Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Bonnerin
06.06.2022, 18:07
Für mich stehen mit Blick in den Kalender tatsächlich bald die ersten Rufbereitschaftswochen an. In meinem Fall aber alles im Homeoffice, d.h. bei Anruf gegebenenfalls aufstehen, was validieren und dann wieder zurück ins eigene Bett oder aufs Sofa. Arbeitspensum scheint von Tag zu Tag bzw. Woche zu Woche sehr stark zu schwanken (von durchpennen bis ein - zwei Anrufe die Stunde), mal sehen wie es wird. Aber krass, dass ich jetzt bald schon ein Jahr raus bin aus der Patientenversorgung.
Sehr traurig, das zu lesen. Wenn Ärzt:innen noch dieser Meinung sind, haben wir wirklich noch einen langen Weg vor uns, bis endlich die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen aufhört. :(
Aber ja, du solltest schauen, dass du zeitnah Hilfe suchst und findest!
Was ist denn deine angestrebte Fachrichtung? Je nach Fach muss man die 24h-Dienste bzw. Schichtdienst ja länger oder kürzer durchstehen...
Ich bin da Realistin, wenn ich meine Krankengeschichte auf der Arbeit ausbreite, habe ich doch sofort den Stempel weg. Ich bin in der Anästhesie.
@raifiki: Ich glaube nach über 100h nicht mehr daran, dass die Dysthemie verschwindet. Damit komme ich auch zu recht, ich möchte nur keine mittelgradigen depressiven Episode.
@davo: Ich habe Pharmakotherapie in der Vergangenheit abgelehnt, weil ich dachte, ich schaffe es auch ohne. Dem ist wohl nicht so.
Mistermeo
06.06.2022, 18:54
Hey Mistermeo, das ist ja krass. Du hattest doch auch in deinem PJ Haus vom Wahlfach angefangen und warst glücklich damit. ._.
Meine Fachwahl hab ich schon früh und unabhängig von Diensten getroffen aber ich hab spätestens im PJ gelernt, dass mir Dienste die Laune verderben und bin froh, derzeit keine Dienste zu haben.
Ja zu Anfang war ich auch glücklich und es hat Spaß gemacht. Dann kamen die Dienste und es wurde immer mehr zur Katastrophe. Ich merke einfach, dass ich damit nicht so gut lebe. Manche würden meinen, dass ich nicht belastbar bin, jedoch ist die Belastung auch einfach krass :-kotz Zudem hänge ich nicht so an dem Fach, dass ich das unbedingt brauche. Ich werde in ein Fach wechseln, wo es sowas primär nicht geben wird. Es dankt einem halt niemand wenn man sich kaputt macht damit.:-winky
][truba][
06.06.2022, 18:57
Was kümmert dich, was die anderen Leute/Kollegen denken?
Es geht um dich und deine Gesundheit. Wenn du das Fach magst, würde ich auch nicht wechseln. Ich denke Anästhesie ist in fast allen Häusern hart da es eben immer "der Dienstleister" ist. Sagt der Chirurg, das muss operiert werden... muss man ran.
Wenn man einen guten/netten Chef hat, kann man sicherlich z.B. darüber sprechen, einen 24h Dienst auf 12h zu teilen. Ein Kollege wird sich schon finden lassen, dem das vielleicht genauso geht. Manchmal findet man ja auch jemanden, der besonders gern Nächte macht.
Ansonsten denke ich, ist es auf jeden Fall angebracht eine therapeutische Konsequenz zu ziehen, wenn du eine Verschlechterung merkst. Dabei ist es ja schon sehr gut, dass du das überhaupt bis zu diesem Grade bemerkst und reagieren könntest. Jetzt musst du es eben nur tun. Niemand kennt deine Arbeitsstelle und deine Stadt. Nur aus "Scham" würde ich auf jeden Fall nicht auf eine Therapie verzichten. Dann fährst du zur Not eben in eine Nachbarstadt.
VG und gute Besserung
ehem-user-07-06-2022-1358
06.06.2022, 19:18
Ja zu Anfang war ich auch glücklich und es hat Spaß gemacht. Dann kamen die Dienste und es wurde immer mehr zur Katastrophe. Ich merke einfach, dass ich damit nicht so gut lebe. Manche würden meinen, dass ich nicht belastbar bin, jedoch ist die Belastung auch einfach krass :-kotz Zudem hänge ich nicht so an dem Fach, dass ich das unbedingt brauche. Ich werde in ein Fach wechseln, wo es sowas primär nicht geben wird. Es dankt einem halt niemand wenn man sich kaputt macht damit.:-winky
Magst du verraten in welchem Fach du tätig bist? Hast du ein Fach mit Intensivmedizin?
Ja zu Anfang war ich auch glücklich und es hat Spaß gemacht. Dann kamen die Dienste und es wurde immer mehr zur Katastrophe. Ich merke einfach, dass ich damit nicht so gut lebe. Manche würden meinen, dass ich nicht belastbar bin, jedoch ist die Belastung auch einfach krass :-kotz Zudem hänge ich nicht so an dem Fach, dass ich das unbedingt brauche. Ich werde in ein Fach wechseln, wo es sowas primär nicht geben wird. Es dankt einem halt niemand wenn man sich kaputt macht damit.:-winky
Ist denn die Belastung im Sinne der Arbeitsbelastung zu hoch? Also müsste ihr einfach den kompletten Dienst durcharbeiten? Oder kommst du allgemein nicht damit klar, dass du arbeitest wenn andere schlafen, zerstörst dir den Schlafrhythmus usw. Wenn ersteres der Fall ist, reicht vielleicht erstmal ein Klinikwechsel wenn einem das Fach grundsätzlich Spaß macht.
Leider stellt man eben erst fest, gut man die Dienste verkraftet, wenn man sie wirklich macht. Und dann ist halt das Kind (der Berufswahl) schon in den Brunnen gefallen.
Ich mache aktuell keine Dienste und arbeite von Montags bis Freitags. Dafür mit 2-3 Überstunden am Tag. Ich bin jeden Tag rund 11 Stunden in der Klinik plus 30 Minuten Fahrt pro Strecke. Also gut 12 Stunden außer Haus. Und ich hasse es. Wirklich. Mich abends oder Samstags mit allen anderen durch den Supermarkt zu kämpfen, alle Erledigungen auf den Samstag zu quetschen, zur „Rush our“ im Fitnessstudio um die Geräte kämpfen zu müssen, nicht zum Frisör, Zahnarzt oder in die Autowerkstatt zu können weil alles schon zu hat wenn ich aus der Klinik komme und dann muss man ja auch noch halbwegs zeitig ins Bett weil man morgens wieder zur 7nzeit rausmuss. Ich würde sofort morgen wieder Schichtdienst machen statt auch nur einen Tag so weiterzuarbeiten. Oder 8 Dienste im Monat. Aktuell ist meine Lebensqualität unter null. Trotz freier Wochenenden und fehlenden Nachtdiensten. Klar, das wär anders wenn ich um Punkt 16 Uhr (wenn ich Feierabend habe) die Klinik verlassen würde und nachmittags noch Zeit hätte aber so ist es einfach nur beschissen. Ist zum Glück nur für einen begrenzten Zeitraum, wäre das mein dauerhaftes Arbeitszeitmodell, würde ich mir wohl einen neuen Job suchen.
Mistermeo
06.06.2022, 20:23
Ich finde die Arbeitsbelastung einfach zu hoch. Es ist wirklich Glück, wenn man mal eine Stunde schlafen kann. Nicht selten arbeite ich die 24h durch. Den Kollegen geht es wohl in den allermeisten Fällen ähnlich, allerdings ist das wohl für die in Ordnung.
Dann kommt der Aspekt hinzu, dass mein Sozialleben komplett zum Erliegen gekommen ist mit häufigen Wochenenddiensten und spontanem einspringen (müssen).
Das Fach macht mir zwar Spaß, aber ich habe ebenso auch Interesse an anderen Fächern. Einen Wechsel würde ich gar nicht so schlimm finden. Mal sehen
Für mich stehen mit Blick in den Kalender tatsächlich bald die ersten Rufbereitschaftswochen an. In meinem Fall aber alles im Homeoffice, d.h. bei Anruf gegebenenfalls aufstehen, was validieren und dann wieder zurück ins eigene Bett oder aufs Sofa. Arbeitspensum scheint von Tag zu Tag bzw. Woche zu Woche sehr stark zu schwanken (von durchpennen bis ein - zwei Anrufe die Stunde), mal sehen wie es wird.Klingt ziemlich nice und bei so einem Modell könnte ich mir auch vorstellen, dass Preis-Leistung stimmt. Hatte mich mal bei einer Hospitation mit einer Kollegin ausm Labor unterhalten, die meinte, dass sie selbst das mit der Zeit als zu störend empfand und daher gar keine Dienste mehr macht. Find das ist ne ganz coole Perspektive, erst mal ein paar Dienste zu machen, wenn die Option besteht später komplett aus den Diensten auszusteigen.
Ja zu Anfang war ich auch glücklich und es hat Spaß gemacht. Dann kamen die Dienste und es wurde immer mehr zur Katastrophe. Ich merke einfach, dass ich damit nicht so gut lebe. Manche würden meinen, dass ich nicht belastbar bin, jedoch ist die Belastung auch einfach krass :-kotz Zudem hänge ich nicht so an dem Fach, dass ich das unbedingt brauche. Ich werde in ein Fach wechseln, wo es sowas primär nicht geben wird. Es dankt einem halt niemand wenn man sich kaputt macht damit.:-winkyAh krass, dass es mit den Diensten so kam. Ich hab nämlich mal darüber nachgedacht, was wir der nächsten Generation PJs so mitgeben können, um den Einfluss der Kliniken und Arbeitsbedingungen besser für das eigene Leben einzuordnen. Find deine nüchterne Einstellung ganz gut und würd wohl auch nicht zu viel Energie investieren in so nen Much. Bleiben würd ich nur so lange, wie es dir noch was bringt und in so nem Massenfach kommt man auch immer wieder unter. Wirst dich ja auch nicht assig verpissen, sondern gesittet weiterziehen. ^^
Und wir werden ja wahrscheinlich auch immer besser, solche Fallen zu erkennen bei der zweiten Stelle, von daher ...
kartoffelbrei
06.06.2022, 21:44
Ich finde die Arbeitsbelastung einfach zu hoch. Es ist wirklich Glück, wenn man mal eine Stunde schlafen kann. Nicht selten arbeite ich die 24h durch. Den Kollegen geht es wohl in den allermeisten Fällen ähnlich, allerdings ist das wohl für die in Ordnung.
Dann kommt der Aspekt hinzu, dass mein Sozialleben komplett zum Erliegen gekommen ist mit häufigen Wochenenddiensten und spontanem einspringen (müssen).
Das Fach macht mir zwar Spaß, aber ich habe ebenso auch Interesse an anderen Fächern. Einen Wechsel würde ich gar nicht so schlimm finden. Mal sehen
Falls du noch mehr Kliniken im Umkreis hast, höre dich doch mal nach den dortigen Dienstmodellen um. 24 h kenne ich hier im Umkreis eigentlich nur noch von den kleinen Häusern, in denen nicht viel los ist. Die größeren haben 12-20 h Dienste, teilweise auch Schichtdienst. Vielleicht findest du da etwas, was besser zu dir passt.
Gerade Schichtdienst hat zwar bei vielen einen schlechten Ruf, aber ist meiner Meinung in Abteilungen, in denen nachts viel los ist, völlig gerechtfertigt. Länger als 12 Stunden am Stück arbeiten zu müssen ist in meinen Augen Folter. Vor allem in einem Fach wie der Anästhesie, wo man nicht nur fünf Jahre für die Weiterbildung die Zähne zusammen beißt und danach in die Niederlassung fliehen kann, sondern in der Regel sein ganzes Leben in der Klinik verbringt.
kurze Frage, lohnt nicht für einen eigenen Thread aber ich habe dazu nichts gefunden:
Man wird ja üblicherweise nach ärztlicher Erfahrung und nicht nach fachärztlicher Weiterbildung eingruppiert in die Tabelle. Was ist denn, wenn man z.B. 2 Jahre und 3 Monate Fach A gemacht und wechselt jetzt in Fach B
Wird mann dann in Stufe 3 eingruppiert und nach 9 Monaten in Stufe 4? Oder wird "resettet" und man kommt in Stufe 3, bleibt aber da ein Jahr?
Wenn gerundet wird, was ist dann, wenn es nach mehr Monaten ist? Kann einem Zeit unter einem Jahr "gekappt" werden?
D.Hollywood
07.06.2022, 16:13
Ist denn die Belastung im Sinne der Arbeitsbelastung zu hoch? Also müsste ihr einfach den kompletten Dienst durcharbeiten? Oder kommst du allgemein nicht damit klar, dass du arbeitest wenn andere schlafen, zerstörst dir den Schlafrhythmus usw. Wenn ersteres der Fall ist, reicht vielleicht erstmal ein Klinikwechsel wenn einem das Fach grundsätzlich Spaß macht.
Leider stellt man eben erst fest, gut man die Dienste verkraftet, wenn man sie wirklich macht. Und dann ist halt das Kind (der Berufswahl) schon in den Brunnen gefallen.
Ich mache aktuell keine Dienste und arbeite von Montags bis Freitags. Dafür mit 2-3 Überstunden am Tag. Ich bin jeden Tag rund 11 Stunden in der Klinik plus 30 Minuten Fahrt pro Strecke. Also gut 12 Stunden außer Haus. Und ich hasse es. Wirklich. Mich abends oder Samstags mit allen anderen durch den Supermarkt zu kämpfen, alle Erledigungen auf den Samstag zu quetschen, zur „Rush our“ im Fitnessstudio um die Geräte kämpfen zu müssen, nicht zum Frisör, Zahnarzt oder in die Autowerkstatt zu können weil alles schon zu hat wenn ich aus der Klinik komme und dann muss man ja auch noch halbwegs zeitig ins Bett weil man morgens wieder zur 7nzeit rausmuss. Ich würde sofort morgen wieder Schichtdienst machen statt auch nur einen Tag so weiterzuarbeiten. Oder 8 Dienste im Monat. Aktuell ist meine Lebensqualität unter null. Trotz freier Wochenenden und fehlenden Nachtdiensten. Klar, das wär anders wenn ich um Punkt 16 Uhr (wenn ich Feierabend habe) die Klinik verlassen würde und nachmittags noch Zeit hätte aber so ist es einfach nur beschissen. Ist zum Glück nur für einen begrenzten Zeitraum, wäre das mein dauerhaftes Arbeitszeitmodell, würde ich mir wohl einen neuen Job suchen.
Wieso machst du keine Dienste ? Ich will das auch
Ich mache Dienste und Überstunden, ich würde lieber dein Modell haben als zusätzlich Dienste am Wochenende oder unter der Woche. Hauptsache ich kann nachts im eigenen Bett schlafen und muss nicht unter der Anspannung und dem Stress sein. Zahnarzt geht man ja auch nicht wöchentlich, zwei drei mal im Jahr wirst du schon um 16 Uhr die Klinik verlassen können ;) … und immer freie Wochenenden zu haben, ich vermisse diese Zeit. Mir ging es da deutlich besser …
Autolyse
07.06.2022, 16:34
kurze Frage, lohnt nicht für einen eigenen Thread aber ich habe dazu nichts gefunden:
Man wird ja üblicherweise nach ärztlicher Erfahrung und nicht nach fachärztlicher Weiterbildung eingruppiert in die Tabelle. Was ist denn, wenn man z.B. 2 Jahre und 3 Monate Fach A gemacht und wechselt jetzt in Fach B
Wird mann dann in Stufe 3 eingruppiert und nach 9 Monaten in Stufe 4? Oder wird "resettet" und man kommt in Stufe 3, bleibt aber da ein Jahr?
Wenn gerundet wird, was ist dann, wenn es nach mehr Monaten ist? Kann einem Zeit unter einem Jahr "gekappt" werden?
Es wird exakt monatsweise gerechnet.
Wieso machst du keine Dienste ? Ich will das auch
Ich mache Dienste und Überstunden, ich würde lieber dein Modell haben als zusätzlich Dienste am Wochenende oder unter der Woche. Hauptsache ich kann nachts im eigenen Bett schlafen und muss nicht unter der Anspannung und dem Stress sein. Zahnarzt geht man ja auch nicht wöchentlich, zwei drei mal im Jahr wirst du schon um 16 Uhr die Klinik verlassen können ;) … und immer freie Wochenenden zu haben, ich vermisse diese Zeit. Mir ging es da deutlich besser …
Ich bin aktuell nicht dienstfähig weil ich in Rotation in einem anderen Fachbereich bin und da gewisse Sachen für die Dienste vorausgesetzt werden, die ich aktuell noch nicht kann und wahrscheinlich auch bis zum Ende meiner Rotation nicht können werde.
Können gerne tauschen. Ich war in 10 Jahren Rettungsdiensttätigkeit mit Schichtdienst und 3 Jahren Weiterbildung inkl. ITS-Zeit und Vollzeit-ZNA noch nie so unzufrieden mit meinem beruflichen Dasein wie aktuell. Da schlaf ich lieber im Dienstzimmer und gehe Sonntags in die Klinik als jeden Tag mindestens 12 Stunden außer Haus zu sein und dann am Samstag alles regeln zu müssen, was in der Woche liegen bleibt. Und am Sonntag ein bisschen Erholung zu bekommen bevor ich in die nächste 60-Stunden-Woche starte.
D.Hollywood
07.06.2022, 17:08
Ich bin aktuell nicht dienstfähig weil ich in Rotation in einem anderen Fachbereich bin und da gewisse Sachen für die Dienste vorausgesetzt werden, die ich aktuell noch nicht kann und wahrscheinlich auch bis zum Ende meiner Rotation nicht können werde.
Können gerne tauschen. Ich war in 10 Jahren Rettungsdiensttätigkeit mit Schichtdienst und 3 Jahren Weiterbildung inkl. ITS-Zeit und Vollzeit-ZNA noch nie so unzufrieden mit meinem beruflichen Dasein wie aktuell. Da schlaf ich lieber im Dienstzimmer und gehe Sonntags in die Klinik als jeden Tag mindestens 12 Stunden außer Haus zu sein und dann am Samstag alles regeln zu müssen, was in der Woche liegen bleibt. Und am Sonntag ein bisschen Erholung zu bekommen bevor ich in die nächste 60-Stunden-Woche starte.
Sollte kein Angriff sein, dein Modell ist kein Lari Fari, nur mir geht es so, dass ich an dem Tag nach Dienst für nix tauge und dann lieber den normalen Alltag habe, anstatt unterschiedlichen Rhythmus. Ich kann leider nie schlafen im Dienst und ich brauche mindestens 6h Schlaf um iwie was hinzukriegen. Und wenn ich mehrere Wochen hintereinander Samstag od Sonntag arbeiten muss, bin ich auch unter der Woche kaputt. Brauche da einfach mehr als einen Tag.
Liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich familiäre Unterstützung habe, um Dinge zu regeln, wenn das nicht gegeben ist, wird’s auch schwierig. Wenn ich deine Kollegin wäre würde ich sagen: geh pünktlich nach Hause.
Glaub mir, wenn es irgendwie machbar wäre, würde ich pünktlich gehen ;-) Ich bin die letzte, die sinnlose Überstunden macht… Aber diese Klinik gibt es einfach absolut nicht mehr. Ich lasse schon sehr viel liegen und der Stapel an To-Dos wächst tagtäglich.
Ist halt auch einfach individuell. Ich bin seit 13 Jahren berufstätig und hatte noch nie geregelte Arbeitszeiten. Einen festen Schlafrhythmus hatte ich zuletzt zu Schulzeiten. Ich schlafe überall und zu jeder Zeit. Und kann auch bis zu einem gewissen Grad mit Schlafdefizit leistungsfähig sein. Mein Körper hat da keine Mindestensschlafdauer solange ich alle paar Tage mal ausschlafen kann. Ja, mit 20 war ich nach den Nachtdiensten auch mal fitter, heute hänge ich dann auch mal den ganzen Tag auf dem Sofa rum aber insgesamt heute ich deutlich mehr Freizeit und Lebensqualität als ich nicht mein ganzes Privatleben ins Wochenende quetschen musste. Und ich habe halt auch niemanden, der mir die Wäsche macht, einkauft, Abendessen kocht, die Wohnung putzt oder Termine vereinbart.
Wobei man schon sein sauer verdientes Geld als Arzt in eine Haushaltshilfe investieren kann. Ich mag meine Freizeit eben nicht mit Haushalttätigkeiten vertrödeln, sonst müsste ich auch am We hier putzen, weil ich das unter der Woche nicht schaffen würde… und wenn es eng wird, kaufen wir halt über einen Versandsupermarkt/Biokistenlieferdienst ein. Die liefern auch abends und samstags. So bleibt das We für Familie, Freunde und Hobbies.
Unabhängig davon habe ich durch die letzten vier Jahre ohne Dienste durch einen regelmäßigen Rhythmus endlich wieder eine zufriedenstellende Lebensqualität. Keine Schlafstörungen mehr, deutlich weniger Migräneattacken und ich fühle mich körperlich fitter (was auch an dem regelmäßigen Sport und gesünderer Ernährung liegen kann). Langfristig hätten mich die Nacht- und Wochenenddienste (in meiner letzten Klinik habe ich drei von vier Wes gearbeitet) und der damit verbundene unstete Lebensrhythmus vermutlich krank gemacht.
Wochenende fand ich weniger schlimm, eher 24h am Stück inklusive nachts - das ist einfach zu lang am Stück. Irgendwann sind Kraft und Konzentration einfach weg, man braucht dann seine Ruhe, eigentlich, aber das ist undenkbar, weil es immer weitergeht. Ich frage mich auch ernsthaft, wie lange so was juristisch überhaupt noch durchgehen wird. Eigentlich müsste man das schon lange verbieten. Das zerschießt einem jegliche Form von Lebensqualität, so viel Geld kann man dafür gar nicht kriegen, dass es das wert wäre. Wobei man so viel dafür ja nichtmal kriegt - höchstens eine Pauschale die den Prozentsatz der aktiven Zeit unterschätzen muss um legal zu bleiben; und natürlich Minusstunden am nächsten Tag. Samstag und Feiertage sind natürlich Add-on. Keine Arbeitszeit, man sitzt ja nur rum. Offiziell zumindest, sonst ginge das Dienstmodell nicht mehr durch.
Wenn man nicht bald was ändert, dann gibt es bald keine Klinikärzte mehr. Vor allem da ja mit der demografischen Entwicklung die wir haben der Bedarf auch nicht gerade zurückgeht.
Ich frage mich auch ernsthaft, wie lange so was juristisch überhaupt noch durchgehen wird. Eigentlich müsste man das schon lange verbieten.
Ist es doch formal schon. BD ist ja nur bis maximal 49% Arbeitsbelastung erlaubt und RD noch für weit weniger. Aber es wird ja mit voller Absicht nicht von den Aufsichtsämtern kontrolliert, sondern die Beweislast (über Wochen- und Monate detailliert Protokoll führen durch ALLE Diensthabenden) liegt bei den Assistenten. Und damit wird sich nie etwas ändern.
Meiner Meinung nach wäre das so ziemlich der wichtigste Punkt, den der MB angehen muss. Der Arbeitgeber muss nachweisen, dass die Dienstbelastung unter den entsprechenden Werten liegt und sonst das Dienstmodell anpassen bis halt ggf. Schichtdienst (der natürlich viel, VIEL besser vergütet werden MUSS).
Endoplasmatisches Reticulum
09.06.2022, 10:19
Meiner Meinung nach wäre das so ziemlich der wichtigste Punkt, den der MB angehen muss. Der Arbeitgeber muss nachweisen
Das ist der Knackpunkt. Wir drehen uns mit nahezu allen Tarifverbesserungen im Kreis, weil niemand den heiligen Gral der Beweislast anzufechten wagt. So verpuffen fast alle Innovationen am Umstand, dass die Durchsetzungsverantwortung von Tarifvorgaben nach wie vor beim einzelnen Arzt liegt, und eine erfolgreiche Durchsetzung zu allem Übel auch noch vom restlichen Team abhängt. Delegation an alle verbunden mit Delegation ans schwächste Glied der Trittleiter ist das Patentrezept zum Scheitern.
Autolyse
09.06.2022, 19:12
Das ist der Knackpunkt. Wir drehen uns mit nahezu allen Tarifverbesserungen im Kreis, weil niemand den heiligen Gral der Beweislast anzufechten wagt. So verpuffen fast alle Innovationen am Umstand, dass die Durchsetzungsverantwortung von Tarifvorgaben nach wie vor beim einzelnen Arzt liegt, und eine erfolgreiche Durchsetzung zu allem Übel auch noch vom restlichen Team abhängt. Delegation an alle verbunden mit Delegation ans schwächste Glied der Trittleiter ist das Patentrezept zum Scheitern.
Ja, man muss es selbst anfechten, aber die Beweislast ist auf der Arbeitnehmerseite. Die Anordnung von Bereitschaftsdienst ist für die Arbeitgeberin günstig, also muss sie das Vorliegen der Voraussetzungen beweisen. Dazu nimmt sie eine Auslastungserfassung von vor fünf Jahren, der Beweiswert wäre schon durch die Pressemitteilung, dass dieses Jahr 10% mehr Patienten durchgeschleust wurden als vor zwei Jahren erschüttert. Damit ist die Arbeitgeberin beweisfällig und verliert. Noch einfacher ist es, wenn es gar keine Belastungsanalyse gibt.
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