Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Dani htt
23.02.2023, 18:35
Hallo, ich hatte letzte Woche eine Patienten, wo ich mit falscher und unzureichender Diagnose weiter verlegt zur Überwachung. Nun ist sie verstorben. Was auch erwartet war bei multimorbidität und hohen Alter. Die Familie hat Klage eingereicht. Der Kollege aus der anderen Abteilung, die der Patienten von mir übernommen hat, meinte beim Gespräch mit dem Chef, dass ich alleine die Verantwortung übernehmen muss, da ich viel Zeit und fehlende Diagnose durchgeführt habe. Nun bezweifle ich langsam, dass ich in dem Laden keinen Zukunft mehr haben werde. Auch vor allem mit dem Fall von gestern in der Schmerz Ambulanz. Was sind die Konsequenzen für mich?
Diese Trollaccounts nehmen echt kein Ende. Der Konsequenz ist Anwalt.
Sag mal, wie lange bist Du schon als Arzt/Ärztin tätig?
(Und hast Du es mal mit Intensivmedizin versucht??)
Dani htt
23.02.2023, 21:31
Facharzt bin ich nicht und ein erfahren Kollege zur Anleitung oder ein der für Fragen zur Verfügung steht existiert leider auch nicht.
Es gibt einfach kein wirkliches System einer Praxisanleitung. Mir bleibt nur die Lernmethode "Versuch und Irrtum",
Facharzt bin ich nicht und ein erfahren Kollege zur Anleitung oder ein der für Fragen zur Verfügung steht existiert leider auch nicht.
Es gibt einfach kein wirkliches System einer Praxisanleitung. Mir bleibt nur die Lernmethode "Versuch und Irrtum",
Na dann viel Glück
Ich hab letztens einen Artikel über die Probleme unserer Kolleg:innen der Schweiz gelesen https://www.nzz.ch/zuerich/umfrage-mit-assistenzaerzten-burnouts-und-buerokratie-im-spital-ld.1722170 und heute morgen gleich der passende Dinosaurier, der gleich mal demonstriert, dass er ein Teil des Problems ist, das er aber auf die Assistenzärzt:innen, Bürokratie, Politik schiebt. https://www.nzz.ch/zuerich/zuercher-arzt-verteidigt-lange-arbeitstage-im-spital-ld.1725569?reduced=true
Irgendwie doch überall gleich
Unkrautvergehtnicht
24.02.2023, 12:49
Ich kenne diesen Artikel und finde mich hier durchaus wieder. Das Interview spricht natürlich auch für sich und ich wundere mich, dass sich jemand ernsthaft zu solchen Zeilen hinreißen lässt. Zumal ja seit Jahren eine regelrechte (mediale) Schlammschlacht an der Herzchirurgie des USZ tobt. Wer sich selbst noch ein Bild machen will:
https://insideparadeplatz.ch/2022/01/14/kaum-mehr-herz-ops-mehr-am-unispital-zuerich/
https://insideparadeplatz.ch/2022/06/03/unispital-herz-chirurgen-tingeln-durch-welt-auf-arbeitszeit/
Gibts hier jemanden, der weiß wieviel Monate von Auge auf andere Fächer angerechnet werden? bzw. kennt einen Fachwechsler? Bei der Läk arbeitet so eine neue, die mir gerade schrieb, dass es 0 Monate sind?!?
Feuerblick
24.02.2023, 13:08
Naja, überall da wo „in der unmittelbaren Patientenversorgung“ ohne Fachbezeichnung in der WBO steht? Allgemeinmedizin bestimmt. Einfach mal reinlesen. So viele Fachwechsler dürfte es nicht geben.
Mistermeo
24.02.2023, 13:09
Gibts hier jemanden, der weiß wieviel Monate von Auge auf andere Fächer angerechnet werden? bzw. kennt einen Fachwechsler? Bei der Läk arbeitet so eine neue, die mir gerade schrieb, dass es 0 Monate sind?!?
Auge zählt doch als Fach der unmittelbaren Patientenversorgung, demnach sollte das doch problemlos auf die allermeisten Fächer anrechenbar sein? Zumindest 6 Monate sind in aller Regel ja möglich... aber vielleicht unterscheiden sich die Bundesländer bzw. Ärztekammern hier
laut der neuen WBO 20 steht bei einigen Fächern ja „bis zu 12 Monate aus einem anderen Fachgebiet“. Ich wollte nur wissen wieviele Monate und die Trulla schickt mir die WBO von Auge, worauf sich tatsächlich nichts anrechnen lässt. Ja danke, das wusste ich vorher auch schon.
Bonnerin
24.02.2023, 14:20
Um welches Fach geht es denn explizit? Und nach welcher WBO, da sich teilweise die Kammerbezirke unterscheiden.
Auge ist wie hier schon genannt:
a) Fachgebiet der unmittelbaren Patientenversorgung
b) stationäre Patientenversorgung (da ich meine, du warst in einer Klinik)
und auch immer c) anderes Fachgebiet
Fachgebiete, bei denen das je nach Kammer z.B. zählen würde (Liste vermutlich unvollständig, Nordrhein(!!!!)):
- Allgemeinmedizin
- Anästhesie
- Arbeitsmedizin
- Gyn
- HNO
- Derma
- Humangenetik
- Hygiene
- Pädiatrie
- KJP
- Laboratoriumsmedizin
- Mibi/Viro/Infektionsepidemiologie
- NCH
- Nuklearmedizin (6 Monate)
- ÖGD
- Neuropatho
- Patho
- Klinische Pharmakologie
- Pharmakologie und Toxikologie
- Phoniatrie und Pädaudiologie
- Psychosomatik
- Radiologie
- Rechtsmedizin (6 Monate)
- Strahlentherapie
- Transfusionsmedizin
- Urologie
Über Sinn und Unsinn einiger der hier genannten Fächer bezüglich der Anerkennung von Auge brauchen wir nicht zu sprechen.
WB 20, Hatte sie mir zumindest geschrieben. Also bei dem Fach steht auch das mit 12 Monaten und wenn HNO und NCh gezählt werden, sehe ich da kein Problem. Die Liste ist ja fast identisch mit Hessen. Also auch mit den 6 Monaten bei Nukmed. Ich denke halt, dass diese neue Mitarbeiter einfach keinen Plan hat. Laut der alten WB würde das nicht gehen so einfach. Das wurde ja geändert.
Nefazodon
24.02.2023, 17:03
@Dooly, @Unkrautvergeht nicht: Komische Geschichte. Also ein leitender Mediziner plädiert praktisch für längere Arbeitszeiten seiner Untergebenen, tingelt aber selbst in der Weltgeschichte herum.....
Andererseits....Dienstreisen, gerade auch zu "repräsentativen" Zwecken sind auf dieser Hierarchieebene doch oft Gang und Gäbe?
Ist das am Herzzentrum Hirslanden wirklich etwas besonderes?
Und was steckt hinter den Querelen um das Herzzentrum? Was hat hat der Vorgänger gemacht....? Kann mich da jemand kurz auf den neuesten Stand bringen?
Edit: Ah okay, das mit dem Vorgänger steht in dem anderen Artikel....
Was das Stafverfahren gegen den leitenden Mediziner angeht: Ich denke, es kommt darauf an, wem er seine Aufgaben in der Privatklinik überlassen hat, als er nicht da war, bzw. wer die OP am USZ zuende führte....wenn das jeweils eigentlich kompetente Oberärzte waren, die so einen Eingriff hätten beherrschen können müssen, dann hinterlässt es zwar ein Geschmäckle, dass der leitende Mediziner so eingebunden ist und auf mehreren Hochzeiten tanzt, strafbar ist es deswegen dann aber noch nicht.
Aber so oder so: Für den Ruf des USZ sind solche meldungen natürlich Gift....
Ich hab letztens einen Artikel über die Probleme unserer Kolleg:innen der Schweiz gelesen https://www.nzz.ch/zuerich/umfrage-mit-assistenzaerzten-burnouts-und-buerokratie-im-spital-ld.1722170 und heute morgen gleich der passende Dinosaurier, der gleich mal demonstriert, dass er ein Teil des Problems ist, das er aber auf die Assistenzärzt:innen, Bürokratie, Politik schiebt. https://www.nzz.ch/zuerich/zuercher-arzt-verteidigt-lange-arbeitstage-im-spital-ld.1725569?reduced=true
Irgendwie doch überall gleich
Das ist echt schade. Ich dachte immer die Schweiz würde im Geld schwimmen und die Arbeitsbedingungen für Ärzte wären dort besser als hier.
cartablanca
25.02.2023, 16:49
Ich hab letztens einen Artikel über die Probleme unserer Kolleg:innen der Schweiz gelesen https://www.nzz.ch/zuerich/umfrage-mit-assistenzaerzten-burnouts-und-buerokratie-im-spital-ld.1722170 und heute morgen gleich der passende Dinosaurier, der gleich mal demonstriert, dass er ein Teil des Problems ist, das er aber auf die Assistenzärzt:innen, Bürokratie, Politik schiebt. https://www.nzz.ch/zuerich/zuercher-arzt-verteidigt-lange-arbeitstage-im-spital-ld.1725569?reduced=true
Irgendwie doch überall gleich
Vollkommen gestörter Typ. Die Woche hat nur 116 wache Stunden. Wie sollen sich ein Vater oder eine Mutter um die Kinder kümmern, wenn man entweder bei der Arbeit oder auf dem Weg zur Arbeit ist?
Solche Typen gehören maximal abgestraft. Anders gehts nicht in ihre Betonköpfe rein. Vor allem denken die, dass sie unersetzlich sind. Der Anteil der Leute der in der Lage ist seine Arbeit zu erledigen ist deutlich höher als er annimmt. Nur die meisten sind nicht masochistisch veranlagt genug sich diese Arbeitsatmosphäre zu geben.
Mit der Bürokratie hat er aber recht. Müsste sowas wie eine Antibürokratiebehörde geben, die mal ausmistet und Prozesse optimiert.
Vielleicht tragen die DRGs in Deutschland gar nicht so viel zu den schlechten Arbeitsbedingungen durch Arbeitsverdichtung bei, sondern die anderen Faktoren, die überall Anwendung finden, wie Wissenszuwachs, steigende Komplexität, usw. sind maßgeblich. Dem käme der Trend in Zentren interdisziplinär zu arbeiten entgegen. Wobei Zentren-Vergütung nicht adäquat in den DRGs abgebildet sind.
Endoplasmatisches Reticulum
26.02.2023, 09:25
Nicht unbedingt. Interdisziplinarität = mehr Dokumentation und Koordination. Der medizinische Aspekt schrumpft seit Langem, während der bürokratische Bauchring wächst. DRGs an sich sind nicht unbedingt gut oder schlecht, sondern erstmal nur ein Abstraktionsmodell der Wirklichkeit. Die Frage ist, wie sie berechnet werden und welche Implikationen sich aus ihnen ableiten.
Interdisziplinarität = mehr Dokumentation und Koordination.Natürlich, aber wie will man sonst die Komplexität bewältigen? Die Entscheidung haben ja zunehmend teure Konsequenzen bzgl. Diagnostik und Therapie. Man braucht Schwarmintelligenz. Ressourcen gehen nun mal drauf, die Frage ist, wie man diese sinnvoll einsetzt.
Endoplasmatisches Reticulum
26.02.2023, 10:26
Z.B.
(1) Abbau von Bürokratie
(2) Ausbau der verschlafenen Digitalisierung, und zwar ohne überproportionale Begleitaufblähung von (1)
(3) Abbau von Ineffizienzen, aber Reinvestierung in Personal anstatt Profitmaximierung
(4) Professionelles Knowledge Management, in meiner Erfahrung im Krankenhaus ein Fremdwort
Wenn die Patienten komplexer werden, braucht es mehr Manpower zur Bearbeitung. Mehr Manpower erfordert mehr Geld. Wir betreiben aber das Gegenteil, wir sparen gerade am Personal und machen die Jobs so attraktiv, dass die Leute für immer aus der Branche fliehen. Die kastrierten Finanzflüsse von den Krankenkassen in die Krankenhäuser rühren aus der Struktur und Festlegung unseres DRG-Modells her. Die ausbleibenden Finanzflüsse von den Ländern in die Krankenhäuser sind politische Intention.
Natürlich ist das ein Teufelskreis, bzw. eine Abwärtsspirale. Problem ist aber nicht wirklich die Komplexität, denn die wächst schon alleine durch die Alterung der Bevölkerung. Das ist also ein Faktor, den wir nicht wirklich beeinflussen können. Gravierender ist die Selbstlimitierung der Gesundheitsfinanzierung gegenüber einer expansiv wachsenden Gesundheitsnachfrage. Wir können nur mehr Geld in die Hand nehmen, Geld anders verteilen, oder Abläufe günstiger Gestalten. Mehr Geld ist politisch nicht gewollt. Geld Umverteilen probieren wir seit Jahrzehnten. Abläufe günstiger gestalten bedeutet Abbau von Doppelstrukturen (= Klinikschließungen) und vor allem Abbau von Personal (= Arbeitsverdichtung).
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