Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Ähnliches haben bei uns schon die Neurochirurgen verlauten lassen": mittlerweile wird viel gecoilt und nur noch Spezialfälle geclippt, was man aber können muss. Wenn jetzt aber pro Woche nur noch ein Clip gemacht wird, wer darf den? Die OÄ, weil eh alles schwierig, der Assistent, der nicht genug lernt mit 1x pro Woche oder wer?
Thomas24
15.08.2022, 15:03
Schwierig. Der Stellenwert der minimal- invasiven Techniken hat sich ja nicht ohne Grund in den letzten Jahren verändert. Geringere Gewebetraumatisierung, kürzere Eingriffszeit, schnellere postop Erholung usw. Aber ich denke auch, dass wenn "offene Eingriffe" wirklichen Seltenheitswert bekommen, dann wertvolle Erfahrungen und Skills verloren gehen.
Ich sehe da auch keine Möglichkeit, diese wertvollen Erfahrungen auf breiter Fläche zu erhalten- man möchte dem Patienten ja auch den aktuellen "Standard of Care" anbieten und nicht extra eine traumatisierendere Operationsmöglichkeit anbieten, nur um im Training zu bleiben.
Der Schmarrn, den Du aus deiner Welt vorgibst, scheitert an der realen Welt des Viszeralchirurgen, der das Polytrauma nachts nicht mit dem Roboter versorgt.
Das ist doch bei uns nix anderes: bei einem rupturierten BAA muss erstmal 1. die Sache zügig endovaskulär zu versorgen sein und 2. eine passende Prothese vorhanden oder schnell da. Und im Zweifel wird es halt offen gemacht. Aber die Übung fehlt trotzdem.
und nicht extra eine traumatisierendere Operationsmöglichkeit anbieten, nur um im Training zu bleiben.
Wir brauchen einfach mehr Polytraumata und mehr komplexe rupturierte Aorten. Also beim Auto den Gurt abschaffen und beim Hausarzt das Aortenscreening... ;-)
Matzexc1
15.08.2022, 15:28
Ich würde in gut entwickelten Simulatoren zumindest eine Trainingsmöglichkeit sehen oder wir schicken die Leute ins Ausland wo halt der OP Roboter noch unbekannt ist.
Fiberoptische Intubationen haben nach allem was ich gehört habe seit dem Videolaryngoskop auch abgenommen, nur im Notfall muss man auch ohne Video en Tubus reinbekommen.
Thomas24
15.08.2022, 15:34
Ich würde in gut entwickelten Simulatoren zumindest eine Trainingsmöglichkeit sehen oder wir schicken die Leute ins Ausland wo halt der OP Roboter noch unbekannt ist.
Also für meinen Bereich kann ich nur sagen, dass ein Simulator 0,0 mit der Realität zu tun hat - die Dinger haben sich ja nicht umsonst nicht flächendeckend durchgesetzt.
Hospitationen in Gesundheitssysteme mit geringeren Ressourcen sind sicherlich eine Option für den ein oder anderen- aber die Entwicklung der Medizintechnik macht auch vor "ärmeren Ländern" nicht halt.
Fiberoptische Intubationen haben nach allem was ich gehört habe seit dem Videolaryngoskop auch abgenommen, nur im Notfall muss man auch ohne Video en Tubus reinbekommen.
Eben
Thomas24
15.08.2022, 15:36
Wir brauchen einfach mehr Polytraumata und mehr komplexe rupturierte Aorten. Also beim Auto den Gurt abschaffen und beim Hausarzt das Aortenscreening... ;-)
Dann bitte gleich konsequent: LEGALIZE everything :-oopss
Kackbratze
15.08.2022, 16:34
Aber anignus Ansatz entspricht auch mit der Buchstabenanzahl in etwa Twitter-Niveau ;-)
Feuerblick
15.08.2022, 17:14
In der Kürze liegt die Würze! :-))
Pampelmuse
15.08.2022, 18:56
Das, was Ihr da schreibt, macht mir- und auch meinen KollegInnen in der Weiterbildung- auch Sorgen. Aber wie kommt man an offene Eingriffe, wenn man in einer Klinik arbeitet, in der quasi alles laparaskopisch geplant wird und nur im äußersten Notfall "der Bauch aufgeht"? Wie lernt man die offenen OPs?
Kackbratze
15.08.2022, 19:42
Bei uns. Wenn das Traumazentrum eine gewisse Größe erreicht hat.
Ähnliches haben bei uns schon die Neurochirurgen verlauten lassen": mittlerweile wird viel gecoilt und nur noch Spezialfälle geclippt, was man aber können muss. Wenn jetzt aber pro Woche nur noch ein Clip gemacht wird, wer darf den? Die OÄ, weil eh alles schwierig, der Assistent, der nicht genug lernt mit 1x pro Woche oder wer?
Mediabifurkationsaneurysmen und M1-Aneurysmen sind der Klassiker, der weiterhin operativ versorgt wird, weil ein sehr guter Zugangsweg besteht. Sonst wird (außer in wirklich seltenen Ausnahmefällen) eigentlich alles gecoilt.
Bei uns. Wenn das Traumazentrum eine gewisse Größe erreicht hat.
Wieviele Prozent der Weiterbildungsassistenten arbeiten in solchen Kliniken? Das ist ja nicht die große Masse.
Und jetzt erzähl mir nicht "dann müssen die mal für ein Jahr dorthin rotieren, dann operieren sie sich die Finger wund". Das hat noch nie geklappt weil immer das Stammpersonal früher dran kommt.
Das, was Ihr da schreibt, macht mir- und auch meinen KollegInnen in der Weiterbildung- auch Sorgen. Aber wie kommt man an offene Eingriffe, wenn man in einer Klinik arbeitet, in der quasi alles laparaskopisch geplant wird und nur im äußersten Notfall "der Bauch aufgeht"? Wie lernt man die offenen OPs?
Im Dienst. Irgendwelche Hohlorganperforationen, aus welchen Gründen auch immer, werden halt doch oft offen und im Dienst operiert.
Aber wenn man ehrlich ist treffen bei der Weiterbildung viele Dinge aufeinander:
- der Weiterzubildende, da gibt es auch "gelegentlich" Defizite die eine Weiterbildung "verzögern"
- die Struktur
- die Oberarztriege
- der Chef
- die passenden Fälle
- das Konzept der Klinik
usw... und nicht immer kommt dann was ideales raus.
Cor_magna
18.08.2022, 23:04
Ich starte heute auch in 12 Tage am Stück mit geplanten insgesamt 120 Stunden. Während meine IG- Metall Freunde schön 35h/ Woche im Homeoffice sind...
Ich werde mich deswegen auf absehbare Zeit aus der Klinik verabschieden ;-)
Das hätte mich jetzt ehrlich gesagt auch interessiert Wo du hin gehst.
Ich bin demnächst auch raus aus der Klinik und gehe Richtung privates Labor im Fachbereich Genetik.
Kackbratze
19.08.2022, 08:02
Unsere Bundeswehr-Hospitanden die bei uns für 18 Monate waren, waren sehr zufrieden und wollten wieder zurück zu uns.
Aus der Ferne kann man uns aber gerne kleinreden.
mrblacky
19.08.2022, 19:14
Hallo,
Für gestresste Kollegen habe ich eine interessante berufliche Alternative.
Seit zwei Jahren arbeite ich als Prüfarzt in einer Klinik, in der Patienten ausschließlich an klinischen Studien der Phasen II-IV teilnehmen. Neue Medikamente und Impfstoffe werden getestet.
Die Arbeit ist unvergleichlich weniger stressig als der Krankenhausalltag. Vor allem benötigen die Patienten fast nie eine Notfallversorgung und Notfälle sind sehr selten. Es gibt keinen Bereitschaftsdienst. Stress kann nur durch das tägliche Multitasking und die Verantwortung für die Patientensicherheit und die Durchführung von Studien entstehen, insbesondere wenn man Principal Investigator in mehreren Studien ist.
Zu den täglichen Aufgaben gehört es, Patienten gemäß den im Prüfplan beschriebenen Einschlusskriterien für die Studien zu qualifizieren, den Patienten den komplexen Prozess der klinischen Prüfung zu erläutern, die Prüfergebnisse zu kontrollieren und unerwünschte Ereignisse zu melden und nachzuverfolgen. Hinzu kommt die Vorbereitung auf Audits und Monitorvisiten, so dass die Dokumentation sorgfältig geführt werden muss. Außerdem muss man viele E-Mails beantworten - als Ärzte sind wir auch Angestellte eines internationellen Unternehmens.
Da solche Arbeit mehr als angemessen vergütet wird, würde ich diese Lebensweise jedem Arzt empfehlen, der etwas Neues ausprobieren möchte.
Ich erzähle gerne mehr per PN :)
Deine PNs sind deaktiviert. ;)
Das hätte mich jetzt ehrlich gesagt auch interessiert Wo du hin gehst.
Ich bin demnächst auch raus aus der Klinik und gehe Richtung privates Labor im Fachbereich Genetik.
Ach, nichts besonderes. Wahrscheinlich eher in eine Praxis oder ein MVZ, könnte mir tatsächlich aber auch Gesundheitsamt vorstellen. Jetzt mit Facharzt merkt man schon, wie sich die Einstellung ändert Richtung, dass man sich den ganzen Quatsch auch einfach nicht mehr geben muss ;-)
Dragonheart
24.08.2022, 06:17
Und da ist sie wieder, diese luftabschnürrende, aus allen Poren kriechende allumfassende Angst und Panik...
Nach fast 4 Wochen, Urlaub und Corona sei Dank, Pause vom Klinikalltag hat sie mich wieder eingeholt.
Und der erste Arbeitstag nach der Pause hat noch nicht mal begonnen...
Das einzig gute, es ist fast Bergfest, die Hälfte der Pflichtzeit in der stationären Inneren ist geschafft...
Blaulicht86
24.08.2022, 19:35
Der erste Tag nach dem Urlaub ist der schlimmste :-oopss: :troest:
Ich hatte heute mehrere Premieren: Ein Patient mit LifeVest: das kannte ich überhaupt nicht, es ist quasi ein ICD zum Anziehen wie ein BH.
Außerdem eine erwachsene Patientin mit Windpocken. What the hell...
Und: ein Patient hat mir das Du angeboten. Kenne ich so auch nicht, ich bin schon immer professionell distanziert und daher ist mir das echt noch nie passiert. Allgemeinmedizin ist echt verrückt :-D
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