Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Bonnerin
30.10.2022, 08:28
Das Problem was du nicht siehst - unser Gesundheitssystem kollabiert gerade. Es fehlen zu viele Mitarbeit ( krank, Kündigung etc ). Zudem kommen auf die deutlich mehr gewordenen Notfallpatienten gerade noch die ganzen älteren Patienten mit symptomatischem COVID drauf. Auch wenn die nicht auf ne Intensivstation müssen, so braucht es höheren Personal und Materialaufwand um diese zu versorgen. Maskenpflicht ist ne gute Sache. Es bildet wenigsten eine Barriere gegenüber ansonsten frei marodierenden infektiösen Atemwegserkrankungen, die die Situation noch viel Schlechter machen würden als sie jetzt schon ist.
Danke!
Das wollen diese Leute aber ja nicht hören. Ebenso wenig, wie dass die Positivrate von PCR-Testen in NRW weiter stabil bei über 40% liegt. Es gehen nur halt immer weniger Leute zu den Testen.
Die Auslastung der Intensivstationen ist im Vergleich zum letzten Jahr glücklicherweise massiv gesunken. Aber gerade auf Normalstation steigen die Zahlen - auch teils "nur" als Nebendiagnose. Dann gilt aber trotzdem ne Isolationspflicht, die man zu beachten hat = Aufwand. Dazu halt steigende Personalzahlen, die wieder ausfallen und dann verständlicherweise keinen Bock mehr und irgendwann Kündigung.
Der Exodus aus dem System geht fröhlich weiter.
Im Ärzteblatt gabs irgendeinen Artikel, wie wenig Klinikbetten in Berlin (?) aktuell ausgelastet sind. Das ist Wasser auf die Mühlen der Politik, die ja gerne mehr Krankenhäuser schließen will. Dass die Personalsituation dann aber auch nicht besser wird - egal.
Feuerblick
30.10.2022, 08:49
Man sollte auch nicht vergessen, dass die Personalsituation in allen Berufen gerade durch die Infektionen ziemlich am Ende ist. Da wird gejammert, weil zu wenig Busse/Züge fahren. Ja nun… warum denn nur? Vielleicht, weil die alle krank sind, die fahren könnten?
Da wird gejammert, die Regale im Supermarkt seien leer. Ja nun… irgendwer muss die Waren durch die Gegend fahren und später auch einräumen.
Das zieht sich durch alle Berufe und alle Gesellschaftsschichten.
Btw. Auch wenn Herr Mertens von einer Endemie spricht, sehe ich die noch nicht. Und selbst wenn es eine sein sollte, heißt das nicht, dass o.g. Auswirkungen nicht stattfinden. Auch eine Endemie kann übel sein.
Wie gesagt ich halte mich daran, halte aber immer weniger davon. Viele Stellen sind einfach unbesetzt und es bewirbt sich keiner. Das war schon vor Covid so. Nun nimmt die Attraktivität aber für den Pflegeschüler oder die gestrresste Pflegekraft nochmal ab mit Maske den ganzen Tag zu arbeiten. Ehrlich gesagt zu Recht. Würde auch eher Strafzettel für's Parken verteilen, bei der Bundesbahn arbeiten, beim Einwohnermeldeamt stempeln oder in einem Büro irgendwas schaffen, selbst wenn es ein paar Euro weniger wären.
Ausfälle durch Covid gab's auch schon vorher. Früher gab's auch schon Grippewellen und Leute sind 2 Wochen ausgefallen. Das ist doch nix neues.
:-oopss
Italien macht's vor und wenn dort keine Überlastung des Gesundheitswesens stattfindet (ich gehe davon aus), stehen die Argumente für die Maskenpflicht auf ganz dünnem Eis.
Oder möchte da irgendwer da Masken verkaufen?
Ich meine das kostet alles auch und ist eine unglaubliche Umweltbelastung/-verschmutzung: Jeden Tag ne neue FFP2 Maske, alle 2-3 Tage Tests und das Krankenhaus ist in den Miesen und wir produzieren unglaubliche Müllberge.
Einfach nur mal so "um ganz vorsichtig und 150% sicher zu sein" das beizubehalten, finde ich schon fahrlässig.
Das ist meine Meinung. Wenn wir ewig die Masken behalten, werde ich mich zunächst mal damit abfinden.
FirebirdUSA
30.10.2022, 10:11
Der Vergleich mit der Grippe hinkt… Grippewellen gab es schon immer ja, aber nicht in diesem Ausmaß und über diesen Zeitraum. Ich halte Corona für endemisch, trotzdem ist eine Erkrankung die zu langen Ausfällen führt bei vielen Betroffenen, die sich nicht auf die Herbst/Winterzeit beschränkt und viel ansteckender als eine Grippe ist eben ein Problem. Einfach weil dadurch zusätzlich Personal fehlt …
Ich persönlich finde die Maskenpflicht überhaupt nicht schlimm, ich kann gut mit FFP2 arbeiten aber ich kann durchaus verstehen, dass manche das als belastend empfinden. Obwohl ich persönlich der Meinung bin, eine sauber getragene OP-Maske wäre vermutlich ebenso ausreichend und hätte evtl eine höhere Akzeptanz (im Moment tragen eben viele die Maske auch nicht richtig).
Ich glaube aber die fehlenden besetzten Stellen, liegen nicht an der Maskenpflicht. Wenn ich einer Personengruppe erst sage “ihr seit so wichtig und systemrelevant” und im nächsten Atemzug immer weiter Arbeitsverdichtung betreibe (die Bezahlung ist nur das i-Tüpfelchen, ich denke alleine durch 10% Gehaltssteigerung würde sich auch nicht viel ändern) darf man sich nciht wundern wenn alle aufhören. Ist bei den Ärzten ja ähnlich.
Bonnerin
30.10.2022, 10:13
Ja, klar, das Hauptproblem im Zuge von Covid und dass sich jetzt keiner mehr ver(lohn)sklaven will ist die Maskenpflicht...
Nicht, dass die Politik ganz offen gezeigt hat, dass man als Mitarbeiter im Gesundheitswesen unabhängig von der Stelle nichts wert ist - inkl. Arbeit ohne Schutzausrüstung. Nicht, dass man selbst teilweise "Pendelquarantäne" hatte (inkl. Benutzung des ÖPNV), während der Rest im Homeoffice hing, Kliniksverwaltung mit eingeschlossen. Nicht, dass man selbst ein massiv höheres Ansteckungsrisiko hatte und man dafür allenfalls "beklatscht" wurde. Nicht, dass gerade auch die Unikliniken in NRW mal wieder gezeigt haben, dass ihnen ihr Personal auch kein Geld wert. Nicht, dass die Existenz eines Arbeitszeitgesetzes systematisch geleugnet wird.
Dass mal bei der Grippe 1-2 Personen krank waren (im Zweifelsfall auch ungeimpft) war nichts ungewöhnliches, korrekt. Hier sind die Zahlen aber massiv höher - teilweise 5+ Leute zeitgleich krank, auch wenn die Krankheitsschwere im Regelfall leichter ist als bei der Influenza.
Man hat doch jetzt überdeutlich gesehen, was uns auch erwarten wird, wenn die nächste Pandemie kommt - die vermutlich auch deutlich schlimmer sein kann als Covid-19 es war/ist. Die "kritische Infrastruktur" hält das Land am Laufen, aber keiner will es bezahlen und der Rest sitzt zu Hause (ich will hier kein HomeOffice-bashing betreiben, aber es ist bezeichnend, wie viele Leute, die das sehr problemlos machen konnten auch insgesamt wenig bis keine Probleme mit der Pandemie gesehen haben). Qualifizierte Arbeitskraft ist zu wertvoll, um sich verheizen zu lassen, egal ob Pflegekraft oder Ärzt:in. Und dass genau das System macht ist spätestens jetzt auch jedem klar. Also lautet die Devise: schnellstmöglich weg, am besten, bevor die nächste Pandemie zuschlägt.
MissGarfield83
30.10.2022, 10:34
Die Maske ist nicht das Problem. Die stört och am wenigsten. Eher das was @bonnerin beschreibt.
Ich sehe auch aktuell viele covid Fälle in meinem Haus. Allerdings sind die Verläufe meistens relativ mild, mit vielleicht 1-2 Tage Symptome und danach 5 Tage zuhause ohne jeglichen Beschwerden.
„Damals“ haben ich und meine Kollegen auch mit wahrscheinlich mit Influenza gearbeitet, ohne Maske. Wenn es nicht ging blieb einem zu Hause und kam dann wenn er sich besser gefühlt hat. Ich würde es wahrscheinlich heute nicht wieder machen, aber obwohl ich in einem chirurgischen Fach arbeite, nerven mich die Masken brutalst, sowie das Ausbleiben von z.B. Handschütteln und andere (wichtige) menschliche Interaktionen.
In der Schweiz und in den nördlichen Länder war übrigens bis vor kurzem kein Maskenpflicht im Krankenhaus vorhanden.
Feuerblick
30.10.2022, 14:52
Händeschütteln ist für mich ja die absolut überflüssigste Interaktion, die ich mir vorstellen kann. Mit bekannten und mit fremden Menschen. Bin sehr froh, dass man davon inzwischen weg ist.
Spannend. Ich fand es immer einen wichtigen Bestandteil einer Interaktion, und bei der Patienteninteraktion etwas dass eine angemessene Nahe geschaffen hat. Der fistbump ist für mich keine vergleichbare Alternative.
Für mich ist das auch essentiell. Gehört zur menschlichen Begegnung dazu.
Ich merke auch oft, wie sehr das vielen Patienten fehlt.
altalena
30.10.2022, 15:16
Für mich ist das auch essentiell. Gehört zur menschlichen Begegnung dazu.
Ich merke auch oft, wie sehr das vielen Patienten fehlt.
Echt? Ich finde, es hat sich so sehr eingebürgert, sich nicht mehr die Hand zu geben, dass ich eigentlich nie das Gefühl hab, mein Gegenüber würde gerne oder vermisst das. ( Spreche hauptsächlich von Interaktion mit Patienten, aber auch privat :-nix )
Geht mir auch so wie davo. Und ich gebe weiterhin die Hand, wenn es passt und wichtig erscheint. Genauso wie ich in direkten Patientengesprächen keine Maske trage, noch nicht einmal auf der Intensivstation.
Bonnerin
30.10.2022, 15:22
Händeschütteln fand ich schon immer scheußlich im Krankenhaus und ne unnötige Keimverschleppung. Dass das endlich aufgehört hat und man mit Ellenbogen- oder Fistbump durch den Tag kommt finde ich sehr angenehm. Oft war das ja auch immer so ein Händedruck a la toter Fisch, den man auf Station bekommen hat, da schaudert mich jetzt noch der Gedanke.
(Und bevor mir jetzt irgendwelche Kontaktphobien o.ä. unterstellt werden - habe kein Problem damit, Freund:innen und Familie zu umarmen o.ä.)
Feuerblick
30.10.2022, 15:28
Sehe das wie Bonnerin. Ich hatte das schon weit vor Covid konsequent abgeschafft. Habe keinen Patienten erlebt, der damit ein Problem gehabt hätte. Ein freundliches „Guten Tag, kommen Sie rein, nehmen Sie Platz“ ersetzt die Pfotenschüttlerei trefflich.
In meiner Umgebung wurde man allerdings auch von vornherein ohne Händeschüttlerei sozialisiert. Gab es bei uns nicht. Nicht mit Verwandten, nicht mit Freunden meiner Eltern, nicht mit eignen Freunden. Hände geschüttelt hat man allenfalls irgendwelchen höchst wichtigen Personen. Ich fand es schon befremdlich, als weiter weg lebende Verwandschaft mir plötzlich die Hand schütteln wollte. Ich dachte nur „Ächt jetz? Was soll der Unfug?“.
Zumal die wenigsten Menschen einen angenehmen Händedruck haben. Zwischen nasser Waschlappen und toter Fisch ist da alles drin. Danke, aber nein danke!
Also, als ich z.B. die Unterlagen haben will oder so, und meine Hand ausstrecke, kommt es häufig zum handschutteln. Und Meistens sind die Leute froh darüber, glaube ich zumindest.
Züschata
30.10.2022, 15:32
Pro Händeschütteln hier. Hab kürzlich wieder hier und da damit angefangen (Pat. aufnehmen, Pat. nach 6 Wochen entlassen) und finde, dass echt etwas gefehlt hat. Ich finde auch, dass es eine sehr angenehme Nähe erzeugen kann!
][truba][
30.10.2022, 15:39
Ja, geht mir ebenso in einigen Fällen.
Ein ehemaliger OA von mir (Allgemeinchirurgie) hatte jeden Bauch bei der Visite untersucht und die Hände sichtlich desinfiziert. Und bei jedem neuen Patienten sich vorgestellt und die Hand geschüttelt. Die meisten Patienten waren (meine Wahrnehmung nach) davon sehr positiv beeindruckt.
tragezwerg
30.10.2022, 18:57
Ich fand Händeschütteln schon immer komplett unnötig und eklig...werde das auch weiter konsequent sein lassen.
Trendafil
30.10.2022, 20:04
Mich stört eher das schreien.
Ich bin eine leise Person und mag es nicht laut zu reden oder meine älteren Patienten anschreien zu müssen. Anders gehts aber nicht, weil mit Maske keiner Lippenlesen kann.
Maske als solche finde ich sonst gar nicht schlecht.
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