Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Warum rufst Du denn dann an und schreibst nicht eine schriftliche Bewerbung? Ein kurzes Anschreiben mit konkret formuliertem Anliegen und kurzem Lebenslauf formlos per Mail? Im laufendem Betrieb hätte bei uns auch keiner Zeit sowas mal eben zu klären…
Dragonheart
15.11.2022, 16:11
Das habe ich doch natürlich gemacht, aber wenn an nach ein / zwei Wochen nichts hört versuche ich halt mal telefonisch nachzufragen...
runningMan18
15.11.2022, 20:25
Gibt es hier irgendwo im Forum einen Antomen, der sich mit der momentanen Stellensituation auskennt? Gibt es nur befristete Verträge? Und wie viel verdient man?
LoveDoctor
16.11.2022, 16:59
Wie geht ihr eigentlich mit so akuten Motivationstiefs um? Momentan ist bei uns die Personalsituation (Neurologie Schwerpunktversorger) katastrophal durch Krankheit, Schwangerschaft, Kündigung (das Übliche). Wir machen gefühlt nur noch Spät- und Nachtdienste. Frei gibt es nur das gesetzlich notwendige Minimum und andauernd ist Einspringen angesagt. Ich wollte ohnehin nur max. 2 Jahre bleiben (1. Stelle) und habe jetzt ein bisschen über ein Jahr rum.
Ich befürchte anderswo ist es ähnlich derzeit. Am liebsten würde ich komplett weg aus der Medizin, aber so viele Möglichkeiten hat man ja als Ärztin mit einem Jahr Berufserfahrung auch nicht... hat jemand vielleicht ein paar aufbauende Worte? So down war ich noch nie
Bonnerin
16.11.2022, 17:33
Man muss sagen, dass die stationäre Medizin in Deutschland leider wirklich im Regelfall eine Katastrophe ist. Von einigen Fachrichtungen (meist chirurgisch) oder seltener persönlicher Vorliebe abgesehen, wollen die meisten doch eher früher als später raus aus dem stationären Sektor.
Muss es denn unbedingt Neuro sein? Eventuell ein Jahr mit starkem Zähneknirschen Innere machen, dann noch 2x 6 Monate irgendwas...und ab in die Allgemeinmedizin? Das klingt bei dir ja eher nach einer Abneigung, die sich gegen den stationären Bereich entwickelt hat, als gegen Medizin generell.
Ansonsten - ja, ein Jahr Berufserfahrung bringt wenig. Gibt schon viele Threads dazu, ohne FA stößt man leider eher früher oder später gegen ne glass ceiling.
][truba][
16.11.2022, 18:05
Wie geht ihr eigentlich mit so akuten Motivationstiefs um? Momentan ist bei uns die Personalsituation (Neurologie Schwerpunktversorger) katastrophal durch Krankheit, Schwangerschaft, Kündigung (das Übliche). Wir machen gefühlt nur noch Spät- und Nachtdienste. Frei gibt es nur das gesetzlich notwendige Minimum und andauernd ist Einspringen angesagt. Ich wollte ohnehin nur max. 2 Jahre bleiben (1. Stelle) und habe jetzt ein bisschen über ein Jahr rum.
Ich befürchte anderswo ist es ähnlich derzeit. Am liebsten würde ich komplett weg aus der Medizin, aber so viele Möglichkeiten hat man ja als Ärztin mit einem Jahr Berufserfahrung auch nicht... hat jemand vielleicht ein paar aufbauende Worte? So down war ich noch nie
Hallo,
erst einmal wünsche ich dir erholsame, wenn auch zur Zeit spärliche, freie Tage. Versuche sie zu genießen und nicht die ganze Zeit an die (kommende) Arbeit zu denken. Ich hatte ungefähr Ende des ersten Jahres ein starkes Tief. Ich war in der Allgemeinchirurgie und mir machte es nur bedingt Spass. Die Stelle an sich war (rückblickend sogar sehr) gut. Trotzdem fand ich an allem was auszusetzen. Zu viele Dienste, zu stressige Dienste, zu wenig OPs. Ich hab dann trotzdem noch die zwei Jahre voll gemacht. Habe zwischenzeitlich ein Thema gefunden, was mich persönlich als auch chirurgisch sehr interessiert hat (bariatrische Chirurgie) und konnte dort zu Fortbildungen und mich im Team engagieren. Das hat etwas geholfen.
Ich hab dann die Fachrichtung gewechselt (wollte schon im Studium Uro machen) und mir ein Fremdjahr anerkennen lassen um vielleicht den Allgemeinchirurgen zu machen. Zum Glück hat mich die Liebe (trotz einer desaströsen! Stelle) gepackt und nun bin ich sehr zufrieden (auch wenn ich Dienste nach wie vor.... finde).
Je länger man durchhält umso eher finde ich die ganze Sache zu ertragen. Woran es genau liegt, weiß ich nicht. Man wird schneller mit der Zeit, man wird nicht mehr so "umgehauen" von Krankheitsbilder die neu sind (weil man mit Erfahrung mehr sieht). Man wird sicherer darin, Dinge zu entscheiden und man bekommt im besten Fall Verantwortung übertragen als Zeichen der guten Arbeit. Und irgendwann ist man auf einmal nah dran am Facharzt und kann dann weiter sehen was man machen möchte. Im besten Fall hat man bis dahin etwas gefunden, was einen "packt".
Ich möchte damit nicht sagen, dass du dein Fach wechseln sollst. Wenn dir das Fach im Grund Spass macht, Wechsel die Stelle. Vielleicht mal ein kleineres (oder auch größeres?) Haus? Oder eins mit einer Spezialisierung welche du sehr interessant findest? Oder vielleicht doch mal ein "Fremdjahr" in einem Fach dass du gut findest. Vielleicht kannst du dein Psych Fremdjahr machen und es gefällt dir dort sogar besser als in der Neuro. Die Möglichkeiten sind vielfältig und der Job an sich schön nur ist der Weg sehr lang und steinig. Ich wünsche dir vorerst viel Kraft.
VG Thomas
LoveDoctor
16.11.2022, 20:31
Danke erstmal für eure Antworten.
Ich möchte schon gern in die Niederlassung bzw. könnte mir die Tätigkeit in einer (Spezial-)Ambulanz auch ganz gut vorstellen. Neuro war immer mein Wunschfach, momentan habe ich leider das Gefühl kaum etwas zu lernen, bei der vielen Dienstschrubberei ist Funktionsdiagnostik fast nie drin.
Daher habe ich auch schon mit der Allgemeinmedizin geliebäugelt, man könnte sich 1 Jahr Innere ja meines Wissens nach auch für Neuro anrechnen lassen und Psychiatrie schadet in beiden Fachrichtungen nicht.
Boah dieser ganze Papierkram, der so zum Erwachsensein dazugehört, ist schon ultra nervig... Ich habe mir diese Woche mal meinen "Kontoauszug" der DRV schicken lassen (Versicherungszeit vor Versorgungswerk), aber das hat mich auch noch nicht weitergebracht, was ich damit nun machen soll. Ich glaube, ich muss doch mal in eine professionelle Beratung investieren.
Die DRV berät auch selbst, glaube ich. Ich denke, das kostet sogar nichts :)
Absolute Arrhythmie
20.11.2022, 12:50
Die DRV berät auch selbst, glaube ich. Ich denke, das kostet sogar nichts :)
So ist es!
Bonnerin
20.11.2022, 12:57
Boah dieser ganze Papierkram, der so zum Erwachsensein dazugehört, ist schon ultra nervig... Ich habe mir diese Woche mal meinen "Kontoauszug" der DRV schicken lassen (Versicherungszeit vor Versorgungswerk), aber das hat mich auch noch nicht weitergebracht, was ich damit nun machen soll. Ich glaube, ich muss doch mal in eine professionelle Beratung investieren.
Naja, die Frage ist ja, ob du das momentan noch existierende Krankenversicherungs-"Schlupfloch" nutzen kannst oder gegebenenfalls nach einer Elternzeit oder kurzem Zeitraum einer freiwilligen Zahlung nutzen könntest.
Wenn du in der GKV bist und 60 Monate in die DRV eingezahlt hast, steht dir (Stand heute, wie das in Zukunft sein wird, weiß keiner) die Krankenversicherung der Rentner zu. Wenn du in der GKV bist, aber nur Versorgungswerkeinkommen beziehst, landest du automatisch als "freiwillig versicherte Person" in dem Bereich mit hohen Beiträgen und keinem Zuschuss (da das formal bei den Versorgunswerkzahlen "mit drin") ist.
Ja, genau deswegen überlege ich, selbst ohne Elternzeit wären das jetzt ca. 2500 Euro freiwillige Einzahlung, das amortisiert sich durch die KV der Rentner vermutlich schnell. Mein innerer Pessimist erwartet allerdings eh, dass irgendwann in den nächsten 30 Jahren die DRV sich das Versorgungswerk einverleibt. :-oopss
Altersvorsorge ist so ein fürchterliches Thema...
Bonnerin
20.11.2022, 14:47
Ja, genau deswegen überlege ich, selbst ohne Elternzeit wären das jetzt ca. 2500 Euro freiwillige Einzahlung, das amortisiert sich durch die KV der Rentner vermutlich schnell. Mein innerer Pessimist erwartet allerdings eh, dass irgendwann in den nächsten 30 Jahren die DRV sich das Versorgungswerk einverleibt. :-oopss
Altersvorsorge ist so ein fürchterliches Thema...
Wenn ein Wechsel in ne PKV nicht realistisch drin ist, dann wäre es mit 2,5k€ kein allzu teures Pokerspiel. Aber ob nicht das "Schlupfloch" der 60 Monate früher oder später zugemacht wird ist halt die spannende Frage. Im öffentlichen Diskurs wurde das bislang glücklicherweise wenig beachtet.
Bezüglich der Existenz der Versorgungswerke mache ich mir tatsächlich wenig Gedanken - zum Glück sind ja noch andere Berufe gekammert und das sind nicht so political pushovers wie wir. Da will ich mal sehen, wie irgendeine Bundesregierung den Wirtschaftsprüfer:innen bei den Big 4 verklickern will, dass sie jetzt ihr angespartes Geld verlieren und dem DRV-Kraken einverleibt werden... ;-)
(Ich selbst tippe eher darauf, dass wir alle halt bis 70+ arbeiten müssen, von daher eh so ein bisschen whatever...)
Ich fühle mich mittlerweile einfach verbraucht. Ich hab das Gefühl man wird von allen Seiten getreten. Sei es von der Pflege, Angehörigen, Patienten, Vorgesetzten. Ich bin schon ein sehr konfrontationsfreudiger Charakter, aber es stört mich um jede Kleinigkeit kämpfen zu müssen. Gekündigt habe ich mittlerweile über unsere Personalabteilung (wie es auch rechtlich vorgesehen ist). Es hat mir ganz gut reingepasst, dass diese unseren Chef kontaktieren wollten bzgl. meiner Kündigung (es gab in der Vorzeit schon persönliche Gespräche bzgl. der Kündigung, in denen ich relativ respektlos behandelt wurde aus meiner Sicht, weshalb die Kündigung nun nicht aus heiterem Himmel kommt). Leider hat sie das nicht direkt gemacht, weshalb es jetzt erst 2 Wochen später "rauskam". Aufgrund der Vorgeschichte habe ich mich auch nicht mehr per Email oder persönlich (unser Chef ist eh kaum präsent) nochmals gemeldet. Es hat mich einfach zu sehr angekotzt und ich war zu stolz mich deshalb nochmal zu melden. Habe den Streit also auch billigend in Kauf genommen ehrlicherweise. Habe mich mittlerweile auch entschuldigt, dass ich mich nochmal extra hätte melden sollen. Insgesamt bleibt dieses flaue Gefühl im Magen, dass man einfach nur ein kleines Zahnrad im System ist, das seine Arbeit verrichten und dabei die Klappe halten soll. Hätte mir irgendwie gewünscht, dass man sich auch mal bei mir meldet und nach dem persönlichen Gespräch auch mal fragt wie es bei mir weitergehen soll. Tut mir leid wollte mich nur mal auskotzen.
Endoplasmatisches Reticulum
22.11.2022, 15:23
Kündigungsadressat ist die HR, nicht der Chefarzt. Insuffiziente Kommunikationsstrukturen im Middle Management sind nicht dein Verantwortungsbereich. Zum guten Ton gehört es, dass man den Chef zuerst informiert. Das setzt aber voraus, dass der selbst einem gegenüber in der Vergangenheit keine maßgeblichen Grenzüberschreitungen getätigt hat. Wenn du wie Rindvieh behandelt wurdest, würde ich keine Sekunde Lebenszeit darauf verschwenden, mich wegen so etwas schlecht zu fühlen.
Kündigungsadressat ist die HR, nicht der Chefarzt. Insuffiziente Kommunikationsstrukturen im Middle Management sind nicht dein Verantwortungsbereich. Zum guten Ton gehört es, dass man den Chef zuerst informiert. Das setzt aber voraus, dass der selbst einem gegenüber in der Vergangenheit keine maßgeblichen Grenzüberschreitungen getätigt hat. Wenn du wie Rindvieh behandelt wurdest, würde ich keine Sekunde Lebenszeit darauf verschwenden, mich wegen so etwas schlecht zu fühlen.
Danke für die aufbauenden Worte.
Familie L
23.11.2022, 00:23
Gut, vielleicht hätte ich mir erst hier lesen bevor ich eine neue Posting im forum geschrieben habe. Mir geht's ähnlich wie Dragonheart.... Wechsel der Abteilungen im selben Krankenhaus. Ich habe den Vertrag zum Februar 2023 noch nicht unterschrieben und würde so gerne mich für die ausgeschriebe Stelle von gestern auf der Seit der Klinik bewerben. Funktioniert dad nun ohne Probleme? Oder baue ich mir damit die andere Stelle ab?
Dragonheart
23.11.2022, 06:58
Ähnlich... naja...
Ich würde einfach empfehlen den Mund auf zu machen und mit den entsprechenden Chefs persönlich zu reden. Erst mit de der neuen Stelle, wenn das ein positives Gespräch wird und der mündlich zusagt und das dann ggf auch recht zügig schriftlich kommt mit dem anderen Chef... fertig...
Familie L
23.11.2022, 11:07
Du meinst erstmal überhaupt eine Stelle annehmen und dann ggf wechseln, wenn ich im Haus Mitarbeiterin bin und schon einen festen Vertrag habe?.
Dragonheart
23.11.2022, 12:59
Wie gesagt, ich würde einfach erstmal zb telefonisch Kontakt mit dem Chef der neu ausgeschrieben Stelle aufnehmen. Nur weil eine Stelle online ausgeschrieben ist muss das aus eigener Erfahrung leider nicht viel heißen...
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