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Gibt es einen Forum thread für Leute, die für die Facharztprüfung lernen??
Ich suche dringend einen Lernpartner, denn nur vom lesen bleibt bei mir recht wenig hängen.
Züschata
01.04.2023, 09:33
Ich hatte jetzt die Tage meinen ersten neurologischen Dienst und war heillos überfordert mit der Situation, weswegen ich hier mal nach Tipps fragen wollte, wie ihr vorgeht und was euch hilft um nicht ins Schwimmen zu geraten. Der Dienst ging los mit 5 Pat. in der ZNA, darunter Sehstörungen, Schwindel, pulsierende Ohrgeräusche, bilaterale Hypästhesie in beiden Beinen, V.a. Meningitis. Das CT war in Wartung. Ständig bimmelte das Telefon, dann noch ein generalisierter Anfall auf Station bei Zn SAB. Ich wusste gar nicht wo ich hin soll mit mir. Wo sollte ich anfangen? Ich war weder aufnahmefähig noch konnte ich inhaltlich nachdenken, alle halbe Stunde musste ich mir neue externe Patientenvorstellungen anhören, dann fragt der Internist wegen einem Pat mit Mundwinkelasymmetrie auf seiner Station nach. Es war, als hätte ich selbst das geringe Wissen, das ich hatte, nicht abrufen können.
Alle Pat. waren stabil, ich wusste aber bei keinem so recht in welche Richtung es geht, teilweise waren Pat. auch noch im erweiterten Zeitfenster, jedoch (im Nachgang betrachtet) ohne relevantes Defizit, was mich zu dem Zeitpunkt echt verunsichert hat. Es hat sich dann eine totale Blockade eingestellt und ich musste nen Kollegen dazurufen, der mir dann den Kram abgenommen hat. Ich hatte das Gefühl, nichts richtig machen zu können. Eigentlich bin ich nur von Zimmer zu Zimmer, habe ne kurze Anamnese erhoben und kurz untersucht, um dann wieder zum nächsten zu gehen. War total verzweifelt und traue mir weitere Dienste nicht so richtig zu, aber es hilft ja nichts, kneifen ist keine Option.
Ich bin keine Neurologin, aber einige Dinge sind in allen Fachdisziplinen ähnlich. Was schon mal richtig läuft: Du hast die Anamnese und Untersuchung bei den Patienten gemacht (ich gehe davon aus, dass du das auch noch dokumentiert hast). Daraus muss aber dann auch weiteres folgen: was passiert als nächstes? Braucht der Patient noch Diagnostik? Nimmst du den Patienten auf oder verbleibt er ambulant? Wir läuft das denn im Alltag? Besprichst du jeden Patienten oberärztlich oder entscheidet du etwas selbst? Wenn du im Alltag selbst entscheidest, dann machst du das auch im Dienst. Wenn nicht, dann rufst du auch im Dienst den Hintergrund an. Wie machen das andere Kollegen? Wie ist es mit dem Hintergrund abgesprochen?
Ich würde auf jeden nochmal das Gespräch mit den Kollegen und auch mit den Oberärzten suchen.
Speranza100
01.04.2023, 10:25
@ Züschata: noch hinzufügend: Mit der Zeit lernt man glaube ich auch Prioritäten zu setzen. Und alles was warten kann muss warten. eine eigene Triage machen. Ich kenne solche neurologischen Dienste, in denen man zerissen wird. Letztlich half mir, sich eigene ABläufe festzulegen, was hat Vorrang und was kann warten. in der ZNA wo ich war wurde auch seitens der Pflege zB direkt Labor gemacht, CCT hab ich meistens sehr schnell in die Wege geleitet um "alles grobe" vom Tisch zu haben.
Die Telefonate haben mir auch immer den letzten Nerv geraubt, weil es auch immer wieder die Gedankenketten abreißen lässt. Finde es gut, dass du dir dann die Hilfe dazu geholt hast. Bei mir gab es immer nur den oberärztlichen telef Hintergrund, wobei ich sehr nette Oberärzte hatte und wusste, wenn zB 2 Lysen gleichzeitig kommen dann kommen die ohne Murren rein.
Vielleicht kannst du dir eine Liste machen und selber (oder auch telefonisch dann mit Hintergrund) festlegen was du wie in welcher Reihenfolge abarbeitest. Ich glaube dass ist am Ende die Kunst und die Berufserfahrung, solche ABläufe zu Optimieren. Man wird schneller, irgendwann hat man raus, was man wie nebenbei machen kann und was in welcher Folge am Besten zeitlich geschehen kann. (CT in Wartung klingt ja aber auch nach suboptimalen Bedingungen wenn es um Lysen o.ä. geht....).
Ich hatte oft die Strategie zunächst die eigene Triage durchzuführen, das abzugeben was man abgeben kann, und ein dickes Fell anzulegen wenn dann andere Patienten länger warten müssen. Man kann sich eben nicht Zweiteilen... viel Kraft für den nächsten Dienst!
Nefazodon
01.04.2023, 10:27
Hallo Züschata,
nur Mut! Die ZNA ist stressig und wenn viele Patienten da sind, kommt fast jeder in Zeitverzug bzw. ins Schwimmen.
5 Patienten die bereits bei Dienstantritt auf dich warten, sind auch viel. Da hast Du praktisch keine Chance, das ganze ohne dass sich eine Schlange bildet, abzuarbeiten.
Also, es liegt nicht an dir!
Das mit dem CT in der Wartung ist eine sehr ungünstige Situation, aber es muss ja eine Möglichkeit zur Notfallbildgebung gegeben haben?! Neurologische ZNA ohne CT-Möglichkeit (bzw. Möglichkeit zur Bildgebung) geht ja nicht.
Ansonsten: Wenn zuviele Patienten da sind, muss man priorisieren! Das Problem in der Neuro ist dabei, dass "prinzipiell" hinter jeder Symptomatik ein Hirninfarkt stecken kann.
Deswegen ist es wichtig zu jedem Patienten der schon da ist eine kurze Übergabe zu haben: Wie ist der/diejenige angekommen? Selbst oder mit NA? Wie ausgeprägt ist die Symptomatik? Ist der Pat. stabil?
Und dann muss man halt priorisieren (was gar nicht einfach ist! Sollte jetzt nicht verharmlosend klingen)
(Hier stand mal was)
Danach muss man dann priorisieren.
Klar ist schonmal: Der Verdacht auf Meningitis und der akute Krampfanfall auf Station haben notfallmäßige Prio.
Der Verdacht auf Meningitis muss ja auch, wenn Du den Verdacht nach deiner Sichtung auch hast, eine Bildgebung bekommen und lumbalpunktiert werden. Wie bist Du vorgegangen?
Letztlich musst Du dir von allen Patienten ein kurzes Bild machen und dann entscheiden. Aber das hast Du ja getan, also erstmal alles richtig gemacht.
Und Du hast dir Hilfe geholt. Auch das ist richtig und wichtig! Wenn absehbar ist, dass es nicht alleine zu schaffen ist, macht man das auch besser früher als später.
Wenn viele Patienten da sind, und Du am Anfang Probleme hast zu priorisieren, kannst Du das aber bestimmt auch kurz mit deinem Oberarzt/Oberärztin besprechen und der/die soll dir eine erste Reihenfolge vorgeben.
Jedenfalls denke ich Du hast alles richtig gemacht bisher.
Ich glaube, das wichtigste ist, nach Anamnese und Untersuchung die folgenden Untersuchungen oder Therapie direkt festzulegen. Nicht auf die lange Bank schieben und erst den nächsten Patienten anschauen. Einen soweit möglich abarbeiten, dann weiter. Sonst machst du dir doppelt Gedanken.
Aber solche Dienste gibt es. Und triagieren muss man auch lernen.
Züschata
01.04.2023, 11:56
Erst einmal vielen Dank für den netten Zuspruch und die hilfreichen Antworten allerseits! :)
@Nefazodon: also ein MR haben wir und das wurde auch genutzt. Zu den Pat: der Pat mit den Hypästhesien bds ventral von L1-S1 hatte sonst keine Ausfallerscheinungen, er hat sich fraglich verhoben vor 6 Wochen, hatte damals auch ne Schmerzspritze bekommen. Bei Aufnahme keine Infektzeichen. Keine Blasen/Mastdarmstörung. Mir war nicht ganz klar was er hatte um ehrlich zu sein. Der wollte nicht bleiben.
Die Pat mit den Ohrgeräuschen bekam ein MR mit TOF, kein KM. Dabei kam nichts rum. Sie wollte nicht bleiben und ging ebenfalls.
Die Pat. mit der „Sehstörung“ sah einen mit dem Auge mitbewegenden farbigen Punkt, keine Doppelbilder, fragliche Visusminderung, unklar welche Augen (habs nicht ordentlich untersucht.. wie testet ihr den einseitigen Visus bei Pat. mit Brille? Auge unter der Brille abdecken?) hatte auch einen leichten subjektiven Schwankschwindel. MR ebenfalls unauffällig, ging dann auf Station meine ich.
Die Pat. mit der Meningitis wollte nicht bleiben, gab einen wahrscheinlich aus Angst vorgeschobenen Grund an und ging ohne Diagnostik gegen ärztlichen Rat.
Nefazodon
01.04.2023, 12:10
Alles ordentlich gelaufen denke ich.
Die Pat. mit der Meningitis wollte nicht bleiben, gab einen wahrscheinlich aus Angst vorgeschobenen Grund an und ging ohne Diagnostik gegen ärztlichen Rat.
Bis auf das mit dem V.a. auf Meningitis, aber da kannst Du/konntet ihr nichts für, wenn sie gegen ärztlichen Rat gegangen ist.
Aber gruselig ist das jetzt schon.
Glaubst Du den Verdacht denn? Hatte sie einen Meningismus? Hatte sie Ausfälle?
Wurde Sie darüber aufgeklärt, dass eine Meningitis lebensbedrohlich ist?
Naja, kann man nichts machen. Des Menschen Wille ist sein Königreich....
Züschata
01.04.2023, 12:21
Alles ordentlich gelaufen denke ich.
Bis auf das mit dem V.a. auf Meningitis, aber da kannst Du/konntet ihr nichts für, wenn sie gegen ärztlichen Rat gegangen ist.
Aber gruselig ist das jetzt schon.
Glaubst Du den Verdacht denn? Hatte sie einen Meningismus? Hatte sie Ausfälle?
Wurde Sie darüber aufgeklärt, dass eine Meningitis lebensbedrohlich ist?
Naja, kann man nichts machen. Des Menschen Wille ist sein Königreich....
Ich bin mir nicht sicher. Sie (Anfang 20) hatte vor 5 Jahren mal eine Begleitmeningitis mit ca. 20 Lymphos in der LP. Bekannte Migräne, letzte Episode vor einem Jahr. Kein Fieber. Keine weiteren Vorerkrankungen, keine Medikation, keine Kontrazeption. Jetzt wohl nachts aufgetretene, pulsierende Kopfschmerzen mit Übelkeit und leichter Reizempfindlichkeit, sonst keine weiteren Symptome, mit okzipitalem Beginn wenn ich mich richtig erinnere, aber im Verlauf holocephal. Bei Lhermitte gab sie ein die WS hinunterziehendes Gefühl an. Die Symptomatik sei wie bei der Begleitmeningitis gewesen. Sie wirkte nicht stark betroffen, eher durch die geplante Diagnostik. Ich habe ein MR mit Sinusvenendarstellung angemeldet und die Punktion mit ihr besprochen. Sie wurde über alles bis einschließlich Tod aufgeklärt und verließ dann aber wie gesagt die ZNA.
Nefazodon
01.04.2023, 12:37
Okay. Das klingt schon ganz anders ;-)
Wenn das CT defekt ist bzw. sogar absehbar nicht zur Verfügung steht hat man a) entweder ein anderes CT im Haus das man nutzen kann, b) betreibt für die Dauer der Wartung des Defektes das MRT 24/7 oder c) meldet die ZNA ab und verlegt alles was an akuten Patienten kommt.
FirebirdUSA
01.04.2023, 21:56
Seh ich ähnlich wie freak, ohne CT dürfen euch keine Akutpatienten gebracht werden....
Wenn nicht immer so viele Patienten einfach selbst in die Notaufnahme kommen würden...
Autolyse
02.04.2023, 00:06
Wenn nicht immer so viele Patienten einfach selbst in die Notaufnahme kommen würden...
Schild raushängen: Wegen kurzfristigen Ausfalls des wichtigsten Mitarbeiters muss ihre Behandlung leider ausfallen.
Wenn nicht immer so viele Patienten einfach selbst in die Notaufnahme kommen würden...
Ja, dann muss man halt alles was Bildgebung brauchen könnte sofort verlegen. Alles andere ist fahrlässig, von Schlaganfällen fangen wir gar nicht erst an.
Ja, dann muss man halt alles was Bildgebung brauchen könnte sofort verlegen.
Das kenn ich. Ein Nachbarhaus hat MTRA-Probleme im Sinn von "zu wenige" und da ist regelmäßig das CT ab abends aus. Also wird uns ALLES zuverlegt was annähernd ein CT brauchen könnte. Die Stimmung ist da regelmäßig super.
Mir fällt jetzt wieder ein, dass ich bzgl. meiner Befreiung von der DRV immer noch nichts gehört hab, abgesehen von der Eingangsbestätigung. Ist ca. ein halbes Jahr her. Fällt mir das irgendwann auf die Füße oder kann ich das einfach weiter aussitzen?Meine Befreiung ist angekommen. 09/22 bis 04/23. Konnte also gegen Bille und Moorhühnchen mit 10 Monaten bei weitem nicht anstinken. XD
Wieso, bei 11 Monaten biste doch nah dran.. :-)) uni halt.
Ah no no no, hab mich missverständlich ausgedrückt. Bei mir sind’s knapp 7 Monate. Oben muss heißen: konnte also mit knapp 7 Monaten nicht gegen Bille und Moorhühnchen mit jeweils 10 (11) Monaten nicht anstinken.
Ach, die Uni schafft das in 7 Monaten.. wow! Damit es bei der Neubeantragung nach Vertragsverlängerung nicht so peinlich ist, dass der alte Antrag noch nicht durch ist?? :-))
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