Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Wurde deswegen vom RTW belächelt und gefragt, was denn die AA Grenze bei uns ist (3,5). Hat mich etwas geärgert.
Die übernehmen auch nicht die Verantwortung. Da muss man drüber stehen.
Züschata
23.01.2022, 20:23
Er war natürlich wach, aber benommen. Nicht bewusstseinsklar, ist Unsinn. Mein Kommentar zielte auch auf die Frage ab, wie mit diesen Pat. umgegangen wird. Die landen ja erstmal in der ZNA. Kommen die dann auf eine IMC, liegen die mit Monitor in der ZNA? Oder werden die teilweise auch nur auf Vitalparameter und Klinik geprüft? Würde mich interessieren.
_calendula_
23.01.2022, 20:37
Kommt darauf an um wen es sich handelt und warum er/sie heute kommt.
Die mit 4.x Promille sind ja gerne mal immer wieder da.
Und kommt auch darauf an, wie die räumlichen und organisatorischen Verhältnisse im Haus sind und wo Betten frei sind. Ich würde so jemanden (mit Krampf-Vorgeschichte) auf jeden Fall an einen Monitor legen wollen, und zwar irgendwo, wo auch zuverlässig jemand nach ihm schaut und sicher ist, dass er seine Medikamente bekommt.
Und wie anignu sagt: RTW-Besatzungen belächerln ganz gerne mal Dinge, für die sie nicht die Verantwortung tragen.
Bei uns machen wir bei Alkoholintox ne vBGA und dann liegen die auf ner Trage im Flur bis sie zumeist unbemerkt und selbstständig die ZNA verlassen.
Bei uns machen wir bei Alkoholintox ne vBGA und dann liegen die auf ner Trage im Flur bis sie zumeist unbemerkt und selbstständig die ZNA verlassen.
Ist bei uns ähnlich. Die liegen im Eingangsbereich der ZNA auf einer Trage, da hat man sie durchgehend im Blick und wenn sie ruhig sind, packen wir sie auch an den Monitor. Dazu gibts eine BGA und ein Basislabor (BB, Niere, Leber, CRP) inkl. Ethanolspiegel. Sobald sie selbstständig die ZNA verlassen können, können sie gehen.
N'abend!
Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gestartet und weiter gesund und gut drauf:-)
Mir ist heute tatsächlich im zweiten Monat meiner Berufszeit ein echter Fehler unterlaufen. Ich werde mit Sicherheit in den letzten Wochen schon einige Dinge übersehen haben oder nicht richtig diagnostiziert haben, aber heute ist mir ein Fehler bei der Medikamentenanordnung bezüglich Dosierung von Haloperidol unterlaufen und es wurde statt 0,2mg 1mg verabreicht. Mir ist der Fehler leider erst 5 Minuten nach Verabreichung aufgefallen, ich habe die Dosierung also dann natürlich angepasst und für morgen erstmal ausgesetzt und dem Diensthabenden Bescheid gesagt, der viel mehr Erfahrung als ich hat und gesagt hat, dass das nicht so tragisch sei.
Nichtsdestotrotz ärgere ich mich jetzt unheimlich, weil das ein Fehler ist, den ich immer verhindern wollte. Und jetzt ist mir das schon so früh passiert. Es tut mir natürlich sehr Leid für den Patienten und ich hoffe es geht alles gut aus, aber trotzdem werde ich heute Nacht wohl nicht richtig schlafen können und werde morgen vermutlich ordentlich Ärger bekommen. Es war einfach ein extrem stressiger Tag in der ZNA und normalerweise checke ich die Medis immer nochmal gegen bei Unterzeichnung, aber dieses Mal kam etwas dazwischen und ich habe es eben erst 5 Minuten nach Medigabe nochmal überprüfen können. Beim nächsten Mal mache ich einfach eins nach dem anderen.
Nichtsdestotrotz frage ich mich, wie man mit solchen Fehlern umgeht und was man gegen seine Schuldgefühle tun kann; gerade wenn es solche ja doch einfach vermeidbaren Fehler sind. Vllt hat ja der ein oder andere eine ähnliche Geschichte oder ein paar allgemeine Tipps.
Es tat auf jeden Fall gut, dass einfach mal hier mitzuteilen.
Welchem Wesen wolltest du denn 0,2 mg Haldol verabreichen? Und was ist mit ihm geschehen?
Was machst Du denn für eine Fachrichtung, dass Du so geringe Dosen gibst? 0,2mg ist in der Erwachsenenpsychiatrie eher ein subtherapeutischer Dosisbereich… da ist man eher von 2-10mg p.o. bei Einzeldosen unterwegs… und selbst bei Kindern ab 6 Jahre kann man bis 3mg Tagesdosis verteilt auf drei Einzeldosen geben…
Ich hatte mal nen gemeingefährlichen Kollegen, der regelmäßig wider aller medizinischen Standards Patienten aus der Hohlen Hand 10mg Handol i.v. ohne Monitoring gespritzt hat und wenn die Patienten dann soporös bis komatös wurden, die Patienten versucht hat in die Neuro abzuschieben…
Es war eine Vormedikation bei multimorbidem Patienten, ich hatte einfach einen Fehler bei der Übertragung vom Medikamentenplan gemacht. Eine Stunde nach Medikamentengabe lag die Person noch friedlich atmend im Bett, ich hoffe natürlich, dass das morgen auch noch so sein wird.
Aber auch für einen gerontopsychiatrischen Patienten ist ein 1mg jetzt nicht viel. Auch da liegt die Erstgabe zwischen 0,5mg und 1mg. Es ist eher unwahrscheinlich, dass da was dramatisches passieren wird…
Alles klar, danke für eure Einschätzung! Ich hoffe, es geht alles gut ✌️
Habt ihr für sowas nicht ein Medikamentenverordnungsmodul? Da kann man sowas alles nachlesen und generell überprüfen, ob es bei Polypharmazie Wechselwirkungen und insgesamt absolute und relative Kontraindikationen gibt. Und wenn es mal zu einer wirklich relevanten potentiell toxischen Überdosierung eines Präparates kommt, gibt es auch die Giftnotrufzentrale
Leucovorin
27.01.2022, 21:22
0.2 ist extrem wenig, ich habe jetzt als niedrigste Startdosis (z.B. Aggressionen und psych. Symptomen bei Alzheimer) 0.5 mg gefunden. Als ich angefangen habe gab es ArzneimittelPocket als Taschenbuch zum mitschleppen für den Kittel. Inzwischen gibt es auch Arznei aktuell im Googe Play Store. Einfach total praktisch: Dosierung, Therapiehinweise, Packungsgröße, Arzneimittelform..alles hinterlegt.
Vorsicht bei der Haldol i.v. Gabe: Nur unter Monitor mit EKG und vorher EKG schreiben empfohlen.
Andererseits natürlich auch schwierig bei psychotischen Patienten, die die Monitorüberwachung nicht tolerieren. Als Fachfremder würde ich in der Psychiatrie oder Neuro nachfragen.
Nefazodon
27.01.2022, 22:04
0,2 mg Haldol sind tatsächlich extrem wenig. Da fragt man sich schon, warum der Patient das an Bord hatte und wer es so angesetzt hat.
Zumal man Haldol eigentlich nicht als Dauermedikation geben sollte.
Das würde ich wahrscheinlich überprüfen und dann absetzen.
Aus der Neurologie und Psychiatrie bin auch ich viel höhere Dosen gewohnt.
Standard-Medikation bei nicht-Alkohol-Delir kenn ich z.B als 1mg zweimal täglich.
Bei akuten Erregungszuständen haben wir auf der Geschlossenen immer 10mg Haldol und 10mg Diazepam gegeben.
Insofern muss man sich um eine Dosis von 1mg wirklich keine Sorgen machen. Zumal, wenn der Patient vermutlich eine geringe Dosis Haloperidol gewöhnt war.
Also mach dir keine Sorgen, Marvino! Da passiert nichts.
Bei CYP 2D6 Slow Metabolizern kann so eine geringe Dosis schon mal Sinn machen. Generell würde ich aber nicht mal eben (außer es gibt absolute/relative KI oder relevante Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten) ohne Rücksprache mit dem Patienten/Angehörigen und/oder den niedergelassenen Behandlern Psychopharmaka absetzen. Manchmal gibt es für die Medikation auch gute medizinische Gründe und man riskiert eine psychische Destabilisierung, die insgesamt zu einer Verschlechterung des multimorbiden Zustandes führen kann.
Nichtsdestotrotz frage ich mich, wie man mit solchen Fehlern umgeht und was man gegen seine Schuldgefühle tun kann; gerade wenn es solche ja doch einfach vermeidbaren Fehler sind. Vllt hat ja der ein oder andere eine ähnliche Geschichte oder ein paar allgemeine Tipps.
Grundsätzlich: sich selbst zu organisieren vermeidet tendenziell Fehler. Auch mit steigender Erfahrung macht man weniger. Und wenn man halt drüber nachdenkt warum ein Fehler passiert ist und wie man ihn beim nächsten Mal vermeiden kann.
Schuldgefühle an sich sind ja erstmal nichts negatives, oder? Ich mein wenn es dir vollkommen egal wäre ob du einem Patienten eine geplante Medikamentendosis oder die fünffache Dosis gibst DANN solltest du dir Sorgen machen. Zu viele Schuldgefühle sind nur auch wieder nix. Also wenn du wegen etwas was passiert ist, der Patient null Schaden davon getragen hat, du dir deine Gedanken gemacht hast, aber dann wochenlang nicht schlafen kannst. Das wär nix.
Ansonsten ist noch zu sagen dass die allermeisten Patienten sehr viel Arzt aushalten ;-)
Nefazodon
27.01.2022, 23:28
Bei CYP 2D6 Slow Metabolizern kann so eine geringe Dosis schon mal Sinn machen. Generell würde ich aber nicht mal eben (außer es gibt absolute/relative KI oder relevante Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten) ohne Rücksprache mit dem Patienten/Angehörigen und/oder den niedergelassenen Behandlern Psychopharmaka absetzen. Manchmal gibt es für die Medikation auch gute medizinische Gründe und man riskiert eine psychische Destabilisierung, die insgesamt zu einer Verschlechterung des multimorbiden Zustandes führen kann.
Darum habe ich ja auch geschrieben, dass ich es überprüfen würde.
Also ich würde vor Änderung der Medikation schon versuchen, zu erfahren, wer das warum so angesetzt hat.
Es ist natürlich möglich, dass es so ist, wie Du oben schreibst und der Patient ein slow metabolizer ist.
Allerdings halte ich es, aus meiner bisherigen Erfahrung, (leider) für wahrscheinlicher, dass die geringe Dosis aus Unwissenheit gegeben wurde, etwa um off-label als "Schlafmedikation" zu wirken oder soetwas in der Art.
Aber selbst, wenn es gute Gründe für die Dosis geben sollte, meiner Meinung bleibt es dabei, dass Haldol nicht dauerhaft fest verordnet werden sollte...
Wenn andere Therapieoptionen bereits ausgeschöpft gewesen sind und Haldol als einziges Präparat den entsprechenden Therapeutischen Effekt erzielen konnte, dann hat auch Haldol mal dauerhaft eine Berechtigung. Gerade bei z.b. neurogenem Singultus nach Hirnstammprozessen (Schlaganfall, Aneurysmen) wirkt Haldol oft besser als die verfügbaren Alternativen. Never change a Running System… außer es gibt relevante medizinische Gründe dafür. Ich habe gerade in der Psychiatrie leider schon häufiger erlebt, dass in der Somatik erst einmal rigoros Medikamente bei stabilen gerontopsychiatrischen Patenten abgesetzt wurden und dann kippte es, was dann nicht selten zu einem erhöhten Hospitalisierungsrisiko der Patienten führte. Es ist in Ordnung zu überprüfen, ob wirklich alle Medikamente medizinisch notwendig sind, aber gerade wenn es sich um eine andere Fachrichtung handelt würde ich nicht einfach ohne Rücksprache etwas absetzen.
agouti_lilac
28.01.2022, 06:33
Ich kenne solche geringen Dosen aus der Schmerztherapie zur Antiemese vor Opioid-Gabe.
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