Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Trendafil
16.10.2022, 15:33
Spricht etwas dagegen, der Pflege einfach nach Anordnung kurz Bescheid zu geben? Gerade wenn die Anordnung dringend ist?
Bin damit immer gut gefahren und es geht meistens nichts unter.
Und Notaufnahmepatienten kann man ja durchaus auch in der Akutsituation selbst anbehandeln, wenn die Pflege noch nich startklar ist und man selbst Valenzen hat. Gerade bei Schmerzen oder Atemnot.
cartablanca
16.10.2022, 15:41
Ja es spricht dagegen, dass ich sie erst mal suchen muss was Zeit kostet. Ausserdem versuche ich inzwischen jede mündliche Kommunikation zu reduzieren, um zwischenmenschlichen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Viele können einfach nicht ihren Job machen ohne Sachen endlos auszudiskutieren. Manche wollen diskutieren ob du 500 ml oder 1 l Jonosteril anhängst. Es belastet mich psychisch und kostet Zeit.
Klar kann man Notaufnahmepat. selbst anbehandeln aber in der Situation gabs 3 Pflegekräfte ubd 2 Patienten von denen einer versorgt war. Es gab aber nur einen Arzt der sich noch um Hänatemesis suf Etage 8 kümmern musste.
Endoplasmatisches Reticulum
16.10.2022, 15:42
Spricht etwas dagegen, der Pflege einfach nach Anordnung kurz Bescheid zu geben? Gerade wenn die Anordnung dringend ist?
Es ging doch darum, dass die Pflege von der Anordnung wusste, sie aber ignoriert hat, weil ihr das Format nicht geschmeckt hat? Wenn ich weiß dass die Medis ab 18 Uhr ausgeteilt werden, dann muss ich natürlich kurz durchklingeln, wenn ich um 17.30 noch Medikationen ändere ...
Ich kann auch das grundlose Verweigern von mündlichen Anordnungen nicht nachvollziehen.
Schonmal eine Schwester heulen gesehen, weil ein Patient sich nach Verabreichung oder Absetzen eines Medikamentes akut verschlechtert hat, der Oberarzt einen cholerischen Anfall bekommen hat und der AiW sich plötzlich partout an keine mündliche Anordnung mehr erinnern konnte? Ich schon. Die sind nicht ohne Grund in diesem morbiden Fingerzeigsystem genau so auf Selbstabsicherung gebürstet wie wir.
cartablanca
16.10.2022, 15:47
Schonmal eine Schwester heulen gesehen, weil ein Patient sich nach Verabreichung oder Absetzen eines Medikamentes akut verschlechtert hat, der Oberarzt einen cholerischen Anfall bekommen hat und der AiW sich plötzlich partout an keine mündliche Anordnung mehr erinnern konnte? Ich schon. Die sind nicht ohne Grund in diesem morbiden Fingerzeigsystem genau so auf Selbstabsicherung gebürstet wie wir.
Das muss aber schon Ewigheiten her sein, weil heutzutage kann sich kein OA leisten die Pflege zu vergraulen.
Warum übrigens die Pflege immer auf Augenhöhe sein aber für nichts haften will ist ein anderes Thema.
Wie gesagt: ich kann nicht gleichzeitig runter gehn und Sachen aufschreiben während ich irgendwo instabile Patienten versorge. Es ist physisch nicht möglich.
Aber was solls. Leiden eben die Patienten. Mir solls scheiss egal sein, wenn das System es so will.
Coxy-Baby
16.10.2022, 15:51
Hör bitte auf das Opfer zu spielen.
cartablanca
16.10.2022, 16:06
Die Frage ist was sachlich berechtigt ist,was physisch möglich ist und nicht wer Opfer, wer Täter ist, wer für was dankbar sein sollte und wer Recht hat im Selbstmitleid zu versinken.
Endoplasmatisches Reticulum
16.10.2022, 16:59
Tja, merke dir die Kulturkonstanten des ärztlichen Seins:
Regel 1: Pflegerische Kritik an ärztlichem Handeln ist profund, ärztliche Kritik an pflegerischem Handeln ist übergriffig.
Regel 2: Die einzigen, von denen du als Arzt noch weniger Empathie zu erwarten hast als von der Pflege, sind andere Ärzte.
cartablanca
16.10.2022, 17:46
Es wird mit Sicherheit auch Oberärzte geben, die im Dienst telefonisch Anweisungen an den Assi übermitteln, die sie anschliessend wieder leugnen. Ich kann aber nicht erwarten, dass ab jetzt der OA jedes Mal reinkommt und mir Anweisungen aufschreibt oder faxt bevor ich sie umsetze. Das System basiert eben auf Vertrauen. Sonst funktioniert nichts.
Ich versteh das System nicht. Ihr habt eine digitale Akte und könnte dort Medis anordnen. Wo sollt ihr das dann zusätzlich schriftlich dokumentieren?
cartablanca
16.10.2022, 18:28
Sie meinen man könne theoretisch Anordnungen da wieder rauslöschen. Das ist richtig. Nur ich will die Sachen nicht mehrfach schriftlich und digital aufschreiben. Plus wenn irgendwer Anweisingen nicht umsetzen will ist das okay aber man kann einen Patienten nicht mit Schmerzen und Brechreiz trotz Kenntnis der Anweisung stundenlang auf der Liege unbehandelt liegen lassen. Das nennt sich Remonstrationspflicht.
habt ihr eine digitale Kurve und Papierkurve?
Aber wo genau sollst du das denn hinschreiben? In meiner Klinik gibt es ausschließlich eine digitale Patientenakte. Es gibt gar keinen Ort, an dem ich handschriftliche Anordnungen machen könnte. Ich könnte der Pflege höchsten ein Post-it schreiben oder es auf der Schreibtischunterlage anordnen. Umgekehrt gibt es noch einzelnen Stationen in der Klinik, die noch auf Papier arbeiten. Da kann ich im System anordnen bis ich umfalle, was nicht in auf der Kurve steht, wird nicht gegeben. Aber da wird halt auch komplett auf Papier gearbeitet und es hat nichts mit Bockigkeit der Pflege zutun. Die tragen auf den Stationen umgekehrt halt auch Vitalparameter und BGAs auf Papier ein, die man theoretische auf im PC einsehen könnte.
Rausgelöschte Anordnungen kann man bei uns übrigens nachvollziehen. Jede Anordnung, die jemals gemacht wurde, lässt sich mit Datum und Uhrzeit rekonstruieren. Man kann lediglich stornieren, nie komplett löschen. Das wird wohl in allen anderen KIS genauso laufen.
Und klar, jeder von uns ist schonmal malignen, nervigen oder diskussionsfreudigen Pflegekräften begegnet. Aber wenn man immer, überall und ausschließlich auf solche Leute trifft, sollte man sich schon mal fragen wer hier die Konstante ist...
cartablanca
16.10.2022, 18:44
War übrigens wie immer ne deutsche Pflegekragt, die mal wieder den Bullshit abgezogen hat.
Bonnerin
16.10.2022, 22:29
Auch gelöschte Verordnungen sollten im Archivbereich bzw. zu der Zeit, zu der sie verordnet waren sichtbar sein. Das kenne ich zumindest aus den beiden Systemen, mit denen ich damals gearbeitet hatte. Wenn dem so ist (das kannst du ja auch leicht mal in 1-2 Minuten nachprüfen), dann hat die Pflege null Anrecht auf irgendetwas anderes, denn dann sind Verordnungszeitpunkt sowie verordnende Person sichtbar und prüfbar. In dem Fall hat dann OÄ- oder CÄ-seitig (nochmals) eine Info an Stationsleitung + Stellvertretung zu erfolgen und wer sich dann noch weigert kriegt halt zwangsläufig eine Abmahnung. Der Papierkrieg in diesem Land muss endlich ein Ende haben und zwar rasch.
Mündliche Anordnungen sind ein Graus. Da haben es die werten Kolleg:innen gar nicht so selten wie die Politiker:innen gehalten: "Was geht mich mein dummes Geschwätz von vor 5 Minuten an." Dementsprechend würde ich nichts weitergehendes als "Jono-Wechsel in Zimmer 3" mündlich mitmachen.
Auch gelöschte Verordnungen sollten im Archivbereich bzw. zu der Zeit, zu der sie verordnet waren sichtbar sein.
Nicht "sollten", "müssen"! Ansonsten sind einfach die Anforderungen an ein eine rechtssichere Medikamentenanordnung nicht gegeben.
Ausserdem versuche ich inzwischen jede mündliche Kommunikation zu reduzieren, um zwischenmenschlichen Konflikten aus dem Weg zu gehen.
Das scheint das Hauptproblem zu sein: Kommunikation.
Heute Pflegekräfte, die einfach vollkommen unnötig Stress wollen.
[...]Ich reg mich auf. Sie wolle sich beschweren.
Wer wollte nochmal den Stress?
Mal ganz ehrlich: es gehört einmal geklärt wie Anordnungen gemacht werden müssen. Schriftlich, mündlich oder digital, wobei "grundsätzlich nur mündlich" an sich schon Blödsinn ist. Egal wie, Anordnungen werden ein einziges Mal gemacht und nur auf eine einzige Weise und das immer gleich. Und wenn es zeitkritische Sachen sind dann macht man es z.B. digital und sagt der Pflege noch kurz Bescheid dass für den Patient x noch y dazugekommen ist. Nicht weil man eine Anordnung zweimal machen will/muss sondern weil es zeitkritisch ist und die Pflegekräfte nicht dazu verdonnert werden können jede Sekunde nachzuschauen in der schriftlichen oder elektronischen Akte ob was neues angeordnet wurde.
Für mündliche Anordnungen braucht es eine gewisse Vertrauensbasis. Da versteh ich wenn Pflegekräfte auf irgendwas Handfestem bestehen.
Und klar, jeder von uns ist schonmal malignen, nervigen oder diskussionsfreudigen Pflegekräften begegnet. Aber wenn man immer, überall und ausschließlich auf solche Leute trifft, sollte man sich schon mal fragen wer hier die Konstante ist...
:-top
cartablanca
21.10.2022, 00:05
Ich kann mich im Notfall aber immer noch nicht teilen und Sachen in der Notaufnahme aufschreiben während ich Leuten auf Station EKs anhänge. Geht halt nicht ne. Müssen die Patienten halt 30 Minuten schreien. Mein Fehler ist dass ich mich aufrege. Soll mir doch wurscht sein.
Ich hab übrigens im letzten Dienst die ärztliche Kollegin gefragt ob sie die Medikamente noch schriftlich fixieren will die grad verabreicht werden. Zitat "Ne das mach ich nie". Sie arbeitet da seit 3 Jahren.
Nun, dann liegt der Fehler vielleicht nicht bei der Pflege… *hust*
FirebirdUSA
21.10.2022, 07:57
Wenn deine KollegInnen so agieren, dann würde ich an Stelle der Pflegekraft ehrlich gesagt auch nur noch geben was schon schriftlich fixiert ist … die Rechtslage und Implikation bei Nebenwirkungen, Verwechslungen, o.ä ist dir schon klar oder?
cartablanca
21.10.2022, 08:35
Nun, dann liegt der Fehler vielleicht nicht bei der Pflege… *hust*
Liegt er ja sowieso nie. Kann gar nicht sein. Hat ja ne gewisse Tradition in diesem Land, dass Arbeiter grundsätzlich die Guten und Akademiker grundsätzlich die Bösen sind, die man nach Lust und Laune schinden kann, damit sie mal lernen was richtige Arbeit ist, gell?
MsLifeunderRock
21.10.2022, 08:49
Das mit dem handschriftlichen Fixieren ist doch überflüssig, wenn es ne reine digitale Patientenakte gibt.
Aber wo ist denn das Problem dabei die Anordnung dann digital zu verfassen? Ist ja durchaus ein Vorteil, dass man dazu ja nicht mal quer durchs Haus laufen muss.
Der frühere Vergleich mit dem Oberarzt, der mündlich etwas anordnet und es später zurückzieht, hinkt auch. Ihr werdet beide eine Approbation haben und wenn er totalen Quatsch verordnet, sollte man davon ausgehen, dass du das hinterfragen kannst. Die Pflegekraft darf ohne Anordnung eigentlich keine Medikation verabreichen. Kann verstehen, dass die sich dann absichern wollen.
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