Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Ich arbeite seit fast 13 Jahren im Gesundheitswesen und habe in dieser Zeit genau null Patienten die Hand geschüttelt. Ich finde das einfach so abgrund tief ätzend und überflüssig. Was bringt einem das, die Hand seines Gegenübers anzupatschen?
Von mir aus können wir alle den Rest unseres Lebens Maske tragen. Mich stört das Ding nicht, weder bei mir noch bei anderen. Ich lege auch keinen gesteigerten Wert auf die Mimik meines Gegenübers. Mir sind meinen Patienten sowieso mit Tubus im Hals am liebsten.
Ich habe gerade einen der beschissenten Monate meines ganze Berufsleben hinter mich gebracht, was ungefähr hundert Gründe hat und keiner davon ist die Maske. Personalmangel an allen Fronten, Überstunden, mehr Patienten als ich jemals unterkriegen kann, eine überfüllt ZNA dagegen sind da schon eher ein Problem.
Feuerblick
30.10.2022, 20:49
Wieso muss man bei Patienten schreien, wenn man eine Maske trägt?? Selbst bei Schwerhörigen ist Schreien defintiv die falsche Strategie. Lauter, ja. Aber ansonsten DEUTLICH sprechen. Dann klappt das. :-nix
Trendafil
30.10.2022, 21:05
weil man mich lauter sprechend oft auch nicht versteht. vor allem wenn die gehörgeräte dort sind, wo man sie am meisten braucht - zuhause auf dem küchentisch.
Ich bin ja im SPZ: viele kleine Kinder, Säuglinge, viele retardierte Kinder und die Notwendigkeit, eine Bindung aufzubauen/vertrauen herzustellen, damit sie sich von mir untersuchen lassen. Klappt tatsächlich total gut mit Maske. Mimik hat auch so viel mit den Augen zu tun.
Ich werde auch nicht bereit sein, in absehbarer Zeit ohne Maske zu arbeiten. Ich habe echt keinen Bock auf Covid, das durch die Familie rauscht und uns Wochen kostet, und Folgeschäden. Da kann der Arbeitgeber mich mal, falls er irgendwann in baldiger Zukunft verlangen sollte, die Maske abzulegen. Innenraum ohne Maske gibts für mich nur im privaten, für Treffen, Ausflüge und Veranstaltungen, die es mir wert sind, nicht für die Arbeit.
Dass die Medizin gerade massiv vor die Wand gefahren wird, sehe ich auch. Und nicht nur die Medizin, aber die eben auch spürbar. Ich hoffe sehr, dass in den nächsten Monaten niemand aus meinem Familien- und Freundeskreis eine Notfallbehandlung benötigt.
Und ja, auch die Krankheitswellen in anderen Bereichen sind ätzend, z.B., wenn der Bus des Sechstklässlers ohne Ankündigung ausfällt und beide Eltern schon bei der Arbeit sind. Ich wäre ja für wieder mehr Maskenpflicht/Maßnahmen und bin überzeugt, dass dann wieder mehr gesunde Arbeitnehmer in allen Branchen zur Verfügung stehen würden.
cartablanca
31.10.2022, 06:35
Aber bloss nicht auf die Idee kommen Wehr- und Zivildienst wieder einzuführen.
Anne1970
31.10.2022, 07:06
@ cartab. bitte beim Thema bleiben. Dein Beitrag hat keinen Bezug zur aktuellen Diskussion. Und nein, wir werden das hier nicht ausdiskutieren.
Gruß Anne1970, Medilearn-Moderatorin
MissGarfield83
31.10.2022, 07:28
Ich werde auch nicht bereit sein, in absehbarer Zeit ohne Maske zu arbeiten. Ich habe echt keinen Bock auf Covid, das durch die Familie rauscht und uns Wochen kostet, und Folgeschäden. Da kann der Arbeitgeber mich mal, falls er irgendwann in baldiger Zukunft verlangen sollte, die Maske abzulegen. Innenraum ohne Maske gibts für mich nur im privaten, für Treffen, Ausflüge und Veranstaltungen, die es mir wert sind, nicht für die Arbeit.
Ich glaube dafür haben wir alle zuviel investiert um es mit LongCovid einfach in die Tonne zu treten. Ich war und bin immer stolz auf das gewesen was ich erreicht habe - ich bin nicht bereit meine Existenzgrundlage zu gefährden indem ich mich dem Risiko einer invalidisierenden Erkrankung aussetze, wenn ich es vermeiden kann. Privat habe ich meine Aktivitäten schon reduziert und ich fühle mich nicht schlecht dabei. Mittlerweile selektiert man schon mit wem man privat noch zu tun haben will.
Das sind IMHO schon wirklich sehr radikale Aussagen.
Durch eine Reduktion der sozialen Kontakte gefährdet man auch seine Existenzgrundlage... aber halt auf eine andere Art und Weise.
Außerdem wird der Arbeitgeber ja sowieso nie verlangen, auf die Maske zu verzichten. Der Zwang, sie zu verwenden, wird wohl früher oder später fallen - aber das ist ja was ganz anderes.
Zum Glück zeigen die meisten anderen Länder vor, dass man nicht so radikal vorgehen muss. Ist also IMHO, so wie bei allen anderen Gesundheitsthemen auch (Impfempfehlungen, Medikamentenzulassungen, uvm.) nur eine Frage der Zeit, bis es auch in Deutschland so werden wird.
Feuerblick
31.10.2022, 08:08
Wieso gefährdet der Verzicht auf soziale Kontakte bzw deren Reduktion die Existenzgrundlage? Steile These.
Und wieso kann man das mit den Masken nicht handhaben wie z.B. Japan. Die tragen Maske und heulen nicht rum.
Es gibt auch psychische Faktoren, die für ein gesundes Leben erforderlich sind. So steil ist diese These nicht.
Man kann die Leute auch in ihren Wohnungen und/oder ihren Städten einsperren, wie in China. Noch radikaler geht es immer. Aber wer will das schon?
MissGarfield83
31.10.2022, 08:22
Es gibt auch psychische Faktoren, die für ein gesundes Leben erforderlich sind. So steil ist diese These nicht. Och man umgibt sich auf Arbeit schon genug mit Menschen mit denen man größtenteils privat nix zu tun haben will. Warum ist es dann ungesund den privaten Bereich deutlich exclusiver zu halten? Mir reicht meine soziale Interaktion - ich finde sie oft auch einfach zuviel, zu stressig und das brauch ich in meinem Privatleben nicht.
Feuerblick
31.10.2022, 08:22
Wenn ich also freiwillig soziale Kontakte reduziere und mich das nicht stört, dann gefährde ich meine Existenzgrundlage? Wie denn? Was ist denn für dich Existenzgrundlage? Für mich Wohnung, Job, Geld, Nahrung…. Nix davon ist gefährdet. Daher: Steile These.
Dein China-Vergleich hat nichts mit meiner Aussage zu tun und ist daher irrelevant.
Bonnerin
31.10.2022, 08:23
Was für ein Quatsch. Hier redet doch niemand über den Zero-Covid-Unsinn, mit dem gerade China die eigene Wirtschaft gegen die Wand fährt.
Aber wenn Maske tragen grundsätzlich reicht um genau so einen Dreck (Ausgangssperren, Isolation etc.) zu verhindern, wo ist das Problem? Japan und Südkorea machen das wie bereits gesagt seit Jahren in den Wintermonaten. Finde es auch tatsächlich angenehm, dass mir im Bus nicht mehr von wildfremden Personen ins Gesicht geschnoddert wird.
Mit Freund:innen treffen, ins Theater/Kino etc., Hobbies nachgehen geht doch inzwischen wieder ganz problemlos. Maske und gut ist...
Es ging mir darum, dass hier von manchen Usern so getan wurde, als würde das permanente Maskentragen, der soziale Rückzug, keine psychischen, keine sozialen Kosten mit sich bringen. Und das ist eben Unsinn.
Ich trage selbst in vielen Kontexten eine FFP2-Maske. Aber mir ist auch klar, dass das viele Nachteile mit sich bringt, und dass das kein Dauerzustand werden darf.
Wie gesagt: Deutschland ist in dieser Hinsicht viel radikaler als die meisten anderen Industrieländer. Deshalb ist aus meiner Sicht klar, dass das nicht ewig durchgehalten werden wird, werden kann. Und man sollte nicht mit Scheuklappen durchs Leben laufen, sondern aufmerksam verfolgen, wie andere Industrieländer damit umgehen.
Feuerblick
31.10.2022, 08:52
Du übersiehst schon wieder Japan und Südkorea.
Das Tragen von Masken bedingt eben keine sozialen Probleme. Vielleicht für diejenigen, die in persönlichen Kontakten unaufmerksam sind und daher Mimik nicht erkennen. Siehe Allys Beitrag.
Und nur, weil man nicht ständig in Kneipen abhängt, ist das kein sozialer Rückzug. Kontakte kann man auch haben, ohne sich persönlich zu treffen oder gar auf die Pelle zu rücken.
Es ging mir darum, dass hier von manchen Usern so getan wurde, als würde das permanente Maskentragen, der soziale Rückzug, keine psychischen, keine sozialen Kosten mit sich bringen. Und das ist eben Unsinn.
Ich trage selbst in vielen Kontexten eine FFP2-Maske. Aber mir ist auch klar, dass das viele Nachteile mit sich bringt, und dass das kein Dauerzustand werden darf.
Wie gesagt: Deutschland ist in dieser Hinsicht viel radikaler als die meisten anderen Industrieländer. Deshalb ist aus meiner Sicht klar, dass das nicht ewig durchgehalten werden wird, werden kann. Und man sollte nicht mit Scheuklappen durchs Leben laufen, sondern aufmerksam verfolgen, wie andere Industrieländer damit umgehen.
Sehe ich ähnlich und bin auch erstaunt mit welcher Vehemenz manche User hier Dinge des normalen Miteinanders als obsolet darstellen.
Gerade der Körperkontakt zu Patienten, ob nun mit einem Handschlag oder tatsächlich auch mal mit einer Hand auf der Schulter. Wenn Omi gerade nicht mehr weiter weiß, weil Opi schon wieder einen Schlaganfall hat und doch gerade aus der Reha gekommen ist, kann man ernstgemeintes Mitgefühl durchaus mal so zum Ausdruck bringen. Habe ich im Rettungsdienst auch so praktiziert und habe nicht vor das zu ändern.
Feuerblick
31.10.2022, 10:16
Ich finde, zwischen einem Standard-Handschlag mit jedem, der nicht bei drei auf dem Baum ist und einer mitfühlenden Geste, die man gezielt verteilt, liegen Welten.
Soweit ich weiß besteht in Japan und Korea kein Pflicht zum Masken tragen. Die werden zwar häufiger getragen, aber eher wenn jemandem Symptome hat (hier lasse ich mich gerne korrigieren).
es ist schwierig für mich uneingeschränkt für einen Maskenfreien beruflichen Alltag zu plädieren, jedoch finde ich dass die Masken nicht zum Pflicht/Teil des „Berufsbilds“ werden sollte. Das haben wir auch damals bei Influenza nicht gemacht, und jetzt dass corona endemischer Wird, hoffe ich dass es auch Richtung Normalität wieder geht.
Soweit ich weiß besteht in Japan und Korea kein Pflicht zum Masken tragen. Die werden zwar häufiger getragen, aber eher wenn jemandem Symptome hat (hier lasse ich mich gerne korrigieren).
In vielen asiatischen Ländern tragen die Menschen seit Jahrzehnten (aus Rücksicht auf andere) in der Erkältungszeit bereits bei leichten Symptomen (schon bei einem Schnupfen) eine OP-Maske.
Ich selbst hab auch nie den Handschlag gebraucht und bin sehr dankbar darum, das die meisten Menschen in Deutschland mit einem kleinen Nicken mit angedeuteter Verbeugung bei mir vollkommen glücklich sind.
Gleichzeitig glaube ich, darf man den kulturellen Unterschied zwischen vielen asiatischen Ländern (die hier als Beispiel genannt wurden) nicht vergessen: hier zählte schon immer zum Ausdruck und der Mimik viel mehr die Augen als der Mund, anders als in Europa, und hier in Europa scheint der Handschlag ein Zeichen des Respekts und Wilkommens zu sein (unabhängig von der Qualität des Handschlags :-)) )
Deswegen würde ich es nicht einfach so "abtun", wenn Menschen das Fehlen dessen bekunden.
Den Handschlag vermisse ich nicht, aber die Maske nervt mich schon. Sowohl beim reinen Verstehen der Patienten (ich habe viele mit schlimmer Dysarthrie) als auch bei der Gewinnung des Gesamteindrucks (Bradykinese z.B.). Ich lasse sie dann abnehmen, lässt sich halt nicht ändern. Wenn ich den Eindruck habe, dass man mich wegen der Maske nicht versteht (das kommt allerdings selten vor), dann nehme ich sie auch ab.
Ich habe sogar schon Befreiungs-Atteste ausgestellt bei Patienten mit schweren Kieferöffnungsdystonien, bei denen die Maske sowieso maximal 30 sec an der richtigen Stelle bleibt.
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