auch recht).
Der ganz normale Wahnsinn, den ich mal mehr, mal weniger gut bewältige. Huhn, Du bist nicht allein. Es geht uns allen so.
WackenDoc
08.03.2009, 18:14
anfängerlein:
Nach ein paar Wochen wirst du merken, dass man sich erstaunlich viel merken kann. Du wirst dann die Daten der Patienten im Kopf haben. Und für wichtige Sachen gibts immernoch Spickzettel und Akten.
Also den Kopf nicht hängen lassen das braucht Zeit. Grad am Anfang wirbelt viel Neues in dem armen Gehirn rum. Aber das sortiert sich.
anfängerlein
08.03.2009, 18:22
Ich habe Mitte letzten Jahres mein Examen gemacht und könnte mir die Haare raufen, dass anscheinend das meiste, vor allem Medis etc. schlichtweg aus meinem Gehirn verbannt scheinen. Jetzt sitze ich hier und will was lernen, dabei könnte ich nen ruhigen Abend gut brauchen, bevor es morgen wieder los geht. Und ich beschwer mich schon nach einer Woche ;-) Mein Spickzettel ist eine Stationsübersicht, auf der man nach einem Vormittag schon nichts mehr erkennen kann, weil total bekritzelt. Und ich habe noch eine riesige Hemmschwelle, selbst ein doofes Diuretikum anzusetzen bei Patienten, die einfach alles an Krankheiten in sich einzusammeln versuchen.
Feuerblick
08.03.2009, 18:23
Ich habs heute gerade zu meiner Kollegin gesagt: Fehler sind immer noch die besten Lehrer. Was du mal falsch gemacht hast oder wofür du einen Rüffel bekommen hast, WEIL es falsch war, das wirst du NIE wieder falsch machen, wenn du normal lernfähig bist. :-top
Außerdem: Glaubt mal nicht, dass man mit ein paar Jahren Berufserfahrung keine Insuffizienzgefühle mehr hat. Es gibt Dienste, da mach ich mich fast kirre, ob ich was übersehen haben könnte und ob ich bei meiner Verdachtsdiagnose und deren Therapie auch nur annähernd richtig lag. Das gehört dazu. Wer zu lässig wird, macht Fehler. Lieber einmal zuviel denken, lieber einmal mehr unwohl fühlen als alles cool zu beherrschen und irgendwann man ein ganz dickes Ding zu verbocken.
Stellt an euch selbst nicht zuviele Ansprüche. Das Studium hat nichts mit der praktischen Tätigkeit zu tun. Ihr bekommt die Theorie, aber die Facharztzeit ist nicht umsonst eine "Ausbildung". :-top
icespeedskatingfan
08.03.2009, 18:34
Lasst Euch nicht unterkriegen!!! Es ist wirklich was anderes, ob man als PJ-ler hinter dem Assi herdackelt oder selbst derjenige ist, der was entscheiden muss.
Und Moorhühnchen: mein Vorschlag für die Arztbriefe ist als Struktur für Dich gedacht, vielleicht hilft es Dir,Zeit zu sparen.
Wenn jeder Pups in einen Arztbrief soll, sprich beizeiten mal mit Deinem Chef: denn fünf Seiten lange Arztbriefe helfen niemandem: weder dem Patienten, noch dem Haus (muss bei "outgesourctem" Schreibdienst nämlich pro Seite bezahlen) noch Deinem OA der den ganzen Kram lesen muss,- und schadet eher dem Image: da fragt sich der zuweisende FA ob vielleicht der medizinische Überblick verlorengegangen ist, wenn man sich nicht auf die Essentials beschränken kann. Und die Zeit die du für die Diktiererei sparst kommt der Patientenversorgung zugute...oder Deiner Freizeit:-top
Zumindest gibt es Häuser in denen mittlerweile angefangen wird nachzudenken wie man die knapper werdende "Recouce" Assistenzarzt sinnvoller einsetzt!!!:-dafür
John Silver
08.03.2009, 20:34
Jap, aller Anfang ist schwer.
Was ellenlange Arztbriefe betrifft, wie sie insbesondere in der Inneren heißgeliebt sind - sollte man lassen. Ich meine es auch so. Einfach lassen. Niemand honoriert ellenlange Briefe. Kein Einweiser schätzt sie, vielmehr stört er/sie sich an solchen Briefen, denn in einer Praxis hat man auch Besseres zu tun, als irgendwelche Romane zu lesen, die wesentlich knapper hätten ausfallen können. Man muß einfach den schmalen Grat zwischen maximaler Konzentration an Informationen einerseits und genügend "buzz words" für den MDK andererseits finden (denn sonst kommen die unvermeidlich idiotischen MDK-Anfragen, mit deren Beantwortung man wieder Zeit verschwenden muß), und diesem stets treu bleiben. Spart unheimlich viel Zeit, bei gleichem Resultat.
Feuerblick
09.03.2009, 09:05
Unglaublich, aber Dienste können tatsächlich sehr, sehr nett sein... zumindest, wenn der Wunschthread einem wohlgesonnen ist.
@Huhn: leg dir einen Ordnen an mit allen Briefen, die du schreibst oder mit Beispielbriefen für jede Krankheit. Die kannst du dann irgendwann beim Diktieren vorlesen und musst nur noch den Namen ändern. :-)) Diktieren lernt man übrigens schnell. Am Anfang hab ich auch ne Stunde für einen Brief gebraucht, aber das geht nach nem Monat schon viel flotter.
Wir haben irgendwie ein ganz tolles System: wir schreiben Kurzarztbriefe selbst am Computer und später wird ein ausführlicher Arztbrief diktiert. Da ich aber eh schon immer ausführlich schreibe (also für chirurgische Verhältnisse) diktiere ich nur noch: "Diagnosen übernehmen, Therapie übernehmen, Verlauf übernehmen, Medis übernehmen, Procedere übernehmen, Ende des Diktats, danke fürs Schreiben" :-D
Gestern war ich erstmals im Schockraum. Hab nur zugesehen (für sowas ist mein Erstdienst verantwortlich). Verunglückter Motorradfahrer mit vielen Frakturen. :-love Ihm ging's aber gut, alles Wichtige inkl. Kopf und Rücken waren OK, nur das eine Bein hatte plötzlich ganz viele neue Gelenke :-D
Stellenanzeigen/-angebote im letzten DÄ sprechen Bände .....
Gruß pieks
Leelaacoo
09.03.2009, 16:16
Stellenanzeigen/-angebote im letzten DÄ sprechen Bände .....
Gruß pieks
Irgendwie stimmen meine Bewerbungserfahrung grad nicht damit überein...sind allerdings Initiativbewerbungen. Komisch...hätt die Dr.Arbeit vielleicht doch fertig machen sollen:-heul
LG Lee
Irgendwie stimmen meine Bewerbungserfahrung grad nicht damit überein...sind allerdings Initiativbewerbungen. Komisch...hätt die Dr.Arbeit vielleicht doch fertig machen sollen:-heul
LG Lee
Hmm.. Lee ... obs damit zusammenhängt? Oder hast Du Dich an Unis beworben?
Bezügl. mit/ohne Dr. habe ich leider keinen Vergleich :-nix
Irgendwie stimmen meine Bewerbungserfahrung grad nicht damit überein...sind allerdings Initiativbewerbungen. Komisch...
Sach ich ja!!!! Aber mir hat ja auch keiner geglaubt. Wenn es dich tröstet: ich hab letztendlich doch ne gute Stelle gefunden, die eigentlich so ziemlich meinen Wünschen entspricht :-)
Alzheimer
09.03.2009, 18:24
Habe mich im letzten Dienst auch inkompetent gefühlt und gefragt,ab wann dieses Gefühl mal aufhört. Darauf sagte eine OÄ, dass dies nie der Fall ist und mich dies sympatisch macht [-::-]. Andere hätten so ein Gefühl nie und würden wegen fehlender Selbstkritik Pat. eher gefährden, durch Selbstüberschätzung und herablassende Äußerungen über Andere bei Kollegen etc. anecken.
Das hat mir gut getan und danach lief der Dienst auch wieder.
Feuerblick
09.03.2009, 18:30
Irgendwie stimmen meine Bewerbungserfahrung grad nicht damit überein...sind allerdings Initiativbewerbungen. Komisch...hätt die Dr.Arbeit vielleicht doch fertig machen sollen:-heul
LG LeeGlaub ich nicht. Ich hab inzwischen ja mehrere Stellen gehabt, davon zweimal an der Uni und meine Diss dümpelt auch immer noch im ersten Korrekturverfahren herum, was meinen letzten Chef nach und nach auf die Palme gebracht hat. ;-)
Initiativbewerbungen sind halt häufig zeitlich schlecht getimt. Ich hätte jeweils ein halbes Jahr nach der Bewerbung dann auch die Stelle haben können, aber zum Zeitpunkt der Bewerbung war nix frei. Ergo: Lieber auf Stellen bewerben, die ausgeschrieben sind. Finden sich nicht nur im Ärzteblatt sondern auch auf den Homepages der Unis/KHs (und dort meist sogar ein oder zwei Wochen früher, was hilfreich sein kann).
Käthe, MD
10.03.2009, 09:20
Irgendwie stimmen meine Bewerbungserfahrung grad nicht damit überein...sind allerdings Initiativbewerbungen. Komisch...hätt die Dr.Arbeit vielleicht doch fertig machen sollen:-heul
LG Lee
Morgen zusammen, na dann will ich mich doch auch mal ins Gespräch einklinken !
Lee, wo hast du dich denn beworben und für welches Fachgebiet? Also ich kann ja nur für den Köln/Bonner Raum sprechen, und da war es doch nicht ganz sooo einfach ne gute Stelle in der Unfallchirurgie zu finden! Hab zwar mittlerweile echt einen super Job bekommen, aber hätte mir das ganze doch etwas einfacher vorgestellt. Den überall verkündeten Ärztemangel konnte ich bei meinen Bewerbungen leider nicht ganz nachvollziehen! :-nix
Lg Käthe
Kackbratze
10.03.2009, 09:33
Der "Ärztemangel" tritt eher in den Bereichen um die Ballungszentren und im ländlichen Bereich auf.
Hamburg, Berlin und Co sind selten unterbesetzt, weil da alle hinwollen (Agglomeration ist ein Stichwort)
Wir in unserem beschaulichen Umland zwischen HH und HB (und mit Abstand auch H) suchen neue Kollegen, aber wir sind definitiv unterbesetzt.
Wenn jemand gerne zu uns kommen möchte (pendeln nach HH oder HB ist problemlos per Bahn möglich!), soll nur Bescheid sagen!!!
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