Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
][truba][
30.05.2022, 15:25
Frage mich auch, wo all der Frust herkommt. Ich habe fast nie solche Oberärzte erlebt, die hier beschrieben werden. Weder in der Chirurgie noch in der Urologie. Sehr wohl gab es mal "dumme" Sprüche und da wurde sich von den (Assistenten)Kollegen drüber aufgeregt. Allerdings waren die meistens berechtigt und der Oberarzt ist auch nicht da, einem jeden Kram vorzukauen und das beobachte ich zunehmend. Die Leute glauben "teaching" wäre für jeden Kram den Oberarzt anzurufen und jede noch so kleine Entscheidung bei ihm abzuladen. Da werden teils die Telefone gezückt, da hab ich als Assistent im ersten und zweiten Jahr die Ohren verbal lang gezogen bekommen (aber auf respektvolle Art). Und heutzutage trauen sich die Oberärzte ja fast nicht mehr, mal zu sagen "Also, das mit der Patientenvorstellung musste aber mal noch üben" o.ä. Was man da so hingestammelt bekommt... eieiei. Und wenn man mal was sagt, wird sich aufgeregt anstatt auch mal zu hinterfragen oder vlt. daraus zu schließen "Ok, beim nächsten mal kann/darf/will ich das schon selbst entscheiden. (Zumindest bei diesem Oberarzt)". Kann hier beide Seiten verstehen denn ich kenne aus Erzählungen von Freunden auch wirklich scheinbar maligne (und faule) Oberärzte.
An Chefärzten hab ich allerdings leider bis auf einen einzigen auch nur führungsinkompetente Menschen gesehen. Schade dass jeder Dödel Chef werden kann ohne bestimmte Coachings dafür besucht haben zu müssen.
Endoplasmatisches Reticulum
30.05.2022, 16:22
[truba][;2234705']An Chefärzten hab ich allerdings leider bis auf einen einzigen auch nur führungsinkompetente Menschen gesehen. Schade dass jeder Dödel Chef werden kann ohne bestimmte Coachings dafür besucht haben zu müssen.
Was für uns die Spitze der Unzumutbarkeit ist, kann fürs Krankenhaus die Spitze der Kosten-Nutzen-Optimierung sein. Als Angestellter schüttelt man den Kopf, wie solche Leute ernsthaft glauben können, sie hätten Chefpotential. Aber aus Krankenhaussicht läuft der Laden trotz 3 offenen Stellen bei vollem Patientendurchsatz, was will man mehr? Dass die Personalabteilung alle 1-2 Monate neue Verträge für Nachbesetzungen aufsetzen muss, ist doch kein Kostenfaktor ...
ehem-user-07-06-2022-1358
30.05.2022, 17:03
Sowas spricht sich aber irgendwann auch rum, gerade in Zeiten von socialmedia. Die Frage ist, wie gut so ein Laden wirklich läuft und wer sich dann da überhaupt noch bewirbt. Ich kenne eine Abteilung in der alle AÄ und fast alle OÄ arabisch klingende Namen haben. Promoviert ist außer dem Chef niemand. Ist ein chirurgisches Fach. Da fragt man sich schon, warum das so ist.
[truba][;2234705']
Schade dass jeder Dödel Chef werden kann ohne bestimmte Coachings dafür besucht haben zu müssen.
Dödel bleibt Dödel, ob gecoacht oder nicht. Trifft ebenso auf Dödelinnen zu.
Dödel bleibt Dödel, ob gecoacht oder nicht. Trifft ebenso auf Dödelinnen zu.
Das waren auch meine ersten Gedanken. Ein gecoachter Depp ist halt immer noch ein gecoachter Depp ;-)
Endoplasmatisches Reticulum
31.05.2022, 09:51
Sowas spricht sich aber irgendwann auch rum, gerade in Zeiten von socialmedia. Die Frage ist, wie gut so ein Laden wirklich läuft und wer sich dann da überhaupt noch bewirbt.
In Ballungszentren gibt es oft genug Bewerbungen, leider. Da kann man so ein Modell durchaus über sehr lange Zeit fahren und sich für die ökonomische Betriebsweise noch auf die Schulter klopfen lassen.
Das waren auch meine ersten Gedanken. Ein gecoachter Depp ist halt immer noch ein gecoachter Depp ;-)
Ein gewisses Grundniveau in der Personalführung ist ja nun auch kein Hexenwerk. Im Wesentlichen wären doch die meisten Abteilungen erträglich, wenn sich Chefs einfach nur stumpf an eine Checklist mit vielleicht 10 Not-to-do-Punkten halten würden. Wenn das regelmäßig nicht passiert, ist es in meiner Erfahrung eher Intention als Unfähigkeit.
Davon ab ist sowas in der Tat Etikettenschwindel, und kann sogar nach hinten losgehen. Du hast dann vielleicht nen Chef, der sich auf der Visitenkarte und jedem Arztbrief mit seinem MHBA oder MBA adelt, in der Praxis genau so eine Nulpe ist wie anderswo, dafür aber zusätzlich die Assistenten mit halbseitigen Formatvorgaben selbst für Visiteneinträge gängelt (das nennt er dann "QM") oder noch eloquentere Vorträge hält, dass Verbesserungen oder Investitionen nicht finanzierbar sind und den Assis nur das ökonomische Verständnis fehlt, das zu begreifen. Dann braucht er nichtmal mehr so tun, als würde er sein Ärzteteam "nach oben" vertreten oder mal auf den Tisch hauen. Auch kein Vergnügen.
Hallo,
ich habe eine Frage zum Thema Dienste und Depressionen. Seit ich 24h Dienste mache, merke ich bei mir eine deutliche Symptomverschlechterung. Zumal man quasi 24h mit kurzer Unterbrechung durcharbeitet. Ich frage mich, ob das Zufall ist oder die Verschlechterung mit den Diensten zusammen hängt. Die Frage ist auch, was tun? Mehr Sport? Da fehlt mir die Energie. Psychotherapie? Wie soll das zeitlich klappen.. Fachrichtungswechsel und raus aus der Patientenversorgung? Eigentlich mag ich mein Fach.. Kann man sich vom Betriebsarzt von Diensten befreien lassen? Das dürfte mein Standing in der Abteilung ruinieren und mir fehlen noch wichtige Rotationen. Das UAW-Profil von Antidepressiva spricht auch nicht gerade für eine medikamentöse Therapie.
Werden Dienste vielleicht mit der Zeit weniger anstrengend und nervig?
Liebe Grüße
Shallan
Schlafentzug wirkt ja eigentlich antidepressiv.
Da würde ich eher an andere Ursachen denken.
Nulllinie
06.06.2022, 10:45
Naja, die Frage wäre ja auch - falls es von den Diensten kommt - ob es der Schlafmangel, die körperliche Anstrengung oder nicht doch der Druck / Stress ist, die dir zu schaffen machen. Irgendwie steht man ja doch den ganzen Dienst über unter einer Grundanspannung (manche mehr, manche weniger).
Wenn du sagst die Symptomatik wird schlimmer, gehe ich einfach mal davon aus, dass in der Vergangenheit bereits eine Depression diagnostiziert wurde. Dann wäre ja die Überlegung wie sie damals behandelt wurde. Damit kommt man ja der Frage nach aktueller Therapie näher. Und kann dann klären, was mögliche Ursachen sind und ob eine Dienstbefreiung helfen könnte.
Naja, die Frage wäre ja auch - falls es von den Diensten kommt - ob es der Schlafmangel, die körperliche Anstrengung oder nicht doch der Druck / Stress ist, die dir zu schaffen machen. Irgendwie steht man ja doch den ganzen Dienst über unter einer Grundanspannung (manche mehr, manche weniger).
Wenn du sagst die Symptomatik wird schlimmer, gehe ich einfach mal davon aus, dass in der Vergangenheit bereits eine Depression diagnostiziert wurde. Dann wäre ja die Überlegung wie sie damals behandelt wurde. Damit kommt man ja der Frage nach aktueller Therapie näher. Und kann dann klären, was mögliche Ursachen sind und ob eine Dienstbefreiung helfen könnte.
Ich habe vor drei Jahren über 100h Psychotherapie wegen eine „Double Depression“ gehabt und galt dann als ausreichend stabil.Die Dysthemie war nie weg, aber damit komme ich zurecht. Psychopharmaka habe ich damals abgelehnt.
Wenn es an der Grundanspannung läge, müsste es ja theoretisch im Verlauf der nächsten Wochen/Monate besser werden.Irgendwann entwickelt man ja Routine.
@davo: Während meiner letzten mittelgradigen Episode habe ich im Schnitt 4h pro Nacht geschlafen und fand das nicht antidepressiv wirkend.
Nulllinie
06.06.2022, 11:01
Naja... die Grundanspannung kann je nach Arbeitsbedingungen und Workload leider trotz Routine bleiben.
Wäre denn ein diagnostisches Gespräch bei einem Psychiater / Psychosomatiker / psych. Psychotherapeuten aktuell für dich denkbar? Also um gemeinsam den Status quo zu erheben und nach Lösungen zu schauen? Muss ja nicht gleich in einer Psychotherapie enden.
@Nulllinie: Ich hatte erstmal an meinen Hausarzt gedacht. Da bekomme ich deutlich schneller einen Termin als beim Therapeuten. Je nachdem, was er meint, dann eventuell Psychiater und/oder Therapeut. Wobei, Antidepressiva kann ein Allgemeinmediziner doch selbst verordnen, oder ? Ich möchte ungern, dass Risiko eingehen, dabei gesehen zu werden, wie ich eine psychiatrische Praxis betrete.
Nulllinie
06.06.2022, 11:20
Hausarzt klingt ebenfalls gut, wenn das Vertrauensverhältnis passt. Und ja, Antidepressiva dürfte auch er verschreiben, wenn indiziert und du einverstanden wärst.
Das mit der psych. Praxis ist verständlich, wenn objektiv betrachtet eigentlich schade, wenn man sich um sowas Gedanken machen muss. Aber wenn es nötig wäre, würde sich auch sicher da eine Lösung finden ;)
Bonnerin
06.06.2022, 11:52
Schlafentzug wirkt ja eigentlich antidepressiv.
Da würde ich eher an andere Ursachen denken.
Mit Sicherheit aber nicht in nem erzwungenen Dienst im Krankenhaus. Ein ehemaliger Kollege von mir hatte mal aus Interesse ein Langzeit-RR-Messgerät an im Dienst. Durchschnittlich: 150/110, bei sonst (an regulären Tagen 120/80), inkl. stark eingeschränkter Nachtabsenkung. Die Statistiken über Gesundheitsrisiken im Schichtdienst etc. tun ihr Übrigstes. Dass die 24/7-Arbeit im Krankenhaus ein health risk ist, sollte eigentlich nach dem Studium jede:m klar sein...
Ich möchte ungern, dass Risiko eingehen, dabei gesehen zu werden, wie ich eine psychiatrische Praxis betrete.
Sehr traurig, das zu lesen. Wenn Ärzt:innen noch dieser Meinung sind, haben wir wirklich noch einen langen Weg vor uns, bis endlich die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen aufhört. :(
Aber ja, du solltest schauen, dass du zeitnah Hilfe suchst und findest!
Was ist denn deine angestrebte Fachrichtung? Je nach Fach muss man die 24h-Dienste bzw. Schichtdienst ja länger oder kürzer durchstehen...
Schlafentzug wirkt ja eigentlich antidepressiv.
Da würde ich eher an andere Ursachen denken.
Also meine Dienste sind regelmäßig gesundheitsgefährdend. Wenn meine Familie gemütlichen Brunch macht, hab ich von Samstag auf Sonntag wieder 12h nahezu ohne Pause gearbeitet. Das Telefon klingelt alle 3-5 Minuten. Egal ob Pflege oder andere Kliniken die irgendwas von einem haben wollen. Das ist absolut nicht psychoprotektiv.
Naja, wenn jemand eine Pharmakotherapie ablehnt, eine Psychotherapie ablehnt, aber meint, dass die Dienste an der Depression schuld wären und deshalb eine Dienstbefreiung will, wirkt das schon etwas... ungewöhnlich.
Mistermeo
06.06.2022, 13:10
Also meine Dienste sind regelmäßig gesundheitsgefährdend. Wenn meine Familie gemütlichen Brunch macht, hab ich von Samstag auf Sonntag wieder 12h nahezu ohne Pause gearbeitet. Das Telefon klingelt alle 3-5 Minuten. Egal ob Pflege oder andere Kliniken die irgendwas von einem haben wollen. Das ist absolut nicht psychoprotektiv.
Geht mir ähnlich. Ich arbeite 24h durch und habe selten eine Pause. Die Dienste liegen mir nach zwei Tagen noch in den Knochen. Ich persönlich finde das ist einfach eine riesen Belastung und alles andere als gesund.
Regelmäßig habe ich auch einfach das Gefühl nur heulen zu wollen, weil es einfach nicht aufhört.
Deshalb werde ich auch schnellstmöglich in ein anderes Fach wechseln.
ehem-user-07-06-2022-1358
06.06.2022, 13:37
Deshalb werde ich auch schnellstmöglich in ein anderes Fach wechseln.
Gehst du dann in ein Fach ohne direkten Patientenkontakt?
Schlafentzug hat bei eher endogenen Depressionen einen kurzzeitigen antidepressiven Effekt, manchmal sogar manieauaslösend. Ein dauerhaft unregelmäßiger Tagesrhythmus kann Depressionen und ihre Chronifzierung befördern.
Es gilt abzuwägen dazwischen, wie lange du aus karrieretechnischen Gründen das noch durchhalten willst/musst und wann/ob du einen gesünderen Lebensrhythmus betreiben willst.
Hinter einer sogenannten Dysthymie stecken in der Regel strukturelle Probleme, die stark für weitere Depressionen und andere psychische und körperliche Probleme prädisponieren. Diese strukturellen Defizite sollten psychotherapeutisch angegangen werden (die Depressionen selbst sind medikamentös und durch Lebensstiländerungen gut zu behandeln, letztlich mehr oder weniger selbstlimitierend, was nicht heisst, das sie nicht sehr leidvoll sein können).
Hey Mistermeo, das ist ja krass. Du hattest doch auch in deinem PJ Haus vom Wahlfach angefangen und warst glücklich damit. ._.
Meine Fachwahl hab ich schon früh und unabhängig von Diensten getroffen aber ich hab spätestens im PJ gelernt, dass mir Dienste die Laune verderben und bin froh, derzeit keine Dienste zu haben.
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